Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1928. Juli (Jahrgang 55, nr. 16499-16524)

1928-07-22 / nr. 16517

Ne. 16517 Hermannstadt, Sonntag d­en 22. Juli 1928 Die Qualitäts­­geschirre: Bee­dung | | ”Blechemailter II » Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtem in Rumänien Schrriftleitung: Hermannstadt, Königin Mariafte. Nr. 23, Bermaltung: Nr. 25 — Lernsprecher: Scriftleitung Ar. 11; Verwaltung Ar. 431 Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung Lei 90’—: mit Zustellung L 100 °; mit Postversendung: Inland: L 100 °; Ausland: L 135 ° — Einzelnummer U & — —_— 55. Jahrgang er Befingung bis zum SHerbst. (H­­BL) Nun Haben die Verhandlungen über Anleihe und Stabilisierung ein Ende genmmen, die seit Monaten die Aufmerksamkeit unseren­ Landes in steter Spannung hielten, Gin Gnee, das feines ist. Denn die V­ereinbarun­­gen Unserer Regierung mit den Vertretern der westeuro­­päischen Finanzwelt bejagen nurgrotiel, Daß, unserer Re­­gierung für den Herbst Die Gewährung einer Anleihe zwischen 80 und 250 Millionen Diollar in Aussicht gestellt wird, ohne dass über Die näheren Bedingungen dieser Anleihe etwas Verbindliches festgelegt worden wäre Wir sind also genatu­riert, wo wir am Beginn der Anleiheverhand­­lungen waren. Denn auch­ damals wußte man, daß unsere Bemühungen um eine Auslandanleihe nur aussichtslos seien. Haben wir Doch genügende­­ Reichtümer an inneren Schäten und an Ge­rägnissen des Landes, die wir als Sicherstellung für eine Anleihe zu Bieten hätten. Die Frage war nur Die, ob wir die Anleihe zu­ntsprechenden Bes­dingungen erhalten würden. Die Beantwortung Dieser Frage sieht Heute noch genau so offen, wie es vor drei Minaten der Fall war. Auf die Bekämpfung der Bedingungen der Anleihe, nicht auf Das Zustandekommen der Anleihe jetzt war auch Die ganze geplante Aktion der nationalgavanistis­chen Partei eingestellt. Nun weiß über diese Bedingungen die Deffentlichkeit nur gar nichts, It 8­en Mandter Der Regierung, um Der Opposition Teinen Anhaltspunkt zu geben, too Kritit, ein haten Tann, oder find. Die Verhandlungen toi­k sich bis zu diesem t überhaupt nicht­­ gekummen? Das weiß, heute noch Fein Uneingeweihter zu fügen. Die Regierung fest ihr Spiel fort, der Oeffent­­lichkeit nur das zu sagen, was ihr für ihre parteitaftlichen Zwecke günstig erscheint und das Uebrige weiter in dem Schleier der Ungewißheit zu befassen. Das war ja ton Dormeherein die größte Schwierige­keit in der sachlichen Beurteilung dieser Frage, dass sic} Der Parteikampf des ganzen Fragenlompiegls um Ans­iche und Stabilisierung bemächtigt hatte So waren alle­itte, die in dieser Angelegenheit getan wurden, Da=­ton bestimmt, dass einerseits die Regierung mit der Se­­winnung der Anleihe einen parteipolitischen Cırfolg sich erringen m­­ollte, dass andererseits die Opposition sich nicht auf eine korrigierende Tätigkeit gegenüber den Aktimmen der­­ Regierung einstellte, sondern von Domeherein jeden ihrer Schritte verurteilte, jedes von ihr erreichte Ergebnis zu bekämpfen entschlossen war. Das ist Heute seine glück­liche Methode, mit dem Ansitend und noch Dazu mit den Finanzkreisen des Auslandes zu terhanderm Wir twissen nicht, was Wahres an den Beschuldigungen der Regie­­rungspreise it. Die Opposition hätte im Ausland gegen­­ das Zustandekommen der Anleiheaktion der Regierung ge­­arbeitet. Wenn die Beschuldigung wahr wäre, dann müßte man ein solches M Vorgehen nachdrüdlich verurteilen. Es gibt Tragen, wo in der Haltung dem Auslande gegenüber jeder parteipolitische Regenta zurüctreten muß, twin jede Partei vor dem Auslande sich mit der­ Aktion salidari­­sieren muß, die Die Regierung nicht im Namen einer Partei sondern im Namen des Landes führt. Dieses war ein solcher Anfall, denn das ganze Land ist auf die Bord­teile Dringend angetriesen, Die der Abschrusß, einer, nam­­haften Anleihe und Die geieslichhe Festlegung der Sta­­bilisierung uns gebracht hätten, Diese Einmütigkeit in der Vertreigung eines Landes­­interesses wäre umso mehr angebracht gewesen, als heute die DBereitwilligkeit der Bankwelt zur Grnährung , dm Staatsanfeichen nicht groß it. Die politischen Staatslei­­tungen Der Großfraaen München die Befestigung der ihroankenden Währungen, weil jede starre Kurscchwantung der Börse auch auf Die P politischen Beziehungen irritie­­rend einwirft, und die Bauten kommen bis zu einen ge­­wissen Grade Den Wünschen ihrer Regierungen entgegen. Aber Dies Entgegenkommen hat Dort seine Grenzen, v9 die Frage Der Sicherheit des zu inhestierenden Kapitals beginnt, Da ist noch, Timer oberstes Geseh Die Lehre, die ‚der arte Worfbär Pfefferforn Dem Feine NRaftel- Binder gibt: „Man schaut sich, erst den Gulden an von Dinten amd von vor; und hat man ihn Ti .angejeht, tet man ihn wieder ein!“ Das Großfapital hat trübe Erfahrungen mit der Staatsanleihe gemacht und geht mir auf absolute Sicherheit. So mußte man auch aus den für Die­ Deffentfichteig erfermbaren Anrriffen der Tekten Berhandlungen ten Gindrud geiwinmen, daß die politische DBereittwilligkeit, Nomänier zu helfen, bei den Wolltifern der beteiligten Länder vorhanden war, daß aber die Banken Die entsprechenden n­erragen für solche Kapitalshilfe noch nicht gegeben sahen. Von den Banken ist jedenfalls der Standpunkt veri­egen worden, Daß es ohne die Mithilfe Deutschlands nicht geht, und daß Rumänien die Teilnahme Deutschlands an der Anleihe und an der Garantierung der Stabilisierung gewinnen müsse. Rumänien ist eben ein Deiktes Land und wenn das Großkapital mit Rumänien zusammen Den V­ormarsch­ in den Bereich der Währungs­­sanierung anzwegen soi, will es seine unfrgundlich gesinnte Zeitung im Rüden der operierenden Armee haben. So wird wohl bis zum Herbst sehr viel Darauf ankommen, 065 der Ausgleich in den schiwebenden Streigfragen z­wischen Rumänien und Deutschland zustande kommı Wir deutsche Bürger Rumäniens haben In gebhaften Wunsch, Daß ein forchtes Medereinkommen gelinge, daß die bisherigen Hinder­­nisse des deutsch-romänischen Wirb­ehaftspertehrs beseitigt werden und eine neue Wera in den Beziehungen Der Beiden uns nahestehenden Länder ihren Anfang nehme, No eine Zeifer aber bat unser Sand in Den V­er­­handlungen mit dem Auslandsapital am Fuß geschleppt, von der Rumänien sich für die Zukunft nine selbst befreien­ann. Es wird erzählt, zur Zeit Der­ nationalzaranistischen Borkspersammlungen habe der­ Gesandte eines maßgeben­­den Stofftanzes Dr. Iupus Maniu aufgesucht und habe und ein Ordnungsstaat zu Sem. — ihm gesagt. Die Annahme der Nationalzaranisten sei ide tig, Daß die liberale Regierung keine Auslandanleihe i­e­warten werde. Die nationalzaranistische Partei aber möge sich ja nicht der Hoffnung hingeben, wenn sie zur Re­­gierung komme, würde sie die Angeihe bekommen. Die Angeihe würde erst dann gegeben, wenn Rumänien Den DBerweis geliefert Habe, daß es imstande sei, m Rechtsstaat Sit die Anekdote Wahrheit oder Dichtung? Das bisherige­ Ergebnis der DVBerhandlungen rückt, wenn auch nicht Das Gespräch serbst, jo Doch dessen Inhalt in den Bereich den ‚Blaubwürdigkeit...Und auch mir sind der Meinung, Dass hier die twichtigste Seite der ganzen Angelegenheit liegt, Es muh Ordnung in unserem Band­ geschaffen werden, Orde­nung, Rechtlichkeit und N Rechtssicherheit, dann t wird es fchom v­orwärts «gehen, Aber solange fonter beftschen und untere Schlagen wird, solange im der­­­erwaltung und in den­ Rechtspflege Feine Reiserung eintritt, folange hat das Ause land einfach sein Vertrauen zu unserem Land, Und die Leute aus den Westländern machen fein Geschäft mit einem, an Dem sie Fern Vertrauen haben. Dieser­­ Gesichtspunkt is­t wichtiger als alles parteipolitische Streiten, das nun a­m 26, d. M. im den z­­ei Bukarester P­arlamenten losgehen w wird. Die politische Leitung umseres Bandes muß, sich Durch Ordnung und Redlichkeit das Vertrauen Des "Auslandes und Des eigenen Landes trieder gewinnen. "Das ist der beste und vielleicht der einzige Schlüsfel, der die Türen aufsperrt, die uns heute noch verschloffen und. RTL N­ER REBETBATTEREUT ERNEST HETTERTATTRTT ZI BAER BUTTER RESTE NEE­EREIE REBETLETSSHEZENETRÜ­STEN 32101 PTR ELEITARNTT RE­BENBRRRS STTRERARITRAETNEHE SERIES Sr. Tentich: Bilder aus der Kulturgeschichte der Siebenbürger Sachsen. (2 Bände, unter Mitwirkung von R. Briebreicher, ©. U. Schuller, Ni. Schuller, A. Schullerus, D. Wittftod, 9. Brandich, K. R. Klein und U. Scheiner herausgegeben, Verlag Krafft und Brotleff A. ©. Hermannstadt 1928.) Als Hor nunmehr bald zwei Jahren Bischof Leuth­ den jährlichen Bolle den vierten, fetten Band seiner Geschichte schenkte, da schrieb er selbst mit Wehmut von der „feten Gabe“ seines Lebens. Damals schon ist nicht nur der Wunsch, er möge nicht die fette Gabe sein, laut geworden, sondern die feste Zupersicht, daß ange­­sichts der fast jugendlichen Geistesfrische und körperlichen Elastizität unseres obersten geistlichen und geizigen Füh­­rers jene ungeheure Summe von Kenntnissen und Gr- Zenntnissen. Die nur in einem von der Gnade des Schic­­sals gesegneten, Tangbemessenen und von intensierter Ar­­beit erfüllten Leben erworben werden künnen, uns nicht terioren geben möge Man konnte sich allerdings nicht recht vorstellen, was nach den unzähligen Einzelarbeiten, nach den großen Lebensbildern, nach der Geschichte der evangelischen Kirche und nach dem abschließenden Band der Sachsengeschichte noch kommen könnte. In der Sat waren mehrere Dieser Bilder bereits in dem zweiten­­ Band der „Bilder aus der vaterländischen Geschichte“, erschienen. Und Doch liegt für die gegenwärtige­­ Generation ein ganz neues Werft por, nit nur weil alle die­se Bilder überarbeitet, ergänzt und in neuer Zusammenstellung erscheinen und weil ihnen ganz neue Dazugefügt worden sind. Sondern weil die alten „Bilder aus der vaterländischen Geschichte“, die fast genau vor dreißig Jahren grichiern waren, in den Bibliotheken unserer Gelehrten schlummerten, dem lebendigen Bolls­­bewußtsein aber für vollständig verloren gegangen waren. Das aber kennzeichnet nicht nur die praktische son­­­dern auch die wissennchaftliche Lebensarbeit Bischof Seutihs, daß sie sich in den Dienst unserer Bolfser- Haltung stellt, ohne darum auch nur einen Augenblick von den durch die Forderungen der geschichtlichen Wahr­­heit gezogenen­ Grenzen abzu­weichen. Und unsere Zeit Graschte notwendiger als jemals Die Ergänzung der in der „Sachsengeschichte“ niedergelegten politischen SS Tolle unseres Volkes durch eine Kulturgeschichte. Offenbar sind die Vorarbeiten für ein solch ungeheures, umfassendes Werk noch nicht Soweit gediehen, da an dessen Fertigstellung gedacht werden konnte, sodaß mir auch heute noch Feine einheitliche Kunstgeschichte, Litera­­turgeschichte usw. unseres Volles haben. So war es die gegebene, ja winzig mögliche Form, in welcher einem vielfach verzagenden, Heinlich gewordenen Bolf, das in wirtvoller Zeit die schweren inneren Erschütterungen nicht ohne Schaden an der Seele überlebt hat, neuerdings seine M­ission in Erinnerung gerufen werden konnte. In­­dem setten dieser. 37 Kulturgeschichtlichen Bilder kenn­­zeichnet der verewigte Adolf Schullerus, dem­ der Heraus­­geber diese Kulturgeschichtlichen Bilder gewidmet hat, in treffenden Worten die Mission dieses Werkes in unserer Zeit, wenn er schreibt: „Was gibt uns allein die Kraft und das Recht, allen Angriffen der Gewalt und der Beziehung auf unsere V­olkseigenart­ entgegenzutreten ? Allein die Pietät für das Erbe unserer Väter nicht; das lebende Geschlecht hat nur für das Kommende zu sorgen, nicht für das vergangene; wer weiß, ob mir die Kultur­­oymen eintauschend nicht höhere, zum mindestens glän­­zendere, leichter zu beschaffende Kulturgüter unseren Nach­­ommen ermöglichen würden, sonden an unsrer Recht und unsere Kraft fließt aus dem Glauben an unsere Bolfsmission, die wir nicht im dern, nichtet man ab unserem Gutdünfenden Zeitverhältnissen anpassen dürfen, weil sie nicht menschlichen ,ondern göttlichen Ur­sprunges is, aus dem Bemwußtsein, auf einem Posten zu stehen, den wir behaupten müssen, wenn’s auch ein verlorener sein sollte. Ohne d­iesen Glauben wäre der ung­roß tief erschüt­­ternde Kampf um unser nationales Daseim, wäre die Hoffnung, der Uebermacht wider­­stehen zu können, eitle Sorheit, mit d­iesem Slauben ist es unser menschliches Recht und unsere göttliche Pflicht“. Und gleichsam als Er­­gänzung dazu sagt der Herausgeber in seinem Drch­wort: „Kultur ist Erbe und Neuerwerb. Wo der Wille fehlt, das eine festzuhalten und die Kraft zum anderen mangelt. Da sind das Zeichen des Niederganges. Der Blick auf die sost Kraft Vergangenheit und Gegenmatt und Willen für beides stärken“ politische Geschichte allein gibt es nit und sie wäre auch sinnlos. Weshalb werden lehten Endes Kriege ge­­führt und Schlachten geschlagen, Staatengebilde geschaffen und mit den Leibern der Menschen geihngt? Doch nur, weil es höhere Güter gibt, die verteidigt werden wol­­len und die sich nur in friedlicher Entwicklung entfalten können. Auch wenn man sich aur organischen Staats­­theorie bekennt, den Berfern und Staaten also innere Sriebkräfte zubilligt, die nicht nach rationalistischen Ge­­sichtspunkten in Bewegung gefett oder gehemmt­ werden können, wird man einen Sinn der politischen Geschichte nur dann finden können, wenn sie kulturschaffend gewe­­sen ist. In der Ffulturschaffenden Tätigkeit alleine liest nicht nur der Sinn des Lebens eines sich über den Na­­turzustand hinaus ergebenden Volkes, sondern in ihr allein , i

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