Bőripari Szemle, 1920 (19. évfolyam, 1-24. szám)
1920-08-01 / 15. szám
14. oldal. ten der gewesenen Monarchie und uns dann in den grossen internationalen Handelsverkehr der Welt einfügen. So lange aber der beschränkte Verkehr besteht, müssen wir es durchsetzen, dass das heutige System des Import- und Exporthandels, das System der Konzessionierungen nicht ohne die Interessentenkreise erledigt werde. (Lebhafter Beifall.) Wir müssen es durchsetzen, dass die Interessentenkreise, der gesammte in diesen Verband zu konzentrierende Aussenhandel hierin ein entscheidendes Wort erhalte. (Lebhafter Beifall.) Wir müssen den Verband nach Branchen gliedern und den Vertretern der einzelnen Branchen bei den Regierungsverfügungen jenen Einfluss sichern, den jede Interessenvertretung mit Recht von einer Regierung erwarten darf, die die Staatsangelegenheiten im Interesse der Gemeinsamkeit zu erledigen verpflichtet ist. Ich gehe weiter. Ich glaube, es wird unsere wichtige Aufgabe sein, eine Lösungsmodalität zu suchen, die wir der Regierung empfehlen können, wonach die Export- nnd Importbewilligungen nicht von der Regierungsbehörde, sondern vom Verbände der Interessenten erteilt (lebhafter Beifall und Zustimmung) — unter Kontrolle der Regierung. Wenn wir der Regierung alle Garantien bieten, die vom Gesichtspunkte der Verlässlichkeit, der bedingungslosen Objektivität überhaupt gefordert werden können, wenn wir der Regierung auch die Möglichkeit bieten, mit ihren eigenen Organen einen entsprechenden Einfluss und eine entsprechende Kontrolle über das Vorgehen ausüben können: so sehe ich nicht ein, warum eine Regierung sich daran klammern sollte, diese lästige, undankbare Aufgabe mittels eines schwerfälligen bureaukratischen Systems lösen zu wollen, sobald die Interessenten geneigt sind, auch ali die Opfer auf sich zu nehmen, die damit verbunden sind. (So ist’sl) Das wäre nach meiner Meinung das Ziel, das wir in der unmittelbarsten Zukunft erreichen wollen und erreichen müssten. Gestatten Sie mir nun, ganz kurz darauf zu verweisen, was ich anderen, vielleicht mehr administrativen Beziehungen bei einem solchen Verbände für notwendig halte. Zunächst dass der Verband an die ähnlichen Körperschaften des Auslandes anknüpfe, dass er in dem Netze, welches den Dienst des Aussenhandels zu besorgen haben wird, ein Kettenglied bilde, dass Ungarn in den internationalen Organisationen vertreten sei, dass Ungarn seinen Nachrichtendienst ebenso erhalte, wie ihn Deutschland, die Schweiz, Italien, Belgien erhaben — ein jedes Land durch seine besonderen ähnlichen Organisationen — dass wir sozusagen einen Bund mit den ähnlichen ausländischen Organisationen bilden und so ständig darüber orientiert werden, was in der Welt vorgeht. (Zustimmung.) Hier verweise ich in dieser Hinsicht nur auf das berühmte Harussche internationale Institut in Kiel, das heute das erste in Europa ist und das mit seinen wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Mitteilungen — je nach dem Erfordernis der Ereignisse — einen solchen Spiegel der Weltwirtschaft bietet, wie ich ihn derzeit ähnlich nicht kenne. Hierher gehört — und dies müssen und können wir nur Arm in Arm mit den am Exporthandel interessierten Firmen erzielen •— die sich von Tag zu Tag wiederholende hochwichtige Frage des ausländischen Nachrichtendienstes. Heute erhalten in Budapest 10, 20, 30. 100 Firmen die gleichen Mitteilungen unter enormen Kosten. Nehmen wir z. B. die Textilbränche. Alle unsere, sich mit dem Textilhandel befassenden Firmen erhalten ihre telegraphischen Mitteilungen über die Konjunkturen und Preisgestaltungen aus ein und derselben Quelle. Nehmen wir die Valutamitteilungen. Bisher haben sich die einzelnen Firmen nach der Natur der Sache mit riesigen Kosten darauf eingerichtet. All das, was hierin nicht individuelles Geheimnis ist, was darin nicht die Grundlage individueller Benützung bildet, müsste in der Weise konzentriert werden, dass der Nachrichtendienst sich in diesem Verbände abwickelt und dass der Verband — sowie die einzelnen Banken und Firmen über die Börsen-Preisnotierungen täglich Mitteilungen ausgeben lassen — den interessierten Firmen täglich Informationen erteilen könne -— natürlich durch eine mit ihnen gemeinsam zu errichtende Organisation. Auf den ersten Blick erscheint dies vielleicht als sehr kühn, weil es schon in die individuelle Interessensphäre eingreift. Dies ist aber eine irrtümliche Auffassung. Im Gegenteil: es will den individuellen Handel, die individuellen Beziehungen des Handelsverkehrs erleichtern und die gesammte Interessenvertretung gleichzeitig aus einer Zentrale bedienen. Es ist wohl überflüssig zu betonen, dass der Verband in Sektionen gegliedert werden muss, da er nur so eine entsprechende Tätigkeit zu entfalten vermag. Diese Sektionen müssen, ohne die einheitliche Leitung des Verbandes zu tangieren, so konstituiert werden, dass jede Branche für sich ein Ganzes^ einen vollständigen Verband bildet. Und wenn es sich um Vertretungen vor Behörden, vor der Regierung handeln wird, so sollen dort nicht der Beamtenkörper des Verbandes, nicht seine Leitung, sondern stets die entsprechende Branche dort stehen: die Vertreter der Branche, die allein berufen sind, diese Branche richtig, gut und objektiv zu vertreten. (Zustimmung.) Um auch bei der Regierung selbst entsprechendes Gewicht zu besitzen — ich spreche nicht von einer ad-hoc-Regierung, sondern vom Regierungsystem selbst, das immer vorhanden ist, ob dieser oder jener die Macht besitze — müssen wir Modalitäten dafür suchen, auch der Regierung etwas bieten zu können. Sie, die Männer des praktischen Lebens wissen ja, wie schwer es ist, innerhalb der kahlen Wände der Bureaux aus dem Labyrint der Akten ein klares Bild über das wirkliche Leben zu schaffen. Dass unser Bureaukratismus in vielen Beziehungen sckwerfällig, kurzsichtig ist, das ist nicht ausschliesslich der Fehler der Vertreter des Bureaukratismus, sondern des- Organismus selbst. Der ungarische Beamtenkörper, besonders der Beamtenkörper der Ministerien, steht auf so hohem Niveau^ wie der Beamtenkörper welch anderen Staates immer. Die Situation, die Verhältnisse, der Rahmen, in dem er sich vom Leben abgeschlossen und nur im Bureaukratismus bewegt: sie verursachen seine Fehler. Ich glaube, wenn wir die Regierung in die Lage versetzen könnten, dass wir zeitweilig, monatlich,, auf Grund der Berichte der betreffenden Zweige den kompetenten Faktoren der Regierung ein Situationsbild bieten — also dem Ackerbauminister in dem ihn berührenden Interessenkreise, dem Handelsminister in seinem, dem Finanzminister in seinem Interessenkreise ♦— wenn wir z. B. der Regierung in diesem Monate und in jedem Monate ein Situationsbild über die in der Welt wahrnehmbaren Verhältnisse des Ledermarktes, über seine Konstellationen, über die Steigerung oder die Abnahme der Produktion, über das Steigen oder das Fallen der Preise, über die in den grossen Produktenländern zu gewärtigenden Lage bieten, und wenn wir auch in der Textil, Wollbranche, kurz in allen Produktionszweigen die Regierung von Monat zu Monat orientieren würden : so würden jene Abteilungen der Ministerien die sich mit diesen Angelegenheiten befassen, in diesem Verbände einen höchst wertvollen Mitarbeiter finden und damit würden wir auch uns und den im Verbände vertretenen Handel das Interesse der staatlichen Oberbehörden sichern, die auf diesen Verband wie auf Krücken angewiesen sein werden. Der Verband wird dann die Quelle, aus der der Staat Kraft, Stoff, Wissen und Erfahrung schöpfen kann. (So istls!) Dies wären die wesentlichsten Gesichtspunkte, die ich mir bei der Leitung des Verbandes vorstrecken würde. Und schliesslich die Isolierung unserer Sprache trägt zu grossem Teile Schuld daran, dass wir iin Auslande unbekannt geblieben sind, der letzte kleine Balkanstaat, das kleinste südamerikani- BŐRIPARI SZEMLE 1920. augusztus 1.