Deutsche Tagespost, Oktober 1920 (Jahrgang 13, nr. 217-235)

1920-10-14 / nr. 228

- Bezugspreise:Für­ Herm­annstadt ohne Zustellung monatl.Lei13·50,­­«Lei40«— « 7.Lei160«——.Mitsustellung oder Postversand im InlandmonatLLei15-50,V«Le145­—, V,Lei90«—,IALei180·——.Für das Ausland Lei55, .22 110, 220. Einzelnummer Lei 1 °—­ ,V,Lei80­—, Spritzleitung und Verwaltung: Hermannstadt in Siebesbürgen, Winsergasse Nr. 9 ‚Bernsprecher Nr. 229. | Hermannstadt, Dannerding den 14. Oktober 1920, de ENTER RT HET ’ N ; ». Der Raum-.. Vustj,,,, a: tun, een Lei — 50 bei größeren Aufträgen Nachlaß. Ag nehmen « alle Anzeigenvermittlungsstellen des Jn-1«.- Üre 5 73 17 / ·als denkbar­ abschließen. Die Aurel. (F. K) Die Bolitif Clemerceaus gegen das heutige Rußland nannte man Drahtverhau- Holitit, Cr wollte, bildlich gesprochen, an der ruffischen Westgrenze einen Drahtverhau errichten, ‚Über den vornehmlich in der Richtung nach Westen, Tein Soldat und sein Gedanke bringen sollte. Inselpolitik wäre auch ein guter Name gewesen. Auch Großrumänien nannte sich zur Beit Bela Kung — damals mit berechtigten tofz. — eine Jufel inmittten. Der don zwei Seiten heranbraufenden Wonen eine unbe­­konnten und Tod Drohenden Meeres. Nur­ mit dem einen Unterschied, daß er sich die insulare Stellung aus si selbst heraus auferlegte und sie bewußt festhielt. Seither hat sich die Umgebung wesentlich geändert. Mit dem ungarischen Nachbar ist Tate Sonesen sogar schon im Begriffe ein Bündnis einzugehen. Man befindet si in dem weitvor­­­ gesprittenen Stadium, in dem nach „aufenthilchen “Mitteilungen von zuständiger Geite“ eine Militärkonvention nicht abgeschlossen wurde. Ob nur ein politisch richtiger Weg vorliegt oder nicht,­­es ist Tatsache, daß der rumänische Minister der Neußeren mit Ungarn Die aller­­freundschaftlichsten Beziehungen angebahnt hat. Gegenüber N Rußland, ja gegenüber Rußland mözte immerhin auch weiter Inselpolitik gemacht werden. Ich persönlich : Habe alle bürgerlichen Berichte über den russischen Bolschewismus für un­wahr gehalten. Wenn Tropl­ so oft verwundet worden oder gestorben wäre, als die Helsingforter Telegraphenagentur das gemeldet hat, so könnte er sich nicht einmal mehr im Grabe umdrehen. Wahre Berichte über Anfiland haben nur Sozialisten gebracht. (Dktman, Erispier aufm.) Auf Cristegen und“ Iuera3 kann man noch gespannt sein, falls sie über den Bahnhof Friedrichstraße Hinausgelangen. SZedenfalls: nicht ex orienke, sondern ex occidente lu ! Möge man uns von Rußland so hermeiisch Wir Haben bolcher nicht3 au erwarten. Wie steht es aber in Wirklichkeit mit "Diesem Licht aus dem Westen ? Die Briefzensur " aufgehoben. Der Restverkehr mit dem ganzen Metten wurde aufgenommen. Man kannı nach Wien und Ofenpest telegraphieren und telepho­­nieren. Sogar reifen, obwohl die Baßblanfette jegt ‚ausgegangen sind. Ein mattes Pariser Flämm­­chen leuchtet un in den Bukarester Zeitungen, die ihre Telegramme aus Lyon beziehen. Die Agentur Damian wird, hören wir, in kurzem den täglichen­ Fernsprechdienst mit Dfenpert ‚aufnehmen. Lauter erfreuliche Nachrichten. Alle früher erhielten wir in den Blättern gefärbte Telegramme. Damals waren sie offi­­zd8 mergariich. Heute sind sie offizidß frangol­­ic (worunter nicht Damian, sondern der Rhyoner Dienst der Bukarester Bresse verst­anden it). Aber früher waren die Telegramme doch nur die allermnappsten Informationen ficher die wichtigsten Ereignisse Am näcsten Abend konnte man sich in den Bettungen aller Herren Länder über das MWeligeshehn unterrichten. Heute kommen wohl die WBufarester Ritter, aber sie enthalten eben nichts ambered, als dieselben kurzen Meldungen. Es ist womöglich, aus ihnen einen Vorgang wirklich Tadesios zu verfolgen. Man fieht den meisten seine systema­­tische Arbeit an. Wir beglückwünsten unsere Kollegen auf das wärmste. Sie haben das Wundliiche Wort erfaßt, das nicht die Arbeit au­fs das Schwere sei, sondern die Methode. Das alte Rumänien war der führende­ Ballanstanz. Das neue Rumänien will ein moderner westlicher Kulturstaat werden. Es ist vollkommen dar, daß die jegt mit Altrumänien vereinigten westlichen Provinzen, die i mm­er kurz u jagen, in jeder Beziehung auf einer höheren ulturstufe stehen — nebacht ii natürlich vor allem an die rumänische Bevölkerung — in der inneren Entw­icklung des Staates eine entscheidende Rolle Spielen müsen. Das it nicht Negiona­­livus, sondern einfach eine Sache des Ver­­ständnisses, die früher oder später allgemein er­­­kannt werden wird. Die Bukarester Breite dürfte in der parlam­entarischen Bolitit immer eine ge­­wisse Führung behalten. Über der Erscheinungs­­ort für Die geistig führende rumänische Zeitung ist Blanjenburg, weil es dem Westen näher feht. Die Anlage zur Verwirklichung dieses Gedankens zeigen sich Icon. Die natürliche Entwicklung wird hier arbeiten.­­ Wir erwarten nicht alles vom Staate. Wir haben niemals geglaubt, das das Chaos, das der Sieg über Europa gebracht hat, wie der Hahn zweimal träht,­­beseitigt werden könne. Weder gemachte Anfänge freuen wir uns. Aber € 8 sind noch recht bescheidene Anfänge. Wo sind die Bücher, Beitschriften und Hritungen, die vor dem Ser­ene täglich zu taufenden in Das Land kamen? Die neuen Gedanken der weltlichen Entwillung in Kunst und Literatur, Wissen­­schaft und Technik, Wirtschaft und Necht müssen uns wieder fortlaufend vermittelt werden. Unsere weitere und engere Heimat ist kein produktiver Faktor der menschlichen Bivilisation, sondern fast ausschließlich auf die Aufnahme und Unge­­staltung der Ergebnisse der Kulturarbeit Des Decidenten ange­wiesen. Wir sind nicht chaudi­­nistisch genug, im geheimen einem politischen Drang nach Den bas Wort zu reden. Wie wie Beniide Hier mit Räbig­­keit und Fanatismus an deutscher Arbeit und Forschung bärgen, so versüehrn wir Die Vorliebe der Rumänen für die französische und begreifen, daß die Magyaren sich als das Glied ihres eigenen Kulturkreises fühlen, wie immer die Staatsgrenzen verlaufen. Es muß den breiten Massen der Bevölkerung wieder Die Möglichkeit geboten werden, sich mit den Ge­­danken, die die Welt jenseits der chinestischen Mauer bewegen, vertraut zu wachen, si zu erheben über Regierungsumbildungen und Ber­­mis, Dolargeschäfte und Oxartierzettel, » einen Horizont zu gewinnen, sich wieder als ein ‚noch so witzige‘ Teilchen des Geb­irges der Kultur­­welt, nicht nur des Turrbereices, zu fühlen. Unter den zahlreichen Ministerien, die wir haben, gibt es an ein Ministerium Der Sunft. An seiner Epige sieht ein Mann, der Dichter war, bevor ex­poliier wurde man hört in feßter Zeit so wenig von ihn, daß man gerne annehmen möchte, er habe sich­ wid­er seinem ersten Berufe zuseimendet. Wenn beim aber so ist, so wünschten wir bald recht viel von ihm zu hören. Er­­ möge bei seinen Kollegen alles daran fegen, daß Eisenbahn, Post und Telegraph in eiserner Arbeit wieder zu Einrichtungen gemacht­­ werden, wie sie in einem Bruak­er am Blake sind, das sich auch das des Veriehers nennt. Er mdge da­­rauf dringen, daß die Einfuhr von Büchern und Zeitungen endlich wieder reibungslos und un­­unterbrochen ermoischickt werde. Der Herr Mi­­nüster kann Überzenat sein, daß bie paar Tausend Menschen, die möglicher­, aber unmahrschein­­licherweise nach der Beltüre dieser Bücher und Bettungen Bolichewitin wärden, nicht die ge­­ringste Gefahr bedeuteten. Den Bolchewianu­s lernt man nicht aus dem Buch. Er­ entsteht aus dem Elend, der Bedrückung, Urzufrieden­­heit, Verbitterung, Armut und Ungerechtigkeit. Ein Bett, das frei it in Wort und Gedanken, dem es gut geht, denkt nicht an Nebolution. — Über auch die Buchhändler werden 18 Tisch wieder immer mehr angeleien lassen sein müssen, dem wugeheueren Bedürfnis vo­n geistiger Nahrung entgegenzukommen. Gemik ist es furcht­bar fchmer, Pfeile, Speier, die Un ficherheit des Transportes. Ein Faktor aber, und gewiß nicht der Iette, fällt kaum ins Gewicht: Das Risiko auf. Und die aufgewendete Mühe ist nicht um­ sonst, weil eine hohe Kulturtat zu vollbringen ist. Hier darf nicht der G­eschäftsgeist das aller­­legte Wort sprechen und wir willen, daß er es nicht spricht.­ Sänger und P Virtuellen mögen, wie früher, in das Land eingeladen und, wenn es, nicht­­ anders geht, zum Teil aus Staatsmitteln entlohnt werden. Es genügt nicht, wenn Leo Slezaf einmal in Bukarest singt. Denn Diejenigen, die 1400 Lei für eine Loge und 50 für den schlechtesten Blab bezahlen können, haben ihn ohnehin im Sommer in Karlsbad gehört, oder werden sich im Winter ‚seine Konzerte in Paris nicht entgehen lassen. ‚Die Sendungen,­­ die hier sind, gehen, reißend. Sollte ein K­onzertbüro nicht ein? Lohnende Sache sein ? Wir leben auch Heute noch auf einer Insel. Das hat zwei Seiten. Rumänien weiß nichts von der Welt. Aber auch die Welt nichts von Neumänien. So kommt es, daß eine in Berlin erischeinende rumänische Wirtschaftszeitung ge­legentlich der lechten Ministerkrise melden konnte, daß die Hälfte der neuen Kabinettsmitglieder — Siebenbürger Sachssen­feier. Ueber Minguay und Peru ist man im Westen besser unterrichtet, wie über Großrumänien. Ueber Diele Krhrseite der Medaille in einem folgenden Anfiage. Troß einzelner Lichtblicke seben wir noch mitten in Der insularen Abgeschlossenheit einer anßergewöhnlichen Beit, wo nicht mehr actig ir. Das muß er­­kannt werden mit allen Mitteln mnf die Gesell­­schaft danach streben, das diese Abgeschlosfenheit aufhöre. 8 ist eine echle, aber auch schlechhin entscheidende Kulturaufgab. Wir alle werden­ imm­er mehr Nobinfon. , NERIE Ta­rrento erraten ngetunsl­rie­ren sone Die Vereinheitlichung Der Gejegke und Der Verwaltung. Bukarest, 12. Oktober 1920. Die Mitglieder der Regierung traten gestern zu einer Beratung zusammen um die Grundsäße und Nichtlinien für, die Vereinheitlichung der Gelege und der Verwaltung des Landes festzu­­fielen. Die Regierung beabsichtigt den Demo­­fratischen Grandiog der Dezentralisation mit den spezifischen Bedürfnissen der Zentralisation auszusöhnen. Ein endgültiger Einschlag­ wurde nicht gefaßt, es wurde jedoch festgelegt, Daß die beiden zentralen Bereisheitlichungsfon­missionen (für die Geleggnung und die Verwaltung) permanenten Charakier erhalten Toller, da das Wert der Vereinheitlichung auch im­­ andern Ländern eine längere Heiligenzeit, 10 Bis 15 Jahre, B beansprucht habe,­­ die Ausgestaltung­ der Vereinheitlichungsfone million durch Hiremziehung richter Yalmänner beschlossen. Alle Arbeiten dieser Kommissionen werden in den Händen des Ministerpräsidenten vereinigt werden. Der Ministerpräsident wird ‚eine lange Reise durch ‚die neuen Provinzen ‘antreten, um, an Ort und Stelle, die Bedürfe­nisse der Provinzen und die Institutionen, die­ ihnen besser entsprechen, zu studieren. Der Ministerrat beschloß fernerhin, Die Hebersiedlung der drei Regionalsekretariate, die sich gegen­wärtig in NKlausenburg, Gpernowig und Kirchinem befinden, nach Bukarest. An Stelle der Sekretariate werden in dem Drei Zentren nur einfache Vollzugsorgane zurückleiben. Es wurde weiterhin Zur Frage der Umbildung der Regierung. „Szdanda" meldet: Die verschiedensten und bizar­sten Kombinationen werden erörtert. Nach der Meinung einiger wird die Umbildung der Regierung weitgehend sein, da es möglich sei, daß auch gewise neue siebenbürgische Elemente aufgenomm­en würden. Nach anderen erstreckt sie sich bloß auf den Austritt von Drei bis vier Persönlichkeiten aus der Regierung. In keiner der Kombinationen spielt jetord der Name Steine Ausschiffung ist Taslauanu eine Role: be si­de ENTRIES NÄHE DNA ch nee ne EN PT Se m meer ee 07 RETTET er © beigriffene Sache. Die Talisten ihrerseits haben auch ihre Kombinationen. Sie zeigen eine Ums­bildung mit Elementen aus der Bulowine, Siebenbürsen und Beffarobien an, die geeignet wäre, die Vereinigung sämtlicher mar­­kanten Persönlichkeiten der vereinigten Pro­­vinzen mit den Tale Sonesceu treugebliebenen Demokraten und den Mitgliedern der Bosls­­partei unter der Führung General Averescus in einem massiven Bloc zu erleichtern. Gestern verbreitete sich das Gerücht, daß G. R. Filie­pescu abgereift sei, um die Zustimmung Tale Sonescus zu dieser Kombination einzuholen. Ein Averescaner, der zu den Intimen des Generals gehört, erklärte einem Mitarbeiter des Blattes gegenüber: Die Umbildung wird durchgeführt werden, ich glaube jedoch, daß diesbezüglich selbst Der Chef der Regierung noch seinen endgültigen Jing gefaßt hat. Aus Yoffy wird gemeldet, da­s. Berzovici sich dort seinen Freunden gegenüber geäußert habe, daß er bei der nächsten Umbildung des Kabinetts im Zusammenhange mit der Eröffnung des Parlaments, in die Neuierung eintreten werde. Er werde das Pfortefeuille des Unter­richtsministers Übernehmen, da die Mehrheit der apere­canischen Parlamentarier von der Haltung des negen­wärtigen Unterrichtsministers Negulesen nicht, befriedigt sei. Stanfreihh undh Die „Kleine Entente“. Die Bariser "Action Francaise" vom 17. September schreibt: Don Niceles-Bains aus werden Ernläh­rungen Tale Fonescus wie ein Evangelium verbreitet. Sie kündigen ein Bündnis der „Fünf "siegreichen Staaten Ostmitteleuropas" an und­­ sprechen von einem Block von achtzig Millionen. . Menschen mit zehn Millionen Soldaten! Syn Wieklichkeit wurden Rumänien und Serbien geschlagen, Polen und die Tschechoflom wafei erst­­ nach dem Sieg der Entente ins Leben gerufen, und Griechenland hat Hauptsächlich das Fort Nupel und das Rappeion als Kriegstaten anzu­­führen. Take Jonescus „Keine Entente" ver­­dient nicht mehr Vertrauen als der Balkanbund von 1912, dei­en vier Millionen Bajonette angeblich bereit waren, für Frankreich zu kämpfen, während Bulgarien später Deuts­lands Verbündeter wurde und Griechenland den Degen in der Scheide ließ. Frankreich­ will von Illusionen nichts mehr wissen. Georg Trafl. Bon Dkar Walter Cisel. (Säluß.) Und weil ich zufällig auf Jammes sam :­t Die gleiche :In Trakls Gedichtm findet sich e­­s Süße wie bei dem aus den Pyrencxen stammend «Eden Süds­ panzosen.Süße ist meist sehr billig. f Aber es gibt auch eine sehr seltene Süße.Das­s ist die schmerzliche, die auch aus Trail singt : „Weihrauch Duftet füß und Birne Und er dämmern Glas und Truh. Langsam beugt die heiße G Stirne Sich den weißen Sternen zu." Da sehe ich den Dichter ganz vor mir, wie er­­ staunend durch die abendlichen Straßen schreitet, ‚ein Träger wunderbarer Gesichte. Seine Augen sind traurig und voll sprechendem Licht, und feine Schritte zagen, und die Schwingungen . Blutes möchten verebben vor der Allacht der Bilder. So sagt er: „Abendmufe”. Dann, nach Sekunden seherlscher Fassung : „Ans Blumenfenster wieder­kehrt, des Kirch­­turms Schatten Und Goldned. Die heiße Stirn verglüht in Ruh und Schweigen. ‚Ein Brunnen fällt im Dunkel von Rastanien« zuneigen — Da fühlst du: Ermatten, es ist gut! in sehmerzlichem Bon Lüften trunfen finfen balde ein, die Lider Und öffnen Seife sich zu fremden Sternen geichen. Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen Und DE sich, über trauervolle Waffer nieder.“ Bei dem Worte Endymion erinnern sich viel» ‘Teicht manche von uns an das schöne Bild von Hans Thoma „Edymion und Luna“. Aber nicht so sehr die Luft der Bilder Thomas lebt in manchen Gedichten Trafle, sondern Die der dämmertrunkenen Schöpfungen Hang von Marees, des immer noch nicht genug ber­mwunderten großen Deutschen. E83 ist der Atem, der die sprechenden Traumgestalten der „Abend­­lichen Waldszene”, des „Bades der Diana“ und de „Ganymed" umhüllt. Von hier aus begreifen wir auch leicht die Nähe Hölderlins. Bis jedoch Trafl dahin gelangte, trug ihn noch mancher feiner Pfade an den sonderbarsten "Wundern seiner bebenden V­erzünhung vorbei. ‘Das Einfachste, Nüchternste wird Traum. Ge­­dämpfte Töne vergeistigen. Ein „Winter im Wald" zaubert aus ihm die Säße: „Braune Kastanien. Leise gleiten die alten Leute an stilleren Abend, weich vermwelten schöne Blätter, Am Friedhof scherzt Die Amsel mit dem toten Wetter, Angelen gibt der blonde Lehrer das Geleite." ‚Dieser „Winkel“ : eine ganze Welt für sich, lebendig und Doch so gar nicht zudringlich, abgetönt in der Seele eines Berstehenden. Man könnte oft vermuten, Traui habe nicht das durchgemacht, was man als „Entwicklung“ bezeichnet, Nuns freilich nicht das, was man ‚gemeinhin so nennt. Dazu karn sein Leben zu viel Mysterienl Aber vom „Rondel“, in dem er „beß Abends braun und blaue Farben“ be­­singt, und 513 zum „Bialm“ und zum „Helien“ ist.. eine weite Gtrede. Die­ unverbesserlichen Lieder aus dem Buche „Sebastian im Traum“ aber erreichen — für mein Gefährt — eine fast unsiberichreitbare Höhe. Der zeitlose Wensch wird hier vollkommen zum zeitlosen Dichter. Im „Psalm“ sieht er, wie sich der Sternen­­himmel über ein Schlachtfeld wölkt, und findet Die unvergeßlichen Worte: „Sächigsam über der Schädelstätte öffnen sich Gottes goldene Augen.” „Gottes goldene Augen" —: Dies einem einzigartigen fönnen nur Die Worte Dichter sein) Darah aber verfällt er wieder in Trauer, und alles it. tot für in und alles verweit und alles stammelt modernde Snec­lung. Er findet Namen für alles Leid, und von Besonnenheit ist nichts mehr in ihn. Dann sind Verse nicht selten, die ähnlich klingen wie diese: nE8 ist ein Stoppelfeld, in das ein schwarzer Regen fällt. &3 ist ein brauner Baum, der einsam dafischt. = er ein Birchelwind, der »leere Hütten um­ Der. Wie traurig dieser Abend.“ Dede, Dede. Der Kosmo? hirft an den Bänden der Worte, wird zum Chaos, erldft sich endlich felber in Gefügen lauterster Ruhe. Im „Helian“ ist Schon alles, was Trafl überhaupt umfessen konnte: Sonderbares, das einem nicht gleich zu Bei wird, Trüb­s und Klared. Und das Klare darin leitet unsere Erinnerung mehr, als hundert Jahre zurück zum Leben Hölderling dessen Wert an wie dasjenige Trails Yahıs hunderte früher oder später hätte entstehen können, ohne dadurch irgendwie zu seinem Nachteil be­­einträchtigt zu werden. Trails Anspruc nähert sich mehr und mehr der Nähe der Antike, der doch von den Deutschen fast­­ nur Goethe und Hölderlin nahe standen. Er kannte zweifellos Hölderlind Gedichte und mag sie wohl auch wiederholt gelesen und erlebt haben ; von Nachahmung kaun n­an jedoch so gut wie nichts merken. Ein einziges Mal gebraucht er — und Dies tat auch Richard Dehmel­ton vor ihm — das Wort „Sonnenjüngling”, das schließlich noch ganz und gar Eigentum des schwäbischen Dichters bleibt. Tratls Dichtungen aus „Sebastian im Traum” sind nur, neben Hölderlind Bersen, ein weiterer neuer Kreis des antiken Gefühles­ausdruchs in der Deutschen Literatur. Der „Belian“ beginnt: „an den einfamen Stunden did Geistes Rt es schön, in Dee Sonne zu gehn zu den gelben Mauern des Sommers bin. Zeife klingen die Schritte im Gras; doch immer schläft Der Sohn des Pan im grauen Marmor," Und die griechische Sonne, die nun für eine Spanne Zeit seine eigene ist, durchsingt ihn mit immer breiteren, weiteren Pilorden und Wunderweifen. Er ist fern. Wer künnte ihm nun noch nahen, den­ Sänger des „Elis"? Wer sein Gefährte sein? Glaubt jemand, daß dies Lied, zu dem man sich gut Harfenbegleitung­ deuten kann, fern von Arkadien entstand? € 3 ist Trail, der die Worte schreibt: „Bollommen ift die Stille Diejes goldenen Tag. ". Unter alten Eichen Erscheinst du, Elis, ein Auhender mit runden Augen.“ Aus Goldglanz taucht hier jedes Bild, und vor der Herrlichkeit währt in uns die Ehrfurcht. Da müssen wir Trail erfennen, jehn, daß er ein Großer ist! Sachte wollen wir ihm folgen. Aber auch er iht nur ein Mensch. So wird oft seine Stimme trüber, tönt sie auch von nun an stets das Ergreifendste. Seine Schlichtheit deutet so viel, wie died­elten nur Eichen­ ddorff vermochte. Und wieder ist «8 Hexrbit und ein Schleier liegt über allen Dingen, Die an den Anfang eines weh­munden Sterbens mahnen. Ein Raunen der Schwermut ist in dem Bilde: „Stille begegnet am Saum des Waldes Ein dunkles Wild; Am Hügel endet leise der Abendiwind, Verflummt die Klage der Antel, Und die sanften Flöten des Herbstes Schweigen im Rohr.“ Und der Dichter der brennen und blauen ‘ Farben wird ganz zum Elegifer, und ge­waltiger und stärker strömen Lid und Schwermut aus den Gesängen, die sich aus seinen Erlebnissen Idjen. Alles wird ihm Bild, die Welt wird volle­r kommen seine Welt. Nicht m­ehr achtet er auf logische Zusamm­enhänge. Ihm ist es, als dürfe er nur die Dinge benennen. Wie vieles scheint ihm dbn überlässig! Und doc wie wenig zwanghaft klingen seine Befe „Ruh und Schweigen" an: „Hirten begruben die Sonne im Kahlen Wald. Ein Fischer 309 In bärenem Ne den Mond aus frierenden Weiher.“ Mehr alleinfthenden Subjektivismus als hier­ann es wohl nicht geben! Indes die Sonne untergeht, sieht der Dichter Hirten Heimkehren ,und darauf einen Fischer vor einem Weiher, aus dem der Mond steigt. Diese Geschehnisse bringt er in Zusam­menhang mit einander — und so entsteht Dies Gedicht. sucht den Dichter, Herbst, braune Farbe, weife Blätter, mysftische Gesichte der Schwermut. Hier ist Eigenartigeres zu finden als in allen andern Gedichten in Prosa, we man sonst noch kennen mag. Ich denfe an Baudelaire, an Oskar Wilde, an Johannes Schlaf.) Von Dieser Prosa aus wäre auch sicherlich eine weitere Entwickklung des Dichter möglich ge­wesen, da man ja an die unübertreffliche Bek­ommenheit mancher seiner Gedichte glauben muß. Aus­gehend von diesen Gedichten, hätte er sich viel­­­­leicht noch weite Gebiete der Seele für die sehnliche Zusammenhänge finden sie auch in der wenigen Prosa, die er uns zurücließ. Eine Vision folgt der andern, ein Toter des­­ „ Ste Heine Entente “. „Bien-Exrpreß* schreibt: In Hiesigen politischen Kreisen hat man den ‚Eindruck, daß der Besuch des rumänischen Außenministers Tale Ionescus in Rom, ‚ insomeit er Italien für den­ französischen Plan eines Donaublo:3 gewinnen sollte, nicht von Ba­m ne Ne manner armen ns „la -

Next