Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1927. November (Jahrgang 54, nr. 16303-16328)

1927-11-25 / nr. 16324

;".I:Hx» s - « ZYZDP M Vin , * u 7 ZA l . « « . Nugemkixievotksxkiksiikdaszzkukschwmm,­. Sthriftleitungtöermmstadt Königin Mariastr-Nr.23, Sein-Mitg-M.25—Fernsprecher:Schristleitungzkr.ll;Verwaltungslr.431 Bezualität für einen monett Botmannstadt:ohneznstellungLos 900—:mitzustellajtgsl«100«—:mitpostversendungtJnlandtl«100«—:21u51and:b135·—Einzelnummerh4«— seyn-ZU Hermannstadt, Freitag den 25. November 1927 54. I­ahrgang Eee­ngene = Ministerpräsident Jon I. €. Bratianu . Aus DBulareft trifft die beglaubigte Nachricht ein, da­ Ministerpräsident Ion I­­. DBratianu an den­ Folgen einer Halsentzündung nach dreitägiger Krankheit verschieden ist. DBulareft, 24 November. Der Ministerpräsident wohnte am Sonntag der Einweihung des neuen Roten- Kreuz-Palastes bei, doch mußte er si von­­ der Feier nach Hause begeben, weil er Halsschmerzen verspürte. Am Sonntag hatte er 38 Grad Fieber, welches sich am Montag auf 39 erhöhte. Es wurde eine infektiöse Halsentzündung festgestellt, welche am Dienstag Thon Atembeichtwerden verursachte, so daß ein operativer Eingriff sich als notwendig erwies. Die Operation wurde Dienstagabends­ von Minister Ange­­lescu, der ein namhafter Chirurge ist, im Beisein anderer Prosessoren durchgeführt, indem am Halse ein Schnitt gemacht und ein Röhrchen zur Ermöglichung der Atmung eingelegt wurde. Vorübergehend s­chesserte sich der Zustand des Kranken, doch mußte später festgestellt werden, daß die Infek­­tion um sich griff. .. Gestein mittags traten wiederholt länge Wethmachtnss­anfälle auf,sodaß am Nachmittag eine neuer­­ Der P­anthersprung — und seine Folgen. (Dr. SH.) Von den außenpolitischen Ereignissen steht im D Vordergrund der Abschluß eines Vertrages zwischen Strantreich und J­ugoslawien. Dieser Vertrag reiht sich Äußerlich jenen anderen Verträgen an. Die im Laufe der legten Jahre von Frankreich mit einer Reihe von anderen südosteuropäischen Staaten getroffen worden sind, so mit Rumänien und der TSichechoilopatei. Man nennt diese Art von Verträgen „Freundschaftsverträge", um ihnen damit von vorneherein einen harmlosen Charakter, den­ einer auf gegenseitigem Hinverständnis beruhenden gleichgerichteten Bolitif, zu geben. Soweit der romanisch-französische­­ Vertrag in D Betracht F kommt, dürfte dieses auch zutreffen. Anders jedoch steht die Stage bei näherer Betrachtung der beiden anderen von Stanfreid abgeschlossenen Verträge: Der französisch- tibechische Vertrag hat eine ausgesprochene Sorge gegen Deutschland und Ungarn, und der französisch-jugoslaw­sche Vertrag eine solche gegen Italien. Es gibt gewiisse Konflikte, die naturgegeben sind, durch diplomatische Abkommen nach dieser oder jener SHinsicht jedoch gemildert oder verschärft werden können. Auch der Konflikt zwischen Italien und Jugoslavien ist naturgegeben. Jugoslavien ist ja nichts anderes als der Erbe der österreichisch-ungarischen Monarchie an dem Adriatischen Meere, ein Erbe allerdings, der mit größerer Entschlossenheit seine Stellung an der Ostküste der Adria zu verteidigen gemisst ist, weil fi Dieser ganze Staat — im Gegensat zu dem tief nach dem Innern Europas hineinragenden Oesterreich-Ungarn — ganz auf seiner adriatischen Basis aufbaut. Das italienische Volk Hingegen verlangt seit altersher das Adriatische Meer für sich, es ist dieses das „Mare-nostro-P­rogramm“, mit dem der Italiener seinen Nationalstolz, aber an praktisch-politische Zukunftsaussichten verbindet. Außer einer Reihe von Städten mit starken italienischen Min­­derheiten an der dalmatinischen Küste, die der italienische Rationalstolz für sich begehrt, scheint Italien in wirt­­schaftlicher Beziehung sie von einer Durchdringung des Balkans viel zu versprechen. Italien ist das sich am stärksten vermehrende Ball in Europa und steht heute vor einer ähnlich schweren Wahl, wie Deutschland seiner­­zeit, als es es darum handelte, „Waren oder Menschen“ zu exportieren. So hat Italien Die erste beste Gele­­genheit wahrgenommen, si an der anderen Küste der Adria festzulegen und Albanien unter sein Protes­­torat genommen, indem es die alte Regierung stürzte und an deren Stelle Achmed Zogu als feinen Dajallen­li die Operation durchgeführt werden mußte,die aber ebenfalls nicht mehr helfen konnte. Im Verlaufe der heutigen Nacht verschlimmerte sich­ der Zustand ständig.Sehr stellte sich Agonieeim Heute früh um 6 Uhr 65 Minuten ist der Tod­ eingetreten. Addankung der Regierung. — Belranung Bintila Bratianus. Die Mitglieder der Regierung haben sofort dem Re»­gentschaftsrat ihre Abdankung eingereicht, worauf der Regierungsrat ‚den Finanzminister Bintila Bratianu zum Ministerpräsidenten ernannte, Der Die Regierung aus den­jebigen Ministern bildete und sofort den Eid ablegte. Die Regierung härthw­anitmgdm eksven M­nisterrat ab.Hmwmchmit mgum2älhr werdm in der Kammermnschim Swat Tvckusersitzung wabhgehackm Hierauf­ werden die Stisungeh­ des­ Parlaments bis Montag vertagt. Das Berrähhnis. Bukarest, 24. November. Die Beerdigung des ver­­storbenen Ministerpräsidenten Ion Bratianu wird Sont­­tag nachmittag stattfinden. feute. Wie erinnerlich, hat diese italienische Maßnahme seinerzeit schon zu einem sch­weren Konflikt mit Jugo­­slapien geführt, der die Intervention der großen Mächte in Belgrad zur Folge hatte. Nur fuf den diploma­­tischen Rückzug Jugoslawiens konnte der Konz­ilikt beigelegt werden. Dadurch war es aber auch end­­gültig vorbei mit den von dem seinerzeitigen Außen­­minister Nintschitsch eingeleiteten Verhandlungen zum Abschluß eines Freundschaftsvertrages mit Mussolini, der die Aufgabe haben sollte, die Interessengebiete der beiden feindlichen Adria-Randstaaten gegeneinander ab­­­zugrenzen. So mandte fi Yugoslavien entschlossenen Willens Frankreich zu, um aus seiner Vereinsamung herauszukommen und einen mächtigen Bundesgenossen zu besigen, der imstande wäre, ihm sein Gebiet und seine Ansprüche zu garantieren. Erst im Frühjahr dieses Jahres bat ja Graf Bethlen den ungarisc-italienischen Vertrag mit Mussolini abgeschlossen, der eine deutliche Sorge gegen Z­ugoslavien aufwies. So ergab sich Der französisch-jugoslavische Freundschaftsvertrag als Die logische Sorge der sonstigen Bündnispolitik der europäis­­chen Mächte. Aber außerdem bestand an für Frankreich selbst ein lebhaftes Interesse, in dem zu einem Weltkon­­flikt sich auswachsenden italienisch-französischen Gegen­­faß ich durch eine Rüdendedung gegenüber Italien zu sichern. Auch der französische italienische Gegenrat ist einer jener Konflikte, die, wie wir oben sagten, von der Natur vorgezeichnet sind. Es sind die alten Forderungen des italienischen Irredentaprogrammes — Corfifa, Nizza, Sanopen­ —, und dazu sind durch das italienische Ex­­pansionsbedürfnis eine Reihe weiterer gefommen. Vor wenigen Wochen bat ein italienisches Geschwader unter dem Kommando des Königlichen Prinzen von Udine dem Hafen von Sanger einen Flottenbesuc­h abgestattet und wer würde si­nst daran erinnern, daß ein ähnlicher Besuch des deutschen Kreuzers „Panther“ an demselben Orte, im Jahre 1905, fast zum Ausbruch des Weltkrieges geführt hätte? Solche Flottendemonstrationen gelten in der Diplomatensprache als die Anmeldung einer For­­derung, eines R Rechtsanspruches in dem betreffenden Gebiet. Sanger, der bedeutendste Hafen Maroffos, doppelt bedeutungsvoll wegen seiner Lage auf der afrikanischen Seite der Straße von Gibraltar, ist nach dem Abkommen von 1911 internationalisiert worden, in Wirk­­lichkeit teilen sich England, Frankreich und Spanien in die Verwaltung der Stadt und des dazu gehörigen Ge­­bietes. Für Spanien war es mehr eine Stage des poli­­tischen Ansehens, in der Panzesfrage mitzugeden. England hatte als Stottenmacht und Srankreich als der eigent­­liche Herr des marpilanischen Riesenreiches ein großes­ Interesse dort zu vertreten. Italien ist bei der Berg­teilung dieses Teiles der Gade leer ausgegangen, ebenso wie ihm von den fruchtbaren Küstenstiihen Nordafrifagd nur das unfruchtbare Wüstenland den Tripolis übrig­ blieb, während Stanfreich die fetten Biffen von Sunig verfälschte. Nun meldet Mussolini die italienischen Som­derungen mit dramatischer Wucht an und man spricht von einem neuen „Bantbersprung“ an die afrika«­nische Küste. Briand hat diese italienischen Ansprüche nach außen hin zu bagatellisieren versucht. Er sagte, der Landung des italienischen Gesch­waders komme keine größere Bedeutung zu als der Landung eines norwegischen Silberdampfers. In Wirklichkeit kocht die Erregung der Öffentlichen Meinung in Frankreich wie in Italien bis zum Sieden und das lebhaftere italienische Semperament hat sich schon in gewaltigen Demonstrationen Luft gemacht. Denn überall sieht man in Italien Frankreich als das Hindernis zur Erreichung seiner Ziele, auf dem Balkan wie in Afrika. So folgt nun auf Zug Gegenzug: Italien Hat sich an Spanien freundschaftlich angenähert, der Besuch König Afonsos war wohl auch ein Ausbruch dieser Tat­­lade. Möglich war diese Annäherung erst geworden doch das mehr als freundshaftliche Verhältnis dieser beiden Mittelmeerstaaten zu England, von dem ja Beide in allen entscheidenden Tragen abhängig sind, Zumal Italien kann bei aller­­ Handlungsfreiheit im Innern nach Außen seinen Finger rühren ohne englische Zustimmung. Der Mangel der italienischen Küstenver­­teidigung, der Mangel einer auch nur halbwegs ent­­sprechenden Flotte zeigt sich heute wie 1915, als er Ita­­liens Haltung bestimmte. So ergibt ein Bündnis das andere und mir stehen wieder dort, wo ir vor dem Ausbruch des Weltkrieges waren. Das das europäische Staatensystem einen Mechanismus bildet, dessen Hebel- und Räderwerf­er gegenseitig bewegt und auslöst. Und so Braut eg wieder, wie in jenen heißen Sunitagen des Jahres 1914, nur einen einzigen Schuß und die über­­ladene, mit Exprofinstoffen geschwängerte Atmosphäre fett unter altes Europa in Flammen. Erfreulicherweise gibt es auch eine Reihe von Mächten, die einen Krieg bis zur äußersten Grenze des Möglichen vermeiden werden, und zu ihnen gehört Deutschland. Aber auch Tugoslawien traut den Frieden zur inneren Konsolidierung und wird darum den unnac­hsenden italienischen Forderungen wohl mehr nachgeben, als dem aus der dringenden Notiven­­digkeit der­­ Selbstverteidigung entsprungenen österreich“ sichen Ultimatum von 1914, troßdem es nunmehr in Frank­reich einen Dreidiüger gefunden hat. - \ Der russische Shermidor. Zu Trogkis Entthronung. Von unserem bessarabischen Mitarbeiter. (9. U.) Trogf i­st aus der Partei vertrieben worden, alf er seiner Memter und Würden enthoben. Er it ein ordinärer Sowjetbürger gew­orden, mit dem man sich al­­e Experimente erlauben darf. Und schon verlautet &, daß man über seinen Aufenthalt nicht­ mehr weiß, — ganz im Sinne einer bolschewistischen Aeußerung, daß man Trogst nicht verhaften, sondern nur ermorden könne. .. Ein Bericht aus Moskau besagte vor Furzem, Daß der allmächtige Stalin die Redensart über den „ruffische neunten Thermidor“ besonders für unausstehlich hafte. Und doch ist er scheinbar­­ gekommen. Die großen kommunistischen Spinnen beginmen einander zu verschling­en. Trogfi war der Abgott der borscheristischen Revolution,­­ Feuer, ihr Schub und Organisator. Lenin war ihr i­ettprophet, Dyerzinäßy ihr Henker. As der revolution­näre Karren nach dem zufäll­igen Siege schief zu fahren anfing und die Weikgardisten nahe daran waren, das rote Nest in Moskau auszuheben, war es Trogki, der die die tatarische Gewalt an sich riß und die Armee organisi­erte. Er fegte von einer Front an die andere, hielt flam­mende Reden, entging wie ein Defeiter mehreren Attentaten, schoß einmal einen Stationschef eigenhändig wieder, weil er in ihm weiße Gesinnung witterte. Er, der Emigrationsjournalist wurde zum Generalisfismus der waffischen Armee, der es nicht einmal traute, denn er verglich sie mit einem Radies­­chen, das mur von außen rot, iimwerdig aber weiß ist... Und doch hing die Armee an ne Und wenn einmal äußere Gefahr einfegte, so der polnische Angriff von 1920, dann scheute der internationalistissche Jude Leib Bronstein nicht Davor zurid, au die nalionefen erüüg des Eule

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