Kirchliche Blätter, 1921 (Jahrgang 13, nr. 1-49)

1921-11-26 / nr. 44

--—1«82«——«« Noch einmal vereinigt der Abend alle Gemeinde­­glieder. Was der Tag an Anregungen und Ge­­danken gebracht, das sol noch einmal der Abend zusammenfassend ausklingen lassen. Gesänge des gemischten Chores Leiten ihn ein. Wolfenhöhen, Tannenrauschen, heller Ströme Silber­­band, grüner. Haine heimlich Laufchen schmücken dich mein Vaterland... Das ist der Grundton, auf den der Abend gestimmt ist. Liebe zur Heimat, zum D­oll und evangelischen Glauben, sie Elingen immer wieder durch­aus Ansprachen und Liedern. Unter allgemeiner Aufmerksamkeit ergreift Der Bischof das Wort. Er facht die Hiele und Aufgaben­­ der Gemeinde noch einmal zusammen und stellt sie den Anwesenden vor die Seele. An Bilde Samutel v. Brufenthals führt er die Herzen­­ empor, daß sie warm werden, und ass er endet: Meinem Glauben und meinem Wolfstum will ich treu bleiben, da geht es wie ein Bekenntnis durch Die Reihen: Ja, wir wollen treu­­ bleiben ! Wieder erscheinen die Sänger und Sängerinnen auf dem Plan. Diesmal greifen sie hinein in den Schag des deutschen Wolfgliedes und reihen ein paar Perlen aneinander. In einem fühlen Grunde — Sah ein Knab’ ein Röglein stehn — Wie’s daheim war — Und nun richten sich die Augen auf den welt­­lichen Begleiter des Bischofs, der das Wort er­­griffen hat. Scherzend hat er begonnen. Die Herzen hat er mit den ersten Worten in seinen Bann gezogen, gefangen. — Und nun führt er sie empor zu den höchsten Fragen. Er spricht vom Glauben, von evangelischer Kraft, von Verantwortung. Es ist nicht ein Wortgeflingel. Man hört er jedem Worte an, dahinter liegt Ueberzeugung, liegt Erlebnis. Hunderte von Augenpaaren hängen an seinen Lippen. Nun ist er zu Ende. Mit elementarer Wucht bricht sich die Stim­­mung Bahn: Händeflattchen, Heilrufe, sie wollen nicht enden! E38 war ein Bekenntnis eines Nichtgeistlichen, das wir da gehört hatten, und es hat gezündet. Wenn wir doch viele führende Männer in unserem Volk und in unserer Kirche hätten, die dem Evan­­gelium so nah verbunden sind, — welch ein Segen würde daraus für uns erwachen ! Einer hat angestimmt:: Siebenbürgen, Land des Seegens —, alles ist aufgestanden und singt mit, — —— ich glaube in jenem Augenblicke hat jedes Herz etwas davon empfunden. ‚Wir, all die von einen Stamme, stehen auch für einen Mann. — — — Auf dem­ Heimmwege sagte ein alter Presbyter zu mir: Es ist doch schade, daß der Herr Bischof nur so selten zu ung fommt. Solche erhebende Tage sollten, doch wenigstens alle 5—10 Jahre einmal kn — —.— (Schluß. folgt.) Die 29. Landeskirchenversammlung. Dritte Volljigung. Freitag, den 11. November, 10 Uhr vor­­mittag eröffnete Bischof D. Teutsch die Sigung und erteilte dem Referenten Pfarrer Gottlieb Brandsch das Wort zu einem Berichte über das Pfarramtsgejeg. Die von dem Referenten be­­antragte Dekretierung eines Pfarramtsgesees wurde abgelehnt und dessen Schaffung an die nächte Landeskirch­enversammlung gewiesen. Dagegen wurde einstimmig angenommen 1. die Regelung des Stu­­dienganges der Pfarramtskandidaten mit wenigstens vier Semestern Theologie und 2. im Falle der Vakanz einer Pfarrzelle und der Weigerung der K­irchen­­gemeinde, von dem Recht der geweglichen Pfarrer­­wahl Gebrauch zu machen, nach Verlauf eines Viertel­­jahres die vertretungsweise Belegung der betreffenden Pfarre und nach Ablauf eines weiteren Vierteljahres die endgültige Ernennung durch den Bischof. Den Hauptgegenstand­ der Sigung bildete die Beratung des vom Landeskirchenkurator D. Wal­­baum vorgelegten Disziplin­argeseßes. Nach­­dem im allgemeinen gegen den vorgelegten Entwurf niemand zu sprechen wünschte, erteilte der Vor­­tigende dem Referenten des Ausschusses Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Brudner das Wort zum Beginn der Sonderberatung. In anderthalbstündiger Be­­ratung wurden sämtliche vom Ausschusse beantragten Renderungen paragraphenweise angenommen. Die Abstimmung über den Disziplinargelegentwurf wurde auf die nächte Sigung verschoben, da infolge der zahlreichen kleinen Abänderungen der endgültige Terz nicht sofort zusammengestellt werden konnte. Der Vorfigende erteilte hierauf dem Landes­­konsistorialrat und Eizegespan Johann Schöpp das Wort zu einem zusammenfassenden Berichte über die Brufenthalfeier. In außerordentlich übersichtlicher Form gab dieser ein lebendiges Bild über Die in jeder Gemeinde unseres sächsischen Bolfes in diesem Jahre abgehaltenen Brufenthal­­feiern und deren tiefe nationale Wirkung auf unser Bolf; er gedenkt in warmen Worten ganz besonders der ungewöhnlichen Opferfreudigkeit, mit­ welcher alle Schichten unserer Bevölkerung ihr Bekenntnis zu unserem­ Bollstume abgelegt haben. Die bis heute ungefähr feststellbare Gesamtsumme der eingelaufenen freiwilligen Spenden betrage nahezu eine Million Lei. In vierzehn Jahren, sagte Redner, würde dieses Kapital an jährlichen Zinsen 40--50.000 Lei ab­­werfen. Er bat, diesen Bericht zur Kenntnis nehmen zu wollen und ersuchte zugleich, die Landestirchen­­versammlung möge beschlagmäßig aussprechen, das die abzufassende Stiftungsurkunde nur den Binsen­­verbrauch gestattet. Der Antrag wurde mit lebhaften Heilrufen angenommen. Stadtpfarrer D. Schul­­lerus dankte im Namen der Hermannstädter evang. Kirchengemeinde für die werktätige Hilfe aller Wolfg­­und Glaubensgenossen und ganz besonders dem um­ das Ergebnis der Brufenthalfeiern verdienten Vize­gespan Schöpp. Nicht nur darum handle es sich,

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