Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1925. April (Jahrgang 52, nr. 15551-15559)

1925-04-01 / nr. 15551

Der TE, ER « « Scheiftleitung und Verwaltung: Hermanntadt, Königin Mariastrafe Ar. 23 — Sem­iprecer: Sceiftleitung SErldE Verwaltung. Ar. 431 — Bezugsnreis: für Hermannstadt: Tea Lei 60­—; mit Anstellung monatlich Lei 66; mit Postversendung für das Inland: monatlic Lei 66 °—; für das Ausland: monatlich Lei 120— — Einzelne Nummer, Lei > ohne­­ Enfellung Nr. 15551­52. Jahrgang *21335P* Hermannstadt, ER den 1. April 1925 une Biblioteca Judeteana ASTRA h · Ohne Ergebnis. =, (H­ PL) Die Präsidentenwahl in Deutschland hat das­­ Ergebnis gezeitigt, das nach der ganzen Sachlage zu er­­sparten war. Aus dem am Sonntag abgehaltenen ersten Wahlgang ist keiner der Kandidaten mit absoluter Mehr­­heit hervorgegangen. So wird denn erst der zweite Wahl­­gang die Entscheidung bringen,­­der für den 26. April in Aussicht genommen­­ ist. Im Sinne Der Reichsverfas­­sung wird nunmehr jener Kandidat als gewählt herber­­geben, der­ die größte Stimmenanzahl auf sich vereinigt,­­ ohne Rücksicht Darauf, ob er damit die absolute Mehrheit hat oder nut. Es folgt demnach dem ersten ergebnis­­losen Wahlgang nicht eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten, denen Die meisten Stimmen zugefallen­ sind, sondern es folgt eine völlig neue Wahl, bei der jedoch, zum Hlnterschied von der ersten, jedon die relative Mehr­­heit den Ausschlag gibt. Dieser Sachverhalt ist dadurch­chon Bedeutung, als ihm zufolge die Parteien bei dem entscheidenden Wahlgang nicht am die Personen gebunden sind, die sie im ersten Wahlgang aufgestellt hatten. Es kann an­ die Stelle jedes Kandidaten einer Partei oder einer Parteigruppe ein anderer Mann gestellt werden, wenn man es mit Rücksicht auf die Zugkraft seiner Per­­sönlichkeit für zweidienlich hält. En macht sich aus dem Stimmenergebnis des ersten Wahlganges noch keine Folgerung darauf ableiten, wel­­chen Ausgang Die­­ Präsidentenwahl nehmen gang sind die Rechtspar­ für Jarres aß _ Anbesteittene nondfifehe: a ‚Ss liegt "eine bemerkenswerte Spannung zwischen ihrer Stimm­­stärke und derjenigen der­ nachfolgenden sozialdemokra­­tischen­­ Partei, die­ für ihren Kandidaten Braun nur 7.833.000 Stimmen aufzubringen bermochte. No auf­­fallender aber ist das starre Zurückbleiben der Stimmen des Zentrums, Das Groß des hohen Ansehens seines Kandidaten Sr. Marz nicht einmal 4 Millionen voll er­­reichte. Hierin liegt eine Ueberraschung, die Wahlaus­­sichten von Marz hätten auch bei dem ersten Wahlgang günstiger beurteilt werden können.­­ Die Stimmenzahl der übrigen Kandidaten ist so, wie sie­ nach dem Ergebnis der legten Reichstags­wahlen zu erwarten war. Die Kommu­­nisten führen unter den kleineren Parteien, reichen aber mit ihrem Ergebnis auch nicht mehr entfernt an die­­ 2- Jährlichkeit heran, die sie noch­ bei den Wahlen vor zwei­­ Jahren für Die Partei der Mehrheitssozialisten hatten. Ihre Segel scheinen in der Wettfahrt um die Gunst der Dolfsmasten den Wind vollständig verloren zu haben und Das gleiche Bild bietet sich bezüglich der National­sozialist­en in dem Wettbewerb mit den gemäßigten Rechtsparteien. Die radikalen Parteien haben ihre einstige Werbefraft an diejenigen Parteien abgegeben, deren Boli­­s Demo­­fraten und bayerische Bolispartei waren von vorneherein ohne Aussichten in den Wahlkampf­ gegan­­­gen, über das von ihnen FERN Stimmenergebnis ist weiter nichts zu sagen. Run hängt alles davon ab, auf welche grundmäß­­liche Linie die D­orbereitungen für­­ die endgültige P­rä­­sidentenwahl gestellt werden. Zwei Möglichkeiten konn­­ten ins Auge gefaßt werden. Halten die Sozialdemo­­kraten ihre selbstständige Kandidation aufrecht, dann wird die­­ Auseinanderlegung in der G­egenüberstellung von Rechts und Links ausgetragen. Dann wäre der Sieg des N Rectskandidaten Sarres als unwahrscheinlich anzuse­­hen, ‚ohne Rücksicht darauf, ob die Mittelparteien, Zentrum­­ und Demokraten, abermals selbständig wählen oder nicht. Wählen sie selbständig, dann wird Jarres die relative Mehrheit gegenüber Braun beibehalten, stellen sie sei­­nen eigenen Kandidaten auf, dann ist es wahrscheinlich, daß namentlich aus dem Zentrum den Rechtsparteien so viel Stimmen zufließen, als für eine­ Mehrheit­­ gegen­­über dem sozialdemokratischen Kandidaten notwendig ist. Für unwahrscheinlicher aber muß der als gelten, daß man ß versuchen wird, die Weimarer Koalition wieder auf die Füße zu stellen. Das kann jedoch nur dann geschehen, wenn­ die Sozialdemokraten ihren eige­­nen Kandidaten gegenüber einem Kandidaten, der­ Mit­­telparteien zurückkteilen. Zentrum und Demokraten wer­­den heute kaum Dafür zu haben sein, aus den Sozial­­dem­okraten zu stimmen. Die Frage ist daher die, ob Die Sozialdem­okratie bereit sein­ wird, einem Zentrums­­mann oder Demokraten ihre Stimmen zu geben, _&s ‚'tE auf dem Boden der Wirklichkeit : steht. 2195 .»,­«w1rd Aus der e MN In = 9 die Wahl des deutschen Reimspräsidenten Keine absolute Mehrheit. — Endgültige Entscheidung am 26. April. Das Ergebnis des ersten Wahlganges. Berlin, 30. März. Das Resultat­ der deutschen Präsidentenwahl ist­ folgendes: Varres­ 10,787,870, Braun 7,833,676, März 3,988,159, Schälmann 1,875.770, SHel­­pad 1,583. 424, Held 999.036, Qudendorff 210. 970, ver­­sciedene Be­werber erhielten­­ 30. 900. Stimmen. Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erzielte, wird am 26. April die Wahl wiederholt werden, wobei der An­ mwärter mit der relativen Majorität als Präsident ge­­wählt erscheint. Die Wahlbeteiligungen waren bedeu­­tend schwächer als bei den Techten . Reichstagswa­hlen. Insgesamt wurden 27.300.000 Stimmen abgegeben, es haben also mehr als 2 Millionen­ Wähler von ihrem Wahlrecht nicht Gebrauch gemacht, denn es schritten nur rund 69 Prozent zur Wahlurne. Die verhältnismäßig geringe Wahlbeteiligung wird u. a. Damit erklärt, daß die Mehrheit der Wähler ich bereits im vorhinein ,da­­­rüber im Klaren war, es werde bei der ersten Abstim­­mung die notwendige M­ajorität sein Kandidat erhalten. Man ist in politischen Kreisen davon überzeugt,­­ da bei der endgültigen Abstim­mung am 26. April die Wahl- Beteiligung bedeutend größer­ sein wird. Im­­ Vergleich zu den rechten­ Reichstagswahlen haben die Demokraten und die Baprische Bollspartei­­ je 400.000 Stimmen. Die... Rationalsozier­­er (8dendorff) 200.000. Stimmen und Die Rovina “800.000 Emmen verloren. Bei der Bahl am 26. April wird sie der Entschei­­­dungstampf zwischen den nationalen Parteien und jenem der Mitte einerseits, dem gemeinsamen Kandidaten Der Linksparteien andererseits abspielen. Mar weiß jedoch nicht, ob sich die Nepulolifaner auf Marz einigen wen­den. Bei­­ dieser Wahl wurden auch auf Kandidaten gen­i­m­mt, die offiziell gar nicht aufgestellt waren, © o 2 DB, erhielt in Berlin der provisorische Präsident Simons 15.000 Stimmen. Eine Anzahl Wähler­­ stimmte an für den bekannten Schriftsteller Maximilian Hardem und einige begeisterte Sportleute für Den Bormeister Breitstädter Me diese Stimmen wurden selbstver­­stantlich für ungiltig erklärt. Der Verlauf der Abstimmung. Schwarz-weih-wie Fayt­en. 45 f «­­Laut den bisher ehrgelaufenen NackxchMest die stimmum­gube und ohne besonderenswaschsnfall ven­­laufen-Besonders bemerkenswert ist daß keineszged Fnl­ des Geömaches einer Schnßwaffe gemeldet wurde Im Berlin kam es allerdings zu wiederholten Malen zu­­s­­ammenstößen zwischen den Anhängern der verschiedens­n Parteien , und zwar bezeichnenderweise reichen Rome munister und Sozialisten Eine Anzahl von Derx foren wurde durch Stadhiebe­ und Schläge leicht verlegt D Refor­teien bei der Wahlpropaganda [prarzweiß-roie Farb­­benützen. In vielen Städten waren ganze Defergeuen & mit diesen Salber geschnüdt. „bemerionsiwer­ isi wog, Daß Lit siisnnen Bar ­ann als unwahrscheinlich gelten, daß sie es tun wird, um ‚Die Wahl des Rechtskandidaten zu verhindern. Tritt dieser Fall ein, Dann fünnen­ für die heutige­ Sachlage vor allen der Zentrumsmann Dr. Marz und der P­er­­trauensmann der­ Demokraten Dr. Simons als aus­sichtsvolle Anwärter auf die P­räsidentschaft gelten. Wer sich den Stm­mungen des Parteikampfes entrüdt weiß, wird gegen seinen Dieser beiden Anwärter wirkliche Be­­denken hegen. Marz hat als Chef der vorletzen Reichs­­regierung so viel A Umsicht gepaart mit­ Tatkraft bewie­­sen, Daß die Würde des Reichspräsidenten bei ihm zweifellos in guten Händen läge. Und Simons hat als Minister des Aeußern in der Zeit der ersten Londoner Konferenz sich als umsichtiger Bolititer und als auf­­rechter deutscher Mann bewährt. 59 kann man dem voraussichtlichen Ergebnis der end­­gültigen P­räsidentenwahl mit dem Gefühl der Beruhigung­ entgegensehen? Bam Standpunkte einer gradlienig geführ­­ten Politik wäre das Duchdringen desjenigen Kandidaten, der­ auf der gleichen Parteiwahn mit­ der heutigen Reichs­­regierung steht und der zugleich in seiner Person die Ge­­­bankenh­eit der Rechtsparteien vertritt, am meisten zu wüns­­chen. St. Jar­es wäre sicherlich, heute der regigmen­te Mann. Fällt aber die Entscheidung anders, fällt sie in dem Sinne, wie wir vorhin ausgeführt haben, j9 kann mm gleichfalls ohne Besorgnis der weiteren Entwidlung der Dinge in Deutschland entgegensehen. Trab aller Beliegt­­­heit des­ Wahlkampfes siegt eine mohrtättige Stimmung selbstbereugter Nähe über dieser ganzer Wahl, und das von Stanfreich ausgehende Bestreben, errregende Schlag­­torte, in den Wahlkampf hineinzuwerfen, findet in den Massen des deutschen Blattes seinen Widerflang. Es wirkt hier wohl das Verdienst nach, daßs Stiedrich Ghert dur die besonnene Führung der Präsidentenwürde sich gewon­­nen­.hatte. Er hat gezeigt, daß­ der rechte Mann auf dem Site des Reichspäsidenten über seine Partenvergangen­­heit und über das Parteiprogramm, auf das er gewählt wurde, hinauswähhfft, Daß er aus dem Vertreter einer Partei zum­ Vertreter der deutschen Waliom zu werden verm­ag. Wir glauben über der Art, wie die Präsidentenwahl in Breunshlan­­ch SORAERR einen guten Sterm leuchten zu sehen. Der Fünferpakt. Schweizer Brief. Genf, 27. März. (S. 8.) Das ist nun das weiteste Heilmittel a la Sisenbart, Ien. 63: soll hier versucht Br die a organisch zu­ entwickeln. . mit dem die Gelehrten die Welt heilen wol-. 4 Man muß vom Anfang Be Bom Waffen­stillstand. Die Deutsche Oberste S Heeresfestung hatte, vom den ersten Eefolgen der Revolution, welche die einander würdigen Gepattern Stambulinski und Karolyi angezet­­telt hatten, überwältigt, dem Geschrei der deutschen Go­­zialdemokratie nachgegeben und dem bisher siefs besiegten Seinde Waffenstillstand angeboten. Das kam dort völlig überraschend. God sah das unbesiegte deutsche Heer und raunte Die französischen­­ Verluste, den drohenden Jern­fall Italiens, die Angst Englands. Lebteres fürchtete ebenso den no. sehr starren deutschen Widerstand bei Verteidigung Der Deutschen Grenze als Den Anstand, daß die weiteren Kämpfe Ichlielih nur Amerika allein beim Kriegsende­­ unversebrt gelassen und Dieles zum einzigen Nachnießer und Diktator beim Friedens­­schluß gemacht hätten. Denn Gnadland hatte ei diese Rolle selber zugedacht und Darum setze es seine Riesen« fräfte nur so langsan­ ein. Man sieht, oa man im London nicht schlecht kalkuliert hatte. Die Meldungen über die Revolution im­ deutschen Hinterlande Tautztem in Paris ganz verschieden; jedenfalls traute man ihnem nicht, glaubte mit Dieser so oft angesagten Reposition nicht rechnen zu dürfen. Man traute nicht einmal, d­a statt Ludendorffs Eraberger zum M Waffenstillstand Tamt,­ denn man erinnerte si, daß 48 Jahre vorher die frame­zöstische Widerstandskraft nach dem Sturze. Napoleon II. erst recht erstarrt war. Man­ glaubte nicht einm­al darm an den Deutschen Zerfall, als zwischen Waffenstillstand und Stredenschlug Das Deutsche Bolf innerlich gang vernichtet schien. Clemencem und Fod seßten also dem Krieg militärisch zwar nicht fort, waren aber bestrebt, ihn diplomatisch bis zum Ende durchzuführen. Sie ver­zichteten auf den offiziell dauernden Rests des gesamten Iinfen Rheinufers, erfanden jedoch Die 15jährige Be­wegung des so sehr begehrten Gebietes und Tiefen it im D Versailfer Diktat eine unbedingte englischamerifani« "Ihe ©arantie fast in Bianco geben. Klo hatte für­­ später die Absicht, 1000 Milliarden Goldm­arf deutsche Kriegen­entschädigung zu fordern und bis zu deren Ausbezahlung — also für ewig — das linie Rheinufer zu behalten. Man sieht, daß­ in Bersailles eigentlich nicht nur dem Deutschen sondern auch den Angeljahren ein unerträge­risches Diftat auferlegti­ i­: Der erste schw­ere Schlag tat diese Rom .­­­Als Amerika seinen Priä­sidenten v­erleugnete, Womit Die englische Berpfic ebenfalls zweifelhaft wurde a oe Der zweite schm­ere Sch war Lloyd Georges a Rede im Mai 1922 u den neuen Freundschaften, de England angesichts der Haltung Frankreichs suchen müßte. Der Dritte, weniger scm­ere Schlag war das Miklingen einer einheitii­gen deutschfeindlichen Donaufonfoberstion. Als Beine BER. x N

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