Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-03-23 / 24. szám

Siebzehnter Jahrgang. DER SPIEGEL für S u st ft, Eleganz nnd Made. Redakteur: Sam. Rosenthal Verleger: Fr« Wiesen s Wittwe und S. Rosenthal 1844. Pesth und Ofen, Sonnabend, 23. März. T4. Was Urtheil der Welt. (Nach dem Englischen der Mistreß Gore.) [ eit sechs Jahren schon war Sir George Harcourt Gouverneur einer- i Insel im Jonischen Archipel, wohin er sich im tiefen Schmerze um den Verlust seiner heißgeliebten Gattin aus der Welt zurükgezogen hatte. .Der gänzlichen Vereinsamung aber endlich miibe, war er nach Alteng­land gereift, um seine beiden Töchter abzuholen, die unter der Obhut ihrer Tante in einer Penstonsanstalt erzogen wurden. Des Generals Schwester, Miß Martha, war eine alte Dame, die alle Vorzüge und Schwächen einer alten Jungfer aus der Aristokratie besaß, vor allen Dingen aber eine heilige Scheu vor rothen Uniformen hegte. Kein Wunder, wenn ihr der Gedanke, in einer Militärkolonie als Schwe­ster deS Gouverneurs die erste Rolle zu spielen, Anfangs Schamröthe in die Wangen trieb! Nachdem fie jedoch alle Schleusen weiblicher Beredtsamkeit aufgezogen und sich überzeugt hatte, daß ihr Haudegen von Bruder sich in seinem Plane nicht irre machen ließ, faßte sie den küh­nen Entschluß, sich mit ihren Nichten lieber in die Löwengrube zu wagen, als die armen Kin­der ohne weiblichen Schuz den Gefahren, die ihrer harrten, entgegengehen zu sehen. — Die Ueberfahrt fiel so glüklich auS, wie sie nur irgend sein konnte, und die beiden jungen Damen waren von der reizenden Lage und dem milden Himmel, der über ihrem neuen Aufenthalte blaute, so entzükt, daß fie dem Lieutenant Brown und dem Fähnrich Smith, die mit an Bord waren, von Herzen in der Ansicht beistimmten, die Insel * * sei ein wahres Paradies auf Erden. Der Tante Martha kam diese Aeußerung wie eine Gotteslästerung vor, denn die Tambours und Pfeifer, die Paraden und Revuen, die Kanonenschüsse bei Sonnenaufgang und Anbruch der Nacht, mit einem Worte, der ganze militärische Pomp wurde ihr mit jedem Tage lästiger und unleidlicher, so daß sie bei jeder Gelegenheit — und dergleichen gab eS täg­lich — versicherte, wenn ihre Nichten nicht wären, so wolle sie lieber in der Hölle, als hier in der Garnison leben. Die Uniformen, die ihr aus Schritten und Tritten begegneten, ent­rissen ihr manchen Seufzer, weshalb sie ihren Bruder unablässig bestürmte, daß er die armen Kinder je eher, desto lieber, fern von den Schlingen der bösen Welt nach der Villa Santa-­­Chiara, dem Sommersize des Gouverneurs, bringen solle. Aber Sir George blieb taub gegen alle Bitten und Beschwörungen seiner Schwester. — »Mein Himmel," klagte Miß Martha, »immer rothe Uniformen, allenthalben Uniformen und nichts als Uniformen! ..." — »Ein großes Unglük!" erwiderte der General. »Bin ich nicht gleichfalls Soldat! . . . Hast du dich etwa über meine Leute zu beklagen? Erlaubte fich ein Offizier eine Unschiklichkeit gegen dich ?" —

Next