Banater Deutsche Zeitung, April 1930 (Jahrgang 12, nr. 74-97)
1930-04-01 / nr. 74
"2. . Sautit de taxa postala art.; din lerea dala .19 Martie 1904, ‚in vigoare in Ardial B.Museul Asotiatiuhe : 9 Bezügepreis verorandsahlung: gan Iran 986, monatlich 90 Lei — Zustellung in 1bjährlig 500, vierteljähri 10 he ee 5 Husland a | pro EEERE Schriftleitung und Verwaltung: in Temeswar, Stadt, Deutsches gemistengs: S. Erscheint täglich 4 Uhr nachmittags mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen, 3erftleitung Nr. 14-18. Berwaltun Bei Zahlung im Nachhinein wird der monatliche Bezugspreis berechnet. Einzelgr.s 4, Sonntag 5 Lei, 12 Jahrgang Simișoara-Temeswar, Dienstag, 1. April 8330 Pr. 74 nach eigenem Schulstuhl verteht Schwerer Neutralitätsbruc des Pfarrers K. Geza Rech ‚Die wurmigen Früchte sind vom Baum gefallen! Ins Fabriker fatholi WaZ3 sich gestern in der Jahresversammlung der Fabriker Kirchengemeinde abgespielt hat, brennt Die Schamröte in die Wangen der deutschen Katholiken, Was die Meinungsverschiedenheit über eine deutsche Forderung zwischen deutschen und magyarischen Gläubigen nicht vermocht hätte, hat die Geistlichkeit zustande gebracht: sie zwang die deutschen Katholiken zum Auszug aus dem Versammlungssaal, nachdem aus dem Mure des Pfarrers Hohn und Spott über sie ausgestreift worden war. Mit welchen Mitteln für und an der Jahresversammlung auf geistliche Inspiration gegen die deutschen Katholiken, die gewagt hatten, zwei mit paritätischem Rechten ausgestattete Schulstühle zu fordern, gearbeitet wurde, dafür sollen hier zwei Beispiele angeführt werden. Sie können einleitend unserem ganzen Bericht als Erklärung dienen und besitzen mehr Beweiskraft als sie in langen Beschreibungen liegen Jeder Gläubige, der den Sitzungssaal betreten wollte, mußte sich darüber ausweisen, ob er seine Kirchensteuer bezahlt hatte. Bei deutschen Kirchengemeindemitgliedern begnügte man sich aber — wo ün wir Zeugen benennen können — nicht mit der 'Unter einer Beteiligung, die, je länger sie dauerte, um so mehr wuchs, wurde gestern die heftige Generalversammlung der Fabikevr comtath. Kircengemeinde abgehalten. Den Vorsitz führte Ministerialrat i. R. Josef Nemes. In seiner Begrüßungsrede schlug er bereits Töne an, die darauf gemünzt waren, bei den indifferenten Mitgliedern der Kirchengemeinde Stimmung zu machen für das, was kommen sollte. Er führte unzählige Zitate aus kleinen und großen Werken bekannter und unbekannter Wissenschaftler an, um die nationale Empfindung, also eine den Güter des Menschen zu geißeln und der heiligzu brandmarken. Leider gestattet es uns der uns zur Verfiüzung stehende Raum nicht, die vielen Zitate des Herrn Vorsikenden Nemes einzeln zu zerpflücken und sie auf ihren richtigen Werten immerhin: Sie waren gut genug dazu, um Stimmung zu machen und die Leute auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten. . . ae? Auf seinen Vorschlag wurde zur Protokolls Sekretär der Kirchengemeinde Führung des Adalbert Wolf, zu Beglaubigern aber Artur Benel und Johann Sternbach namhaft gemacht. Nach der Brandmarkung der völkischen Einstellung der Leute, die durch Herrn Nemes gewissermaßen als „unsittlich“ hingestellt wurden, erstattete Sekretär Adalbert Wolf seinen Bericht. Dieser gab eine großzügige Uebersicht über die Tätigkeit der Kirchengemeinde im vergangenen Geschäftsjahr, das ein ziemlich wege 35 gewesen ist. Es wurde darin vier verstorbener und verdienstvoller Mitglieder der Kirchengemeinde gedacht, namentlich weiland Kaspar Tussel, Anton Fürst, Andreas Granofsky und Geza Radoc3ay, die sich um das Aufblühen der Kirchengemeinde ganz besondere Verdienste erworben hatten. Darauf folgte die Schilderung der Gründung des deutschen Kindergartens, um die sich Stellverquittung über bezogte Beträge schon für dieses Jahr, sondern forderte auch den Zahlungsscheitr vom vergangenen Jahr. Wie diese Kontrolle auf die Gläubigen, die den Saal mit der Leibgarde aus dem Gesellenheim angefüllt erblicken, wirsen mußte, läßt sich denken, Sst es bei einer solchen Bersihhtsmaßregel nicht nn einleuchtend, sondern auch geboten, daß eine Abstimmung nur geheim vorgenommen hätten werden können? Durch das Heben der Arme war es doch zumnmöglich festzustellen, ob nur stimmberechtigte Mitglieder sich zur Frage äußerten, ganz abgesehen davon, daß zufolge ernesichtlichen Ausfälle im Saal die draußenstehenden Stäubi,.. ‚sein Willen überhaupt nicht kundtun konnten, Se +8: Eine der wichtigsten Feststellungen ist aber die, daß sich keine magyariigen Redner gegen die deutsche Forderung äußerten und daß ausschließlich die Geistlichen, deren Aufgabe noch nur darin besteht, unparteiisch den Gang der Verhandlungen zu setzen, gegen den Antrag wetterten und ihn wie ein Attentat gegen die Kirche zu brandmarken versuchten. Sie tragen daher auch allein die Verantwortung für die Folgen, die die gestrigen Vorfälle zeitigen sollten, Abgeordneter Dr. Franz Kräuter, Volksgemeinschaftsobmann Dr. Adalbert Engel3 und Pfarrer Karl Geza Rech verdient gemacht haben. Aufgebracht wurden hiezu durch die Deutsch-schwäbische Volksgemeinschaft 300.000, dur; die Kirchengemeinde 133.000 und aus dem Scholzschen Fonds 128.000 Lei. Auch die vor der Kirche durchgeführte Parkierung wurde hervorgehoben. Mitglieder hat die Kirchengemeinde gegenwärtig 3388. Verstorben und verzogen sind im vergangenen Jahr 340, neu hinzugekommen 118 Mitglieder. Dem Bericht des Kassiers Otto Boden entnahmen wir folgende Daten: Eingeflossen sind im vergangenen Geschäftsjahr 608.140 Lei, von welchen 534.780 auf Mitgliedstaten entfielen. Verausgabt wurden 575.814.50 Lei. Dieser Betrag zergliedert sich folgend: Gehalte 317.408 Lei; Inkassoprovisionen 53.478 Lei; kulturelle Unterstüßungen: Röm.-kath. Gymnasium 50.009, Deutsche katholische Lehrerpräparandie 30.000, Fabriker Klosterschule 21.000, röm.kath. Kindergarten 3600 Lei. Den Bericht über die Zimmer-Häuser erstattete Kaplan Josef Kleitsch, jenen über den Kindergarten Pfarrer Karl Geza Rech. Im Namen der Kontrollore Jasensky. Sämtliche Berichte wurden einstimmig zur Kenntnis genommen. Auf Antrag des stellvertretenden Vorsizenden Alexander Toth und Pfarrers Karl Geza Rech wurde sämtlichen Vorstandmitgliedern protokollarischer Dank votiert. Pfarrer Rech konnte es bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, gegen Dr. Adalbert Engel 83 und seine Gefolgschaft und für den alten Vorstand in nicht mißzuverstehender Weise Propaganda zu machen. Nach diesem gegen die Liste gerichteten Musfall, der des Honigs nicht entbehrte, um seine Wirkung nicht Adalbert Engels, zu verfehlen, wurde ein Antrag Dr. Den dreiundzwanzigsten Abschnitt sprach der Statuten zu ändern, verlesen. In fachlicher Weise wurde darin die Notwendigkeit der Aufstellung eines Schulstuhls für die deutschen und eines für die magyarischen konfessionellen Schulen auseinandergelegt. Bereits bei der Verlesung dieses Antrages wurden gehässige Stimmen gegen Dr. Adalbert Engels und die anderen rückgratbewehrten deutschen Männer laut. Nichtsdestoweniger ist es Dr. „Adalbert Engel“ wenigstens teilweise gelungen, seinen Antrag auch mündlich zu begründen. Noch während seiner Rede entfachte Pfarrer Karl Geza Rech einen wahren Sturm unter den Kirchengemeindemitgliedern, die er im wahrsten Sinne des Wortes gängelte. Dr. Adalbert Engels wies nicht zuletht auch Darauf hin, daß durch die Errickung von Sonderschulstühlen die Reibungsflächen zwischen Deutschen und zu aus der Welt geschafft werden wnten. Auch nahm er die Gelegenheit wahr dazu, um darauf hinzuweisen, daß er wohl eine deutsche und maghsrische, aber keine „katholische“ Sprache gebe. Nach den sachlichen und logisten Darlegungen Dr. Adalbert Engels meldete sich Kaplan Josef Kleitsch zum Wort, um den Antrag Dr. Adalbert Engels abzulehnen und einen Gegenantrag zu stellen, der dahin lautete, daß der erwähnte Abschnitt der Satzungen in seiner heutigen Form bestehen bleibe. In ungewohnt scharfer Weise zog Kaplan Josef Kleitsch gegen den Antrag, aber viel mehr noch an die anwesenden selbstbesuuften Detschen zu Felde. Er ging sogar so weit, daß er Dr. Adalbert Engels und seiner Gefolgschaft gegenüber die Aenßerung fallen ließ, sie streben eine Trennung der Kirchengemeinde an. Ein wahrer Entrüstungssturm war die Antwort auf diese beleidigende Herausforderung. Es entstand ein Skandal, der in der Chronik unserer Kirchengemeinde generalversammlungen einzig dastehen dürfte. Unzählige Rufe erschossen: Wir lassen uns nicht beleidigen! Nehmen Sie Ihre beleidigenden Worte zuräs! Leute, die Ehrgefühl haben, lassen sich von Ihnen nicht beleidigen! Die Versammlung glich in diesem Augenblick einem aufgescheuchten Bienenschwarm. Diejenigen, die sich „rückwärts“ postiert, also die „Galerie“ besetzt hielten, läuteten ununterbrochen mit einer Kuhglocke, so daß sein Mensch mehr den andern verstehen konnte. Diesem Gewitter gegenüber erwies sich der Vorsitzende als ohnmächtig. Und immer wieder hörte man Rufe wie: Abzug Nemes! Abzug Kleitsch! Freilich mangelte es auch nicht an „Elfen!“ Am traurigsten war es, daß auch Die Person unseres Kirchenfürsten in diesen Strudel der entfesselten Leidenschaften hineingezogen wurde. Kaplan Josef Kleitsch wurde nämlich nicht müde, immer wieder auf unseren Bischof sich zu berufen, um gegen den Antrag Dr. Adalbert Engels Und für seinen Gegenantrag Stimmung zu machen. Nachdem der Sturm sich gelegt hatte und die Scheinruhe wieder hergestellt zu sein schien, konnte Kaplan Josef Kleitsch seine Rede wieder Tortjesen. Er führte aus, er sei weder deutsch noch magyarisch, souvern „athelisch”. EIER sehe Deutehtum wegen Forderung Beispielloser Skandal bei der Generalversammlung der Fabriser Kirchengemeinde Ferdinand ('