Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1848 (Jahrgang 9, nr. 42-101)

1848-09-15 / nr. 73

i­n Hermannstadt am 15. September. Rr. 73. Jahrgang. R­ANSSILVANISA. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. m Offenes Schreiben an den Landtags-Deputirten Jos. Zeyk. Die 68. Nummer des „Közlöny“ hat uns ihre in der 28. Landtagssigung bezügli­cher dur dhe ©. Regener Bürgerschaft den h. Reichsständen eingereichten Protestation ‚wider die Thorenburger Deputirtenwahl, gehaltene Rede mitgetheilt. — Herr Deputirter wissen ‚Sie, zu welchem Zwecke Sie Deputirter sind? — Ad­ richte hiemit eine Frage an Sie, die ich statt­ Ihnen beantworten will, denn Sie scheinen es nicht zu wissen. Sie sind Deputirter, um das Wohl des Landes, das sie gesandt hat, nach allen Kräften zu fördern. Wir S. Re­­­gener gehören nun unstreitig auch zum Lande und somit wären wir­ denn auch berechtigt, die Förderung unseres Wohles auch von Ihnen zu verlangen, wenn auch ein anderer Wahlkreis Sie gewählt hat. Sie haben aber dieses nicht gethan, ja Sie haben ein entgegengelegtes Streben, nämlich das uns zu schaden, an den Tag ver legt: Sie haben gesagt, daß die S. Regner nicht des­­halb von der Deputirten Wahl sich zurückgezogen haben, weil sie nur im gehörigen Wege und nicht in hinläng­­licher Anzahl berufen worden, sondern weil sie gegen die Union eingenommen gewesen. Ct mein Herr Deputitter, woher wissen Sie denn dieß? Jt Ihnen, dessen Person uns ganz unbekannt st und der vielleicht im gegenwär­­tigen Jahr­ gar nicht in S. Regen war, vom Schicksale etwa vergönnt, auf meilenweite Entfernung in unser Inneres zu sehen ? Sind Sie mit unserm Thun und Lassen, unserm Denken und Fühlen so genau bekannt, daß Sie sich getrauen die innern Motive unsrer Hand­­lungen den h. Reichsständen ‚vorzulegen ? Geben Sie die Gründe an, vermöge denen Sie zu solchen Aeußerungen sich ermächtigt fühlen. Aber wir verbitten uns mit „,,es soll’’ oder ‚‚man sagt“ uns abzuspeisen. Ich frage Sie weiter, was haben die ©. Regner gethan, daß sie, soweit die magyarische Zunge klingt, so verdächtigt werden, wie dieß auch unlängst in einem Lügenartikel des K. Hirado­ geschehen ist ? Ich will es Ihnen sagen, denn Sie wisz­­en es nicht, obwohl Sie es“ wagen, sogar unsre innere Gründe angeben zu wollen. Im April haben die ©. "Regner gleich­ andern Städten des Landes zu ihrem “Schuß und Sicherheit eine Bürgergarde errichtet 3 sie haben bei dieser Gelegenheit einer Fahne sich bedient, deren eine Seite mit den siebenbürgischen Landesfarben, die andre aber mit den deutschen Farben, zum Zeichen unsrer deutschen Abstammung versehen war; überdies war die Fahne mit einem Unions­bande geschmückt. Nun, "rear das schlecht ? Sagten wir da mit jener Fahne nicht, daß wir Siebenbürger Deutsche sind, welche die Union willkommen heißen ? Verlangen Sie für jene Zeit, wo die Union nicht einmal eine königl.. Proposition war mehr? Wenn Sie es thun, so verlohnt es sich nicht der Mühe mit Ihnen weiter zu sprechen. — Die S. Reg­­ner haben ferner die Wahlversammlung des Thorenbur­­ger Comitates nicht besucht und Protest gegen die Land­­tagswahlen eingelegt, weil sie durch die mangelhafte Berufung in ihrem neuen, wohlverdienten Rechte, das der ungarische und siebenbürgische Landtag ihnen zuge­­siezt hat, sich beeinträchtigt fühlen. Sichert denn das neue“Geset den mit geordneten Magistraten versehenen Ortschaften nicht dieselbe Wählfähigkeit zu, als den Städ­­ten ? Hat etwa S. Regen keinen geordneten Magistrat? Ist dessen Bürgermeister nicht ein Dekretalbeamter der der königl. Bestätigung unterliegt, ist der S. Regner Magistrat nicht seit Jahrhunderten ein forum appella­­torium, besitzt er nicht das Jus gladii und ist diesem zu Folge S. Regen nicht ein „rendezett tanäcsal ellatott helyseg“ ? Ist ein S. Regner Med. Doktor, Advokat, Th­eolog u. f. f. dieses weniger als ein Klausenburger ? Nun Herr Deputirter ? verneinen Sie es, wenn Sie Finnen! Oder bedeutet jenes Geset etwas anders? War­­um machen Sie dann so unklare Geseße ? oder hatte jenes Geseß blos den Zwe zu mystificiren ? Wir wollen zur Ehre der ungrischen Nation dies nicht glauben. _

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