Neue Zeitung, 2008 (52. évfolyam, 1-52. szám)

2008-06-06 / 23. szám

NZ 23/2008 UNGARNDEUTSCHE CHRISTLICHE NACHRICHTEN 11 Geist und Vernunft (2) Was ist Vernunft? Das Wort kommt von „vernehmen, wahr­nehmen“, das Wort „Verstand“ von „verstehen“. Im Lateinischen entspricht dies den Begriffen in­­tellectus und ratio, aus denen wir die Worte „Intellekt“ und „ratio­nal“ gebildet haben. Es geht um die Fähigkeit des menschlichen Geistes, von einzelnen Beobach­tungen und Erfahrungen her auf die großen Zusammenhänge in der Welt zu schließen, deren Be­deutung zu erkennen und danach zu handeln. Für die christliche Theologie stellt sich sehr früh schon die Frage, ob die Vernunft auch in Sachen Glauben gelte und ob damit auch Gott zu erkennen und zu verstehen sei. Paulus gibt darauf zwei Antworten: Ja, allen Menschen hat Gott genug Ver­stand gegeben, um zu erkennen, was Gott will (Römer 1-2), und nein, denn der Vernunft ist das rettende Handeln Gottes am Kreuz eine „Torheit“ (1. Korinther 1,23). Wir könnten in der Schön­heit und Struktur der Schöpfung den Schöpfer erkennen, aber Kreuz und Auferstehung können wir nicht verstehen! Denn dazu brauchen wir den Geist von Pfing­sten. Damit sind die Grenzen der Vernunft abgesteckt. Dennoch zieht sich die Frage nach dem Stellenwert der Vernunft und spä­ter nach dem Verhältnis von Glaube und Wissenschaft durch die ganze (Kirchen-)Geschichte. Der erste Grund dafür liegt wohl darin, daß der Mensch samt Ver­stand für Juden wie Christen als gute Schöpfung Gottes gilt. Und wenn Gott uns den Verstand ge­geben hat - sollen wir ihn dann nicht auch benutzen? Und dann nicht auch ganz besonders in der wichtigsten aller Fragen, der Frage nach Gott? Der zweite Grund liegt darin, daß mit dem Neuen Testament der Übergang aus der alten hebräisch-jüdischen Denkwelt zur neuen griechisch­heidnischen Geisteswelt erfolgte. Damit wollen wir uns beim näch­sten Mal befassen. Ihr Pfarrer Michael Heinrichs Nachrichten aus dem Vatikan Im Frühling 2010 darf das Turiner Grabtuch erneut zur öffentlichen Verehrung ausgestellt werden. Das hat Papst Benedikt XVI. auf Bitte des Turiner Erzbischofs angeordnet, wie der Papst Pilgern aus der Region der norditalienischen Stadt persönlich sagte. Minutenlanger Applaus der Audienzgäste folgte der Ankündi­gung. „Wenn der Herr mir Leben und Gesundheit gibt, hoffe ich, selbst da­bei sein zu können“, fügte Benedikt hinzu. Das Turiner Grabtuch war zu­letzt im Heiligen Jahr 2000 öffentlich zu sehen gewesen. Rund eine Million Gläubige waren damals in die nord­italienische Stadt gekommen, um das Tuch zu sehen, (rv) * Papst-Bruder Georg Ratzinger hat mit Legenden aus der Kindheit von Benedikt XVI. aufgeräumt. „Wir haben als Buben nicht geraucht“, sagte er bei einem Besuch im Papst- Geburtshaus in Marktl am Inn. Da­mit dementierte er Berichte, wonach Joseph und Georg Ratzinger hinter einem Schuppen in ihrem damaligen Wohnort Tittmoning heimlich Ziga­retten probiert hätten. Auch die Echt­heit von Gefäßen, mit denen die Brüder zu Hause die heilige Messe nachgespielt hätten, wollte der heute 84jährige Prälat nicht bestätigen. Al­lerdings erinnerte er sich daran, wie eine Schneiderin bei ihren Hausbe-suchen aus Vorhangstoffen Meßge­wänder für das Kinderspiel genäht habe. Bei seiner knapp zweistün­digen Visite in Marktl ließ sich Ge­org Ratzinger das Papstgeburtshaus erstmals nach der Öffnung für die Allgemeinheit von innen zeigen. Der frühere Regensburger Domkapell­meister war „überaus positiv über­rascht“ und sagte, seine Erwartungen seien „total übertroffen“ worden. Beim Besuch kamen ihm viele Erin­nerungen. So suchte er gleich am Eingang nach zwei großen Steinen, neben denen er als Kind immer spielte und auf die Schwester war­tete. Der Innenhof erinnerte ihn an die Erdbeeren, die der Hausbesitzer | - auch zur Freude der Ratzinger- Kinder - damals dort gepflanzt habe. Die Familie Ratzinger lebte von 1925 bis 1929 in Marktl. Der Vater hatte als örtlicher Gendarm seine Dienst­wohnung im ersten Stock des Gebäu­des. Zuletzt war Georg Ratzinger mit seinem Bruder am 11. September 2006 in Marktl. Damals besuchte der Papst im Rahmen seiner Pastorai­reise nach Bayern für eine Stippvi­site die Marktgemeinde. Sein Ge­burtshaus wurde zu seinem 80. Ge­burtstag im April 2007 eröffnet und dient als Museum sowie als Begeg­nungsstätte. Im ersten Jahr nach der Öffnung kamen fast 40.000 Men­schen. Weitere Informationen im Internet unter www.papsthaus.eu. (kna) * Mit einer Abschlußandacht auf dem Petersplatz hat Papst Benedikt XVI. am Samstagabend den Marien­monat Mai beendet. Zu der Medita­tionsstunde bei Sonnenuntergang hatten sich mehrere tausend Men­schen auf dem Platz vor der vatika­nischen Basilika eingefunden. Früher fand dieses Gebet in den vatika­nischen Gärten statt. Um mehr Gläu­bigen die Teilnahme zu ermöglichen, wurde die Feier erstmals auf den Pe­tersplatz verlegt. Vielleicht der Be­ginn einer schönen Tradition. Die Gläubigen beteten gemeinsam den Rosenkranz und riefen die Gottes­mutter um ihren Beistand an. In einer kurzen Ansprache erinnerte der Papst an die Vergänglichkeit irdischer Macht. ,, Der Glaube Mariens hat sie erkennen lassen, daß die Throne der Mächtigen dieser Welt allesamt ohne Bestand sind. Der Thron Gottes hin­gegen ist der einzige Fels, der nicht wankt und niemals untergeht. Und ihr Magnifikat bleibt auch nach Jahr­hunderten und Jahrtausenden die wahrste und tiefste Interpretation der Geschichte, hingegen sind die Inter­pretationen der Weisen dieser Welt durch die Ereignisse im Laufe der Zeit widerlegt worden.“ Papst Bene­dikt rief dazu auf, wie Maria die Liebe Gottes aufzunehmen und die eigene Existenz zu einem „selbst­losen und großherzigen Dienst am Anderen“ zu machen, (rv) Glaubensforum in St. Elisabeth: Hiob Die Veranstaltungsreihe Glaubensfo­rum der deutschsprachigen St. Elisa­beth-Gemeinde in Budapest hat sich in diesem Frühjahr mit der Figur des Hiob beschäftigt und neben der bi­blischen Gestalt (während der öku­menischen Bibelnacht im April) auch das Drama „Hiob proben“ des Dra­matikers István Eörsi und den Roman „Hiob“ von Joseph Roth diskutiert. Am letzten Abend der Veranstal­tungsreihe der Erwachsenenbildung in St. Elisabeth steht am 11. Juni um 20.00 Uhr im Gemeindezentrum (I„ Fő utca 43) das Buch der Mutter The­resa von Kalkutta: „Komm, sei mein Licht“ im Mittelpunkt. Dieses Buch enthält „geheime Aufzeichnungen der Heiligen“, wie es auf dem Um­schlag heißt. Stimmen diese Erfah­rungen der Theresa, die vor genau 60 Jahren, in 1948, ihre Gemeinschaft der „Missionarinnen der Liebe“ in Indien gegründet hat, mit den Ein­sichten der Hiob-Figuren aus der Bi­bel, aus 1930 (Joseph Roth) oder aus 1980 (István Eörsi) überein? Kann man nur heilig werden, wenn Gott einem ganz fern und sogar nicht exi­stent erscheint? Die interessierten Teilnehmer wer­den mit Auszügen aus den Briefen der Mutter Theresa bekannt gemacht und diskutieren anschließend das Thema, indem sie ihre Meinungen austauschen. Der Abend ist voraus­setzungslos, d.h. es bedarf keinerlei Kenntnisse zum Thema als Bedin­gung zur Teilnahme. Die Leitung des Abends hat Pfr. Dr. Klinkhammer. * Papst Benedikt XVI. hat für den Juni zu einer Erneuerung der Herz-Jesu-Frömmigkeit aufgeru­fen. Dabei sollten die Gläubigen auch auf das traditionelle Gebet zur Auf­opferung des Tages zurückgreifen und die Gebetsmeinungen des Papstes einbeziehen, (rv) Ungarndeutsche Christliche Nachrichten erscheint zweiwöchentlich als Beilage der „Neue Zeitung“ herausgegeben von der Stiftung „Friede in Gerechtigkeit Modell Pilisszentlélek“ in Zusammenarbeit mit der „Neue-Zeitung-Stiftung“. Gegründet von Dr. Franz Szeifert Nytsz: B/EL/53/P/1990

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