Bukarester Gemeindeblatt, 1912 (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1912-01-15 / nr. 3

. ! Sonntag,;li­.,28.sammelle ; \ N. 3. a Jahrgan­gsx’111. Gemeindeblatt der dentfehen nach Droan . Siebenbürgisch-Tächsische Sitten und Brände. a) Ein­ siebenbürgiich-fächsischer Weihnachtsbrand. Zwei Wochen vor Weihnachten! An einem schönen, flauen Wintermorgen stehe ich, auf der Dorfstraße vor der Schule. Der alte „Bruder, DIEBEL, fährt mit seinem mit Büffeln bespannten Wagen Dünger hinaus auf das Feld. Mit dem ortsüblichen Sruße , 39 wünsche Euch Glück begrüße ich ihn. Den Gruß erwidernd , 3) wü­nsche es in Gleichem” geht er die schwerfälligen Tiere antreibend, neben dem Schlitten weiter. Ich gehe hinauf‘ in das selastenzimmer. Als ich die­ Tire öffne, tönt mir aus 55 ilgegolihen Kehlen entgegen: „Herr Lehrer, wir bitten um Wintergrim !" Mit dieser alljährlich vor Weihnachten fid­igégbépyoketben Bitte hat er seine eigene Bemandtnis, denn für Weihe­nachten werden von den­ Schulkindern die „Schriftleuchter” hergestellt. IH gewähre den Kindern ihre Bitte und bestimme die acht besten­ Schüler, vier Knaben und vier Mädchen, welche die „Christleuchter” machen und damit zur Christ­­mette gehen sollen. Doch ganz allein machen diese acht dazu bestimmten Kinder die „Christleuchter“ nicht, sondern jeder Knabe und jedes Mädchen bildet sich eine Partei von 20—25 Kindern, welche gemeinsam die Kosten­ tragen. Freudig gehen die Kinder nach Hause, um sich nach Verlauf einer Stunde mit dem „Eingelad­en“, mit Aerzen, Hauen und Körben wieder in der Schule einzufinden. Schnell sind sie in Neid’ und Glied’ aufgestelft und mit fröhlichen Gesange geht es hinaus in den verschneiten Wald! Am Ziele angelangt, wird auf freien­ Felde ein großes euer angezündet, und die einzelnen alteieit, es sind deren acht, verteilen sie im Walde und suchen unter dem Schnee das Wintergrün und das Moos heraus. Haben sie genug gesammelt, fehren sie zum jener zurück und nun­­ beginnt das Essen. Da wird frisches Schweinefleisch, Wurst und Speek gebraten und in heiterer Yanne und mit gutem Appetit wird alles verzehrt. Kalt ist es doch nicht. Das­­ Thermometer zeigt und 5" unter Null. Die Mahlzeit ist beendigt und man beginnt, zur Freude en bemeinden an der unteren Bonau un ! : Geschäftsstelle: Gemeindekanzlei, Strada Luterana 10. e-—- mr a al ch ee de EEE áh Tre der Kinder und Lehrer, die große Schneeballschlacht. Ei wunderschöner Anblick! Knaben und Mädchen im bunten Durcheinander mit hochgeröteten, gesunden Wangen. Die Lehrer mitten unter ihnen, auf ihrem Nacken manchen festen Schneeballentschlag, fühlend, den ihm mancher „Mut­­willige” für etwaige Strafe zugedac­ht. Gern ertragen sie die Strafe für ihre Stränge, denn sie form­t doch von lieber Hand. Ein kräftiges „Halt“ und „Aufstellen“ und mit Gesang geht's­ dem­ Dorfe zu. Die Kinder haben es ich‘ troß Schnee und­ Es nicht­ nehmen lassen, ihre Kappen mit Wintergrün aufzupusen und bei dem Aufmarsche dieses jungen, grünenden Lebens inmitten der toten Natur kommt mir der bekannte Vers des Dichters Geibel in den Sinn: „Und draut der Winter noch so sehr mit troßigen Gebärden und streut er Hin und Schnee umher, es muß Doch Krühling werden.“ Ein Bolt, das solche gesunde,­­ebenskräftige Nach­kommenschaft besitt, kann nicht durch Willkür unterdrückt werden, sondern getrost kann es der Zukunft entgegen­­gehen.­­ Wintergrün und Moos ist nun da und es beginnt die Arbeit. Die einzelnen Parteien versammeln sich man regel­­mäß­ig jeden Abend bei ihren „Hauptmann“, Flechten Kränze und machen aus Papier Noten, sachen, Bögel u. drgl., welche die „Christleuchter” schmücken sollen. Der Vater ein­nert das Holzgestell, welches die Korne eines orientalischen Doppelkreuzes erhält und die Mutter besorgt in der Stadt das „Schöne“, das dazu gehört, einen Christengel, Glasglocken, Kuchen, Engelhaar, Kerzen und noch, vieles andere. Sit mut alles herbeigeschafft, so werden an das oben erwähnte Holzgestell zuerst die Kränze aus Wintergrün und WippS und Dann alle anderen Zierstücke angebracht. Am heiligen Abend werden zu Hause die Kerzen probenweise angezündet und der „Schriftleuchter”,­­, der nun wie eine „Königsfrone” aussieht, erstrahlt in vollem Stanze. Doch brennen die Kerzen nur kurze Zeit, denn man muß sie aufsparen für die Christinette, Der langersehnte. Augenblick it gekommen. wit vier des Synodalverbandes ' Sz­ ­ « a­u MIN Schriftleitung: Pfarrer R. Honigberger. ba |

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