Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-10-26 / 86. szám

Jb JL JCiUf für Kunft, Eleganz und Mode. Siebzehnter Jahrgang. -----«K»----­ Nebasteur: Sam. Rosenthal. Verleger: Fr. ÄTiesen'6 Wittwe und S. Rosenthal. Ä844> Pesth und Ofen, Sonnabend, 26 Oktober. HH. Der blaue Fiaker, oder: der Pariser Othello. (Beschluß.) üdame de Lombrageur erhob fich ruhig von ihrem Stuhle, öffnete einen Sekretair und nahm auS demselben zwei Briefe heraus. »Lesen Sie dies, mein Herr, und Sie werden überzeugt sein."—Ihr Gatte >nahm mechanisch den Brief, welchen fie ihm hinhielt, und laS fol­gende Zeilen: »Meine gute Clementine, meine liebe Schwester! Du wirst erstaunt sein , zu hören, daß ich in Paris bin. Eine Affaire von der größten Wichtigkeit, bei welcher eS sich um Leben und Tod handelt, hat mich von London hierher geführt. Um'S HimmelSwil» len komm so schnell als möglich zu mir, denn auf deine Bemühung allein vertraue ich in meiner gegenwärtigen Lage. Du weißt, daß ich mich" nicht auf den Straßen zeigen darf, aus Furcht vor der fatalen Polizei, noch darf ich in daS HauS deines Gatten kommen, da feine unerbittliche Abneigung gegen meine poli­tischen Ansichten mich auS demselben verbannt hat. Ich bin Nro. — Rue MeSlay, in einer jener bettelartigen Wohnungen, wo Fremde einige Tage lang beherbergt werden, ohne daß sie nöthig haben, dem HauSbesizer ihre Pässe zu geben, damit er sie zur Polizei fchike. Es ist kein passender Ort, dich zu empfangen, dennoch bitte ich dich, komm' zu mir. Frage nach mir unter dem Namen Berlin, und erschrik nicht, wenn du mich verkleidet erblikst, in eine schwarze Perüke und einen langen Bart. Um zu verhindern, daß diese Zeilen in die Hände deines Gatten fallen (welcher, wie ich fürchte, verhindern dürfte, daß du zu mir kommst), so fchike ich sie dir, unter der Adresse deiner Tante. 3m Namen deS Himmels, laß mich dich ohne Verzug sehen. Wenn du mir nicht hilfst, bin ich für immer verloren." DaS Blatt Papier entsank den Händen deS Herrn de Lombrageur, als er die lezte Zeile gelesen hatte. Die Handschrift war ihm zu gut bekannt, als daß er an der Aechtheit derselben hätte zweifeln können, wäre er auch der Umstände, welche seinen Schwager zu einem politi­schen Flüchtling gemacht hatten und deS unvorsichtigen Charakters desselben nicht so wohl kun­dig gewesen. Die Veränderung der Gefühle, welche durch diese plözliche Aufklärung bewirkt wurde, war so gewaltsam, daß sie ihn eine Zeitlang der Fähigkeit zu sprechen beraubte. Reue über die Beleidigungen, zu welchen ihn seine Eifersucht getrieben hatte, Freude, wegen der Entdekung, daß Clementine ganz ohne Schuld war, stürmten so oft auf ihn ein, daß er fast daS Be­wußtsein verlor. »So war eS also dein Bruder!" dieS waren die einzigen Worte, welche er Hervorbringen konnte. — »3a, mein Herr, mein Bruder war eS," erwiderte Madame de Lom­brageur, in dem Ton eines verdienten Vorwurfs. »Eine Ehrenschuld, welche er unvorsichtiger Weise in London auf sich geladen hatte, und dabei die Nähe deS TageS, an welchem er die­selbe abtragen mußte, daS war feine traurige Lage in einem Lande, wo er keine Freunde be­­saß, an die er sich in seiner Verlegenheit hätte wenden können! Meines Bruders Ehre und sein'Kredit standen auf dem Spiel, Schande und Einkerkerung drohten ihm dort, hier hatte er eine Schwester, auf deren Liebe er zählen konnte, und er kam im lezten Augenblike herü­ber, entschlossen, wenn ich ihm keine Hilfe könne zu Theil werden lassen, nicht nach England zurükzukehren, denn obgleich daS Gefangniß fetntt tnich hiev wartete, wenn man seine Anwe­

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