Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Juni (Jahrgang 57, nr. 17103-17131)

1930-06-11 / nr. 17112

tur u.Kultur Prijekt.: 53603 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Ro : Schriftleitung: Hermannstadt, Honternsgafse Nr.11, Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25, Fernsprecher: Nr. 237. Bezugökreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90’—; mit Zustellung L 100 °; it Bostversendung: Inland: Lei 100’; Re. 17112 Hermannstadt, Mittwoch den 11. Juni 1930 J Ausland: L 135 °—; Einzelnummer L5—; Sonntagsnummer L 6 ° 57. Jahrgang. nr za um Bressestimmen des Auslands zu den Ereignissen in­­ Rumänen Englische, französische und ungarische Heuberungen London, 10. Juni. Die englische Presse berichtet ausführlich über die Er­igriffe in Rumänien. „Daily Telegraf” hebt hervor, daßs die rumänische National­versammlung in beispielloser Großzügigkeit die pei­­lihen Ereignisse der legten Jahre aus der Geschichte gestrichen habe. Nach. Der „Morning Boll“ interessiert Europa nur, daß Rumänien beruhigt und befrie­digt sei, wer immer auf dem Throne jite. „Daily News” befassen si in unfreundlicher Weise mit den Ereignissen. „Daily Erprep“ versichert den neuen Herr­­scher, wenn jemand in England gegen ihn konspirieren s­olle, so würden Die englischen Behörden mit Energie gegen ihn vorgehen. Nach der „Times Haben die Ere­­ignisse den­­ V­ersuch gerechtfertigt. Paris, 10. Juni. Die französischen politischen Kreise nehmen die Veränderungen in N Rumänien im allgemeinen mit Sympathie auf. Die Breite drühkt ihre Hoffnung aus, daß der neue Herrscher seines Vaters würdig sein werde. Säm­tliche französischen Blätter niehe men als sicher an, daß die neue Negierung eine Ne­gierung der nationalen Einheit sein werde. Mehrere Blätter schreiben, die Konzentrationsregierung müßte von Titulescu gebildet werden, „Le Temps‘ fürch­­tet, wenn Maniu. mit der­ Bildung der neuen Re­gieru­ng betraut werde­ I werde er seine von Barteipakitit freie Atmosphäre schaffen fünmen. Dem Blatt zufolge rät der gesunde Menschenverstand den Rumänen, die Barteigegenjäße beiseitezulegen und die nationale Ein­heit zu schaffen. Der Throm werde es nur in diesem Falle festigen. — Zules Sauerwein, der bekannt­e Mitarbeiter des „Matin“ schreibt in einem Auflas s ei­­nem Blatt aus Bukarest, das die Wiedereinlegung Karls in seine Rechte von der ganzen Bevölkerung Rumäniens mit allgemeiner Begeisterung aufgen­ommen wurde. Das­­ Land erw­artet von dem neuen Herrscher eine feste Führung der Staatsgeschäfte.,Sauerwein meint noch,« daß die Behörden Bessarabien mit besonderer Auf­­­merksamkeit überwachen,wo infolge einiger Fehler der« Verwaltung noch die Gefahr des Kommunismus ge­­blieben ist.(?) ’ « Ofenpest,«10.Ju­ni.Das Blatt­»Uj Nemzedek«« schreibt im Leitaufsatz über die rumänischen Ewige­«­­­nisse,unter unga­rischem Gesichtspunkt sei hi­nsich­tlichksp der Ereignisse in Rumänien nur das eine wichtig, wie weit sie Die bisher schwierige Lage des Ungartums in Rumänien bessere. Das Blatt zitiert Die Erk­lärung des Grafen Georg Bethlen, die er bei der Königsproklamation vorlas und in der er seine Hoffe der ungarischen Jung ausdrückte, das die Erwartungen Partei ji erfüllen werden, £ In neuem Zeid­en (9. ® L) So rajch der Wiedereintritt des heimge­­fehrten Prinzen in seine königlichen Würden ji, volle zog, so schwierig geht die Uebertragung der neuen Sach­­lage auf das politische Leben vor fi. Seit Sonntag­nachmittag­ finden die Empfänge der Parteiführer beim König statt und noch zeichnet ich seine einzelne Per­­önlichkeit und seine politische Gruppierung in so be­­stimmten Imrissen ab, hat ihr die Betrauung mit Der Regierungsbildung naturgemäß zufallen müßte Das ist bei den Regierungswechseln der besten Mule stets an­­ders gebwesen. Da konnte man im Augenblick der Ab­­dankung der alten Regierung mit annähernder Bes­­timmtheit schon die Frage beantworten, wer als Nach­­folger an ihre Stelle töten würde, weil gezwisse unge­­schriebene Geiege eines periodischen Wechsels sich aus dem Zleikräftespiel der Vorkriegszeit auch auf unsere heutigen Verhältnisse übertragen hatten. Sobald Die Liberales als Inhaber der Regierung einmal abge­wirtschaftet hatten, war es ziemlich sicher, daß ihnen Üveresen nachfolgen werde und umgekehrt, und erst bei den Entscheidungen der­ legten Jahre trat neben diesen Brauch) der gegenseitigen Ablösung Die neue große ‚Unbekannte, wann die Partei Maniu in ihrem politis­chen Einfluß so schlagkräftig sein werde, daß eine Re­­­gierungsbetrauung an ihe nit mehr vorbeigehen­­. Die[ ..»­­ist he­ute alles anders gew­orden. . Der vom König geäußerte Wunsch nach einem Konzentrationsk­­abinett stellt die Fragen neuer Möglichkeiten des Zus­­ammentwv­rfens oder etwaiger Neugruppierungen in den Bordergrund und alle Möglichkeiten haben freie­ Bahn, da die Regierung Maniu selbsit den Weg für neue Le­sungen freigegeben hat. Die Erwägung läßt fs nicht abweisen, ob Maniu die Interessen seiner Partei richtig wahrgenommen hat, als er gerade zwischen der An­kunft des Prinzen Karl und seiner Ausrufung zum König den Rücktritt der Regierung vollzog. Denn es will wohl scheinen, als ob die verantwortlichen Männer der Regierung Maniu nut die am stärksten treibenden Kräfte bei der Heimbringung des Königs gewesen sind, aber jedenfalls haben die Karlisten ihre Tätigkeit mit weitgehender Kenntnis der Regierung Maniu und wohl auch mit deren weitgehender Zustimmung ent­­faltet. Da somit die Regierung Maniu um das Wort der Heimkehr si mitverdient gemacht hat, wäre­ es naheliegend gei­esen, das sich unter ihrer berantwortlichen Mitwirkung auch das Werk der Schromeinlegung vollzog. Denn gerade in derlei Dingen hat die Geschichte ein gutes Gedächtnis, und wir wissen, wie es der liberalen Partei durch­ Jahrzehnte angerechnet worden ist, daß sie den ersten Hohenzollern ins Land brachte und nach dessen Hinscheiden über dem zweiten Hohenzollern den Königsbaldagin trug. Für die Regierung Maniu waren sicherlich bestimmende Gründe dafür maßgebend, daß sie nach dem mit ihrer Hilfe vollbrachten Werk Die Macht niederlegte und damit den Weg für andere Mög­­lichkeiten freigab. Man kan die Deutung nicht abwei­­sen, Da die Regierung Maniu bei ihrer Berufung der­­ Regentschaft gewisse Zusagen bezüglich der Verfassungs­­kontinuität hatte geben müssen und daß sie an diese zuragen gebunden war, solange sie im Amte stand. Deshalb konnte der Ministerrat nicht weiter gehen, als daß er sich für Die Zuerkennung der­­ Regentenwürde an Prinz Karl entschied, und als diese Lösung Die Zustimmung nit fand, den Nachtritt der Regierung aussprach. Als dieser Rückkritt vollzogen war, gewann der Parteiführer Maniu die freie Hand zurück, die der Ministerpräsident Maniu in der Verfassungsfrage nicht gehabt hatte. So stand wohl Manitu einer unaus­­weichlichen Notwendigkeit gegenüber, als der Beschluß zum Rückkritt gefaßt wurde. Wie die nationalgaranistische Partei ihre Hand­­lungsfreiheit mit dem­ Augenleid der Nieverlegung der Regierung zurückgewann, so lag auch der Weg für Die Rückkehr zur Regierung nun wieder offen vor ihr. Dieser Weg gewann an Aussichten, als Die Untunlichkeit einer Auflösung des Parlaments und der Durchführung von Neuwahlen ji ausprägte Wir stimmen der Eriväs­sung volk­ommen zu, daß es bei so durchgreifendem Umschwung besser ist, dem Lande Die Unruhen einer Lanz besind­t zu ersparen und alle mit ihr verbundene Kin»­gewigkeit zu vermeiden. Bleibt aber Das Parlament bestehen, dann steht nach wie vor in diesen Parlament die nationalzaranistische Partei als ein massiver Blodk gegenüber allen anderen Parteien da, an dem man einerseits nicht vorbeifann und den mar, andererseits nicht umstoßen kan. So ist es begreiflich, daß auch heute in der Frage der Neubildung der Regierung einer Wie­­derbetrauung Manius die größten Aussichten zuge­sprochen werden. Doch werfen die neuen Verhältnisse auch für Diejen Blod, der nach außen so unangreifbar ist, schwerwiegende Fragen der inneren Zusammenhänge auf. Wenn in den legten Monaten die Fragen der Stel­­lenbejegung selbst der­ fertigen Regierung sor viel Kopfzerbrechen verursachhen, dann werden diese Echipier­rigkeiten nicht geringer werden, sobald man einmal an die Neubejegung der Stellen gehen muß. Denn alte Kräfte sind wieder belebt worden und neue Kräfte sind in den Vordergrund getreten. Durch­ ihre Verdienste um die Heimbringung des Königs sind Gregor Zunian und Mand­leseu an Geltung in steilem Aufstieg jäh emporgeturnt und ihr Gewinn an Einfluß stärkt Die Nationalzaraniiten des Altreichs in ihrer Auseinander­­legung mit den Siebenbürgern. &$ ist noc) Tange nit die Zeit, Personenfragen einer etwaigen Regierung Maniu im Einzelnen zu erörtern, aber wenn es zur Neubewegung der Ministerien kommt, gibt es jedenfalls harte Auseinanderlegungen und in dem Kräftespiel der beiden Gruppen kann es plönliche Bes­chiebungen geben. Denn wenn all die Aussichten einer Konzentrations­­regierung in ganzer Form gering sind, können sich in der neuer Sachlage doch Gruppierungen über Die heu­­tigen Barteirahmen hinaus ergeben und es künnen Neu­­bildungen hervortreten, die man dhes an dem bisheri­­gen Gleichgewicht­ der Kräfte ändern künnen. Man darf nicht vergessen, daß im SHerbst die beiden ersten Jahre der nationalgaranistischen Herrschaft vollendet sind und daß sie damit in den absteigenden Art ihres Wirkens eintritt, in dem man niemals so geschlossen nach innen und so stark nach außen ist, wie in dem aufsteigenden. Vorläufig aber droht seine Gefahr, daß die vor­­herrschende Stellung der nationalzaranistischen Partei von außen her erschüttert werde. Ihr stärkster Gegner, die­ Liberale Partei, hat ihre Politik nur ihre Texten Beichlüsfe voll starrer Schroffheit auf längere Zeit hinaus selbst auf das tote Geleite geschoben. Durch­­ die Heimkehr des Königs war die liberale Partei in eine Lage gebracht, die sie nur durch eine w­ürdevolle Geste der Entsagung gegenüber den Barteilen der­ politischen Konjunktur hätte meistern Tünnen. Bintila Bratianu hat ji in den Berstrndungen vergangener Gegenfäb­­lichkeiten festhalten lassen und die Mehrheit der Bartei iu ihm in gewohnter Diszipliniertheit gefolgt.­­Er künnte ergreifend sein, wie Bintila Bratianı seinem eigenen Neffen gegenüber den Brutus gespielt hat, aber V­erhältnisse wie Die heutigen verjagen froldem Herrentum die Anerkennung. Die Bewegung wird sich nit aufhalten Trafsien, die in der liberalen Partei auf eine Neuorientierung zugunsten der gegebenen Tat­­sachen eindrängt, und eine Partei, die für längere Zeit dem Anrrecht auf Negierungsfähigkeit selbst ent­­sagt, wird Dur­ jeden Verlust an Anhang empfindlich getroffen. Sie gibt selbst den Weg Dazır frei, daß aus den anderen bisherigen Oppositionsparteien Der Re­gierung Maniu der Gegenspieler erwählt, dem alle Früchte, die Maniu nicht e­rntet, von selbst in den Schoß fallen. Die Thronbesteigung König Karls II. hat Entwicklungen in Bewegung geregt, die sich Yangjiam vollziehen, aber manche Nenderung in dem heutigen Barteileben herbeiführen werden, Ein wichtiger Staatsakt des Königs Nachträgliche Anerkennung aller Regierung­ akte seit dem Tode Ferdinands Bukarest, 10. Juni. Der König hat ein Dekret unterfertigt, worin sämtliche Arten, die seit dem Tode König Ferdinands im Namen, König Michaels gezich­net werden, ratifiziert werden. = } 1:.· » Die Kabinettsbildung Maniu oder ein Konzentrationskabinettt?­ ­ General Averescu und Dr. Lupu. Bukarest, 10. Juni. Der König empfing heute vor­mittag die Präsidenten der gejeggebenden Körper­­schaften in Audienz. Nachmittag empfing der König &3 scheint immer gewisser, daß die Regierungsbildung Maniu übertragen wird, doch ist es noch unsicher, DD 8 zu einem Konzentrationskabinett kommen mird oder nit. Aderescen gilt als entschiedener Gegner einer solchen Regierung, scheint aber gegen die Beteili­­gung von Mitgliedern der Bosispartei an einem ges­mischten Kabinett nichts­­ einwenden zu wollen. Dr. Zupu ist­ in jeder Form zur­ Mitarbeit bereit, beide sind jedenfalls nu­ ophpositionell gesinnt und­iesen soll geradezu eine Regierung Maniu empfohlen haben. In nationalzaranistischen Kreisen hofft man, da­ß Maniu d­ie Regierungsbildung ohn­e Beding­ung übertragen wird,da es sonst fraglich sei,ob er selbst die Präsidentsch­aft übernehmen wird und nicht Miya­­lachend­er einem»andern P­arteiführer diese Ausgabe überläßt. · .,Viitorul«will wissen,daß man in hohen Kreisen (?)einer reinen nationalzsararcistischen­ Regierung mit Manirzg an der Spitze nicht günstig gesinnt sei. MApes -

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