ACTA HISTORICA - A MTA TÖRTÉNETTUDOMÁNYI FOLYÓIRATA TOM. 17 (1971)

17. kötet / 1-2. sz. - GY. GYÖRFFY: Dem Gedächtnis Stephans, des ersten Königs vom Ungarn

Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae, Tomus 17 (1—2), pp. 1—11 (1971) Dem Gedächtnis Stephans, des ersten Königs von Ungarn Von GY. GYÖRFFY Vor 1000 Jahren trat im Leben der außerhalb der beiden Kaiserreiche gebliebenen »neuen Barbaren« von Ost- und Nordeuropa eine entscheidende Änderung ein. Jene Völker, deren Fürsten über ein starkes militärisches Ge­folge verfügten, also die Dänen, Norwegen, Schweden, Russen, Böhmen, Polen und Ungarn, haben alle fast gleichzeitig ihre Staaten organisiert und das Christentum angenommen. Diese für Europas Gebilde entscheidende Änderung war das Ergebnis innerer Entwicklung und von außen kommender Wirkungen. Nur diejenigen Völker konnten eine dauerhafte Staatsorganisation gründen, die in ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung ein gewisses Niveau erreicht hatten und deren Herrscherschicht ihre Herrschaft mit inneren Kräften zu stabilisieren wußte. Zur Stabilisierung der Herrschaft genügten allein die wirtschaftlichen Vorbedingungen nicht, die Herrschaft mußte auch ideologisch begründet werden, wozu im mittelalterlichen Europa bis zur Wolga das Christentum, jenseits der Wolga der Islam am geeignetsten er­schienen. Im östlichen Mitteleuropa spielte in diesem Prozeß das erneuerte Impe­rium der Ottonen die Rolle des Katalisators. Gegen die Expansion dieses Reiches hatten die an seinen Grenzen wohnenden heidnischen Völker eine einzige Möglichkeit zur Verteidigung: sie mußten sich zum Christentum be­kehren und Staatsorganisationen ausbauen, wie sie im Frankreich und seinen Nachfolgestaaten verwirklicht worden waren. Einander ähnlich war л ог allem die historische Entwicklung dreier be­nachbarter Völker. Böhmen, Polen und Ungarn unternahmen die Staats­gründung und den Aushau der Kirchenorganisation nicht nur zur gleichen Zeit, sondern auch auf ganz ähnliche Weise. In Böhmen unterwarfen die Premysliden, in Polen die Piasten und in Ungarn die Arpadcn die der Zentrali­sation widerstrebenden Stammes- und Sippenhäuptlinge, und richteten mit den ihnen weggenommenen Burgen ein einheitliches Burgsystem auf. Die Fürsten haben um ihre zerstreuten Höfe einheitlich Organisationen von Ackerbau und Handwerk betreibenden Dienstleuten ausgebaut. Mit der Acta Historien Academiae Scientiarum Hungaricae 17, 1971

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