Die Karpathen, Oktober-März 1909-1910 (Jahrgang 3, nr. 1-12)

1910-01-15 / nr. 8

Die Karpathen III. Sahrg. Zweites Tanuarheft 1910 Heft 8. Elegien an die Mitternacht. Bon Egon Hajek (Kronstabdt). IK Menn mir die Nacht ihre Arme öffnet lieg ich so wohl. Mach ich allein auch, kommt doch das Dunkel schwebend zu mir, spricht mir zu und fünftigt die M­ahne des fiebernden Lichtes. Starr ichh hinauf, äugen Sterne mich an voll des Trugs. Unten indessen bebet die Erde vom Tritte der Herrin. Ewig glei bändigt sie nächtlich die Scholle mit Schatten und Schwärze. Stehen zwei Wesen an meinem Lager, tuscheln sich Tand, heimlich ersonnene Nätfel und viel des Geschehns in die Ohren: Halbvergangener Tag — der kommende Morgen, sie sind es. Und über meinen Leib hin strecken sie beide die Arme zitternd zum Gruß sich entgegen und wie sie sich fassen ist Mitternacht. 17 Bebt der zwölfte Schlag durch das Finster, erweckt er die Seelen. Deistergeschleich steht auf im Gemac und hängliches Graufen. Lauter und lauter kracht Diel­ und Schrank, denn sie weilen, durchforschen trostlosen Auges mir, der ich­steiner, Gewissen und Antliß. Mandeln Schlaf und glückliche Träume mich an, so entschälen hart gerissene Leiber dem Dämmer sich, nahen dem Schlaf, tappen mit plumpen Gedanken nach sinnenden Augen und öffnen Halb Schon geschlossene Lider, erstiken den Schrei des Gequälten. Und über Wahnsinn und Reh wirbt kommend der Tag um den Morgen. III. 2 un­dloses Wunder noch faß ich die Segnungen nicht, die du birgst! Einziger Hauch, den zeitlos die Zeit uns geschenkt im Gebären. Test im Moment, wo frei sich entfalten Flügel des Ewigen, ahn ich den Schlag, der das Alte verdirbt, dem die Frischen entkeimen- Schmilzt selbst der leiseste Wunsch und die haftende Seele vernimmt niemals ersehntes, doch heiliges Nasten im Lauf nach dem Ende. XV 225

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