Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1929. Oktober (Jahrgang 56, nr. 16874-16900)

1929-10-01 / nr. 16874

TEE BEREIT­ER i· HEN­­ RER RE­SITSCE 2 RL . , ARTE a­a BEN Allgemeine Voll szellung für das Deutschtum in Romänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honteruägaffe Nr. 11, Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25. — Fernb­reher: Schriftleitung Nr. 11 und Nr. 130, Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Auftellung L 90­—: mit Auftellung L N —; mit Wortverwendung: Inland: Lei 100 °; Ausland: L 135—; Einzelnummer L 5 °—; Sonntagsnummer L 6 Re. 16874 Hermannstadt, Dienstag den 1. Oktober 1929 = — 56. ARE — ——H Die Aufrollung des Saar­­­problems von einem Mitarbeiter aus dem Saargebiet Heidelberg, den 26. Sept. 1929 (—Er—) Zu den ungelösten Fragen, die Die Haager Konferenz übrig gelassen hat, gehört Die Lösung des Saarproblems Das Schicsal Dieses Deut­­igen Staatsgebietes nach dem Friedensfallg von Versailles­ it ja benannt. Auf Grund völlig falscher Orientierung haben Wilson und andere geglaubt, tat­­sächlich im G Saargebiet eine fremdländische Bevölke­­rung vermuten zu müssen. Sie haben daher über die­­sem Land auf Drängen Frankreichs eine Völkerbund­­verwaltung gesegt, die bisher preußische und baye­­rische Staatsgruben mit der äußerst wertvollen Saarp­fohle in französissche Regie gegeben und ähnliches mit der Bahnverwaltung gemacht hat. Im Jahre 1935 sollte nach dem P­ersailler Vertrag eine Bol­zabstimmung über das endgültige Schidsal des Landes beschließen. Inzwiscen hat man wohl in allen Völkerbundsreisen eingesehen (Frankreich als Nachbarland hat dies natür­­lic an ihon früher gewußt), daß das ganze Saargebiet völlig Deutsch ist, seine fremdlän­­dischen Enklaven beu­gt, und daß infolgedessen Die Bolkfeabstimmung zeitlos zugunsten Deutschlands an­­gehen würde. Hierdurch, und infolge der ‚allgemeinen Liquidation der noch ‚bestehenden Nachk­riegszustände hat F­rantreich im Haag eingewilligt, unmittelbar mit Deutschland über die Regelung der Saarfrage zu ver­­handeln. Die beiderseitigen Delegierten werden schon anfangs oft oder in Paris zu den ersten Besbrechungen zusammentreten. Die deutsche Abordnung ist bereits ge­­bildet, sie steht unter dem VBorsig des Staatssel­etäch a. D. vd. Simson, eines Enkels des ersten deutschen Reichstagspräsidenten. Diese amtliche Delegation und Vertreter der bei­­den Länder, zu denen das Saargebiet gehört, Brem­en und Bayern (ein Freiweg Stüd des Saargebietes zählt zur Rheinpfalz) hat nunmehr in Heidelberg eine Be­­sprechung mit den führenden Personen von Handel, Industrie und Gewerbe, sowie der Arbeiterschaft und mit den Führern fämilicher politischer Parteien des Saargebietes gehabt. Dieser sogenannte Saarfussguß, mit dem man in Heidelberg verhandelte und Der­ion seit langer Zeit besieht und dessen Vertreter immer wieder in Genf vorstellig geworden sind, hat der Delegation seine Wünsche und Forderungen aus­­einandergeseßt und es hat sich gezeigt, daß man auf einer völlig gleichen Blattform steht. Die Bevölkerung Des Saargebietes Tennt aus­nahm3Lb­S zwei Mindestforderungen, von denen sie unter seinen Umständen abgehen will: Seine Abtretung von territorialem Gebiet, mag es­ auch nach so klein sein, insbesondere unter seinen Umständen des sogenannten Bergbaubezirks Warndt, den Frank­­rei gerne haben möchte und ferner NRüdgliederung der Kohlengruben an die Vorbe­iger, den preußischen und bayerischen Staat. Man lehnt den französischen Beschlag der Gründung einer gemischtwirtschaftligen Gesellsshaft zwischen Frankreich und Deutschland oder auch irgendwelche sonstige Ueberführung der Gruben in Privatbasis glatt ab. Insbesondere ist die Arbeiter­­schaft wie ein Mann gegen solche Bestrebungen, weil sie darin schwere Gefahren auch für die Betriebs­weise und für die soziale Fürsorge sieht. Es ist in der Tat auch nit einzusehen, auf Grund welchen Rechts Srenfreids die Bereitigung seiner Berchläge­ng­weisen will. Im übrigen Handelt es sich noch nicht um Berchläge der Unterhändler, sondern um Presse­­äußerungen, die man zunächst wohl als Bericchsballon von den halboffiziösen Straßburger Neuesten Nach­­richten aus aufsteigen ließ. Die Bevölkerung der Saar ist si aber im übri­­gen bewußt, das es eine so fejt­begründete Inter­essengemeinschaft zwischen der Wirtschaft der Saar und der der Nachbargebiete gibt, also nur nur dem heuten, sondern auch dem lothringischen und­­ weiterhin dem elsässiichen Nachbargebiet, also dem heutigen F­rankreich. Deshalb, so glaubt man, müßte es den Staatsdelegierten beider Länder möglich Bukarest, 30. September, Charles Rift ge­währte einem Vertreter des „Argus” ein Interview, in dem er sich eingehend mit der Wirtschafts-­­md Fi­­nanzlage des Landes befaßte. Rift stellte vor allem fest,­ das der neue Mechanismus der Nationalbank befriedigend arbeite und die diesjährige Ernte die erste Gelegenheit zur Weiterprüfung des Stabilisierung­­mechanismus geboten habe. Im Laufe dieser Zeit sol ein Steigen des Notenumlaufes verzeichnet worden sein, das auf­ die vermehrte Einfuhr von Devisen zurück­­zuführen sei. Der Verlauf der Ernte verschaffte der N­ationalbank Denisen, die in Goldlei gezahlt wurden. Das Steigen des Notenumlaufes sei ein erstes Zei­­chen der Genesung des Wirtschaftslebens gewesen. Auch die Flüssigmachung der Anleiherenten habe den Notenumlauf vergrößert. Diese Summen werden vor allem für die Bezahlung der Staatsschulden und für den Wiederaufbau­­ der Staatsbahnen­ und Landstraßen verwendet. Die Leiter der Nationalbank konnten Die günstige Ausrwirtung der Vergrößerung des Noten­­umlaufes beobach­ten. Die Besserung werde sich in den­ nächsten 3 Monaten, vorausfitlich noch vor Ende dieses Jahres, in so größerem Aus­­maß bemerkbar machen. In 5­6 Monaten und insbesondere nach Beendigung der Ausfuhr der aus­giebigen Maisernte werde der Notenumlauf um 23—3 Milliarden Lei gesteigert werden können. Man müsse aber zwischen dieser Art der Steigerung des Notenum­­laufes, die auf Grund des eingegangenen ausländischen Kapitals erzielt worden ist und der anderen, die für die Herausgabe neuer Banknoten zur Befriedigung der Bedürfnisse des Staates erreicht wurde, einen Unters­chied machen. Die Banknoten, die gegenwärtig ausge­geben werden, haben Goldmerz. Die Auswirkung der Steigerung des Notenumlaufes et sich auch in an­derer Weise bemerkbar. Der Preis der Ernte steigert Die Kaufkraft des Produzenten, die alten ScHulden sein, eine Dert­i­blaunggah­­len zu finden, bei der beide Teile gut auf ihre Rechnung kommen. Man hört allgemein die Worte bestätigen, die der Führer des Chaorausschusses, Kommerzienrat Dr. Hermann Nöchling ausgesprochen hat: Geht erst an dem Lande Hinaus dann werden wir gute Freunde werden. Das schwierigste Problem ist natürlich Die Nena­derung des Zolltarifs. Heute gilt an der Saar der französische, am Tage der Rückführung des Saar­­gebietes in den D­eutschen Staatsverband der d Deutsche Zolltarif. Es ist klar, daß für eine gewisse Übergangs­­zeit Bestimmungen vereinbart werden müssen, die so­­wohl im A Interesse der Saarindustrie al­su den Nachbarindustrie in Frankreich) liegen, die ich auf den Bezug von Waren, insbesondere Kohle und Eisener­­zeugnisse auf der Grundlage des französischen Roll­­tarifs eingestellt haben, d. h. der zollfreien Einfuhr. Im Vordergrund dieser Uebergangsfragen steht die Kohle. Es haben ich in der Nachkriegszeit eine Reihe von lothringischen Hüttenwerten und lothringische und elsässiiche Gaswerte bis nach Straßburg Hin auf den Bezug der fetten Saarkohle umgestellt, ihre Kofereien danach­ eingerichtet uff. Auch in Ftankreich gibt es zah­l­­reiche Abnehmer dieser Kohlen. Es ist technisch nicht möglich, mit denselben Einrichtungen heute die Saar­­kohle und morgen andere, etwa die nordfranzöstische Kohle zu verfeuern. Im übrigen handelt es sic dabei nicht um reine Saarkohleverfeerung, sondern um Mi­­schungen mit belgisher, nordfranzolin­ger und hollän­­discher Kohle, sowie mit Kohle aus dem Aachener Be­­zit und von der Ruhr. Man wird also hier Mittel und Wege finden müssen, die es den Werken, die darauf ange­wiesen sind, ermöglichen, die Saarkohle weiter zu verfeuern, ohne daß Dies für sie unwirtschaftlich würde. Auch auf dem Gebiet des Eisens hat Frankreich Interesse an der Saarproduktion. Sranfreih hat mit der Verfeinerung seiner­­ Eisenindustrie nicht auf allen Gebieten gleichen Schritt mit Deutschland gehalten. So z. B. bei der Bandeisenerzeugung, die in Sranfreic) noch werden bezahlt und der Konsum steigt. Als Folge des größeren Ex­portes wird auch der Import steigen. Die Kaufkraft der Bevölkerung und die staatlichen Ein­nahmen werden ji mehren. Rift gab der Heberzeugung Ausdruck, dab die allgemeine Besseiung ji nach Ende .Dieses Jahres bemerkbar machen konnte. Was das Defizit der ersten 7 Monate anbetrifft, so sei Dies vor allem auf die Krise des Imbortes und des Exportes zurückzuführen, welche als Folgen der verjährigen Ernte eingetreten sei. In diesem Jahr wer­­den die Zolleinnahmen zum mindesten das Niveau der Einnahmen, die vor zwei Jahren erzielt wurden, er­­reichen. Es sei auch mit einem Steigen der Konsuma­­tionstüten zu rennen. Im allgemeinen sieht Rift die age als gebessert an und die Besserung dauere stets fort. Wenn auch der Preis für das Produkt der Diese jährigen Ernte nut sehr Hoc sei, so werden die Ei­nahmen der Landwirte dennoch Höher sein als sonst, weil die Ernte besser gewesen sei. Die Krise Der Getrei­­depreise sei keine totale Erjeinung, sondern mache ji in der ganzen Welt bemerkbar. &3 sei jedenfalls Die Pflicht der Regierung, einen Agrarkredit zu orga­­nisieren, was aber nicht von einem Tag auf dem­ anderen möglich sei. Abrigliegend erklärt Rift, daß Die Wäche­­rungsstabilisierung heute p vollkommen gesichert sei. Lehlern könne nichts mehr die Stabilisierung erschüt­­tern. Die allgemeine finanzielle Lage Rumäniens mache außerordentliche Forttritte. Der Staat bezahle seine Schulden an die Nationalbank zurück; das heutige Def­­izit könne duch eine energie Politik bis Ende des Jahres gedecht werden. Wie dem aber auch sei, auch ein Defizit könne die Stabilisierung nicht gefährden. Das wictigste Problem bleibe aber für Rumänien wie für alle Agrarländer die Unregelmäßigkeit der Produk­tion und Die absolute Abhängigkeit von der Ernte Abgesehen von jShnweren finanzierten nach dem alten Thomas-Verfahren vor­eie geht, wäh­­rend man in Deutschland modernere Methoden besagt und infolgedessen Fabrikate Herausbringt, die Frani­­reicy notgedrungen von Deutjäland beziehen muß. Das gilt ferner in ähnlier Weise für Die Weißblecherzeu­­gung, die auch Deutjäland, insbesondere Dillingen a. d. Saat derart verfeinert hat, daß es die ganzen hoch­­wertigen, dünnen Bleche für Konservenbüchhften besser herstellt als Stantreid. F­rankreich hat aber seine Kon­servenproduktion in den legten Jahren Dderart gestei­­gert, daß er dafür auf die Billinger Weichbleche ange­­twiesen ist. Endli­ gibt es an der Saar eine beachtliche G­la­s­erzeugung. Die Glashütten sind sogar gleichzeitig im heuten und im französischen Syndikat für Fen­­sterglas. Auch diese Tatsache muß bei den Verhandlun­­gen berücksichtigt werden, wie endlich der französische Bedarf an Emailwaren und Keramik von der Saar. Sobald alles dies frei von nationalistisgen Ge­­sigtspunkten nach den Methoden erörtert wird, wie man zwischen den Staaten Handelsverträge be­spricht, wird man zu Ergebnissen kommen, aber nie gesagt nur dann. Hoffentlich überwiegt die Einsicht, daß im gegenteiligen Fall h­öch­stens die Saarbewegung um einige Sjahre­ verlängert. Die beiderseitigen Bolls­­wirtschaften um die gleie Zeit beunruhigt und den restlose Frieden zwischen Deutschland und Frank­reich hinausgeschoben wird, aber nichts Endgültiges für beide Teile erreicht werden kan. Sobald man sich Darüber rar sein wird, wird alles andere, wenn auch nicht leicht, jedoch nur unmöglich zu regeln sein. Hinzu kommt, was weit e­­s später die internen heutigen Verhandlungen betrifft, manche Schwierigkeit, die sich Daraus ergibt, daß gegenwärtig ganz andere gemeinepolizeiliche, Hy­gienische und sozialpolitische Bestimmungen im Saar­­gebiet gelten, wie sie später nach der Wiedereinverlei­­bung in den deutschen Staatsverband notgedrungen geb­­en müssen, zum Vorteil der Arbeiter und teilweise auch Hinsictlich der Betriebssicherheit ufm., die aber optimistische Betrachtungen Der Berater der Rationalbank zur Wirtschaftstage­ ­ ARE TESTER) WELLAERTTER ENTER EEE TEE PICTURE

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