Kirchliche Blätter, 1916 (Jahrgang 8, nr. 1-44)

1916-01-15 / nr. 3

Hirchlichegblätter Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Ret­tzeile fostet bei einmaligem Einrücken 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücen je 15. Heller Ar. 3 Hermannstadt, den 15. Januar 1916 Inhalt: Auf zum Kampf! — Stiegsbilder. (26. Freuden und Sorgen eines deldjuraten.) — Johann Carl Lehrer +. — Ueber die Neuorganisation der Aufsicht ü­ber Die Volksschulen unserer Landeskirche. — Die zweitjährliche Schüler­­aufnahme an unsern Volksschulen. — Nachrichten aus Nah und Fern. — Amtlicher Teil. — Anzeigen. Bezugspreis: Inland: Ganzjähr. K 11, halbj. K 5 ° 50 Ausland: Sanzj. Mt. 11, halbj. Mi. 550 Erscheint jeden Sonnabend aus der ev. Landeskirche WM. 3. in den siebenbürg.. Landesteilen Ungarns Ev. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände Verlag: Jos. Drotleff, Hermannstadt VIII. Jahrgang - Auf zum Kampf! Hat fi der Tag erfüllt, mein Rolf, der Tag, da sich dein Auge weitet, da deine Schar mit schwerer Hand den Weg zur Ewigkeit bereitet ? „Mein Bolt" , wie fühl ich jegt die Not, mit dir im Ringen eins zu werden, als du das 208 des Todes z0gst und Völkerfrühling ward auf Erden. €. 9. Kriegsbilder. 26 Brenden und Sorgen eines Feldjuraten. Heute, am Heiligen Abend, will ich mit meinen Aufzeichnungen beginnen, denn ich fenne mir nichts Heiligere8 al die Arbeit. Freilich eine Arbeit muß er sein, die einen Funken Ewigkeitswert beficht, die den arbeitenden Menschen besser macht und näglich ist den andern, für die gearbeitet wird. Ob ich eine solche Arbeit werde leisten können? Vorläufig weiß ich nur so viel, daß ich schreiben muß. Ic bin allein. Es werden Wochen, Monate vergehen, ohne daß ich einen Menschen treffe, mit dem mich schon früher die Schicsalswelle zusammen­­geführt. Wohl, ich werde andere Menschen kennen lernen, mit denen mich die Gegenwart und die H Zukunft verbinden werden, aber nie die­­ Ver­­gangenheit. Nun hänge ich aber so fest an den, was war. 3 Ist dieses eine Volfseigentü­mlichkeit, die bei vielen von und scheinbar besonders aus­­geprägt, ist. Heimweh kann man das Gefühl wohl nicht nennen. Nicht Wehmut und Schwäche schöpfe ich aus­­ dieser Berührung mit der Vergangenheit, nein Kraft und Mut. Da ich niemanden um mir habe, dem ich so manches anvertrauen könnte, so will ich, schreiben, um ein wenig Ordnung zu bringen in den chaotischen Wirrwarr, der oft meinen Kopf erfüllt. ch will meine Erfahrungen niederschreiben für mich und einige wenige, die ähnliche Kämpfe mitgemacht haben oder mitmachen werden. Ob unter meinen Erlebnissen viele sein werden, Die eine Tageszeitung auch nur zweier Reifen gewürdigt hätte, weiß ich nicht. Für den einzelnen Menschen sind aber oft Meine Ereignisse, die sich im Innern abspielen, bedeutsvoller, als die Weltereignisse, die die Weltbühne überschreiten. Was ich niederschreibe, wird stark persönlich gefärbt sein, sehr stark sogar. So muß er aber wohl sein, sonst wären die Auf­zeichnungen noch viel weniger die Druderschtwärze wert, die darauf verschwendet wird. Auch sonst habe ich wohl Bedenken, ob der Fremde in diesen Zeilen an nur annähernd das findet, was er fuhr. Bon Bomben, Torpedos, Minen ussw. wird wohl anfangs wenig die Rede sein, dafür von all den einen Nöten des Alltages, die ein erst wer­­dender Mensch mit sich schleppt, und deren er einmal Herr werden muß. Meinen Aufzeichnungen seße ich eine Nieder­­schrift voran, die etwas über meine Berufspflichten enthält, wie ich mir sie dachte, bevor ich im Berufe stand. Die folgenden Berichte werden wohl kaum eine der früheren Behauptungen unverpflict­tasfen. Das ist nun aber wohl Menschenschicsal, das stete Umfernen. 1. Die Aufgaben eines stähsischen Beldjuraten. Neue Zeiten bringen neue Auf­­gaben. Der Fächsische Feldjurat, der sicher in unserer Roll3organisation nicht vorgesehen war, ist durch diesen Krieg an die Seite des fächsischen Pfarrers getreten, um Aufgaben zu erfüllen, die legterem ferner Tagen, oder in anderer Gestalt nur von Beit zu Zeit nahe gebracht wurden. « Der Feldkurat,der Kriegspfarrer,der dem Heere folgt von Schlacht zu Schlacht,und der heimkehrt mit dem verwundeten Soldaten bis in das Lazarett,und der die belden begleitet bis an den Rand des Masfengrabes,das die vielen Toten auszunehmen bestimmt ist!Der Dorfsgeistliche,de­r Friedenspfarrer,der nur mit seinen Gedanken und Gefühlen der vorwärtsgehenden Armee zu folgen imstande ist,der aber doch auch hineingerissen wird in all die Probleme,die der Krieg mit sich bringen mußte!

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