Bukarester Gemeindeblatt, 1912 (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1912-10-14 / nr. 42

. Sonntag,14.–27.Oktober 1912. lBrgan des Dyirodalverb­andes der­ deutschen evangelischen Gem­einden an der uinteren Donau zwei Lutherstätten, Fisieben und Wittenberg. Lk. Im Jahre 1502 Hatte der Kurfürst Friedrich, der W­eise von Sachsen in Wittenberg eine Universität gegründet und es lag ihm daran, tüchtige Lehrkräfte für sie zu gewinnen. Denn weder die Gegend noch die Stadt selbst boten irgend­­welche Anziehungspunkte Wenn auch am Elbstrom ges legen, ist die Stadt, so weit das Auge reicht, vor Flach­­land umgeben. Luther selbst sagt von der Gegend, daß es dort „gar eben ist, daß man drei Meilen lang über eitel Haide zieht.” Und von der Stadt erzählen alte Bes­­ichte, daß sie troß der neuerbauten Schloßfisrche und des stattlichen Fürfürthichen Schloßes „einem alten Dorfe ähn­­licher denn einer Stadt mit seinen kleinen, alten, häßlichen, niedrigen, hölzernen Häuslein.” Daher mußte der Kurfürst auf andere Weise dafür sorgen, daß Wittenberg mit seiner Universität bekannt und berühmt werde. Der aber, der dies tat, Martin Luther, kam 1508 als Lehrer an diese Hochschule. Empfohlen war er der Johann von Staupiß, der sein Vorgelegter im Augustinerorden und jett selbst Professor in Wittenberg war. Wenn wir vom Bahnhof Wittenberg in die Stadt hineingehen wollen, so gelangen wir nach wenigen Mi­nuten an einen freien P­lab, den ehemaligen Pla vor dem Elstertore, auf­ dem Luther am­ 10. Dezember 1520 die päpstliche Bannbulle verbrannte. Eine 1817 aus Anlaß des Reformationsjubiläums gepflanzte Eiche bezeichnet die Stelle, an der die denkwürdige Tat gesch ében. Die alten Stadt­­mauern und Tore, die zu Luthers Zeiten die Stadt umgaben und die in den reiheitskriegen 1813 die Stadt die Schrecen einer Belagerung durchfoften liegen, sind nun vorshmwunden und prachtvolle Anlagen sind an ihrer Stelle entstanden. Von diesem Blak aus gehen mehrere Straßenzüge in die Stadt hinein, eng und winklig, wie man sie in den alten deutschen Städten immer wieder findet. Wir biegen in die Gollegienstraße ein, die duch ihren Namen uns an die alte Universität erinnert. fint8 am Eingang dieser Straße fällt uns ein riesiges, altes Gebäude auf, das sogenannte Augusteum. Es wurde 1562 zu Universitätszwecken er­­baut und beherbergt jett ein Predigerseminar. Wir durch­schreiten die Torfahrt dieses Hauses und stehen auf dem Hof dem Lutherhause gegenüber. Luther war bekanntlich als Augustinermönc­h nach Wittenberg gekommen; bald nach Beginn der Reformation hatten, viele Mönche das­ Kloster verlassen, sodaß Luther schließlich nur mit dem Prior zusammen darin wohnen blieb. Als auch dieser evan­­gelischer Pfarrer geworden war, war Luther der einzigste Bewohner. Nach seiner Verheiratung 1525 erhielt er das Haus vom Kurfürsten zum Gesd­enk; es hat aber inzwischen manche bauliche Veränderung erfahren, bis es seine heutige­ Gestalt erhielt. So­ ist z. B. ein Turm bald nach Luthers Tode um der fortschreitenden Befestigung der Stadt willen, abgerissen worden, in dem ich Luthers ehemalige Mönche=­­zelle und spätere Studierstube befand. Die Haustür, durch " die wir zu der im ersten Stoc gelegenen Lutherwohnung gelangen, hat Luther 1540 einlegen lassen. Rechts und linkő befinden sich zwei in Sandstein gehauene Site, über­ denen Luthers Brustbild und Wappen angebracht sind. Wir betreten nun im ersten Stoc einen kleinen Vorraum, in dem fest allerlei Erinnerungen an Luther aufbewahrt sind. Unter anderem befinden sich dort Handarbeiten, die‘ Luthers Gattin angefertigt hat uind sein zerbrochenes Trink­­glas, das angeblich der russische Starter Peter der Große’ als Andenken hat mitnehmen wollen und das er, als ihm dieses verwehrt­ wurde, voll Wut auf die Erde geworfen habe. An diesen Besuch erinnert ferner sein an der Stuben­­tür befindlicher Namenszug. Nun betreten wir das Faz milienzimmer, den einzigen Raum, der in seiner ursprüng­­­lichen Gestalt erhalten ist. Die mit Holz bekreideten und mit Blumengemeinden und­­ andern Verzierungen gemalten Wände, die holzgetäfelte und mit ähnlichen Zierraten ges­chmücte Dede geben das Gefühl echter Behaglichkeit. Die Fensterrahmen sind noch­ dieselben von Luthers Zeit her.­ Sie schliegen die vielen runden Bubenscheiben ein, von denen eine größere Anzahl auch wohl noch aus der da­­maligen Zeit herrühren mag. Kleine Schiebefensterchen ermöglichen es, einige der undurchsichtigen runden Scheiben bei Seite zu schieben, um ungehindert den Hof übersehen zu können. "An dem Fenster befindet si ein einfacher Holzfik mit Lehne für die Hausfrau, davor eine fiartige 773 AVI­­­­­­ Mi / Schriftleitung: Pfarrer R. Honigberger. G­eschäftsstelle: Gemeindekanzlei, Strada Luterana 10. = [E] ER TU EEE PR SRUMETWSOEREN SAUREN IT DEZE NEDEEREE SPEER ne .

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