Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1931 (Jahrgang 2, nr. 133-171)

1931-11-26 / nr. 157

ETREN Hy Hgy % } Schriftleitung u. Verwaltung: Bermannstadt, Gen. Mosd­ugafie (Kleine Erde) Nr. 4 / Fernsprecher Nr. 7 / GErscheint jeden zweiten Tag / Bezugspreis für ein Monat 35 Lei, Einzelnummer 3 Lei, Bezugspreis fürs Ausland 70 Lei monatlich). Nr. 157 TER Poitichekkonti: : Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629, Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, für bestimmte Plätze und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden. Hermannl­athonnerstag den 26.November 1981 2. Jahrgang Unparteiisches Blatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens Akademistes Proletariat Dr. F. „Wie geht es Dir, mein Studienfreund ?“ „Schlecht! Seit einem Jahr laufe ich ohne Arbeit herum und weiß nichts mit meiner Seit anzufangen. Schrecklich, dieser Zustand! Wan verkommt buchstächlich und verliert den Mut am Leben und an allem. Weshalb habe ich fest studiert und beinahe eine halbe Million zum Senfter hinausgeworfen? Um schließlich wie der elendste Bettler mein Leben zu triffen? Bettler? Das tu­t noch gar nicht das rihlige Wort. Ein Bettler hat wenigstens mit feinem Reben abgeschlossen, er hat sich auf Almosen eingestellt und wird nicht gequält von dem Schrecklichsten der Gefühle, schaffen zu können und nicht schaffen zu dürfen. Sag’, gilt für mich Recht und Ordnung? Gelten für mich die weiten N Ratsschläge zu bürgerlicher Lebens­­weise, wenn ich wie ein Ausgefloßener am Wegrande stehen muß und die Brocken, die mir zugeworfen werden, anzunehmen gezwungen bin, um dies nackte Leben zu fristen? Na, mein Lieber, lange halte ich das nicht mehr aus. Warum mußte ich aber auch studieren? Ein Vermögen haben meine Eltern für mich vergeudet und nun bin ich glücklich so weit, daß sie mich auch jeßt noch von ihrem kärglichen­­ Handwerkerverdienste ernähren müssen. Hätte ich body diese halbe Million noch, ich wüßte wahrlich etwas. Bernünftigeres damit anzufangen als zu studieren. — Wozu erzähl ich Dir aber dieses alles? Raffen wir den Dingen ihren Zauf!* Mieviele unserer sächslichen arbeitslosen Akademiker sind es nicht, die so und Ähnlich fühlen und sprechen ? Schreiten wir unsreie Städte und Dörfer ab und zählen wir sie alle zusammen. Wir werden über die große Anzahl erstaunt sein. Rechnet man nun das investierte Vermögen und den Gegenwert der auf den Gymnasien und Univer­­sitäten verlorenen Arbeitszeit zusammen, so wird einen ein gelinder Schreck über die Höhe der Verlustsumme erfassen. Von unseren in Deutschland studierenden Akademi­­kern kehrt nach erwiesenen statistiicheeralen nur etwa die Hälfte wieder zurück,von diesen sucht beinahe wieder die Hälfle außerhalb des sächsischen Lebensraumes Unter­­kunft und von dem Rellill fast wieder die Hälflearbeitsf­log.Erhebli­ch da nicht wie ein drohendes Gespenst das materielle Verblutert unseres Volkes durch die Ueberproduktion analias demlsch Gebildeten vor u 115?Ist es nicht die zwölfte Stunde,dieser Entwic­klung Einhalt zu ge­­bieten?Ist die Ü­berzahl unserer Gymnasien unter dieser Perspekzive gelegen nicht äußerst volk­sschädi­­gend,da der Gemeinschaft ungeheure Energien enti­zogen werden Derglauben,daß es k­einen b­ilchligen unter uns geben wird,der die gestellten Fragen im Grunde nicht bejahen würde.Aber den Mut zur Durchfüh­­rung des als notwendig Erkannten, den haben wir nicht. Jede Reform kann nur durch vorübergehende Opfer ers­kämpft werden. Sie stebt auf den mehr oder minder sarken Widerstand derjenigen, welche diese Opfer bringen müssen. Es gilt aber diese Hemmnisse aus dem Wege zu schaffen, wenn es fs um das Allgemeininteresse handelt. Bei uns Sachen liegt der Fall in dieser Hinsicht beson­­ders schwer, denn vielfach werden gerade diejenigen, welche diese Reform durchzuführen hätten, von ihr betrof­­fen und wir erleben es tagtäglich, daß die Objektivität dann zu fehlen beginnt, wenn es sich um die eigene Tasche handelt. Es muß aber in der heutigen schweren Zeit um= so mehr festgehalten werden, daß es völkische Pflicht aller derer ist, die in führender Stelle sind, sei dieses in Stirche und Schule oder in der Politik und Wirtschaft, die alten Dämme, soweit sie hindern, ‚einzufiehen_und neue . EE­­L Bahnen freizulegen für das pulsierende Leben. Unsere Kulturrüstung se nnt nur zu Schwer und kostspielig, sie ist auch unpraktisc geworden und bedarf dringend einer Umgestaltung. Wenn unser Bolk wirklich zusammen­­brechen sollte, so fragen nicht allein die ungünstigen Ver­­hältnisse daran Schuld, es trägt der fehlende Mut und die mangelnde Kraft der leitenden Männer, Reformen zu erkennen und mannhaft durchzuführen, den größeren Teil der Verantwortung. Der Apparat unseres Volkes muß derart umgebildet werden, daß alle Teile aufeinander in möglichst vollkom­­mener Weise abgestimmt sind und jeder L­eerlauf ausges ichaltet wird. Wann erwachsen uns die Männer oder wann erseht uns der Mann, um dieses Reformwerk mit Harkem Willen durchzuführen? Noc hören wir immer die bekannten, schläfrigen Melodien. Kein neuer Ton mischt sich herein. Oder sollte dieses nicht mehr anderes möglich sein? »Holitu­de Hurzpof Die Antwort der liberalen Partei auf die « Traurede. Tälărescu,gewesener liberaler Unterilaalssekretär,hat für die Liberalen gesprochen.Er griff die Regierung sos­wohl was ihre diktatoriale Methode als auch ihre Zu­­sammensetzung an belu­sst heflig an.Als Tälărescu den Vorwurf erhob,das­ Kabinett entwürdige die Krone,er­­hob sich ein großer Lärm.Die größte Sensation dabei war die Gsallung des Führers der Bauernpartei,Lupu, der die Regierung verteidigte. Man schließt daraus, daß es bereits zu einer Einigung mit Zupu gekommen tu­t, der vielleicht in nächster Zeit das Landwirtschaftsministerium übernehmen wird. Auffällig war die Schwache Haltung der National­­zaranisten, die wegen innerer Reibereien wenig Aktions­­kraft nach außen aufbringen. Hamangiu verspricht die Revision der Beamten­­vermögen und den Schuß eines bäuerlichen Mindestbeu­ges. Die Haltung der Parteien zum landwirt­­schaftlichen Umschuldungsprojekt. Die liberale Partei sieht das Projekt als zu scharf, die nationalzaraniitische als zu milde an. Im Grunde ge­nommen ist die Lösung, daß alle Schulden, die Land­­wirten mit einem Besiß von unter 5 ha­ angehören, als eigentliche landwirtschaftliche Schulden angesehen werden, sehr schablonenhaft. Argetoianu hat diesen Ausweg des=­halb gewählt, wie er sich den ausländischen Pressever­­tretern gegenüber äußerte, weil sonst noch etwa 2500 Kommisstonen erforderlich­ gewesen wären, um eine Tren­­nung von landwirtschaftlichen und sonstigen Schulden vorzunehmen. Die Partei Lupus it vom Projekte befriedigt. Außerordentlich viel wird davon abhängen, wie das Ausland reagiert. Den Aussagen Argelinanus nach wird das ausländische Kapital vom Geiäßentwurfe wenig be­rührt. So einfach dürfte aber die Angelegenheit doc nicht sein, denn die Banken werden, wenn nicht eine ‘Wandernde Seelen Roman von Anton Maly. (43. Fortlegung.) Ein stilles Leben für Miranda begann. Ihre Furcht vor Maripa war geschwunden. Sie glaubte seinen Grund mehr haben zu müssen, ängsftlich zu sein. Er blieb ruhig und war stets freundlich zu ihr. Nur das Funkteln seiner Augen verriet, daß er sie noch immer als Weib begehrte. Die Frauen umsorgten sie wie eine Königin. Lebens­­mittel gab es im Ueberfluß und auf weiten Spaziergängen, die sie, allerdings unter Bewachung einiger ihrer Diener­­innen, unternahm, durfte sie sich an der Schönheit einer wundervollen Natur erfreuen. Die Nächte und die heiße Tageszeit verbrachte sie in der Hütte. Allein. Maripa lagerte wie ein treuer Wacht­­hund, vor der Schwelle des Baumes, der seine Ge­fangene barg. Häufig redete sie ihn an. Und da erzählte er ihr von sich und seinem Stamm und von den andern Bölfern, die noch in diesem großen Lande zwischen den zwei Wassern wohnten. Jenseits der großen Berge, da gäbe es Menschen, die es verstünden, große steinerne Häuser zu bauen und und sie mit Bildern und Figuren zu verzieren. Und von dem mächtigen Inka dieser Völker erzählte er und von den großen Schäden jener fernen Länder. Miranda staunte über die Ausdruchsfähigkeit seiner Gedanken und immer mehr schwand die Scheu vor dem Wilden. Manchmal mußte sie sogar laden über seine un­­beholfenen Bersuche, ihr zu schmeicheln und schöne Worte zu jagen. Ab und zu kamen kleine Trupps von des Häuptlings Stammesgenossen in das Tal, scheinbar um ihrem Herrn Nachrichten zu bringen, oder Befehle von ihm zu holen. Eines Tages erzählte Maripa der Spanierin, daß seine Kundschafter Botschaft gebracht hätten, Hurtadez und seinen Leugen wäre es nicht gelungen, den Schnee der Berge zu bezwingen. Und er füigte lächelnd Hinzu: „Dein Gatte lebt noch mit einem Zeil seiner Krieger.” Da sah sie ihn verwundert an, wollte er sie narren oder ihr Freude bereiten. Kannte die Brust dieses Indios Überhaupt das Gefühl, Freude zu scheiken. Sie unterdrü­cte den Zobelschrei, den ihre Lippen formten. „Spicht Du auch wahr?” „Warum sollte ich Dich belügen ?" „Aber Du wolltest mich doch...." verlegen brach sie den begonnenen Gaß ab. „Ich will Dich zu meinem Weibe machen — ja.” „Und Du selbst bringst mir die Nachricht, daß mein Gatte lebt ?” „Du wirst mein Weib, auch­, wenn Hurtadez sein Leben rettet und Du wirst es bleiben, selbst wenn er säme Dich zu holen“, war die Antwort des Häuptlings gewesen. Heiße Gebete stiegen aus dem Herzen Mirandas zum Himmel empor, Rettung erflehend für den Gatten und für sichh. — Wie aber kam es, daß sie sich in diesem Tal so wohl und zufrieden fühlte. Sie behämte si, als sie sich dessen damals bewußt wurde, Nein — nein — sie wollte nicht mehr bleiben, sie würde Maripa die Identen, zu bringen. Maripa it ja nur äußerlich ein Wilder, sein Herz war gut. Sie wollte ihm erzählen davon, daß man eine Frau lieben kann, um ohne ihren Körper zu besigen. Er wu­rde ihrem Flehen Gehör denn seine Beherrschung, er bis zum heutigen Tage bewiesen hatte, verriet Edel­­mut und Charakterstärke. Sie durfte nicht mehr bleiben. Sie mußte fort oder den Tod suchen. Als sie sich in einer Nacht schlaflos auf ihrem Lager wälzte und in heißer Gehnfngt an Alfonso dachte, da drängte sie plöglich Maripa in ihre Träume. Sie sah ihn in seiner ganzen Männlichkeit vor sich, von draußen tönten seine Atemzü­ge und Gedanken einer Umarmung. Da schluchzte siebfofte mit dem sie laut auf und barg in tiefer Scham ihr Haupt in den ellen ihrer Liege statt. Sie wollte fort — fort aus diesem Tal, dessen fried­­liche Schönheit heimliches Gift barg, das böse Träume zum Keimen brachte. Am andern Tag hatte sie Maripa gerufen. Es war ein schwüler Sommertag gewesen, der alles Leben im Freien lähmte. Der Häuptling betrat die schattige Hütte. Eine leichte Hülle aus Baumfasern gefertigt, schmiegte sich um seinen Körper. In dem engen Raum schien seine Gestalt ins Ungeheure zu wachen. Fragend ruhte sein Biid auf Miranda. Und da hatte sie ihm alles erzählt, was zu sagen sie sie vorgenommen. Aufmerksam hatte er ihren Worten gelauscht. Als sie geendet, sah er sie lange an. Trauer lag in seiner Stimme, als er sie dann fragte: „Warum willst Du fort, Miranda ?" bitten sie zu ihrem Gatten sie

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