Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1926 (Jahrgang 8, nr. 222-248)

1926-10-14 / nr. 233

- Preis 4 Lei N ­­8. Jahrgang .«7fährig 939 Lei, Halbjährig 529 Lei, vierteljährig 269 Lei und ar eng in Temesvar 10 Rei monatlich. — Bezugspreis für das „steig 7 Dollar, — Einzelpreis! Achtseitig 4 Rei, zwälfseitig 5 Lei, Timisoara-Temegsvar, Donnerstag, dein 14. Okfober 1926 | Schriftteifung und Verwaltung, Temespar, Gladi, Deutsches Shane, Fernsprecher , Schriftleitung Nr 14-18, Verwaltiung Ait. 4-66, Erscheint täglich 4 Uhr nachmittags außer Sonn- und Feiertagen, Die Eröffnung des Parlaments auf den 14. November Das Budget war nicht fertiggestellt . Die neuen Beseßentwürfe verschoben Bukarest, 12. Oktober. Die Regierung hat nun endgültig beschlossen, die Eröffnung des Parlamentes auf den 14. November zu verschieben. Das viesbezügliche königliche Dekret erscheint im morgigen Amtsblatt. Offiziell wird als Grund der Verschiebung an­­gegeben, daß die Vorarbeiten für den Staatsvoran­­schlag noch nicht vollendet seien. In oppositionellen Kreisen wird dagegen be­­hauptet, der eigentliche Grund für die hinausge­­schobene Einberufung des Parlamentes sei der, dass Averescu erst abwarten wolle, wie sich die innerpolitische Situation nach dem in­­folge der Fusion geschaffenen neuen Zustand gestalten werde. us diesem Grunde sei auch die bereits längst ge­­plante Kabinettsumbildung neuerdings verschoben worden. Die Regierung beabsichtigt unmittelbar nach der Parlamentseröffnung, respektive nach der Debatte über die Thronrede folgende Geseßens­­chürfe zur Verhandlung zu bringen: Den Entwurf betreffend die Abänderung der Verwaltungsreform, das Rekrutierungs- und das Gesetz über den Arbeiterschutz. Bukarest, 12. Oktober. Im Finanzministerium wird erklärt, daß das unlängst verbreitete­­ Gerücht über den Staatöperanschlag unrichtig und übertrieben se. Die Endziffer des Budgets wird sich, abgesehen von den Eisenbahnen, die ein separates Budget besitzen, auf 36 Milliar­­den Lei­beläufen, deren Inventar als demjenigen des Eigentümers be­­arbeitet werden, bedrohe neuerdings den Besitzstand zahlreicher mittlerer Landwirte.­­­­ Grun­dbesites3, andererseits aber Wenn das Programm­ weiterhin erkläre, man wolle einerseits , eine Zersplitterung des auch eine neuerliche Anhäufung des Landbesitzes hintanhalten, so seien diese Grundsäße für ein Regierungspro­­gramm doch allzu weitmassig und vage ge­­halten. Sie könnten infolgedessen die an der Macht befindlichen Persönlichkeiten leicht in Versuchung führen, durch eine von parteipolitischen Er­­pwägungen beeinflußte Agrarpolitik zu betrei­­ben, die geeignet sei, die natürliche landwirtschaft­­liche Entwicklung zum Schaden der Bolfswirtschaft lahmzulegen und zu unterbinden. . = | Ne. 233 Die fusionierte Partei und die Agrarreform Eine weitere Radikalisierung der Bodenreform wird befürchtet Das Ergebnis der deutsc-englischen Wirtschafts­­konferenz Berlin, 12. Oktober. Als weiteres Ergebnis der Konferenz außer den bereits mitgeteilten ist nunmehr ein Gegenbesuch führender englischer Industrieller in Deutschland beabsichtigt. Das genaue Programm sowie der Zeitpunkt dieser Zusammenkunft sollen von einem gemischten deutschenglischen Aussc­huß festgesegz wer­­den, dessen Vorsitender englischerseits Sir Robert Horne und deutscherseits Geheimrat Dr. Duis­­berg sein wird, der nach dem „Berliner Tageblatt“ Donnerstag im Reichsverband der­ deutschen In­­"noch In­­dustrie über die Ergebnisse der­ Konferenz berichten wird. Der Chefredakteur des „Matin“, Sauer­bein, veröffentlicht heute ein Interview mit dem Direktor der Darmstädter Bank Jakob Goldschmidt.­­ Goldschmidt betont darin, daß eine Entente zwischen Deutschland und England unter keinen Um­­ständen gegen eine dritte Macht gerichtet sein dürfe. Wegen der unbedingt notwendigen wirt­­schaftlichen und finanziellen Zusammenarbeit z­wi­­­schen Europa­ und Amerika wäre es verhängnis­­voll, wenn die großen Projekte einer wirtschaftli­­chen Entente einen gegen die amerikanischen Interessen gerichteten Charakter annehmen würden. Bukarest, 12. Oktober. Das Präsidium der neu­­­en Siebenbürger Zaranistenführer Bogdan Duica, der sich mit sei­­nen Anhängern bei der Klausenburger zaranistischen Bezirksorganisation vom wird darauf hingewiesen, gramm der Kongresse in Bukarest ferngehalten hat, sofort zur endgültigen Stellung­­nahme aufzufordern. Bogdan Duica ist durch seinen heftigen Pressefeldzug gegen Stere bekannt. Bukarest, 12. Oktober. In politischen Kreisen greifender und radikaler Agraxrpxro­­Führer wohl aus taktischen Gründen fest­geben wollen. Aus dem offiziellen, Wortlaute des Programmes, wer heute vorliegt, gehe nämlich her­­vor, daß dieses Programm im Falle seiner Verwirk­­lichung weitgehende wirtschaftliche Folgen hervorzu­­rufen geeignet sei. Der Passus", betreffend die Ueber­­prüfung und Revidierung der "begangenen Miß­­bräuche könne infolge seiner weiten und wenig prä­­zisen Fassung leicht zu einer allgemeinen Revision und damit zu neueren, noch größeren Mißbräuchen führen. Die Herabsehung der Höchstgrenze auf hundert Hektar für Landgüter, die mit einem an­­­­fusionierten Partei beschloß, neufusionierten daß was Partei viel sei, als das ein­­ihre ; ELTERN DER + WE IE EEN IN MENN GU NAE SOUTH AUKTION EST VERTEUETENE N EFT NOTE Ein unheimlicher Reisebegleiter Nach einer wahren Begebenheit von Friedrich Franz von Conring Herr Grupe stieg gerade wieder aus dem Abteil, in das er seiner jungen Frau des Handgepäck getra­­gen, als er einen Bekannten erblickte, der mit einer kleinen Reisetasche in der Hand auf den Bahnsteig stürmte und sich wild nach allen Seiten umsah. „Was, Bärensprung!“ er­streckte ihm die Hand hin. „Sie wollen auch?“­­ Der Angeredete nahm die Hand und niete. „Zweiter Klasse?“ fragte Grupe. Wieder nickte Bärensprung, denn er war ganz außer Atem und vermochte kaum zu sprechen. „Dann schnell hier herein!“ sagte Grupe. „Neh­­men Sie sich meiner Frau recht an!“ Die Frau machte ihrem Manne ein „Zeichen. „Ach, ihr kennt auch ja noch gar nicht. Herr Bärensprung -- meine Frau.“­­ j Die Vorgestellten verneigten sich leicht. Gleich darauf setze sich der Zug in Bewegung, und Mann und Frau winkten einander solange zu, bis der Zug außer Sichtweite war. Als Herr Grupe sich gerade wieder zum Geben wenden wollte, begrüßte ihn ein Bekannter: „Was machen Sie denn hier?“ „Meine Frau zur Bahn gebracht. Io muß ge­­schäfshalber zu Hause bleiben. Aber ich habe sie Bärensprung anvertraut, der kam noch gerade im legten Augenblick angesprungen.“ Der andere blieb stehen. „Bärensprung? Walter Bärensprung doch nicht?“ „Ja, Walter. Warum das Erstaunen?“ „Ich denke, der ist...“ er steche und fuhr dann fort: „..., der ist bei Dr. Binder im Nervensanato­­rium.“ „Wa32“ Jekt blieb auch Grupe stehen. „In der Irrenanstalt?“ „Sie können es ja auch so nennen.“ „Davon weiß ich ja gar nicht3! Seit wann den?“ „Seit ungefähr einem Jahr.“ „3a, er muß aber doch als geheilt entlassen sein, wenn er jetzt so frei herumläuft!“ „Das sollte man meinen.“ „Was wollen Sie damit sagen?“ immer aufgeregter. „Gott... ich kenne ja die Familie sehr gut und hätte gewiß davon erfahren, wenn er entlassen wor­­den wäre. Die ganze Geschichte geht ja der Familie sehr nahe...“ Grupe fuchtelte jezt mit den Armen in der Luft Grupe wurde herum: „Sie meinen doch nicht etwa, daß der Mann aus der Anstalt ausgebrochen ist und nun mit meiner Frau?“... Der andere zuckte die Achseln: „Um Gottes Willen, was ist da zu tun! Nach der nächsten Station telephonieren?“­­ „Rufen Sie doch mal erst bei Dr. Binder an!“ Sie eilten zum nächsten erreichbaren Fernsprecher und Herr Grupe stürzte sich, ohne viel zu fragen, auf das Hörrohr, während der andere die Nummer des Sanatoriums aus dem Telephonbuch heraussuchte und ihm zurief. Die Verbindung war hergestellt: „Möchte Dr. Binder sprechen.“ „Zurzeit nicht zu erreichen“, kam er durch den Draht zurück. „Zum Teufel,­­ nochmal! Ist ein Herr Bären­­sprung.. .“ „Walter... Bärensprung!“ rief ihm der an­­dere zu. „Also Walter Bärensprug bei Ihnen im Sana­­torium?* „Ich muß mal in den Büchern nachsehen.“ „Das sollte diese Bande doch auswendig wissen!“ „So ein Herr Walter Bärensprung befindet sich ei ui3.“ „Ist er nicht entlassen ?“ „Nein.“ „Dann ist er Ihnen entsprungen!“ brüllte Herr Grupe in das Telephon, „­­und kann nun mit meiner Frau in dem Coupe machen, was er will!“ Er warf das Hörrohr krachend auf den Tisch, drehte sich um und sagte mit wildem Ausdruch in den Augen: „Was nun?“ „Am besten, Sie telephonieren oder telegraphie­­ren nach der nächsten Station, es sollte jemand nach­­­ ZNR me Walter Bärensprung sofort zurückeroe­­ieren!“ „Und ich fahre mit dem nächsten Zuge nach. Der Bahnhofsvorsteher tat sein Möglichstes und Herr Grupe fuhr mit dem nächsten Zug hinterher. Auf der Station, an die der Bahnhofs­vorsteher telegraphiert hatte, wurde ihm der Bescheid, daß ein­­ Bärensprung leider nicht zu ermitteln gewesen­ei. Herr Grupe wollte sich die Haare raufen, be­­schrieb seine Frau und Herrn Bärensprung, und der Bahnhofsvorsteher mußte zugeben, daß er die aller­­dings gesehen hätte. Aber der Paß dieses Herrn habe auf einen ganz anderen Namen gelautet. Da war also nichts zu machen. Er mußte sich schon bis Berlin gedulden, wenn er auch Höllen­­qualen der Ungewißheit auszustehen hatte. — — Unterdessen saß die Frau mit dem Wahnsinnigen im Abteil zusammen und hatte zunächst von ihrem Schiksal noch keine Ahnung. Herr Bärensprung unterhielt sich am Anfang ganz vernünftig mit ihr; erst hinter der Station, auf der man nach ihm gesucht hatte, begannen sich seine Gedanken zu verwirren. Er sprach ungereimtes Zeug, sah wild um sich und begann sich der Frau zu nähern. Da er bis dahin ganz normal gewesen war, dauerte es eine Weile, bis Frau Grupe überhaupt zu begreifen begann, daß sie es hier mit einem in unbe­­greiflichem Gemüts- und Erregungszustand befind­ . | - - - |

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