Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1925 (Jahrgang 7, nr. 221-247)

1925-10-14 / nr. 232

- - -Bolkspreise Bezugspreist Inland EHE 5, halbjährig . Ausstellung in Tentesvar 10 2, Aussend ganzjährig 7 Do. 4: EEE Schriftleitung und ZZ: SL Skadt, Deutsches Mann“ Berm­ptener No. 14-18 — Erscheint e­ in 3 Uhr nachmittags n No. hc te : & Wenn nicht noch in­ lezter Stunde etwas da­­zwischen kommt, so wird nach den bisherigen Mel­­dungen die Herbsttagung des Parlaments am 15. Oktober, also am Donnerstag eröffnet. Die Thronrede wurde bereits textiert und vom Minister­­rate angenommen, so, daß dem Beginn des parlamen­­tarischen Lebens eigentlich nichts mehr Hemmendes im Wege steht. In dieser Session sollen mehrere, für das Land außerordentlich wichtige Gesehent­würfe, wie: Privatschulgeset, Wahlgeseßl, Spiri­­tuosengeseß und das Budget verhandelt werden. Diese Geseßentwürfe ließ die Regierung für den Schluß­ ihrer langen Regierungstätigkeit. Man könnte nicht gerade behaupten, daß­­ das gegen­­wärtige Parlament­ nichts geleistet hat. In der ver­­gangenen Session, die übrigens die rührigste von allen der letzten Jahre­ war, streute sie mit voller Hand den gesebgeberischen Segen über und. Daß Dieser sich leider nur allzu oft dann in das Gegen­­teilige verwandelte, ist viel zu bekannt, als daß­ er wiederholt werden müßte. Wenn­ nun auch diese Ent­­würfe, die in der Thronrede angedeutet sind, unter werden, so hat die Regi abgeleugnet werden kann, hinter sich. Was den Wert­­ eine Leistung, zumindest quantitativ, die nicht anbelangt, wir meinen den Wert der Gesetze von all­gemeinen Landesinteressen, darüber wollen wir nicht reden. Denn bei diesem Kapitel überkommt uns ein Gefühl des Schmerzes der­ bitteren Klage, die wir schon so oft vergebens in die Oeffentlichkeit gerufen­aben. . 4 Die vergangenen Zeiten, wo im Parlamente die deutschen Abgeordneten so waher für die Rechte der deutscen Minderheiten eingetreten sind, stehen nur noch lebhaft in Erinnerung und die Monate, die seit dem Schluß ver­legten Parlamentstagung und­­ der bevorstehenden Eröffnung liegen, waren so reich­ an Worten­ für die­ Minderheiten, gleichsam als die früheren an Taten gegen diese. Somit könnte man sagen, daß die Ferien, die auch von weltpolitischen E­reignissen gewissermaßen beeinflußt waren, Die Zeit der Reden, der Psalmen war, auf die nun wieder die Zeit der Taten folgt. Wir erinnern an die Verhandlungen in während der Tagung des Völkerbundes über Min Genf 9o­­ritätenrechte, wir erinnern an die Ausfüh­­rungen DER ARYEM­UNsters. Dueg, die er ‚gleich nach der Rückkehr aus dem­ Auslande getan hat, an die­­ Worte,­­die er zweifelsohne noch unter dem Einflusse seiner Eindrücke aus Genf, also noch brühwarm gesprochen hat. Diese Aeußerungen lassen uns dann auch hoffen, daß die Regierung vielleicht doch zur Einsicht gekommen ist, waß es verfehlt war, Die Minderheiten vier Jahre hindurch in den Abwehrkampf zu drängen, statt sie zu positiven Arbeiten im Interesse des Landes heranzuziehen. Vielleicht wird sie es in dieser Parlamentssession versuchen, wenig­­stens einen Teil jener Fehler gut zu machen, die sie während ihrer Herrschaft so oft begangen hat. Dies hoffen wir. . Un diese Hoffnung wird in uns noch durch Die staatsmännischen Worte unseres edelmütigen Königs, wie er, in Temesvar gesprochen NE gestärkt. Wir warten darauf und möchten nicht son­ fest glauben, daß diese wieder nur Hoffnung ‚bleiben !“ 557 wird. Es wird so hinlänglich! Gelegenheit sein, zu bewerben. 2­erung gewiß FE­SER aber 1 sche beherrscht. Die Stim­m, teien Des Landes hervorsklingt, 0 außerordentlich op­timistisch. Ausgenommen “wie der liberalen Partei. Vielleicht noch nie ist die Regierung so hart auf Widerstand seitens der Opposition gestoßen, als jetzt und vielleicht noch nie war die Kampfesfreude und Die Siegeshoffnung größer, als heute. Die Er­­gebnisse der Wahlen in die landwirtschaftlichen Kam­­mern­ haben die O­ffentlichkeit aufgewirbelt, die U­n­­zufriedenen in Front gestellt. Diese Front wird nun von allen Schattierungen der rumäni­­schen Oppositionsparteien gefestigt, die vielleicht nicht ganz aus Ueberzeugungstreue, sondern vielmehr aus­­­ dem einheitlichen Gefühle der allgemeinen Unzu­­friedenheit den Kampf gegen die Regierung bis zum Ende zu führen bestrebt sind. C3 ist schwer bei den verschiedenen Möglichkeiten des parteipolitischen Lebens unseres Landes Voraussagungen be­züglich der zukünftigen Gestaltung der Regierung zu machen. Ueberrastungen können über Nacht kommen und alle Kombinationen über den Haufen werfen. Aber wenn nicht alle Zeichen tragen, so scheint die Du ver BEER gegenwärtig doch mi ii­ zu sein. Denn 6 im eigenen Lager sind Unzufriedene. Wie oft hört man Stimmen, bald da, bald dort, die ein mahnendes Wort ‚gegen die gegenwärtigen Herrscher erheben. Umsonst werden die Risse an dem Bau dieser Parteiorganisation ver­­fittet, immer wieder entstehen neue Sprünge daran. Und dies ist der Opposition nur willkommen. Sie ermuntern sie weiter im Kampfe und dehnen die Angriffsfläche. Es hängt da­­her nicht nur vom Willen der Liberalen allein ab, " wann sie das Regierungsruder aus der Hand geben, den auch von der Durchschlagskraft­­ "der „Sppc­­ion im Zeichen dieses Kampfes, 3 vielleicht viel weniger auf­ wer. Rednertribüng des Parlaments ausgetragen wird, beginnt nun wieder die Hochsaison der inneren Politik. Die Regierung wird kein Mittel unversucht lassen ihren Willen, das heißt die Gesehemtwürfe, die projektiert sind, durchzusetzen. Die Opposition wird ihr voraussichtlich vielleicht nicht einmal so­­ viel parlamentarisch-tech­­­nische­ Schwierigkeiten entgegenstellen, um sie je früh zurüctreten zu sehen. Höchst: hlgeseß. Aber wie gesagt, 2 p 13 so­nst w 3 Ba : er. ZER Tim, nalpartei erschien beim Min­­­­sidenten und Br. Re­tiamu mit der Bitte, für den 18. Oktober in Bukarest im Dacio-Saale einen Landeskongreß der Partei zu be­­willigen. Der Ministerpräsident verweigerte die Bitte mit der Begründung, daß bei den heutigen Verhältnissen die Aufrechterhaltung ver Ruhe und age zen nicht gesichert erscheint. “ Elternprotest gegen das Anghelescuische Schulgesel­ len gestern nachmittag eine Versammlung, in Bukarest, 12. Oktober. Die Eltern der bei den Bakka­­laureatsnachprüfungen durchgefallenen Studenten hiel­­welcher gegen das Bakfkalaureatsgesetz schärftens Stellung genom­­men wurde. Es wurde beschlossen,­ im ganzen Lande eine Aktion zu organisieren und eine Abordnung an den Un­­­­terrichtsminister Dr. Anghelescu zu entsenden, da­­mit er dazu bewogen wird, von durchgefallenen Studenten den Universitätsbes­uch zu ermöglichen: Die Studenten und jenen, die dann entsprechen würden, soll die bereits auf „der Universität verbrachte Zeit an: werden. : wollen im Juni 1926 wieder ihr Glüh versuchen ; | Das Lebensmärchen einer Frau Von Frank Crane (Newyork) “Webertragen wert Max Hayek Dies ist­ ein Märchen. Aber es handelt nicht von einer Prinzessin. Schönheit, sie sind klug und gut — und Das kleine Mäd­­chen . im diesem Märchen war eher ein dummes kleines Mädchen. Es lebte­ in einem­ kleinen Hause an der großen­ Land­­­straße undrhielt nach dem Prinzen Aus­sichan und wartete auf sein Er­scheine­n, wie alle Mädchen, die großen „und die fleinen, die we­ichem Prinzessinnen und die armen­­“ Spin­ne­­rinnen, nach dem Bringen, Aussc­hau halten und auf FEN Eriennen warten. Ville­ Leute fannen an ‚dem­ kleinem Haus am Weg­­rand vorüber, wenn­ sie die große Landstraße dahinzogen. Und ein- oder zweimal vermeinte das Mädchen, das Aus­­schau hielt, den Prinzen in der Ferne zu schauen. Aber sobald er, näher kam, verblaßte sein Bild. Dann kam eines­ Tages ein Wanderer, der eine Weile vor­ beim Hause verblieb. Er kam ruhig und ohne viel Wesens — und der Prinz sollte doch auf einem weißen Zelter angeritten kom­­men und in einem Kleid von Gold und Purpur glängen! Das Herne Mäder verbarg sich, also in seinem Mantel, wie der Wanderer auf der großen Landstraße allein wei­­erzog, der als er SCHE war,­­bemerkte das Mäd­­­­­­chen, daß er sein­en Schatten­ zurücgelassen hatte, Und aus a Gegenwillen, aus Traulicher Vernunft verbarg und hütete es diesen Schatten sorgsam, Für­­ ıdem. Be Daß Der Wanderer wiederkehren, umd­­ig abfordern sollte. Aus den Tagen wurden Wochen, aus den Wochen Monate, aus den Monaten Jahre­n und der Prinz er­­schien nicht. Und so gab das Mädchen die Hoffnung auf, daß es jemals erscheinen würde, sie erwartete­­ ihn nicht län­­ger und filite die Zeit mit wüßlicher Arbeit aus. Und jehr war eS»nicht mehr ein dummes kleines Mädchen, sondern eine einsame Frau. Eines Abends, stand sie in, der GIT amid sah nach der sinnenden Sonne, lassen bis auf einen einamen Wanderer, der aus der Terre fann und­ ihr irgendwie bekannt schien. Und als er­ sich näherte, da e­k­annte sie in ihm, denjenigen. Der — es war viele Jahre, der — vor ihrem Haus eine Weile ver­ Hr­ieben war. Sie ging ins. Haus­ zurück, um den Schatten aus sei em­ geheimen Versteck hervor­zuholen und ihn dem Wan­­dee­­r zur ERES Aber als sie die Tir. bes>kleinen Zimmers geöffnet hatte, worin sie den­ Schatten verbor­­gen hielt,da wurde ihr plößlich bewußt, daß sie den Schat=_ ten gar nicht zurückzugeben wünschte. Sie hatte ihn solange behalten und ich­­ so sehr daran gewöhnt, ihm als Ihe ‚Eigen­­tun anzufangt, daß die­ erst bemerkt sei wie, 16047 ex Rn 5. geworden war, als fie­­ sich von ihm hieirkeh­re Sie ging also no<mals­ zur Tür und blieb­ auf die große Landstraße hinaus. Nun war der Wanderer ganz mahe­­­­und als sie­ ihn mit großen Rungen anfabl, erkannte sie voll Verwunderung, wofür sie Früher blind gewesen war — sie erkannte: es war ihr Prinz . E53 verlangte sie, hinauszueilen und ihm mit großer Freude im Herzen und mit einem frohen Ruf auf dem Lippen zu­ ‚begrüßen, — aber die Sitte verbot es ihr. Und so wurde sie von großer Angst erfüllt, daß der Wanderer vorüber: "­ und sich ihrer nur als des dummen, kleinen Mädchens erinnern würde, das sich versteckt hätte als er damals das erstemal genommen war , das ihm allein hatte weiterziehen lassen. Und so entschloß sie­ sich, da ihr verboten war, sich dem Wanderer zu offenbaren, weder zu verljuchen, ihn zum Bleiben zu­­ verarmlassen, noch ihm den Schatten zurückzugeben, der rechtlicherweise ihm zugehörte. Diesen­­ Schatten wenigstens wollte sie behalten, daß er ihr helfer möge, die kommenden Jahre weniger einsam zu machen. Und dies ist das Ende des Märchens. Der Wanderer . 399 Die große Landstraße weiter.=­ und die einsame Dy behielt seinen Schatten als Angedenk­en. Es ist eigentlich sein richtiges Märchen, wie man kennt. Denn in der­ richtigen Märchen­ heißt es zulett doch immer: „Und sie lebten lange Zeit abüflich miteinander und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute..."­ ­ Prinzessinnen sind immer von wunderbarer Die große Landstraße lag gang vor: . / 4 'S ve nn . ; ME

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