Bukarester Gemeindeblatt, 1923 (Jahrgang 15, nr. 1-52)

1923-06-10 / nr. 23

Jahrgang XV. Sonntag, den 10. Juni 1923. No. 23. Bukarester Gemeindeblatt. Schriftleitung R. Honigberger. Geschäftsstelle: Gemeindekanzlei, Str. Lutherana 10. Turn- und Sportfest der Evang. Schule (Hätschlest). Dienstag, den 12. Juni, nachmittags 4 Uhr, findet auf dem Sportplatz der Federaţia Sportivă Română (Şoseaua Kiseleff, Arcul de triumf) in Anwesenheit S. Kgl. H. des Kronprinzen ein Turn- und Sportfest der Höheren Knaben- und Mädchenschulen der Evang. Gemeinde statt. Dieses Fest soll die Erinnerung an die Gründer un­serer Höheren Schulen, Hötsch und Dr. Zucker, feiern. Ein Gemeinwesen, wie unsere Evangelische Gemeinde, wird blühen, so lange in ihr Männer arbeiten, welche in ihrer Tätigkeit für die Gemeinde über die Tagesförde­rungen und über den Nutzen des 'Pages hinaus an die Zukunft denkend wirken; die Saat, welche sie selbstlos streuen, trägt oft erst P'rüchte, wenn sie selbst nicht mehr unter uns weilen. Wir Lebenden können ihnen nicht mehr in Dankbarkeit die Hand drücken; nur die Erinnerung an sie können war pflegen und damit zu­gleich in den jetzigen und in den konmenden Genera-, tionen Nacheiferung erwecken, indem wir uns diese M änner als Vorbild immer wieder vor Augen stellen. Die äussere Form, in welcher sich das Hütschfest der evang. Schulen abspielte, wechselte im Laufe der Jahre, ln diesem Jahre haben wir dafür die moderne Form eines Turn- und Sportfestes gewählt. In allen Kultur­ländern hat sich die Erkenntnis von der Bedeutung der Leibesübungen Bahn gebrochen, auch hier im Lande nimmt ihre Pflege einen geradezu erstaunlichen Auf­schwung, und wir können von unseren Knabenschulen mit Stolz sagen, dass sie in der Pflege der Leibes­übungen erfreulicher Weise nicht hinter ihrer Um­gebung Zurückbleiben. Die Mehrzahl der Schüler wid­met sich eifrig und erfolgreich dem Turnen und dem Sport; die Lehrerschaft hat, was für diese Entwicklung wichtig ist, dafür volles Verständnis und beteiligt sich teilweise selbst mit Eifer an den Leibesübungen. Denn nicht nur die körperliche Ertüchtigung ist der Erfolg einer sorgfältigen Pflege der Leibesübungen, sondern ebensosehr die Schulungw des Charakters, was rück­wirkend der eigentlichen Schularbeit (in den wissen­schaftlichen Fächern) wieder zugute kommt. Ein Bild dessen, was auf dem Gebiete der Leibesübungen zur Zeit auf unseren Schulen geleistet wird, soll in gedrängtem Programm beim diesjährigen Hütschfest den Eltern, Freunden der Schule und weiteren Kreisen vor Augen geführt werden. Die Schüler selbst sollen bei diesen Vorführungen sehen, was sie im Laufe des Jahres ge­leistet haben ; das Fest soil ihnen Lohn für eifrige Arbeit und Antrieb zu neuer Arbeit sein. Die Behörden zeigen für unser Fest, welches das erste Schulfest dieser Art in Bukarest ist, grosses Interesse; dieses Interesse ward unserer Schule nicht schädlich sein; sicherlich aber er­fährt dadurch die Turn- und Sportbewegung in Bukarest eine Bereicherung und vielleicht eine Anregung. Wohl aus dieser Erkenntnis heraus hat S. Kgl. H. der Kron­prinz zu unserer grossen Ehre und Genugtuung zu­gesagt, dem Feste beizuwohuen, und Tag und Stunde des Festes selbst bestimmt. Uns erwächst daraus die Pflicht, alles zu tun, um den Verlauf des Festes würdig zu gestalten-Die Festordnung ist folgende: 1) Freiübungen der Mädchen. 2) Freiübungen der Knaben. ■i) 1U0 Meter-Endlauf. , l) Geräteturnen (Reck, Barren, Pferd. Bock u.s.w). 5) 1000 Meter-Lauf. Stafettenlauf. fij Spiele (Faustball, Schlagball, Volleyball u. s. w.). 7) Fussball. 8) Siegerverkündigung. In der Woche vorher haben bereits die Ausschei­dungskämpfe in der Leichtathletik und in den Spielen stattgefunden. Die siegenden Schüler und Mannschaften erhalten als Preise ein Kunstblatt, welches von unserm Zeichenlehrer Herrn Mayer entworfen ist; ausserdem gelangen Bücherpreise zur Verteilung. Die Eintrittspreise, welche zur Deckung der Un­kosten dienen (der Ueberschuss soll lediglich Turn-und Sportszwecken nutzbar gemacht werden), sind folgende: Logenplatz 101 (Gesjjmtloge 606); Tribünensitz­platz 61; Rasenplatz 31; für Studenten, Militär pnd Schüler 11. Hoffentlich ist die Beteiligung von Seiten der Elternschaft und der Gemeinde an dem Feste, welches den Auftakt für das bO. jährige Jubiläum des Realgym­nasiums bildet, so zahlreich, wie es dem hohen Gaste, der Stellung des Festes im Schulleben und im Leben der Gemeinde sowie der aufgewandten Mühe und den Unkosten entspricht. R. M. Kalenderreform der orthodoxen Kirchen. Wir haben in unserm Blatte wiederholt, auf diese be­deutungsvolle Frage hingewiesen, insbesondere im Zu­sammenhänge mit unserm Berichte über die letztjährige Tagung des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen in Kopenhagen, wo von den Vertretern unserer Kirche ein hierauf bezüglicher Antrag des Herrn Barons Gustav Bedeus v- Scharberg in Hermannstadt eingereicht worden war- Auch die letzte Landeskirchenversammlung in Hermannstadt hat sich mit dieser Frage beschäftigt

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