Kirchliche Blätter, 1931 (Jahrgang 23, nr. 1-53)

1931-06-11 / nr. 24

,i Dean eist emn, aus Der ev. Landeskirche A. B. 50—. Ausland: Mark 15 °—, Dollar 3:50, eis einer Einzelnummer 10 Lei .... Grscheint jeden Donnerstag. in Rumänien Evangel. Wochenschrift für Die Glaubensgenossen aller Stände Berlagt ee gegen und Ver: ee d.ev. Landeskirche AU.B. n Rumänien, Hermannstadt. Insertionspreist Die eingespaltene Nonpareillezeile EN set­zg bei oder deren Raum 8 » größeren Aufträgen Nachlaß. Nummer 24 Hermannftadi, 11. Juni 1931. XXIII. Sahrgang Snhalt: Mit Gott. (Gedicht) — Der Glaubensbegriff der Gnade in Luthers Theologie. (Fortf.) — Deutsches Leben in der Steilerstadt Oberhellen. — Zur Gebetsfrage. — Mitteilungen aus dem Leserkreis. — Nachrchten aus Zeit und Welt. — Bücher- und Mitschriftenschau. — Mitteilungen der Schriftleitung. — Amtlicher Teil. — Anzeigen.­­ ­ Mit. Gott. Kühl atmet noch der Berge Kranz, ich wandte froh im Morgenglanz, der Himmel wölbt sie­ groß und hehr: „Bott ist dein Schuß und deine Wehr.” Die Täler ruhn im Mittagsstrahl, Goldpfeile glühen ohne Zahl, das weite Leben ringsum spricht: „Du Steht vor Gottes Angesicht.” Den Berg schreit ich hinab zur Nacht, tiefdunkle Wälder halten Wacht, hochdroben winfen Sterne rein: „Du gehst zum Frieden Gottes ein.” Nicard Gleim. Der Glaubensbegriff der Gnade in Luthers Theologie. Bon Stadtpfarrer D. Bibtor Roth. (Fortlegung.) ‚ In den angeführten Aussprüchen erkennen wir deutlich jene Grundfrage, um deren Beantwortung sich der jugendliche Luther bis in den Tod zermartert hatte: wie finde ich einen gnädigen Gott? "Und wenn er geit seines Lebens von einem mystischen Einschlag seines Glaubenslebens nicht frei geworden ist, so entspricht das ja dem Wesen jeder wahrhaft kindlichen Frömmigkeit, deren schönstes und stärkstes Zeichen das innige Verhältnis zu dem Vater in dem Himmel ist. Der persönliche Gott ist für mich die unausgeregte persönliche Gnadenerweisung. Damit ist die fachliche Vorstelung von der Gnade Gottes als einer ein­­gegossenen Kraft im Prinzip überwunden und ihr persönlicher Charakter wieder hergestellt. Die Er­­werbung des Heils im Glauben ist darum die per­­sönlichste Angelegenheit des Gläubigen und dann nur in persönlicher Weise geschehen, d. h. in einer heiligen Symbiose des F­rommen mit Gott. ©. Paulus saget: Etliche haben Gnade, daß Einer ein Apostel, der Ander ein Prophet, der Dritte ein Evangelist ist oder die Schrift auslegen kann. Aber in der Hauptgnade da teilen wir uns alle in die Fülle unsers Herr Gotts. Also reichlich ist Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes über uns ausgeschütt, daß es auch kein Maß ist,­ sondern ewig, zu allen Seiten, in die Höhe, Tiefe und Breite. Das heißt Gnade. Denn andere Gaben sind mancherlei, hören aber alle auf, damit die Kirche regiert wird. Aber die Gnade und Barın­­herzigkeit ist ewig, und ist unsre Vergebung der Sünde nicht auf 1 oder 2 tausend Jahre gerichtet, sondern eine ewige Erlösung, Seligkeit, Freud, Leben und Vergebung der Sünde, ohne alle Maße.... Derhalben so haben wir auch, Gnade und den big. Geist ohne Maß, nicht umb unser Verdienst willen, sondern daß wir an ihn glauben. Die achtundvierzigste Predigt über das 3. und 4. Kapitel Johannis. Auf der­selben Linie liegen die Ausführungen, die im Zusammenhang mit der eigenen religiösen Erfahrung von einem verzeihenden und von einem gerechten Gott handeln. "­­ Ich denke, daß ir vor Gott Nichts, denn Zorn und Hölle verdient habe. Aber ich weiß auch, daß mir Gott gnädig ist umb des Heren Christi willen und weil ich also (durch sein Leiden und Sterben) in Christo bin und durch ihn gereinigt, so läßt ihm Gott mein Leben und Werk, so aus solchem Glauben gehn, gefallen... Ich bin nicht allein ein Fürst oder Haus­­here... sondern ich bin auch getauft und durch Christi Blut ge­­waschen. Durch Christus bin ich in Gnaden und habe Ber­­gebung der Sünden bei Gott. Auslegung des 14, 15. und 16. Kapitels St. Johannis. (1538) Merk, dieses Stüdlein mit Fleiß, daß wo du in der Schrift findet das Wörtlein Gottes Gerechtigkeit, daß du Dasselbige ja nicht von der seldwesenden, innerlichen Gerechtigkeit Gottes verstehest, wie die Bapisten, auch viel heilige Väter getöret haben, du wirst sonst dafür(­davor) er­­schredt, sondern wisse, daß es heißt nach Brauch der Schrift die ausgegossene Gnade und Barmherzigkeit Gottes durch Christum, davon wir vor ihm fromm und gerecht werden geacht; und heißt darum Gottes Gerechtigkeit oder Frömmig«­keit, daß nicht wir, sondern Gott sie in uns wirfet mit Gnade. Predigt ü­ber Matthäus 21, 1-9, Zeit seines Lebens hat sich Luther unausgeregt um die eindringlichste und überzeugendste Kennzeich­­nung und Formulierung, d.h. um die in das lebendige Wort gefaßte Schilderung der Gnade bemüht. Es ist, als ob er nicht eindringlich und nicht überzeugend genug von dieser Gnade sprechen konnte. Ihm weitet sich das Gnadenerlebnis und der Gnadenglaube geradezu zu einem imperium gratiae, wenn er lobpreisend von dieser Gnade handelt. Also ist und bleibt dies Reich der Gnaden ein heimlich, verborgen Reich vor der Welt, im Wort und Glauben er­­halten, bis zur Zeit seiner Offenbarung. Der 117. Psalm. Ausgelegt 1536. ‘Zum andern sagt er: imperat et regnat gratia. Es ist ein Reich der­ Gnaden, das da gewaltiger in und über uns ist, denn aller Zorn, Sünde und alles Übel. Dies Wort hat noch nie sein Sophist noch Werkheilige verstanden, der mags auch so wenig, als ein Jude und Türke. Denn weil sie mit Werfen wollen zuvor kommen und Gnade erlangen, ists nicht

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