Landwirtschaftliche Blätter, 1923 (Jahrgang 51, nr. 1-52)

1923-06-10 / nr. 23

198 ganz kurzer Zeit, durch eine zielbewußte Wirtschaftspolitik, die darauf gerichtet ist, die im Inlande erzeugten Yuattermittel in erster Linie bei und zu verwerten, für den Export 400.000 bis 500.000 Schweine jährlich zu mästen und unserem Wid­erport eine Ausdehnung­ zu geben, bei der er mindestens den Wert von 4,5 Milliarden erreichen könnte. Die Voraussehung zur Erreichung dieses Bieres sind aber Stabilität in dem wirtschaft­­lichen M­aßnahmen der Regierung und entsprechende Inlandpreise. Nach­ diesen allgemeinen Ausführungen wöchten wir uns der Behandlung spezieler Tragen zuwenden. 1., Bezüglich des W­iehverkehres im Innern Halten wir es unbedingt für notwendig, daß der Vieh- und Blen­d­­verkehr Leinen Beschränkungen, seien sie weicher Natur immer, namentlich auch feinen Höchstpreisbestimmungen unterworfen werde. &5 müßten Präfekten, die in dieser Beziehung noch immer ganz eigenmächtige Verfügungen treffen, 2 zur Verantwortung gezogen und ihres Amtes enthoben werden. 2. Was die Frage des Ex­portes von Bier und tFleisch betrifft, To ftchen wir grundsäßlich auf dem Stand­­punkt der freien Ausfuhr, ohne Abgabe von Quoten oder der Zahlung von Ausfuhrgebühren, weil wir nur unter dieser Vorauslegung die Interessen der landwirt­­saftlichen Produktion in vollem Umfange gewahrt sehen. Mit Nachsicht aber auf die durch die bisherige Wirtschaftspolitik geschaffenen Verhältnisse auf dem Gebiete der Preißgestaltung im S Inlande, wollen­ wir aber zugeben, daß unser Stand­­punkt gegenwärtig nicht verwirklicht werden kann und dab­n demnach ein Mittelweg einzuschlagen ist, indem Maßnahmen getroffen werden, die ein zw­­­iches Emporschnellen der Breite verhindern. Von diesen Maßnahmen können in Betracht­­ kommen: Entweder die Abgabe einer Riechquote zu billigem Preise, wie sie bis vor Kurzem durchgeführt worden ist. Diese Maßnahme hat sich aber nicht bewährt und kann auch zu keinen Ergebnis führen, weil eine ehrliche Durchführung derselben das Viehausfuhrgeschäft derart kompliziert und riskant gestalten muß, daß es dann ganz in Frage gestellt wäre. Es ist ja landesbekannt, daß mit der Duotenabgabe außerordentlich viel Schwindel getrieben worden ist. Demnach kann nur in Betracht kommen eine Geldabgabe nach dem exportierten Vieh, deren Höhe fs zu richten hätte, nach den Breiten im Ruß­­lande. Diese Abgabe wäre unbedingt im einer Summe festzulegen und zwar in einhei­i­ger Bührung und bei tatsächlicher Durchführung der Ausfuhr an das den Transport abfertigende Roll­amt abzuführen. Um das ganze Verfahren zu erleichtern, und den Exporteuren das Intervenieren in Bukarest zu ersparen, ferner um überhaupt mit dem Abbau des schädlichen Permiß­­rostems zu beginnen, wäre die Riehbausfuhr gegen Bahlung der festgelegten Ausfuhrtüren freizu­­geben und von besonderen Ausfuhrbewilligungen abzusehen. Dieses würde trozdem eine genaue Statistik der an­geführten Tiere nicht ausschließen, denn die Zollbehörden­­ könnten beauftragt werden, wöchentlich die Anzahl der expor­­tierten Tiere nach Bukarest zu melden.­­ Was die Frage betrifft, ob lebendes Vieh oder Fleisch ausgeführt werden so, so sind wir der Ansicht, daß wohl die Ausfuhr von Salami, Schiiten, Zeit und Sped vorteilhafter für unser Land ist, als die Ausfuhr von lebendem Vieh und daß demnach die Förderung der Ausfuhr dieser Brodukte an­­gestrebt werden sol. Doch sind wir andernfalls der Überzeugung, daß die Ausfuhr von Gefrierflei­ gegenwärtig und auch für­­ die unmittelbare Zukunft nicht in Betracht kommt, e­istens weil es an entsprechenden Einrichtungen bei und fehlt und weil zweitens dieses Tylen­ch im Auslande weniger gesucht und nicht entsprechend bezahlt wird. 3. Hinsichtlich der Frage der Versorgung des Innenkonsums mit Slen­ch, sind wir der Ansicht, daß der Inlandskonsum selbst bei Freigabe des Ex­portes durchaus gesicgert ist. Dies bezüglich erhebt sich für und nur die Frage, wie die Öffentlichen Beamten und Beaftonisten eventuell mit billigerem Fleisch vers jehen werden könnten. Denn der übrige Zeit der Bevölkerung ist wohl im allgemeinen in der Lage, seine Einkünfte den Teuerungsverhältnissen anzupassen. Den Beamten könnte unserer Ansicht nach dadurch die Anschaffung von Fleisch erleichtert werden, daß Die Negierung ihnen entweder aus den einge­gangenen Ex­portgebühren eine allgemeine Inhaltserhöhung bes­willigt oder eine Fleischaushaftungsunterstügung­ gewährt, deren Höhe fi nach der Zahl der Familienglieder­­ zu­ richten hätte. Von der Erh­ätung von Konsum der einen, gemeinsamen lei­che bänfen wsw. könnten wie uns keine Erfolge versprechen. Für Diese Zwecke fehlt m an Kapital und sachverständigen, zubers­täsfigen Personen. Schwierigkeiten bereitet heute die Versorgung der Hauptstadt Bukarest mit Fleisch. Es ist Dies auch nur natürlich. Das bisherige primitive System der Approsisionierung reicht heute bei der großen Bevölkerungszail nicht mehr aus. Geholfen werden kann hier nur Durch Schaffung ähnlicher Markteinrichtungen, wie sie in Städten westlicher Staaten be­­siegen. Diese Aufgabe muß die Stadt Bukarest selbst Lösen, a wird sie aus allen Teilen des Landes mit Vieh beschidt werden. , 4.Hinsichtlich des Transportes im Inlande haben wir keinen andere annich,als daß die nötige Anzahl vonnggons zur Verfügung gestellt werde im übrigen köumn wirui­i teilen,daß wir in Siebenbürgen in dieser Hinsicht nicht allzu­« nielzutragen habem In diesem Zusammenhange möchten wir es aber­ nicht unterlassen, auf die neueste Maßnahme unserer Regierung Hins zuweisen, die eine starre Belastung des Exporte bedeutet und die, soweit wir orientiert sind, eine Neuerscheinung im der Wirtschaftspolitik darstelt. (3 ist dies die Frachterhöhung auf den Eisenbahnen um 50%), für Transporte, die für den Export bestimmt sind. (Angesichts auch dieser Maßnahme müssen wir fragen: will man bei und ernstlich den Cxrport fordern oder wil man ihn unter Ausnahmebestimmungen, Ausfuhrgebühren, Kommissionsgebühren, Bermiffen usw. begraben ? 4 ‚ Die Lage unseres Weinbaues. Interpellation des Abgeordneten Dr. Hans Hedrich in Angelegenheit des siebenbürgischen Weinbaues,­ Herr Präsident! Meine Herzen Abgeordneten! WI Vertreter eines Wahlkreises, dessen Wähler beinahe ausschließlich Wein­­bauern sind, deren Existenz von einer ertragreichen Ausnragung ihrer Weinproduktion abhängt, habe ich die Ehre, Ihnen heute» von der schwersten wirtschaftlichen Krise Mitteilung zu machen, welche der siebenbürgische Weinbau jemals mitgemacht hat. Doch nicht nur in Siebenbürgen, sondern auch im Altreich und in Behorabien bereichen ähnliche Verhältnisse, wie ich mich an kompetenten Stellen genauestens informieren konnte. In ver­­schärftem Maße kommt diese Krise aber in Siebenbürgen zum Auspruch, weil die Produktionskosten hier viel größere sind und weil gar seine Möglichkeit besteht, diese hochwertigen Weine in die früheren Abfaßgebiete­ auszuführen. Durch dieses Verhältnis ist aber ein wirtschaftlicher Produktionszweig Rumäniens in seinem Bestand bedroht, es handelt sich nicht nur um das Schiefal von vieler Hunderttausend Weinbauern, sondern­ zugleich um den Bestand einer wirtschaftlichen Kraftquelle ersten Hanges, welche in hervorragenden Maße berufen erscheint, an dem wirte­nchaftlichen An­bau unseres Landes wirkungsvollst mitzuhelfen. Der Herr Abgeordnete Spanisteanu Hat uns in der vers­gangenen Woche gezeigt, wie unrentabel der Anbau unserer Felde Früchte heute ist. Troß dieser angünstigen Schilderung kan man ruhig die Behauptung wagen, daß die Anbauverhältnisse unserer Gelbfrüchte noch immer glänzende genannt werden können, im

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