Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-10-14 / 83. szám

die Spieler auS, dieser Pest der Gesellschaft, vor der zu warnen wie nicht aushören werden, wenn wir irgendwie Veranlassung dazu haben. In keinem andern Lande ist die Spielwuth großer als in England, und nirgend anderswo hat diese Leidensckaft so große Verheerungen angerichtet. Die Zahl der durch das Spiel herbeigesührtcn Selbstmorde übersteigt alle Begriffe, die durch dasselbe zu Grunde gerichteten Familien mehren sich mit jedem Tage und doch ergreift die Regierung keine Mittel, um diesem schändlichen Unfuge ein Ende zu machen! Die Ursache dieser Saumseligkeit schreibt man den Gesez­­gebern. namentlich den Mitgliedern des Oberhauses zu, welche selbst im Ruse der ärgsten Spieler stehen, und daher, nach englischen Begriffen von Billigkeit, in ihrer eigenen Sache nicht Richter sein können. Auch bilden die Spieler in England einen eigenen, ich möchte sagen, bevorzugten Stand, und wer die Grundsäze der englischen Politik kennt, wird wissen, daß man an dem Kasten­geist nicht rütteln darf. — Der verstorbene Herzog von J)ork war der große Protektor der Spielhäuser und der Armen. Malitiöse Personen wollten sogar behaupten, daß zwischen ihm und dem Herzoge von Wellington hauptsächlich die­ser Unterschied statt gefunden hätte, daß der durch seine Thaten verherrlichte Herzog im Krieg mehc Glük hatte als im Spiel, der durch die Geburt hochgestellte Herzog hingegen, obgleich er dem Feinde keine besondere Furcht einjagte, dennoch dem Schiksal kek entgegen ritt, wo kein Mensch außer ihm. voraussehen konnte, wie die Würfel fallen würden. Durch diese leztere Eigenschaft hätte er sich eben so gut zu einem Feldherr» in Griechenland geeignet als Wellington zu einem General in Indien oder Spanien. In England versteht man nämlich unter einem Griechen einen geschikten, vom Glüke stets begünstigten Spieler» der nicht nur die Gabe besizt, weder durch den Gewinn noch durch den Verlust hizig zu werden, sondern zu gleicher Zeit auch ein angenehmer, wohlunterrichteter Gesellschafter ist, welcher das in England keineswegs seltene Talent besizt, junge, unerfahrene Edelleute oder Bankiers, die man in der Kunstsprache Flats, d. h. Flachköpfe nennt, zum Spiel zu reizen, sei es, um sich selbst mit ihnen zu unterhalten, oder sie andern in die Hände zu liefern, mit welchen man später brüderlich den Gewinn theilt. Sind diese Flats sehr reich, und gehen sie überdies leicht in die Falle, so heißt man sie auch Pigeons, Tauben, und den Prozeß, mittelst dessen man ihnen ihr Geld abnimmt, nennt man the process of picking oder das Rupfen, und ich weiß, daß darin eine bedeutende Anzahl von Pairs und anderer fashionablec Per­sonen eine außerordentliche Fertigkeit besizen, troz den Wiener Köchinen. Der Herzog von Uork soll, wie gesagt, lange Zeit an der Spize einer solchen Rupf­kompagnie gestanden und sowohl in dieser Beziehung al§ in mancher andern, ein Liebhaber von jungen Tauben gewesen sein. Ein edler Marquis soll auf die­selbe Weise im Laufe seines ergebnißreichen Lebens nicht weniger als anderthalb Millionen Pfund Sterling gewonnen haben, und viele andere beziehe» hiervon einen sehr „anständigen" Unterhalt. Zwar soll man seit einigen Jahren, seit­dem der „Satirist" , ein wöchentlich in London erscheinendes Blatt voll persön­licher Ausfälle, angefangen hat die Tauben wie die Rupfer, die Flats wie die Griechen mit Namen aufzuführen, sehr auf seiner Hut sein, um ein „Expose" wie das , welches dem Grafen de Roos (der als falscher Spieler öffentlich ge­nannt wurde) zu Theil ward, zu vermeiden; allein nichtsdestoweniger hört man

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