Literarische Berichte aus Ungarn 2. (Budapest, 1878)

4. szám - III. Eugen Abel: Die Bibliothek des Königs Matthias Corvinus

DIE BIBLIOTHEK DES KÖNIGS MATTHIAS CORVINUS. 559 mit der Bedingung belassen, dass er für Aufrechterhaltung der königlichen Bibliothek Sorge trage, doch wurde ihm gestattet, einige Bücher aus ihr unter Oberaufsicht der Prälaten und Barone für sich selbst herauszunehmen; und vielleicht waren diese Bücher unter denjenigen, welche bei einer später erfolgten Niederlage des Herzogs Freund und Feind an sich zu reissen ver­suchten. — In den ersten -Jahren der Regierung König Vladislaus des Zweiten (1490—1516), scheint es, ging man bei Verschenkung werthvoller Handschriften noch nicht so leichtsinnig zu Werke, wie später. Anfangs gefiel sich Vladislaus noch in der Rolle des kunstsinnigen Maecen. Er liess einen Theil der königlichen Burg ausbauen, und bezeigte sich so gnädig gegen die Huma­nisten, dass manche ihm theils Werke thatsächlich zueigneten (so der gekrönte Dichter Nagonius), theils ihm zueignen wollten (wie Philipp Beroaldus). Unter den Rechnungen seines Haus­haltes finden wir auch den Gehalt des Historiographen Bonfini und seines Schreibers, die Ausgaben für das Pergament, auf welchem Bonfini’s Werk aufgezeichnet wurde, das Honorar des Madocsaer Abtes, als des «miniator librorum regiorum», eingestellt; — ferner wissen wir von Vladislaus, dass er einen seiner Unter­gebenen seiner ausgezeichneten kalligraphischen Arbeiten wegen in den Adelstand erhob, auch finden sich in manchen Bibliothe­ken mit seinem Wappen versehene Handschriften vor. Noch um das Jahr 1498 liess er, hinweisend auf seine Absicht, die Bibliothek seines Vorgängers zu vermehren, den Florentiner Hof bitten, er möchte ihm mittheilen, was die unga­rische Krone der Stadt Florenz oder den Florentiner Buch­händlern für solche Handschriften, die Matthias durch seinen Tod verhindert war zu bezahlen, schulde; und er scheint wirklich willens gewesen zu sein, die für einige der in Florenz gebliebenen unbezahlten Codices (später wurden manche von ihnen von dem Vorsteher des Predigerordens in Venedig Joachim Turrianus, von den Medici und dem Papste Leo X. angekauft) geforderten hor­renden Summen* zu bezahlen. Doch hinderte dieses Streben nach Completirung der Bibliothek den schwachen König nicht, manche werthvolle Handschriften theils selbst zu verschenken (z. B. an Johann Gremper, Hieronymus Baibus u. A.), theils durch seine Geheimschreiber Johann Schlechta und August Käsenbrot an auswärtige Gelehrte (unter andern besonders an Bohuslaus Hassen­stein von Lobkovitz) verschenken und ausleihen zu lassen, haupt­sächlich seitdem er sich nach dem Tode seiner Gemahlin (1506) immer mehr der Schwermuth hingab. Damals besonders mochte der eben genannte August Käsenbrot (Augustinus Moravus, Augus­ * Eine Bibel z. B. kostete 1400, ein Breviar 500 Dukaten.

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