Banater Deutsche Zeitung, November 1927 (Jahrgang 9, nr. 246-270)

1927-11-26 / nr. 267

­in. V meuallich 98 Dei. — Ausland ganzjährig 9. Jahrgang Finan ähri Ibjährig 300 Lei, vierteljährig 269 Rei und + x en I Maut Baue . ee­g­ge für das Dollar. — Einzelpreis: Achlseifig 4 Rei, zwö­lfseitig 5 Lei. Timisoara-Temeswar, Samstag, zin ezes de la 19 uffellung Bi MACHETE den 26. November 1927 Ne. 267 Die innerpolitische Lage nach dem Tode Jones Bratianus Ein Manifest an das Land — Konzentrationsregierung oder Auflösung des Parlaments ? — Barbu Su­rbey im Vordergrund — Kein politisches Testament Bukarest, 24. November. Nach der Beerdigung hielt das neue Kabinett den ersten Ministerrat ab, in dem über die neugeschaffene politische Lage­r und die zu treffenden Maßnahmen diskutiert wurde. Die Regierung erließ an das Land folgendes Manifest: Rumänen! Eine katastrophale mörderische Krankheit hat dem Leben Jonel Bratianus ganz unerwartet ein Ende bereitet. Das Land verlor in ihm einen Sohn, der vier Jahrzehnte lang sein ganzes Leben und seine Tätigkeit der Dynastie und der Festigung des Staates gewidmet hat. Mit grenzenloser Arbeitskraft und Klugheit leitete er die Geschice des Landes. Er war der treueste Diener der verewigten Könige Karl und Ferdinand, die kräftigste Stütze des­­ Thrones. Sein Leben ist für ewige Zeiten das­­ glanzvollste Ereignis der Geschichte der rumä­­nischen Nation. Sein Talent hat die Einheit der rumänischen Nation geschaffen und an sein Regime knüpfen sich alle bedeutenden Ereignisse Rumäniens. Er hat das neue Verfassungsge­­setz Rumäniens geschaffen, die Agrarreform durchgeführt und das Land auf den Weg der Konsolidierung geleitet. Er hat seinen Na­­men durch seine mit riesiger Arbeitskraft ge­­leistete Tätigkeit unsterblich gemacht. Sein Dahinscheiden erweckt im Herzen der ganzen rumänischen Nation tiefen Schmerz. Das ver­­größerte Rumänien wird seinen größten Sohn vom einen Ende bis zum anderen be­­trauern. An seiner Bahre geloben wir alle als treue Söhne des Vaterlandes, daß wir sein Am­denken bewahren und die Arbeit, welche er begannen und welche die Vaterlandsliebe dik­­tiert hat, fortlegen werden! Das Manifest ist von Bintifa Bratianu und­­ sämtlichen Mitgliedern der Regierung unterzeichnet. Sie schickte ferner Trauernachrichten an der Liberalen Partei, alle­ Präfekturen und fanatliche Organisationen Die Parteiführer vor Bukarest, 24. November. Der Regentschaftsrat, der seit heute früh ununterbrochen tagte, empfing vormittag die Führer der Oppositionsparteien in Audienz. Averescu hatte als erster eine halbstün­­dige, Maniu eine zweistündige Bespre­­­­c­hung mit den Regentschaftsmitgliedern. Professor Jorga wurde telegraphisch aus Valeni de Munte nach Bukarest berufen und nachmittag empfangen. Bukarest, 24. November. In einer kurzen Be­­sprechung, die heute vormittag nach der Audienz zwi­­schen Maniu und Vintila Bratianu stattfand, wurde­­ für nachmittag eine eingehende Diskussion der politischen Lage zwischen den beiden Staatsmän­­nern vereinbart.­­ Gutinformierte Kreise zweifeln auch Diesmal daran, daß es bei dieser Besprechung zu einer Verständigung käme. Denn Maniu vertritt nach wie vor den immer wieder betonten Grundsatz, der auf die Auflösung des Parla­­mentes hinzielt. Maniu erstattete übrigens sofort nach Beendi­­gung der Audienz beim­­ Regentschaftsrat dem parla­­mentarischen Parteirat Bericht über das Er­­gebnis. Er sagte, er sei befragt worden, wie die Regie­­rungsfkrise g­el­öst werden könnte, da das gegenwär­­tige Kabinett ganz provisorisch sei. Maniu habe daraufhin dem Regentschaftsrat gegenüber den Standpunkt seiner Partei ver­­treten und erklärt, daß die Bildung einer nationalen Regierung ohne vorherige Befra­­gung des Landes durch freie Wahlen nicht annehmbar sei. . Der Regentschaftsrat vertritt dagegen im B­e­­wußtsein der schweren Situation den Stand­­punkt, daß­­ eine nationale Regierung gegenwärtig den Aufgaben am besten nachkommen könne. Als neutraler Erstminister wird neuerdings Barbu Stirbey genannt, dem Regentschaftsrat Bukarest, 24. November. Die durch den Tod Bra­­tianus geschaffene innere Lage des Landes ist noch vollständig ungeklärt. Die öffentliche Mei­­nung tritt für eine nationale Regierung ein. Die Hauptschwierigkeit für diese ist aber nach wie vor die verschiedene Einstellung der Parteien zu den verfassungsmäßigen Fragen. Die Liberalen scheinen entschlossen zu sein, die vom verstorbenen Parteiführer diesbezüglich v­o­r­­geschriebenen Richtlinien weiter zu ver­­folgen.­­ Die Stellung Vintila Bratianus als Partei­­führer ist ebenso wie diejenige als­ Ministerpräsident provisorisch. Ueber das Parteipräsidium wird ein demnächst stattfindender Parteikongreß entscheiden.­­ Die endgültigen Beschlüsse bezüglich nisterpräsidiums obliegen der bisher aus seiner Reserve dem noch nicht hervorge­­treten ist. Der Ministerpräsident kündet die Demission der Regierung an Buk­arest, 24. November. Ministerpräsident Birtrin Bratianu erklärte heute nachmittags, daß die Re­­gierung nur das Budget votieren lassen und dann de­­missionieren werde. Er betonte weiterhin­­daß er weder die Ministerpräsidentschaft, wem­ Tas Parteipräsidium in Zukunft zu überneh­­men geneint sei. Der Ministerpräsident­­ wird seinen Standpunkt in einem Exposé bei der Zusammenkunft des Partei­­kongresses­ im Liberalen Klub ausführlich klarlegen. Soferne die Nationalzaranisten auf ihrer Forde­­rung nach der Auflösung des Parlamentes beharren und sich weigern, ihre Mithilfe einem Konzentrations­­kabinett angedeihen zu lassen, so wird eine Auflösung des Parlaments nicht zu umgehen sein. In diesem Falle werden die Neuwahlen für Feber, spätestens aber für März des komm­en­­den Jahres ausgeschrieben. . des Mi- Regentschaftsrat, 125% : Marb! Maytre av N­A . “ BR ae NZZ pres ml Y m­ardeal seul BRUT BER EEANR: > | RR. SEREEFE | - Würdigung des Ministerpräsidenten verstorbenen im Par­­lament Bukarest, 24. November. Heute nachmittag 2 Uhr fanden in der Kammer und im Senat Trauersitzungen statt. Die Redner der Parteien, ohne Unterschied der Zugehörigkeit, fanden Worte der Verehrung für den verstorbenen Ministerpräsidenten, betonten dessen starke Persönlichkeit und wiesen darauf hin, daß er in schweren Stunden Rumänien immer wieder die richtigen Wege finden ließ. Eine aufrichtige Trauer um­ den Verblichenen geht durch alle gehal­­tenen Reden. Nach­ Maniu ergriff der Vorsitzende der Deutschen Parlamentspartei Dr. Hans Otto Roth zu folgender­ Erklärung das Wort: Herr Präsident! Meine Herren Abgeordneten! Der erste Ratgeber König Ferdinands „ist seinem Herrn in den Tod gefolgt. Eine große Epoche der rumänischen Geschichte kommt damit zum Abschluß: die Gründung des neuen Reiches und die Schaffung Groß­­rumäniens. Bratianu hat dieses monumentale Werk schmieden geholfen. Mit gewaltigen Hammer­­schlägen fügte er Reif um Reif zur Bildung des neuen Reiches an. Als letzter scheidet er aus der Reihe jener großen Männer Rumä­­niens, die das Schisal ihres Volkes und Staates seit der Jahrhundertwende bestimm­­­ten. Eine überragende Persönlichkeit, getragen von schwärmerischer Liebe zu seinem Volke und mystischem Glauben an seine eigene Beru­­fung hat er in den letzten zwei Jahrzehnten die Entwicklung seines Landes bestimmend be­­einflußt. Sein Ausscheiden aus dem politischen Le­­ben Rumäniens wird allgemein fühlbar wer­­den. Bewegt senkt Freund und Gegner vor seinem offenen Grabe die Fahne. Die Deutsche Partei schließt sich dem Aus­­druc des Mitgefühles für den Verlust des großen Toten an. Das Parlament wurde nach den Reden Montag vertagt, bis Jonel Bratianu auf der Bahre die starke Persönlichkeit Bratianus, Bukarest, 24. November. Die Hauptstadtpresse hebt ohne Unterschied der Parteieinstellung in ihren Nachrufen seinen glühenden Patriotismus und seine glänzenden politischen Erfolge, die ihm einen der ersten Pläne unter den großen Männern der rumänischen Geschichte stehen, hervor. Bukarest, 24. November: Nach der offiziellen Aufnahme des Todesfalles durch die behan­­delnden Aerzte wurde das Testament Bratianus in Anwesenheit der Familie und des Innenministers Duca eröffnet.­­ Es ist dreißig Seiten stark und enthält lediglich vermögens­rechtliche Verfügungen und keinerlei politische Bestimmungen. Zum Universalerben ist sein Sohn, Georg PN TE ai­re ae OD = - .

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