Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1934. Juni (Jahrgang 61, nr. 18335-18358)

1934-06-10 / nr. 18342

Taxele plä­­tite in numä­­rar ord. Dir. Gen. P.T.T. a Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt Honterusgafe Nr. 11 Fernspiecer Nr. 11 und Nr. 130 — Verwaltung: Königin Mariastraße Nr. 3­5 Fernsprecher Nr. 237 ° — Bezugspreis für einen Monat in Hermannstadt ohne Zustellng 90 Lei; mit Zustellung 109 Lei; mit Bollbeksendung im Inland 109 Lei; und Ausland 150 Lei; Einzelnummer 5 Lei Nr. 18342 Hermannstadt, Sonntag den 10. Juni 1934 61. Jahrgang Der König an die Ortsvortsteher des ganzen Landes Bukarest, 8. Juni. Auf die Huldigungsansprac­he des Oberbürgermeisters der Hauptstadt erwiderte der König mit folgenden Worten: „Kerr Bürgermeister des Munizipiums und Ihr, Ver­­treter des ganzen Landes! Er ist für Mi eine außerordentliche Freude, Sie hier, um Mich versammelt zu sehen. Aus Ihren Herzen spüre SH den Bussschlag Meines ganzen Voltes und in diesen Tagen unentswegten Kampfes kann Ich Meine Kraft nur aus dem Innern Meines Voltes schöpfen. (Lebhaf­­ter Beifall.) Vier Jahre sind vergangen, seit der Him­­mel und der Wille des Volkes Mich auf Diesen Posten der V­erant­wortung gestellt haben. Ohne Unterlaß und ohne Rait Habe Ich für Euer Wohl gearbeitet und bin entschlossen, mit größter Tatkraft, über alle Hin­­dernisse hinweg, Mein Werk zu Ende zu führen, das eine Sache des Glaubens und des Gemissens für Mich ist. Um aber Meine Aufgabe mit Erfolg vollenden zu können, bedarf Ich unbedingt der Mithilfe aller. Ich bin sicher, diese Unterfrügung uneingeschränkt in der Weisheit und Liebe des Volkes zu finden. (Beifall und laute: Hurrahrufe). Unser Volk Hat zwei Sprichwörter, die uns im Ges­dächtnis haften und uns immer gegenwärtig bleiben werden: Das Wasser fließt dahin, die Steine bleiben. Und: Rumänien geht nit unter. Unsere ganze V­er­­gangenheit kehrte uns beides und die Zukunft wird stets von neuem eriveisen, dem die Tatkraft, die Ceele, der Glaube und die Kraft dieses Wolfes müssen ewig sein. Gehen Sie in Ihre Gemeinden und verfünden Sie Meeinen Gruß, Meine Gedanken der Liebe, Meinen uns erschütterlichen Entschluß zur Arbeit und Meinem Wunsch, den Ich an alle richte, Mir bei D­ieser Arbeit zur Seite zu sein, denn alle Schwierigkeiten künnen nur überwunden werden durch eifrige Arbeit der Liebe und Treue. Gehen Sie mit Gott und jagen Sie allen Rus­mänen, daß in Mir vor allem ein rumänisches Herz­chlägt, daß Ich alle Liebe Meinem W­olfe widme. “ (Beis­fall, langandauernde Hurrabrufe). ­ &s geht aufs Ganze! (8. 3.) Das Tageblatt Hat jich im besten Halbjahr wiederholt mit Erscheinungen nationaler Unduldsam­­keit belassen müssen, die unseren Lebensraum einzus­­engen drohten. Zwar führen wir seit jed­ehn Jahren ununterbrochenen Abwehrkampf, ringen um unseren pöl­­fischen Besitstand, aber es war mehr politischer Streit des Boltzganzen oder wir fanden wenigstens offiziellen Chuß, die Gegner waren geteilt und den Einzelnen bes drohte der Angriff weniger. Das hat js im der Teisten Zeit sehr wesentlich geändert: es handelt sich nicht mehr um Tote Einzelfälle, sondern Glieder einer Kette, um eine einheitliche nationale Welle, die gegen Indivi­­duum wie gegen Volk anbrandet und der entgegenzutre­­ten die Regierungen weder Neigung noch Möglichkeit mehr haben. E3 muß verstanden werden, daß es nun ein wahrer Bollskampf werden wird, in dem es seine Hilfe von außen gibt. E braucht nicht exit gesagt zu werden, daß dieser die schwerster Anforderungen an Einheit und Widerstandskraft stellt. Er hat nicht den Anschein, als sei man ji allenthalben des Ernstes der Lage bewußt. Wir wollen daher ein Bild der Stim­­mung in den rumänisch­en Parteien von heute geben, wie es fi aus den politischen Ereignissen, vor allem aber aus der Landespresse ums darstellt. Deß der Zattenc muS, y en es ber ex ,«.»­ z­z Wirtid » sur die Erzeuglun­g einer gewwhssen „Stimmung“ im Lande ne Hast 2 ee De a zur ee herummirft, ist nur der allgemeine Rahmen, in den sie unsere besondere Landesentwickung einfügt. Gewik spielt auch bei uns der wirtschaftliche Druck eine wesent­­liche Rolle. Die Bauernmasse vor allem wurde emp­­fängl­ für eine Propaganda, die die Schwächen des­ Bürgertums auszunagen verstand­ennd sich selbst den Glorienrchein unbeugsamen Heldenfampfes zu geben wußte. Als aber dann die Zügel wieder im festere Hände kamen, wurde Die Rechtsdemagogie bald beseitigt und es zeigte si, daßs sie Feinestwegs so weiten Fuß gejagt hatte, aß man ursprünglic­h angenommen hatte. Die nationalliberale Partei mußte nun aber ihrerseits das völfische Element der Glaubensräte im ven Vorder­­grund teilen, um nicht zu­ enttäuschen und so etwa den wiedergemonnenen Boden selbst abzugraben. Die Kraft der Führung hat überdies bei ihr an starf ab­­genommen bzw. fichy verlagert: die fiebersbürgisc­he Ora­ganisation hat heute eine andere Geltung al zuvor. Bon ihr aber, die das rumänische Bürgertum der Städte bereinigt, gehen nun die Angriffe aus, denen sich Die Bentvale nicht mehr widerlegen fan wie früher, ohne die Partei zu gefährden. Früher konnten wir noch eine Unterstützung von der nationalzaranistischen P­artei erwarten, die auf unnere Wahlhilfe in den Städten angewiesen war und jcl­eh­­lic ihre demokratischen Grundmäße betonen mußte, um si vom liberalen Bürgertum abzuheben. Auch da Haben­­fi, Die Verhältnisse gewandelt. Die Partei Hat eben­­falls die Gefahr für. ji erkannt, Die eine freisinnige Behandlung des nationalen Elements mit sich, bringt in einer Zeit, in der dieser Schrei immer stärker wird. Auch, hat sie Heute schon einen­ Stad städtischen Priotes­tam­ates um fi, der ihr zu entaleiten d­eokt, ein ir­h nicht in die laute nationale Front einfügt. Auch das außenpolitische Moment mag hier mitwirken, wie es auch bei der Liberalen Partei seine Rolle spielt. Je­­denfalls sehen wir heute au­f hier schon Stellungnah­­men, die von dem Chaubinismus der Nedten nicht weit entfernt sind. Allen Ernstes trat fürzlich ein Mit­­­arbeiter des Maniablattes Für eine Aenderung der Berjaffung ein, Die Die Steicrheit der Minderheiten vor dem Gejeb, au'heben solle und die Schriftleitung for­derte zur Öffentlichen Auseinandersekung­­ darü­ber auf. Der Kampf um die Eroberung der Städte ist genau so zum Rostulat der siebenbürgi­ger Nationalzarant­­ien getmiorden wie er­ es bei den anderen Parteien tt. Das Altreich stellte sich, bisher, diesen Fragen gleicharltig gegenüber. Auch das ist­ anders geworden: heute geht das größte Geschrei um diese Probleme von den Bukarester Blättern aus. Und es ist bezeichnend, dab­ei weniger Die­var E . F. Parteiblätter sind, die hier in Betracht konmen als die so­­genannt­e unabhängigen Organe, die viel verbreiteter und öffentliche Meinung stets in ung Minderheiten abträg­­­­t Ueberpeblighteit und ihrem Sinn. Die Liniezeitungen „Adeverul“, „Diminenta* “und „Zupta“ sind Scharf von uns Deutschen abgerückt, seit der Nationalsozialismus das Judentum zurückdrängt. Auch sie wirken in den großen Massen gegen uns. In ihren Provinzberichten wird schärfstend gegen und Stimmung gemacht und der nationalen Einigung zur Gewinnung der Städte genau so das Wort geredet wie in irgendwelchen nationalen Blatte. Die größte Feindschaft treffen wir aber im „Gurental“ an, einem nationalradikalen Organ. Das einen planmäßigen Kampf gegen die völkischen Minder­­heiten führt und dabei vor seinem Mittel zurückc­recht. Diese Zeitung hat im Anflug an die Erörterung Der Frage des Schutes der nationalen Arbeit eine Rundfrage veranstaltet, wie der Weberfremdung des Landes mit ihrer Unterlegenheit de3 rumänischen Urelements zu fteut­­ern wäre. Seit dem ersten April werden nun Tag für Tag hier die Antworten veröffentlicht, Die aus allen Teilen des Landes, aus allen Schichten des Rumänentums jeden Al­­ters einfangen. &3 sind z­wei große Blattseiten, die da Tag um Tag ihr Haßgeschrei in Die Bevölkerung senden, denn natürlich äußern sich vor allem Die radikalen Stimmen. 70—80% dieser Aufräte gipfeln in der Forderung des vollkommenen oder doch bevölkerungsproportionellen Aus­­schlusses der Minderheiten aus öffentlichen wie privaten Diensten und selbstverständlich auch aus den allein beste­­hen, zu lassenden Staatsschulen. Dabei ist bemerkenswert, daß, kaum zwei, drei Politiker und sehr wenig bekannte­n­ersönlichkeiten zu Wort kommen, ‚sondern eben Die Masse, die das Bürgertum der Städte ausmacht, vom Uni­­versitätsprofessor bis herab zum Bürodiener. Der­ Hab oder Doc die Umduldsamkeit, Die besonders aus sieben­­bürgischen Weitterungen spricht, sind natürlich vor allem auf Neid und Begehrlichkeit der Befisloren zurückzuführen, während aus den­ Teilen des Altreiches mehr das Umnver­­ständnis für die besondere Lage in den neuen Provinzen spricht. Aber was nügt diese Erkenntnis, da man doc nicht­ dagegen ankämpfen kann? Hier ist mit Aufklärung ebensowenig auszurichten wie mit juristisch unanfecht­­baren Beweisführungen — er ist­ rein politischer Macht­: Roc­h ist Dagegen. Die Ideologie des Westens, der V­ölferbund, — wenigstens theoretisch — und die Minderheitenverträge,. ‘aber, es sind unsichere Größen geworden, denn die nationale Welle rüt­­telt an ihren Grundfesten und leidenschaftlichen Volfsbe­­­wegungen gegenüber werden sie glatt derjagen, ebenso wie­­ die Regierungen, fahren mußten. &3 kann deshalb nicht eindringlich genug auf Diese sy­­stematische Hebe­rg­a werden, die die nationale Begehrlichkeit aufpestscht. ‚Einst wei­­deren Zurückweichen wir ja schon: er­­"tampf, um den es sich­ handelt. len ist e3 die intellektuelle Staffe, die davon besessen ers­cheint. E3 Handelt fi ihr seine­swegs nur um materielle Biete wie Die Gewin­ung der ö­fentlichen Stellen oder i­h­enen alle fremden Macht doch eine « Fee geht um die Bohr ser, eleren überhaupt,­­ Beitscehrift ganz unverhüllt den Vorschlag, die Minderhei­­t Höchstens Kulidienst Hinter der Front machen­­ten zum Waffendienst nicht mehr zuzulasen — natürlich gegen Zahlung einer Diffamierungstüte. Sie kühnten Das sind wohl Einzelverirrungen, aber sie entsprechen der Ges­­amtrichtung, in der sich heute fast alle Parteien einträchtig zusammenfinden. Und unaufhörlich wird man auf die öffentliche Meinung losgetrommelt: bald ist es Die Ge­­­minnung der Städte, die zur Erörterung steht, dann das Schulunwesen und der Schuß der nationalen Arbeit — das Gejet soll erst fommen — oder die Landesverteidig­ung, die Orstnamen und die Treffe. Die eigene Filmindustrie, der Sport, der auch von den bösen Minderheiten gefapert wurde (das neueste ist eben die Abänderung der Berg­fasjung) und so bringt jeder Tag einen anderen Anlaß, in die Kerbe zu hauen, dem eigenen W­olf einzureden, daß ihm die Minderheiten im Wege stehen. Die Maffe der Bauern ist wohl noch wenig davon berührt, aber wenn der Kampf einmal auf das Land getragen wird, dann gibt­­ es auch sein Zurück mehr und sein Halt, dann kommt die Entscheidung. Wie wird sie uns finden? Die Massenentlassungen und­­­ :Berfegungen der nichtenmännschen Wort: und Eisenbahn­­beamten ‚ Boftmeister brotlos geworden,­­die zumeist seit von allen Seiten kommen Meldungen über Ber­­fegungen und Entlassungen öffentlicher Beamten, die­­ den Volksminderheiten angehören. Die Entlassung der Postmeister deutscher V­olfszugehörigkeit erweist sich als systematisches Vorgehen der Generalpostdirektion in allen Landesteilen. Im Banat sind Hunderte deutscher vielen­­ Sahren zur Zufriedenheit ihrer Mitbürger und ihrer­­ Vorgefegten ihren Dienst versehen haben. Wie die „Ba­­‚nater. Deutsche Zeitung“­­meldet, hat­sie ein Teil dieser entlassenen schwähiichen BProstmeister dieser Tage in Temeswar. bersammelt und dem Abgeordneten Dr. Kräuter Die traurigen Tage geschildert, in die sie und ihre Familien gebracht­ werden. Unter ihnen befindet sich z. B. die Postmeisterin aus Donauheim, die mit vergilbten Dokumenten nachmeist, Dah ihre Familie­­ seit dem Jahre 1800 die Postmeisterstelle versehen und weiter vererbt hat. Abgeordneter Kräuter ver­­sprach, mit Hilfe der Deutschen Partei Schritte bei | a

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