Neue Zeitung, 1972 (16. évfolyam, 1-52. szám)

1972-12-29 / 52. szám

Aus unserer Jugendpostmappe... Im vergangenen Jahr — so kann man ja jetzt schon sagen! — erhielten wir viele Briefe, die von schönen Erleb­nissen der Briefschreiber berichten, von nachhaltigen Eindrücken z. B., die sie auf Auslandreisen gewannen. Für sie alle soll hier der Brief von Anna Bergmann und Maria Schwab aus Baja stehen, den wir leicht gekürzt im fol­genden abdrucken. Am 28. August fuhren acht fröhliche Studentinnen von Budapest in die DDR. Diese Studentinnen waren wir, 5 Stu­denten des 3. und drei Studenten des zweiten Jahrgangs der Bajaer Lehrer­bildungsanstalt. Unser Ziel war die Weiterbildung in der deutschen Sprache. Glücklich kamen wir in Berlin an, wo uns unser netter Betreuer Joachim Tan­nenläufer erwartete. Von dort führte unser Weg nach Potsdam in die dortige Lehrerbildungsanstalt. Nach einem frei­en Tag begann unsere Arbeit. Als er­ste Aufgabe schrieben und erzählten wir unseren Lebenslauf in deutscher Sprache. Wir bekamen unser Übüngs­­material und waren erstaunt — es war eine ganz schöne Menge! Nach einigen Tagen reisten wir nach Luhme, das liegt in der Nähe der Stadt Neuruppin, ins Immatrikulationslager. Dort verbrach­ten wir eine wunderschöne Woche. Je­den Vormittag übten wir die deutsche Sprache in einem Gebäude, das inmit­ten eines Fichtenwaldes lag! Nachmit­tags sammelten wir Pilze und machten einen Spaziergang ins Dorf Luhme, um einen Kaffee zu trinken. So verging die Zeit schnell und wir fühlten und sehr gut. Wieder nach Potsdam zurückgekehrt, begannen wir jeden Tag die Sprach­übungen mit dem Erzählen der Ge­schehnisse des vorigen Tages. Hilfe da­zu bekamen wir von unserem Lehrer. Danach lösten wir verschiedene Aufga­ben aus dem Übungsmaterial, z. B. die Probleme der Satzfolge, die Konjugation der Eigenschaftswörter, die Verwen­dung der Modalverben usw. Nach den grammatischen Übungen begann der schwerste Teil, die Phonetik. Herr May, unser Lehrer, stellte hohe Forderungen an uns. Beim Abhören analysierten wir die Aussprache des anderen. Die mei­sten Probleme zeigten sich bei der Bil­dung des „ch”s. Manchmal fiel es uns recht schwer, aber der Wille war stär­ker und so überwanden wir die Schwie­rigkeiten. Wir schrieben oft Diktate und besprachen gleich die vorkommenden Fehler. Wir wurden ausserdem mit den wichtigsten Vertretern der DDR-Kin­­derliteratur und mit den heute lebenden DDR-Dichtern und Schriftstellern be­kanntgemacht. Nach so einem anstren­genden Vormittag tat uns allen eine kleine Pause gut! Nachmittags besichtigten wir die Se­henswürdigkeiten der Stadt Potsdam. Wir waren vom Schloss Sanssouci, wo einst König Friedrich II. residierte, sehr begeistert. Der Park mit den verschie­denen Gebäuden des Schlosses ist 60 000 km2 gross. Dort haben wir Spaziergän­ge gemacht. Das Neue Palais, die Bil­dergalerie und das chinesische Teehaus haben uns sehr gut gefallen. Nennens­wert ist auch der historisch bedeuten­de Cecilienhof. Hier trafen sich vom 17. Juli bis 2. August 1945 die Staatsober­häupter der SU, der USA, Frankreichs und Grossbritanniens, um über die Zu­kunft Deutschlands zu entscheiden. Die Ergebnisse wurden im „Potsdamer Ab­kommen” niedergelegt. Abends, wenn wir kein festes Pro­gramm hatten, gingen wir ins Theater oder Kino. Die Filme und Vorstellungen im Theater haben unsere Sprachkennt­­nisse vielfach bereichert. Wir fuhren oft nach Berlin, wo wir das Brandenburger Tor, die Staatsoper, die Museumsinsel, den neuen Fernsehturm und den Ale­xanderplatz besichtigt haben. Unser grösstes Erlebnis, das uns an Berlin band, war der Empfang von Angela Da­vis. Angela kam damals gerade auf dem Flugplatz Berlin-Schönefeld an. Lange Menschenreihen standen vom Flugplatz bis zum Herzen der Stadt und warteten darauf, die junge amerikanische Kom­munistin begrüssen zu können. Später hielt Angela eine Rede an die kommu­nistische Jugend der DDR. Alle hörten mit grosser Begeisterung zu und freu­ten sich sehr über Angelas Besuch im sozialistischen Deutschland. Die sechs Wochen waren sehr schön, aber wir freuten uns doch schon auf die Heimkehr. Am 11. Oktober kamen wir wieder in Budapest an. Wenn wir diesen Aufenthalt in Potsdam bewerten wollen, dann müssen wir sagen, dass er sehr nützlich war. Unsere Sprachkennt­­nisse erweiterten sich und die Ausspra­che ist besser geworden. An diese sechs Wochen erinnern wir uns jedenfalls im­mer sehr gern zurück! A M Hahn und Hühner sassen auf der Stange, als sich der Fuchs in den Stall schlich und nach Hahn und Hühnern spähte, denn er wollte gern ein Fleisch­gericht fressen. Also fing der Fuchs an, sich an das Hühnervolk heranzuma­chen. „Komm herunter, mein Buntköpf­chen, kommt herunter, ihr Süssen! Kommt und fresst, hier liegt ja euer Futter. Auf der Stange gibt es nichts, das wisst ihr doch!” „Gack, gack, sollen wir?” fragten die Hühner den Hahn. „Guckt, guckt, wie der sich guckt!” warnte der Hahn. „Ich fress euch doch nicht”, beruhig­te sie der Fuchs. „Weisst du denn nicht, lieber Hahn, dass ich euch gar nicht mehr fressen darf? Hör mal her, alle Tiere haben ewigen Frieden geschlos­sen, niemand darf dem anderen ein Leid antun. Also, kommt getrost her­unter, liebe Freunde! Komm auch du, mein Buntköpfchen!” Hahn und Hühner schickten sich schon an, auf den Boden zu flattern. Aber da mischte sich ein Alter ein, der zufällig in der Ecke gestanden und die Lockungen des Fuchses gehört hatte. „Das ist ja wirklich wunderschön, dass die Tiere ewigen Frieden geschlos­sen haben. Sieh mal, da kommen ge­rade zwei Hunde, die sich in aller Freundschaft jagen!” Kaum hatte der Fuchs das vernom­men, als er sich schnell aus dem Staube machte. Doch der Alte rief ihm nach: „Warum so eilig? Es wäre doch lustig gewesen, wenn ihr hier alle mitein­ander gespielt hättet, zumal noch die Hunde dazukommen!” „Ich fürchte, die Hunde haben noch nichts gehört von diesem Friedens­schluss!” rief der fliehende Fuchs zu­rück. BUDAPEST, 29. DEZEMBER Friedrich Schiller Vier Elemente Innig gesellt Bilden das Leben, Bauen die Welt. Presst der Zitrone Saftigen Stern, Herb ist des Lebens Innerster Kern. Jetzt mit des Zuckers Linderndem Saft Zähmet die herbe Brennende Kraft Giesset des Wassers Sprudelnden Schwall Wasser umfängt Ruhig das All. Tropfen des Geistes Giesset hinein, Leben dem Leben Gibt er allein. Eh es verdüftet Schöpfet es schnell Nur wenn er glühet, Labet der Quell. Messer und Brot Es waren einmal ein Mann aus der Stadt, der hatte ein Messer, und ein Mann vom Lande, der hatte ein Brot. „Gib mir ein Stück Brot’’, sprach der Mann aus der Stadt, so will ich dir mein Messer leihen, und du kannst dir selbst ein Teil herunterschneiden.” „Leihen”, sprach der Mann vom Lan­de, „du musst es mir ganz geben”. „Für ein Stück Brot das Messer her­geben,” zürnte der andere, und sie strit­ten bis zum Abend weiter. Aber der Hunger plagte sie. „Ich will dir ein Stück Brot geben”, sprach der Landmann, „leih mir dein Messer”. „Nein”, entgegnete jetzt der andre, „gib mir das ganze Brot, und du er­holst das Messer”. Das taten sie; und wieder hatte jetzt der eine das Brot und der andere das Messer. Friedrich Wolf Das Pfefferkuchengeheimnis Vor etwa 400 Jahren, um 1557, lebte in der polnischen Stadt Torun der Bäk­­kermeister Bartlomiej. Sein Pfeffer­kuchen war im ganzen Land berühmt. Doch es wurde gémünkéit, dass der Kuchen von seinem Lehrling Bogumil gebacken wurde. Dieser war ein gu­ter, fleissiger Bursche und hatte sich in Rozia, die Tochter seines Meisters, verliebt. Rozia war ein schönes Mäd­chen. So war es kein Wunder, dass ihre Eltern einen reichen Mann für sie suchten. Eines Tages wollte Bogumil hinter der Stadt am Ufer des Flusses Blu­men für seine Rozia pflücken. Da er­blickte er eine grosse Biene, die ins Wasser gefallen war und sich vergeblich bemühte, wieder herauszukommen, Bo­gumil hatte ein gutes Herz, er half ihr. Plötzlich hörte er hinter sich eine Stim­me. Er drehte sich um und erblickte in der Blüte einer roten Blume die Königin der Zwerge. Sie sprach zu ihm: „Ich danke dir für die Errettung der Bienenkönigin, denn sie war es, der du geholfen hast. Zum Dank will ich dir jetzt ein Geheimnis verraten. Wenn du beim Backen zu dem Pfefferkuchen­teig Honig gibst, wird er einen ganz besonders feinen Geschmack bekom­men.” Bogumil bedankte sich bei der klei­nen Königin und ging nach Hause. In der Stadt herrschte grosse Aufregung. Der König hatte seinen Besuch in der Stadt angesagt, und der Meister schimpfte mit Bogumil, weil er so lan­ge fort war. Bogumil arbeitete die ganze Nacht in der Backstube, und am Morgen glänzten die fertigen Pfefferkuchen in der Mor­gensonne. Als der König den Pfeffer­kuchen probierte, schmeckte er ihm so gut, dass er den Meister Bartlomiej ho­len liess und ihn belohnte. Dann liess der König seinen Sekretär kommen und diktierte ihm die Verfügung, für die Stadt Torun künftig nur die schmack­haften Pfefferkuchen des Meisters zu backen. Der Meister, jetzt an seinem Lehrling interessiert, hatte nun nichts mehr ge­gen eine Hochzeit seiner Tochter Rozia mit Bogumil einzuwenden. Seit dieser Zeit sind die Pfefferkuchen der Stadt Torun wegen ihres ganz besonders gu­ten Geschmacks berühmt! „Hier sind die Blätter, jetzt können Sie spielen!” hr DCindei Qleufahz Wenn das Jahr die Augen schliesst, Müde von der langen Reise, Wenn das klare Bächlein fliesst Munter murmelnd unterm Eise, Wenn der Sonne schräger Strahl Flimmert im Kristall der Scheiben, Lernt man schon die neue Zahl Eines neuen Jahres schreiben. Wenn des Tannenbaumes Grün Leiht der Stube Duft und Farben, Wenn die Kerzen flammend blühn Zwischen dichten Nadelgarben, Spürt man schon den festen Schritt Der noch nicht geschauten Tage, Und sie locken: „He, komm mit! Träume! Hoffe! Wünsche! Wage!” Glücklich war das alte Jahr, Machte glühen Herz und Wangen. — Hell und schön und wunderbar Wird das neue uns empfangen! Max Zimmering Für Pop- und Jazzfans: Ein Gespräch Hier ist — ganz „silvestertanzgemäss” — vom „Apostol”-Beat-Ensemble bzw. dessen sieben Mitgliedern die Re­de. Meine Gesprächspartner sind Mi­hály Deák, Trommler, und Zoltán Né­meth, Leiter der Kapelle. Das Amateur- Ensemble entstand 1970, doch schon sechs Monate später gewannen die Mit­glieder die Goldmedaille und fünf Son­derpreise des Landes-Amateurfestivals der leichten Musik. Damals waren sie zu sieben, und bei dieser Zahl blieben sie auch. Der Leiter der Kapelle spielt Klavier und Orgel, Ferenc Szalánczy Posaune, István Gábor Saxophon, Jó­zsef Nagy Trompete, László Debreczeni Bassgitarre und Gesang. In der letzten Zeit sind auf Plakaten neben dem Na­men des Ensembles auch die der Sän­gerinnen Marcella Babits, Klementina Magay und Katalin Kassay zu sehen. „Wir spielen ausländische und eigene Nummern und tragen sehr gern so­wohl Pop- als auch Jazzmusik vor. Die Musik komponieren wir selbst, anfangs schrieben wir auch die Texte dazu. Die Schlager „Esti utcán” und „A cirkuszi kikiáltó” stammen z. B. ebenfalls von uns”, erzählt Mihály Deák. „Wo seid Ihr im letzten Jahr überall aufgetreten?” „In erster Linie natürlich in unserem eigenen Klub, der im Kulturhaus des Hauptstädtischen Rates in der Gerlóczi Strasse ist. Dort kommen jeden Sonntag abend 350 Jugendliche zusammen. Im übrigen beträgt die Zahl unse­rer Mitglieder mit Ausweis 1200. Gro­ssen Erfolg hatten wir beim Alba- Regia-Jazz-Festival, ausserdem spielten wir auch in der Woche des Jazz, und auch auf dem Podium des Egyetemi Színpad sind wir keine unbekannten Gäste mehr. Selbstverständlich reisen wir auch oft zu Konzerten in die Pro­vinz und spielen zu verschiedenen Ver­anstaltungen und Bällen auf.” „Wieviele Schallplattenaufnahmen wurden seit Eurer Gründung ge­macht?” „Jetzt erscheint unsere dritte Kurz­spielplatte in den Geschäften, die auch Darbietungen von Magdolna Maróthy enthält. Magdi wurde ebenfalls auf dem Salgótarjáner Festival entdeckt, sie ge­wann in der Kategorie Jazz- und Beat- Gesang die Goldmedaille. Die Aufnah­me läuft bereits im Radioprogramm und wird auch bald in den Geschäften er­­hätlich sein. Im übrigen starten wir im Januar zu unserer ersten Auslands­tournee, und zwar erhielten wir Ein­ladungen aus Westdeutschland und der Schweiz. In diesen beiden Ländern wer­den wir also Konzerte geben und auch in den verschiedenen Clubs auftreten.” Wir wünschen dem Apostol-Ensem­­ble dazu viel Erfolg! Zsuzsa Sajó mit den «Aposteln» Unsere Bücherecke Karl-Heinz Tuschei schrieb in der Abenteuerreihe „Spannend erzählt” den Roman „Der purpurne Planet”, der mit seinen 275 Seiten im Kulturzentrum der DDR in Budapest 30 Forint kostet. Ich habe in bisschen im Buch geblättert und mich sofort festgelesen; hört, was für eine phantastische Geschichte sich da zuträgt: Zehn Jahre künstlicher Tiefschlaf lie­gen hinter Uwe Heywaldt und seiner Mannschaft, als sich unter dem Raum­schiff der grünschimmernde Planet der Proxima Centauri ausbreitet, das Ziel der Reise. Mit banger Erwartung se­hen die Kosmonauten der Landung ent­gegen, haben sie doch den Auftrag, nach einer verschollenen Expedition zu suchen, die diesen Planeten für Men­schen bewohnbar machen wollte. Zwar stösst die Rettungsmannschaft auf eine beeindruckende Vegetation, die von er­folgreicher Arbeit zeugt, aber von den Wissenschaftlern fehlt noch immer jede Spur. Sollten sie den Gefahren dieser unwirtlichen Umwelt erlegen, der trü­gerischen Purpurspiegelung oder den zahlreichen Naturkatastrophen zum Opfer gefallen sein? Harte Entbehrungen warten auf die Pioniere der Menschheit und lassen die Sehnsucht Uwe Heywaldts nach der Er­de fast übermächtig werden. Als sich jedoch sein Kopilot in das Mädchen Eileen verliebt, entschliesst er sich zu einem Schritt, der nicht nur seinem Leben eine entscheidende Wendung gibt... Das Buch ist für unsere Gym­nasiasten ein wahrer Leckerbissen und sollte im Bücherschrank nicht fehlen! NEUE ZEITUNG Wochenblatt des Demokratischen Ver­bandes der Deutschen in Ungarn. Erscheint jeden Freitag. Chefredakteur: György Gräber. Vorsitzender des ehren­amtlichen Redaktionsausschusses: Dr. Friedrich Wild. Redaktion: Budapest, VII., Madách Imre út II. Telefon: 422-166 422-383. Verlag: Lapkiadó Vállalat, VII., Lenin krt. 9—11. Verantwortlich für die Herausgabe: Sándor Sala. Vertrieb: Un­garische Post. Bestellbar bei jedem Post­amt, bei allen Zeitungsausträgern, in den Zeitungsläden der Post und beim Zentralen Zeitungsbüro der Post (Posta Központi Hírlap Iroda), Budapest V., József nádor tér 1. entweder direkt oder per Postanweisung, ferner durch Über­weisung auf das Konto 215-96162 des KHI. Bezugspreis: Halbjährlich: 19,20 Forint, jährlich: 38,40 Forint. Index; 25 646. 800-72-18 496 Révai Nyomda Budapest V., Vadász utca 16. F. v.: Povárny Jenő.

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