Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1934. Juni (Jahrgang 61, nr. 18335-18358)

1934-06-10 / nr. 18342

Seit 92—Nr.18342 «angestellte Postbeamte s ohne triftigen Grund der Regierung und gegebenenfalls im el in Dieter Sache zu unternehmen. Wie schon gemeldet, sind ähn­liche Entlassungen an im Kronstädter Komitat vorgenommen worden, und nun sind auch im Hermannstädter Komitat neun Ungarn und Deutschen ihre Bojtmeisterstellen gekündigt worden, ohne Dolak ihnen irgend­welche Beiträge gegen ihre Amtspflichten vorgeworfen werden. Diese autorisierten Postämter sind im alten Ungarn auf Lebenslänge vergeben worden und haben sich viel­­fach auf die Nachkommen meitstbererht. Sest besteht ein Vertrags­erhältnis, worin Dr. Mözli H seit einer sehs­­­monatigen Kündigung tatsächli­chorgesehen ist. Doc müßte billigerweise ein entsprechender Anlaß gegeben sein, irgendein Vergehen oder Dienstuntauglichkeit Des Bojtmeisters, um Die Smantprognahme dieses Küns­­tigungsrechtes zu rechtfertigen. Es handelt ss aber einfach um die­ Entfernung­­ dieser Angestellten, weil­­ sie einer Bolfsminderheit angehören. Aus den Nach­­barkomitaten kommen gleichlautend­e Meldungen. Zu dieser Zeit hat die Generalpostdireksion in meh­­reren Orten Siebenbürgens und Der Bukowina, fest­­in das Altreich verlegt, aus Ezernowis allein 55, aus Kronstadt 5, aus Klaussenburg rund 40. Obwohl es sich hier nur um Entlassungen handelt, Die wegen des Beamtenstatuts nicht möglich sind, bedeutet für manch einen der verjegten Beamten diese und begründete BVerlegung die Vernichtung ihrer wirtschaftligen Emi­ Ttenz. Einige Dieser Beamten wohnen seit Jahrzehn­­ten in einem Orte und haben sich ein kleines Häuschen und eine kleine Wirtschaft zur Ergänzing ihrer be­­scheidenen Bezüge erworben. Sie haben auf ihren klei­­nen Anmesen Schulden Iaften und sie haben Kinder in den Schulen ihres Heimatortes. Nun sollen sie plöß­ Gh aus ihren kleinen Haushalt herausgerissen werden und in einer ganz anderen Gemeinde Die Arbeit auf­­nehmen. Dabei zahlt die Behörde nicht einmal Die Hebersiedlung stollen. Auch­ Die ungarischen Blätter be­­richten empört über Derartige Massenverlegungen nicht nur im Postdienst, sondern auch bei der Eisenbahn, wo die Minderheitsbeamten in Massen in das Altreich­­ beslegt werden, und zwar zumeist in abseits gelegene Ortschaften und unbedeutende Stationen, auf­ wenn sie bisher wichtigere Pfosten bekleidet haben. &3 ist ar, Daß hier ein der Gleichheit der Staats- Bürger Hohnspressendes Vorgehen gegen Menschen er­­folgt, deren einzige Schuld die ist, daß sie einer Min­­a angehören. Jedenfalls mit schärffte Bermah- Bott gegen eine Derartige ungerechte und kurzsichtige Bolitis erhoben werden. Wir erwarten, daß alle der­­antivorth­en Stellen ihre Pflicht, zur Wiederaufiid­­ee, bon Ret und Gereutigkeit tun! a Een . Siebenbürgisch Deutsches Tages-satt Optimistischer Umschwung in Benz Einleitung umfassender Arbeiten; Heranziehung Deutschlands sol erreicht werden Die englisch - ameritanisch-französische Einigung Genf, 8. Juni. Nachdem in den lesten Tagen die Gen­­fer­ Atmosphäre Hoffnungslos geworden war, kam über­­raschenderweise heute morgen die Nachricht, daß Eden, Barthbou und Davis kurz vor Mitternacht ji über den Wortlaut einer Entshliegung geeinigt haben, die a!S Hinterlage weiterer Verhandlungen dies­nen soll. Die Sigung des Büros, die heute Halle 11 beginnen sollte, wurde auf 2 Uhr nachmittag verschoben. Um 4 Uhr ist dann der Hauptausschuß zusammengetre­­ten, (Ergebnis weiter unten). Es ist noch zu bemer­­ken, daß in der abgelaufenen Nacht Titulescen, Be­nesh und Litwinow sich moch nach 2 Uhr früh zusammenfegten und sich schließlich Darauf geeinigt ha­­ben, die französisc-englisch amerikanische Formel aus­zunehmen. Die erwähnte Dreimächteerklärung it eine bloße Nah­­menbereinbarung, die ein Vorgehen für Die allgemeine Weiterführung­ der Konferenz, für Die Wiederein­­beziehung Deutschlands in Die Verhandlungen, für die Behandlung der Sicherheitsfrage und der Frage der Regionalpakte, sowie für die Prüfung „greifbarer“ A­brüstungsvorschläge schafft. Die Tatsac­he, daß es zivi­­schen den Drei weitligten Großmächten zu einer Eini­­gung über Das Vorgehen kommen konnte, muß bezüg­­li­cher Zukunft ausrichten, wer, Konferenz im allgemei­­nen­ zubersichtlicher stimmen, da ja gerade über Die Frage Des Vorgehens e3 z­wischen den Hauptmächten beinahe zu einem nicht wieder gutzumaccenden Bruch gekommen war. Die auf Grund der englisch-französisch-amerikanischen Vereinbarung von der französischen Abordnung — wie immer nimmt Stanfreid die Führung — ausgearbeitete Entschliegung. Die Freitag­nachmittag dem Präsidium der Abrüstungskonferenz und später dem Haup­ausschuß vorgelegt worden ist, Hat folgenden Wortlaut: Das neue Programm der Abrüstungs­­konferenz Der Hauptausschuß zieht Die Entfehliegung, die ihm die Abordnungen der sechs neutralen Mächte, Die Abordnung der Türkei und die Abordnung Der So­­w­­jetunion vorgelegt haben, in Erwägung. Er berück­­sichtigt Die Klarstellungen, die in seinen Arbeiten Durch Die franzöisisge Denkschrift vom 1. Februar 1934, der die italienische Denkschrift vom 1. Januar 1934, die englische vom 29. Januar 1984 und Die deutsche Erklärung vom 16. April 1934 vorgenom­­men worden sind. Er ist bon. der Notwendigkeit ü über­­zeugt, daßs die Konferenz ihre Arbeit fortsee, um­ zu einem allgemeinen Abkommen über die Herabfegung und Begrenzung der Rüstungen zu gelangen. Er ist entfehloffen, die von ihm bereits unternommenen Studien unverzüglich fortzufegen. I. Er fordert die Abordnungen auf, mit ihm die von ihm für geeignet gehaltenen Mittel und zum Zived Der allgemeinen Annahme einer Abrüstungsabmachung eine Lösung der in Echwede befindlichen Fragen zu suchen, unbeschadet der besonderen Besprechun­­­­gen, die s bon den Negierungen unternommen­­ werden sollen, um den Enderfolg durch die Rückkehr Teutschlands zur Konferenz zu erleichtern. IT. Angesichts der besonderen Wichtigkeit, die Das Stu­­dium und die Lösung geiwisser seit Anfang der allgemei­­nen Aussprache herveigetretenen Fragen bieten, be­­antragt der Hauptaus ihm­ Folgendes: H 1ch­hierheit.a)Da die Ergebnisse früherer Stu­­dien der Konferenz seit einem Jahr den Abitur ge­wisser regionaler Sicherheitsabkommen in Europe ermöglicht haben, beschhieht der Hauptausschuß, ein Sonderkomitee zu ernennen mit der Aufgabe, diejenigen Vorstudien fortzulegen, die er für notwen­­dig hält, um den Abschlus neuer Abkommen gleicher Art, die außerhalb der Konferenz verhan­­delt ‘werden könnten, zu erleichtern. Es wird Cache des Hauptausschusses sein, Die Grundmaße Dieser WUb­­kommen als Teil der allgemeinen Konvention zu bestim­­men. 5) 2er Hauptausschur beschliegt, ein zimertes Sonderkomitee zu ernennen mit der Aufgabe, Die Frage der Ausführungsbürgschaften zu stu­­dieren und Die Arbeit hinsichtlich Der­ Organisation Der internationalen Kontrolle wieder aufzunehmen. 2. Luftfahrt: Der Hauptausschuß beauftragt sein Luftfahrtkomitee, sofort Die Studien der in seiner Ent­­schliegung vom 23. Juli 1932 unter der Rubrik 1 (Luft­streitkräfte) bezeichneten Vorschläge wieder aufzuneh­­men. 3. Waffenherstellung und Waffenhandel: Der Hauptausschuß fordert sein (bestehendes) C Sonder- Komitee für Die Frage der Waffenherstellung und des Wafenhandels auf, sofort seine Arbeiten wieder aufzu­­nehmen und ihm im Lichte der Erklärung, die der ame­­rikanische Vertreter am 30. Mai d. h. abgegeben hat, in möglichst kurzer Frist über die Lösungen, die das Ko­mitee empfiehlt, zu berichten. Diese Ausschüsse sollen nebeneinander arbeiten. Das Bild hat Die Aufgabe, die Ergebnisse zusammenzufassen. IV. Der Hauptausschuß überläßt es dem Präsidium, im geeigneten Augenbild­­ die­­ geeigneten Maßnahm­en zu ergreifen. Damit er, wenn der P­räsident ihn neiter-, einen VPLDENDEUFN l­ einberuft, baldmöglicht EUR SIERDIERET, RE­HRER ‚IV. In: Unbetr. 1 Een ein umtaffendes v zu verklären, Bitte der Haupt­­ausschuß den E die Regierungen mit diesem­ Berchlag zu belasjen.­­ Sie Veränderungen in der Negierung" Die Neütritte Der Unterstaatssekretäre und ihre amtliche Erklärung Bukarest,8«zum­ Gestern ist auch UOIS Negura des­ Landwirtschaftsamtes zurückgetreten. Es sind nun im ganzen die Rücktritte von fünf Unterstaatssekretären zu verzeihen. Der Ministerpräsident hat der Breite hier­­über gestern eine Erklärung abgegeben, in der er diese Veränderungen in der R­egierung mit der Vollwendigkeit von Ersparungen begründet. Die Arbeiten an dem Staatsopranschlag, die die wahre Finanzlage des Staates enthüllen, hätten für die Regierung gewisse B Verpflictungen ergeben. Für die Notwendigkeit strenger Sparsamk­eit mußte das Beispiel von oben kommen. Des­­halb seien einige Regierungsmitglieder zu der symbioli­­schen Tat geschritten, auch ihrerseits an dem allgemei­­nen Wert der V­ereinfachung des Staatsaufbaues und der Anpassung an die gegenwärtigen Bedürfnisse durch ihren Rücktritt mitzuwirken. Eine Abschlußaudienz? Bufarest, 8 Suni. Ministerpräsident Tatarescu hatte Mittivocdh eine lange Audienz beim König. In Ne­gierungsfreisen wird dem Empfang und den Dabei ge­­troffenen Entscheidungen eine besondere Bedeutung beis'­gemessen und die Stimmung ist in diesen Streifen außer­­ordentlich gehoben. Gen. -Udj. A­ngelesen Landesverteidi­­gung und Rü­stungen Alareshs Juni Wie die Blätter übereinstimmend melden wird da an Iserimsat des Ministerpxaiidenten besten Landesverteidigungsamt in ZZW sowien aushæ M und dieses Ministerium mit jenem für Rüstung wie­­­der zusamm­en­gelegt werden Das vereinigte Ressort­­ erhält der bisherige Rüstungsminister Generaladju­­sent Raul Angelescu. Averesen Hatte Kabinettsr Auftrag Bularesy SJuni Die Aktion Averescus in der tsat der letzten Regierungskrise war bekanntlich v­on den dem­okratischen Blättern mit aller Heftigkeit b­e­­­kämpft worden und allenthalben sprach man von dem Berjcch einer Diktatur, dem es entgegenzutreten gälte. Die Dementis der Volkspartei wu­rden nicht ernst ge­nommen. Nun hat der Parteiführer, Marschall Ave­resch, eine merkwürdige Art der Beweisführung­­ ver­­sucht: er hat die „Qupta” wegen V­erleumdung im Wege der Breite gefragt. In der Klage heißt es, daß Die Aktion des Parteiführers, die infolge einer Auffore­derung des Königs geschah, eine Regie­­rung bis zum 9 Mai zu bilden, von dem Blatt als Abenteurer bezeichn­et wurde, obwohl sie, wie er be= mweisen werde, in vollstem Einverständnis mit dem Kö­­nig vor sich gegangen sei. Bemeffensivert ist für Die Deffentii­leit vor allem die Tatsache der Beauftragung Averescus zur Kabinettsbildung mit bestimmter Srist. Sie dürfte der Regierung jedenfall auch nachträglich unangenehm sein und­ Der ganze Prozeß, der schon für den 25. Juni angelest wurde, wird wohl rei an Ueberraschungen sein. ·«­­ » - «­­ Die Jahresfeier der Thronbesteigung 12.000 Strtsdelegierte huldigen dem König Bukarest, 9. Juni. Anläßlich des vierten Jahrestages der Thronbesteigung des Königs wurde in der Hauptstadt unter reger Beteiligung der Bevölkerung eine Weihe von Festlichkeiten und V­eranstaltungen abgehalten, wie sie im Programm vorgesehen waren. Die Regierung begab sich dann auf den festlich geschmücten Pla vor dem küniglichen Schloß in der Galea PVichoriei, wo um 10 Uhr 30 die Ortsvorsteher und Abord­nungen der Stadtverwaltungen des ganzen Landes in der Zahl von 12.000 Delegierten unter Führung des Bukarester Ober­­bürgermeisters Donescu zu Defilieren begannen.­­ Der Borbeimarsch Dauerte bis einviertel vor 12. Vor Dem Schloß hat ji eine große Menschenmenge angesammelt, die den auf dem Ballon verharrenden König immer­­wieder in Zurufen feierte. Anschließend fand die Hul­­digung der Drtsvertreter des Landes vor dem König in den römischen Arenen im Karlpark statt. Der Ober­­bürgermeister von Bukarest Donescuh würdigte als Sprec­her die Persönlichkeit des Königs in einer mit unge­­heurem Zubel aufgenommenen Anspra­che. Die Erwide­­rung des Königs geben wir auf der ersten Seite un­­seren Blattes wieder. Am Nachmittag wurde im Stadion DNEF eine Sport­veranstaltung abgehalten und zugleich Die Ausstellung für Leibeskultur eröffnet. Au Hier sprach der König Sonntag,iio Juni 1934 einige Worte über den Sport. Um 5 m­ ae folgte ein zahlreiches Publikum auf den Slugplak von Bancaja den Vorführungen eines reichen Festprogram­­mes. Im 7 Uhr 30 abend veranstalteten verschiedene Maus­fifcereinigungen der Hauptstadt ein Ständchen vor Dem Königshlog, an Das sich Der Vorbeimarsch Der einzel­nen Kulturvereinigungen anschoß. Die Stadt war seit­ U PRINT: Ein Butschversuc in Litauen im Sinne des früheren Ministerpräsidenten Woldemaras Zirfi­, 7. Juni. Wie aus Notno gemeldet wird, haben die Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Volde­­maras in der Nacht auf Donnerstag einen Militär­­putsch ausgeführt. Woldem­aras wurde von seinem Vers­pannungsort im Flugzeug in die Nähe von Koimno ge­­bracht, wo er von seinen Anhängern zum Ministerpräsi­­denten ausgerufen wurde. · des­ Generalstabs·.Das Militär hält die Gewalt in der Er befindet sich im Gebäude Hand, es scheint aber, daß die Behörden Hinter der bis­­herigen Regierung stehen Der Staatspräsident Sme­­tona erklärte, er sei nicht geneigt, mit den Aufständi­­schen zu verhandeln. In den Nachstunden hat das Mili­­tär sämtliche, öffentliche Gebäude befett. An den Prä­­sidenten Smetona wurde ein Ultimatum gerichtet,­­ das­­ Mittag abgelaufen ist. Es scheint aber, daß es verlängert­­ w­u­rde. Zur Zeit läßt sich nicht übersehen, was für eine Wendung die Ereignisse nehmen werden. Wie verlautet, befindet sich unter den Verhafteten auch­ der Gouverneur des Mientelgebietes,­ ­ Der Butih miß Jungen Korn, 8. Juni. Nach anfänglichen Erfolgen der Wol­­demaraspartei erlangte Die Regierung Die hand. Woldemaras selbst und 20 Offiziere befinden si in Haft. Sonst ist die ganze Angelegenheit noch sehr un­­bar. Tatsache ist, daß Woldemaras seinerzeit bis zu sei­­nem Sturze durch einen dem Staatspräsidenten nahege­­standenen P­uttsch ein hervorragender Vertreter der In­­teressen Litauens ge­wesen ist, namentlich in Genf und vor dem Belferbund. Obers v Ä­H­RER 5

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