Süd-Ost, Juni 1936 (Jahrgang 2, nr. 125-146)

1936-06-11 / nr. 131

131. Schriftleitung: Franziskanergasse 7/1 Solge Postfach 55, Telephonnummer : 519­­ . » IF«« . zn, Tageblatt der Deutschen V­ol­sgemeinschaft in Rumänien Donnerstag, den 11. Juni 1936 Verwaltung: G­raf Mogd­ugaffe (Kl, Erde) 4 E02] Neue Fertigung der kleinen Entente Der Tagung der Oberhäupter der drei Staaten der Kleinen Entente, die in Bukarest am 6. und 7. d. M. Hall gefunden hat, kommt eine besondere Bedeutung zu — dies brauch nicht noch eigens betont werden. Die Gründe, die zu dieser Abweichung von der bisherigen Tagungsart dieses Staatenbündnisses DVBeranlassung gegeben haben, und auch nicht allzu schwer zu finden. Sie liegen in den außerordentlich schwierigen Verhältnissen, die gegenwärtig in Europa beruchen. Und da es angesichts dieser politischen Rage unbedingt notwendig war, einen Standpunkt fest­zulegen, der sich nicht von heute auf morgen, nach einem jederzeit möglichen Wechsel auf den Posten der Außen­minister ändern kann, mußte es geschehen, daß die Staatsoberhäupter zusammenkamen. Gleichzeitig sind solche Zusammenkünfte als ständige Einrichtung beschlossen worden. Man kann daher die YBukarester Zagung als ein Zeichen dafür ansehen, daß­ss die Kleine Entente unter den erwähnten schwierigen Verhältnissen noch japanische Botshalter sicherte Kanton die Neutralität zu, fetter als bisher zusammengeschlossen hat, wenn die japanischen Interessen gewahrt sind. Wenn es in der an die Presse hinausgegebenen Mit-­s­iehlung heißt, dab sich in allen Srage vollkommenste Tokio, d­en­n lee bei Formosa Medereinstimmung ergeben habe, so if das mehr als die steht unser Dampf und ist bereit, sofort in G2e zu flechen. Äbliche Phrase, die Li über jede Internationale er Art am geprägt wird. Es kann nicht der geringste Zweifel daran bestehen, daß die drei Staaten der Sileinen Entente mit der Aubersten Entschiedenheit an den Bestimmungen der Sriedensschlüffe, die si auf ihre Länder beziehen, festhalten und eine Q Revision derselben in Rom, 10. Sunt. Mittels königlichen Dekrets würde welcher Form immer ablehnen. Mit derselben PR­een nd DS ne­­ it sind di­e d taf Ciano zum Außenminister ernannt. Sein Unter- ER­RE 08 Staatssekretär wird Bastianini, bisher Gesandter in nicht mehr zu vermeidenden Umgestaltung des Völkerbundes darmah zu streben, daß die Gleic;­­ren Solontermiifier­ wurde‘ Propagandaminister, berechtigung der Mitglieder des Völkerbundes,­ die sich aus seiner Idee ergibt, nicht beeinträchtigt werde. Es besteht bekanntlich bei den Großmächten die Neigung, ihre größeres Gewicht im Völkerbund auch formell zur Leitung zu bringen. Im Grunde genommen war es auch bisher so, insofern­ die Großmächte auf jeden Fall und Händig im Völkerbundrat vertreten waren, während die kleineren Staaten nur zeitweise dort eine Vertretung boten. Die Gleichheit der Interessen der Staaten der Kleinen Entente in den beiden erwähnten Punkten ist eine aus­­reichende Bürgschaft für die Korfdauer dieses Bündnisses. H­aran ändert der Umstand nichts, daß in Einzelheiten, wenn auch in solchen von nicht geringer Bedeutung, eine Vershiedenheit der Interessen bericht. Es ist längst kein Geheimnis, daß die Stellung der drei Staaten verschieden is, vor allem was die Beziehungen zu Rußland an» belangt. Die Tschechoslowakei hat bekanntlich mit Sowjetrußland einen Nichtangriffspakt abgeschlossen. Südslawien dagegen ist nicht einmal geneigt, die normalen Beziehungen zu diesem Staat aufzunehmen. Rumänien fehl ungefähr in der Mitte ; es pflegt frem­d­­nachbarliche Beziehungen zu Sowjetrußland, hat es jedoch froß des Drängens von Paris her noch nicht dazu ents­lossen, mit Rußland in ein engeres Bündnis zu treten. Die Stimmung im Lande ist in großen und einflußreichen Kreisen so sehr dagegen, dab man hoffen darf, es werde auch niemals dazu kommen. Auch hinsichliich des Verhältnisses zu Oester­­reich und Italien nehmen die drei Staaten einigermaßen verschiedene Standpunkte ein. Doch ist diese Beschiedenheit nicht so groß, daß sie den inneren Zusammenhalt gefährden könnte. Noch in einem Punkt hat es den Anschein, als ob eine Beschiedenheit der Auffassung immer mehr Raum ge­­winnen werde. Der deutschfreundlichste Staat der Kleinen I LU­­ a ee RE 2. Tel.-Nr. 263, Postschekk.: Bukarest 62.139 | Jahrg. | Ausbruch der japanisch-chinesisichen Feindseligkeiten Allgemeine Mobilisierung in Kanton London, 10. Juni. Der japanisch-chinesische Gegen­­ja verschärft sich von S­tunde zu Stunde. In der Provinz Huangji haben sie vier Divisionen vereinigt und dringen gegen die Provinz Hunan vor. Aus dem S Haupte­quartier dieser Divisionen wurde ein scharfer japan- feindlicher Aufruf erlassen. Die Chinesen werden aufge­­fordert, zu den Waffen zu greifen um den japanischen­ Eindringling aus dem Lande zu werfen. Allen denen, die sich mit Japan einlassen, wird unerbittliche Nade angedroht. Shanghai, 10. Juni. Die Regierung von Kanton hat die allgemeine Mobilmachung aller Lünd-, Wasser- und Zufiffreitkräfte angeordnet. Der Angriff auf die Provinz Sunan wird amtlich beffäligt. Die Truppen sollen die Stadt San-Tihau bereits erreicht haben, was einen Bormarsch von 150 km­ bedeutet. Marschall Sihian-Kat-Schek ersuchte die Kanton- ah­mid Ghine­rg gen Ann Neen.­a Die japanisc­he Fiotte zur Abfahrt bereit falls die Ereignisse in China -japanische­ Interessen ges fährden sollten, Menuorientierung der italienischen Außenpolitik Suvidh Gesandter in Warschau Gleichzeitig hat Supid seine Stelle niedergelegt und geht als Gesandter nach Warschau. Mufsolini hat demnach die in seiner Hand vereinigten Ministerien wieder abgegeben. Diese Veränderungen deuten auf eine Nenderung der italienischen Außenpolitik hin, deren Stiel­ ne deutlich auf Deutschland und Polen nweist. Aufmarsch der Baierländischen Front Wien, 10. Juni. Geffern­abend fand ein Aufmarsch der Baierländischen Front slat, bei welchem Bundes­­kanzler Schuschnigg eine Rede hielt und einen Aufruf an die Mitglieder der DVaterländischen Front richtete. Diesem Aufmarsc it eine eifrige Werbetätigkeit vorangegangen. Flugzeuge warfen hunterltausende von Flugzetteln ab, die für die Teilnahme warben. Gleichzeitig entfalteten aber auch die Nationalsozialisten eine rege Tätigkeit. Es wurden Flugzettel mit dem neuen Abzeichen, das eine aus einem halben Zahnrad herausragende Kauft darstellt, die einen Sammer mit dem Hakenkreuz hält, verbreitet. Bundeskanzler Schuldnnge empfina­geffern nachmittag den einst in Ungnade entlassenen Major Zey. Zu den Gerüchten Über eine Amnestieverordnung wird noch be­­kannt, daß angeblich eine gleiche Anzahl von National- Sozialisten­ und Sozialdemokraten begnadigt we Das Urteil im Kommuniistenprozeß von Sally Bukareff, 10. Juni. Einer der großen Kommunisten­­prozesse wurde gestern zu Ende geführt, wobei 106, hauptsährig jüdische P­ersonen angeklagt waren. 17 Personen wurden in Ab­wesenheit verurteilt. Die Strafen lauten auf Zuhfhbaus zwischen einem halben Jahr bis zu zehn Jahren und zu Geldstrafen von 20.000 bis 100.000 Lei. 27 Angeklagte wurden freigesprochen. (Menefle Nachrichten auf der 4. Geile) ollen. Das Einsturzunglück von Cofroceni Schreckenszenen unter den Zuschauer­n Der Einsturz der großen Tribüne bei den Saterlichkeiten in Cofroceni am Montag hat, wie wir schon gestern melden konnten, bereits ein kleines Vorspiel gehabt, indem die Tribüne der Stadt Bukarest, die ss neben der königlichen Tribüne befand, mit etwa 1500 Zuschauern einstürzte. Dabei wurden einige Personen leicht verlegt und vom Gesundheitsdienst sofort weggeschafft. Diesem Unfall wurde, wohl um die Feierlichkeiten nicht zu stören, weil er keine Beachhtung verdenkt. Der Sprecher, der die Fellfolge ansügte, forderte das Publikum auf, weiter Ruhe zu bewahren. Darauf wurde das Fellprogramm fortgefegt, das in den aymnafflichen Usbungen der 10.000 Wächter bestand. Als nach diesen Uebungen die Jugend eben abmarschieren wollte, wurde die Luft von einem furchtbaren Schreien und lautem Krahen zerrissen und die der königlichen Tribü­ne gegen«­überliegende 100 m lange, und 40 m breite und 15 m hohe Tribüne, auf der etwa 5000 Personen Plaß gefunden hatten, stürzte zusammen wie ein Gartenhaus und begrub die Zuschauer unter sich. Ein furchtbares­ Entente ist ohne Zweifel Südflawien. Im schärfsten Gegen­­ja zum Deutschen Neid­ feht die Tichechoslowakei. Auch in dieser Hinsicht nimmt Rumänien eine Mittelstellung ein. Es ist unser beibeffer Wunsch, daß es Rumänien mehr und mehr Deutschland nähern möge. Al­s in allem komme der Bukarester Tagung vom 6. und 7. d. M. sehr große Bedeutung zu, und bei den schweren Entscheidungen, zu denen sich die Staaten Europas in der nächsten Zeit­werden entschließen müssen, wird die Kleine Entente eine gemwichlige Rolle spielen. Die Vorbereitung dazu fi­elen in diesen Tagen getroffen worden. Kopfloses Entjegen ergriff die Zuschauer. Schrekensrufe der entjekten Zuschauer, Hilferufe der Verunglückten und Wehklanen der Verwundeten erfüllten die uff. Mütter liefen jammernd umher und fuhren ihre Kinder. Ein baumlanger Polizeikommissär, der neben der Tribüne des Königs aufgestellt war, stürzte ohnmächtig zu Boden, sein Rind befand er auf der Todestribüne.. Von allen Tribünen liefen die Menschen in wilden Enflößen zur Unglücksstätte.­ Nach den ersten Minuten des Entiehens, in denen diese felslisch gestimmten Menschen endlich, begriffen, was Überhaupt verliehen war, legte der Gesundheitsdienst und der Dienst der Pfadfinder zur Bergung der Opfer ein. Die amtliche Verlaufbarung des Innenministeriums Das Innenministerium hält amtlich an seiner ersten Darstellung fest und meldet drei Tote, u. zw. Maria PBopescu, Hauptmann Samstrescu und Anton Bartolovic und 320 V­erwundete. Wie wir s­chon geflern meldeten, wurden die Arbeiten nicht vom Stadtbauamt direkt vergeben, sondern zwei PR­al­er Blumenfeld und Drusku über­­geben. Die Tribünenarbeiten wurden weder von Gade­verständigen überwacht, noch von der Bau- Kommission der Stadt übernommen. Heute früh brannte eine der groben Tribü­nen, wobei der Berdacht entstanden ist, das das Feuer gelegt worden it, um eine weitere K Feststellung der verbrechrlichen Sahrlässigkeit unmöglich zu machen. Prinzregent Raul spendete vor seiner Abreise nach Südflawien 100.000 Rei für die Verunglückten. Das furchtbare Ereignis hat in der Hauptstadt und im ganzen Land große Erregung hervorgerufen. Man fordert überall mit großem Nachdruck die genaueste Untersuchung der Angelegenheit. “

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