Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-05-08 / 37. szám

DER SPIEGEL für Kunst, Eleganz und MVd §. Siebzehnter Jahrgang. Redakteur! Sam. Rofenthal- Verleger: Fe. Wiesen s Wittwe und S. Rosenthal Pesth und Ofen, Mittwoch, 8. Mai. 37. Ein Wohlthätigkeitskonzeri. (Nach dem Französischen desZJules Sandra u.) 1. ch war noch ein junges Blut und kannte von der weiten Welt nichts als mein Dörfchen, als ein Freund des HauseS in ErbschaftSangelegen­­heiten eine Reise nach dem südlichen Frankreich vor hatte und fich erbot, mich mitzunehmen. ES ward gut befunden, daß mir, bevor ich ins ‘Men eingeführt würde, die Bekanntschaft mit einem Stük Welt nicht schaden könne. An einem schönen Aprilmorgen reiste ich also an der Seite von Freund JacqueS in einer kleinen Reisekarriole ab, die gemächlich hin­ter dem Rößlein, daS auf den Namen Bergöre hörte, herrollte. Das war eine Lustreise! Frühling in mir und um mich; im Herzen wie auf Erden Alles Duft und Grün und Blüthe, und meine sechszehn Jahre zwitscher­ten und'sangen mit Lerchen und Nachtigallen um die Wette. — Wir rükten wie die Vettu­­rini unferm Ziele in kleinen Tagereisen näher, mit der Sonne aufstehend, frühstükend wie eS der Zufall wollte, und AbendS in Gottes Namen zu Bette gehend. Freund Jacques sprach wenig; rauchte aber desto mehr, so viel Stunden deS TageS, so viel Pfeifen und mehr. — Bergöre machte acht, neun, auch wohl zehn Wegstunden von Sonnenauf- bis Sonnen­untergang, und ich kam vor Schauen, Staunen und Bewundern nicht zu mir: Alles war mir neu, herrlich, köstlich, bis auf die Städte, die mir ohne Ausnahme recht abscheulich vorkamen. „Wie ist's möglich," rief ich auS, „daß Menschen, die wie du und ich denken und empfinden, freiwillig ihr Leben in so dumpfer Lust zubringen können?" — „Heimaths­­liebe, Macht der Gewohnheit, Jugenderinnerungen!" antwortete lächelnd Freund JacqueS, jedes Wort mit einem Rauchopfer auS der Pfeife weihend. Und er hatte Recht, wie ich spä­ter erfuhr. — Je weiter wir indeß in den Süden hineinrükten, desto schmuker wurden die Städte, desto blauer wölbte sich der Himmelsdom mit dem Strahlenregen bei Tage und dem Sternendiademe bei Nacht. So hielt Vergöre am ersten Maiabend, der aber schon ganz wie ein Sommerabend auSsah, mit der Karriole, dem Freunde JacqueS, seiner Pfeife und mir ihren Einzug in CarpentraS, daS am Fuße deS Mont Ventour in den Mauern und Zinnen aussieht wie ein Feldhuhn in einer Pastetenkrusie, und eine der poetischsten Städte der belle France genannt zu werden verdient. Wir stiegen im „Hotel der drei Kazen, die miauen", ab, waS von einem Provinzialkünstler gar rührend auf dem Wirthshausschilde abkonterseiet war: die drei Miaukazen zeigten bei Aufführung des Terzettes eine solche Begeisterung, daß

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