Arader Zeitung, Juli-Dezember 1928 (Jahrgang 9, nr. 77-153)
1928-10-14 / nr. 122
Bezugspreis: für jeden Sonntag, Mittwoch tag ganzjährig Lei 400---, u. Frei ix Amerika 4 Dollar, sonstiges Ausland 700 Lei, — Für die ärmere Bevölkerung, wöchentlich einmal Sonntag, ganzjährig 200 °— Keil, Fernsprecher Nr. 6/39 Fernspießer Nr. 6/35 dopelt KERSTEG DUISTN : Sorge 122. Arad, Sonntag, den 14. Oktober 1928 6 1927. | Pa 75084 | Bu, Kor Schriftleitung und Verwaltung : Inseratenpreise: Der Quadratzentimeter kostet auf der Arad, Plata Pestelui (Ede Fischplatz) Rr. 1.. In eratenseite Lei 4 und auf der Anzeigen“ das Wort Lei 3, fettgedruckte Wörter werden berechnet: Dage> Tazele nosialo pIÄtiiG eee Ne roade a „ener recjlunse extseite Lei 6, „Kleine Einzelnummer Lei 4 °— 9. Jahrhang Duca ist gegen eine Avarescu-Jorga-Regierung. Bukarest. Innenminister Duca äußerte den Standpunkt, daß die liberale Regierung nicht von einer Avarescu-Jorga- Regierung abgelöst werden soll, da dies bloß eine Verschleppung und nicht Cstung der Krise bedeuten würde. * Aus dieser Äußerung ist zu entnehmen, daß Duca gegen das Ausrudergelangen der Nationalzaranisten nichts einzuwenden habe. Im Gegensatz zu Dinuila Bratianu, der nach wie vor den Standpunkt vertritt, daß die Mationalzaranisten je Ehrung der Regierungsgeschäfte nicht die nötige Eignung besitzen, Angholescu weissagt, R S seiner Partei ein kurzes Leben, t, daß er, Dezember abgehe, n meinen, die Liberalen blieben ewig am Ruder. Höchst interessant ist die Erklärung des Unterrichtsministers aus dem Grunde, weil er so ohne weiteres 2 Millionen herzugeben bereit ist, M seine Partei doch noch vor dem 1. Dezember abginge. Man müßte vom Unterrichtsminister Unterricht nehmen in der Kunst, wie man durch den Unterricht in die Lage gebracht werden kann, Millionen zu besitzen, ECONOI070/0/010,0,0/0,0) Asiatischer Parlamentarismus. Der König von Afghanistan läßt die Abgeordneten rasieren. Aus London wird berichtet, daß König Umanullah jene Abgeordneten des neueröffneten Parlamentes, die in „Rationaltracht und mit Bärten erschienen waren, rasieren und dann mit europäischen Galakleidern ausrüsten ließ, was rg hat in diesem Jahre eine Rundreise durch Europa gemacht und beginnt sehr sein Land zu modernisieren. Der Anfang ist vielversprechend, denn früher hat so ein morgenländischer Herrscher solchen Untertanen, die ihm mißliebig waren, die Köpfe und nicht die Bärte abrastieren lassen. Der Geist der Heit schreitet eben hemmungslos weiter, Und es ist zu EL daß König Amanullah, falls er Europa wieder durchreist, auch der san gewahr werden wird, welche bei uns den arbeitenden Untertanen gegenüber angewendet werden. Da wird er dann nicht nur seine Abgeordneten, sondern alle Untertanen scheren und rasieren, Oder sollten ihm diese Methoden schon bekannt sein ? Wir sind das Land,der wilden Tiere. Bukarest, a ig We machte der Kaufmann uocard einen Ausfall und ließ sich vor dem Minister Valtotanu zur Äußerung hinreißen: „Wir sind das Land, der wilden Tiere.“ Wegen dieses Ausspruches kam der Kaufsmann vor das Bukarester Kriegsgericht, das ihn zu den Gefängnis und zu einer Geldstrafe von 5000 Lei vers urteilte, 4 Große Verschwörung in Rußland. Die erschossene Spionin. Massenverßastung von Studenten. London. Unter den Studenten der Hochschule für Bodenkultur hat sich in Kuban eine Geheimorganisation gebildet, die sie „Der Bund des Söhne Rußlands" nannte. Dieser Organisation gelang es allmählich in Kuban auch außerhalb der studentischen Kreise Wurzel zu I zahlreiche Intelligenz«. , allein die Aufgabe, ler schlossen sich dem Bunde an un darunter sogar einige höhere Sowjetfunktionäre. Der Bund stellte sich vor antikommunistische Broschüren unter die Bauern auf dem flachen Lande zu verbreiten, hatte es bereits durch zähe Arbeit so weit gesbracht, daß in einer großen Anzahl russischer Städte Schwesterorganisationen ins Leben gerufen werden konnten. Vor etwa zwei Monaten erachtete der Bund die Zeit für gekommen, zur Tat übenzugehen. Drei Studenten hatten sich freiwillig zur Ausführung eines Dynamitattentates in Ver he durchgeführt. 4 Die Spenda wap waren bereits in Angriff genommen, als die Sowjetpolizei durch den Verrat eines Mitgliedes des Bundes in Kuban von dem Komplott Kenntnis erhielt. Sie schritt jedoch mit der strengen nicht ein, sondern hat sich roberwachung der drei zum Attentat bestimmten Studenten. Zugleich beschloß sie, die ganze Geheimorganisation auszuheben. Zu diesem Lied sandte die Moskauer Polizei, Zinaida Kriglowa, ein dreiundzwanzigjähriges Mädchen, nach Kuban, daß der bolschewistischen Polizei bereits als Spionin große Dienste erwiesen hat. Die schöne Zinaida wurde dank einem Empfehlungsbrief vom Unterrichtsministerium als Hörerin auf der Hochschule für Bodenkultur aufgenommen, wurde wenige Tage später in den Bund der Söhne Rußlands als Mitglied zuge In das Organisationslassen. Sie verstand es, die Liste der Mitglieder in Kürze zu verschaffen und system und in die Pläne der „Söhne Bleu Einblick Moskau Helene zu gewinnen. Obwohl sie bei ihrer Spionagetätigkeit äußerste Vorsicht walten ließ, wurde sie doch ertappt und auf der Stelle erschossen. Nun erachtete die bolschewistische Polizei die Zeit fürekommen, einzuschreiten, ebenundsechzig Verhaftungen vorgenomm Es nen, Alle Pläne und Geheimkorrespont des Bundes, und deren Schwescher sich da rn der In die Verschwörung Derwidel der Bewegung Herr zu werden trachten. Auf die Dauer wird dies aber ebenso wenig möglich sein, wie es dem Farismus nicht gelungen war, den Gang der Zeit aufzuhalten. Die blutige Stunde der Vergeltung wird auch für die Sowjet- Männer schlagen, Slumenfüdung 1 gering Schwere Anklagen gegen den Justizminister. Einer der Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses, Istrate Micescu, ansonztin Advokat in Bukarest, erhebt seit oben ungeheuerliche Beschuldigungen gegen den Justizminister Stelian Popescu. Was der Sache eine besondere Würze gibt, ist der Umstand, daß Beide der liberalen Partei angehören. Also Krähe gegen Krähe. Sogar im Doppelsinne, weil Beide Advokaten sind. Micescu bezichtigt den Justizminister der Erbschleicherei. Er schleudert ihm die Anklagen zu, daß er in Testamentsfälschung in den Besitz seines Vermögens gelangt sei. Bei dieser Anklage beruft Micescu ih auf die Minister Lupu, der diese Anklage gegen den Justizminister schon vor ZIM schriftlich erhoben habe. Weiter beschuldigt Micescu den Justizminister der Desertion. Der Justizminister antwortete auf die gegen in erhobenen Anklagen sein Ort. Hingegen läßt er Micescu durch Strohmänner angreifen. Er läßt ihm vorwerfen, daß er als Verteidiger der etroleumpanamisten einen Groll gegen en zußigrinisten hege, weil er es nicht zulasse, daß der Detroleumskandal vertuscht werde. — Wenn der Justizminister sich durch das Petroleum auch durchaus nicht reinwäscht von den gegen ihn erhobenen Anklagen, so erreichte er mit seinen Gegenklagen unbedingt soviel, daß Istrate Ulicescu petroleum anrüchig geworden ist. Und so stinken denn Beide , der Eine ohne — der Andere mit Petroleum. — Und damit ist die Angelegenheit nach liberalen Begriffen eigentlich erledigt. Man hat sich gegenseitig die Wahrheit gesagt und Schluß. Und schließlich, wenn die von Tag zu Tag unschuldiger werdenden Petroleumleute auf freien Fuß geseßt werden, kann auch zwischen Istrate tcesen und dem Justizminister das xein nur aus Petroleumquellen stam» mende Zerwürfnis Hoffen wir das Beste beigelegt werden, KER Nn wieder ein Eisenbahnunfall, Lokomotive zusammenstieß. Drei zwischen den Stationen Domasna Covena und Crusovas im Komitate Severin ereignete sich ein schweres Eisenbahnunglüc, in dem der Güterzug mit einer agendes Garnitur des PMU gingen in Crümsmern, während beide Lokomotiven soweg beschädigt wurden. Von dem Dienstpersonal wurden zweit Mann schwer vettet. Drei andere kamen mit leichteren Verletzungen davon. Zur Feststellung der Ursache des Unfalles wurde die Untersuchung eingeleitet. Der Sachschaden, den die Eisenbahn erleidet, ist bedeutend,gute Unvernünfige Gutpolitit. In einer deutschen Gemeinde unterrichten rumänische Lehrer. Wie aus Ezernowis berichtet wird, wurde in die Bukowinaer rein deutsche Gemeinde Augustendorf, wo es 176 schulpflichtige Kinder gibt, zwei Lehrer angestellt, die ausschließlich nur die rumänische Sprache beherrschen. Wieder ein Beweis, mit welchem Verständnis man ins Deutsche in Rumänien behandelt und ein weiterer Beweis dafür, was man davon halten soll, wenn die Amtskreisen immer und wieder versichern, daß ihnen jede Romanisierungsabsicht fern gelegen sei, x , Gesetzesmißachtung wenn es sich um Minderheitsschulen dreht. Bukarest. Das Unterrichtsministerium hat folgender für die «man wer len wichtigen Erlaß ergehen lassen : Sollten bei einer Minderheitsschule derartige Unregelmäßigkeiten wahrgenommen werden, denen zufolge im Sinne des Gesetzes die Schließung des Schule es den wurden [1] 2 Anwendung gebracht werden müßte, es den Schulbehörden strengstens unters die Schulinspektoren ergangen, dennoch hat man sich in nagen allen über das Gesetz und die ministeriellen Verordnungen hinweggesezt und hat zahlreiche Schulen, überhaupt in Siebenbürgen unter den wichtigsten Vorwänden geschlossen. Die aus übel angebrachtem rdeng überromanisch eifernden Weingeister machen sich aus den jungsteriellen Verordnungen nicht viele wissen, was sie von ihnen halten sollen. "Man gibt diese Verordnungen heraus, poltert und scheitet des Scheines wegen, wenn die „Straint“ gar zu laute Klage führen. Wirklich ernst ist's dem Unterrichtsministerium nicht zu tun. Ansonsten müßte die Verordnung nicht zeitweilig wiederholt werden. Einmal müßte genügen, Gorkij im Sterben Moskau. Der Zustand des berühmten Schriftstellers Maxim Gorkij ist ungewöhnlich schwer. An seinem Krankenbette wechseln die Ärzte ständig einander ab. Wie ein neueres Telegramm meldet, liegt Gorkij im Sterben, Derdiente Strafeur Prügelei auf der Freidorfer belie Wet Kirke . Im vergangenen Monat hat der Sadelhausener Gendarmeriewachtmeister auf der Freidorfer Kirchweih den Demeschburger Hausierer Wilh. Rosengarten verprügelt. Der Freidorfer Steueragent Lazar Giulvezan mengte sich ganz unberufen in die Angelegenheit und half dem Wachtmeister den wehrlosen Mann, der kleine Luftballonchen verkaufen wollte, blutig zu schlagen. Damit nicht genug, schleppten die Zwei den Armen ins Gemeindehaus, wo sie ihn weiter schlugen. Das Bezirksgericht in Demeschburg verurteilte den prügellustigen Steueragenten zu einem Monat Gefängnis, 5000 Lei Geldei 2000 Lei Schadenersaß und zur Zahlung der Abdvofatenspefen von Cei 1200. Den Gendarmeriewachtmeister wird das Kriegsgericht aburteilen,