Kirchliche Blätter, 1908. Mai -1909. April (Jahrgang 13, nr. 1-52)

1908-11-26 / nr. 30

­ . Dr. 30. Erscheint jeden Donnerstag. Für das Inland: halbjährlich K. 3.— Mai—Ost., Nov.— April. Bermannstadt, den 26. November 1908. xl. Jahrg. Kirchliche Blätter aus der eb. Landeskirche R. B. in den siebenb. Landesteilen Ungarns. „Unsere Bäter­ie zu bir”. — Bibelstunden über das Leben Seju in der „Brierehe — Der Held von Wittenberg und Wormd. — Aus der November“- sitzung des ARE OHEINRENFERN: — Nachrichten aus Schule und Kirche. Evang. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. — A­ - — Inhalt Administration: WM. Krafft, Hermannstadt. Für das Ausland: Halbjährlich Mt. 3.— Mai—Ost., Nov. — April. 2 ” . ‚u­nsere Päter ehren zu dir”, ,­­| Predigt, gehalten am „ersten Adventsonntag (1. Dezember) 1907 zu | ‚nelbsdorf als am Hundertjährigen Kirchweihfeste vom Ortspfarrer­­ ‚Johannes Reichhart. Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen. VBernehmet, was der Pijalmist im 22. Pi., Vers 5 und 6 also schreibet: „Unsere Väter Hofften auf­­ dich; und da sie h­offten, halfest du ihnen aus, Zu dir fhrien sie, und wurden er­­‚weiter; sie hofften auf dich und wurden­­ $ nicht zu Schanden.” Gemeinde des Herrn! Advent — freudenreiches Wort mit dunklem m grunde und seligem Ziele! Advent erinnert ung an die lange Wartezeit der Meenschheit auf das Heil, an viel Dumm­es, das vergangen, an viel Harren und Trauer, die die Väter unseres Glaubens ausgestanden haben. Advent erinnert uns aber auch an den Tag, da das erwartete Heil der Welt in Chhrifto erschien und an die Segensströme, die von dem unscheinbaren Nazareth aus über den Erd­­kreis sich ergosfen haben und noch immer ergießen. In die großen umspannenden Adventsgedanken der­schriftenheit fügt sich das, was dieser Gemeinde der heutige Tag an geistigem Inhalt bietet, auf das Beste ein. Der hundertjährige Weihetag dieser Kirche erinnert auch und an viel Trauer, an ein großes Unglück, das diese Gemeinde einst erlitten hat, aber auch­ an des Herrn Hilfe und endlich an den Segensstrom, der daraus sich über die Gemeinde ergießt. Am 26. Oktober 1802 war ein schöner Herbsttag über unserer Gemeinde aufgegangen. Die Arbeit auf dem Felde war getan und die Wintersaat bededte schon mit frü­hem Grün das Feld. Die Leute in der Gemeinde hatten sich gerade zu Tische gejebt, das Tischgebet gesprochen und aßen fröhlich ihre Speise. Dabei mögen sie über den häufigen und starren Wind, der diesen sonst milden Herbst verunstaltete und auch jegt blies, gesprochen haben. Wie sie so effen und reden, auf einmal gibts einen fürchter­­Das Wasser des Neugraben ist eine Klafter °­­­lichen Rud von Osten nach Westen gehend, so fürchterlich, daß Mauern reißen und Nauchfänge zusammen fallen. Alles steht entjegt von den Tischen­ auf und eilt bleich und erschrocen auf die Gafsen. Da bietet sich ihnen ein schrecklicher Anblid dar, weiß aus seinen­ Ufern herausgetreten, die Erde weist an ma­­nchen Stellen Riffe auf, aus denen Wasser herausdringt. Die Glocken des Kirchturm läuten, wie von Geisterhand gezogen, der Turm selbst bewegt sich, wie ein Rohr im Winde und zerreist auf allen vier Seiten mitten Durch das Zifferblatt und unter grauenerregendem Gepolter stürzen wie drei Kirchenschiffe zusammen und zerschlagen alles, was in der Kirche war, darunter die neue Orgel. Eine Dice dide Staubwolfe erhebt sie­ über der Kirche und ehe das Gewölbe sie verzogen, ist Die ganze Gemeinde um die Kirche versammelt. Sie ist in einen gewaltigen Trümmer­­haufen verwandelt, aus dem gegen Ost das Chor mit dem Altar unbeschädigt und gegen Westen der gesprungene Turm hervorragt. Und als unsere Vorfahren dies Bild der Zer­­störung sehen, da werden selbst Männer schwer gebeugt und die schöne Männerzähre flüchtet in den Bart. Die Frauen und Kinder aber jammern und weinen, ringen die Hände und werden nur immer neue Erdstöße, die aber milder waren und von Norden nach Süden gingen, in neue Angst und Schweden hineingetrieben. „Unsere Väter schrien zu dir.“ Sie schrien zum Hören, denn auf Jahre hin war die wirdige Stätte der Predigt und des Gebetes nicht vorhanden, die Gemeinde mußte eine Kirche bauen. Sie zählte leider bloß rund 1000 Seelen, dazu besaß die Allo­­dialfasje nur 3500 und die Kirchenfafja 1500 Rfl. Armut an Geld und Meenschen war da und eine große vailgehe „Sie schrien zum Herrn.” Wenn der Herr ein Unglück schickt, dem Elan oder einer Gemeinschaft, so will er damit nicht bloß Tränen und Niedergeschlagenheit hervorrufen. Wenn der Reiter über einen breiten Graben hinüberspringen muß,­­ danıt­ jet er dem Roffe die Sporn fest in die Seiten und alle­­ RE

Next