Neues Pester Journal, Juni 1878 (Jahrgang 7, nr. 151-178)

1878-06-01 / nr. 151

eigener Kraft wahrnehmen. Und viele Anteressen Herrschen nicht nur eine geringe Einschränkung der Grenzen Montenegros und Serbiens, sondern die Der Dichtung des russischen Brestige über alle Sib­­slaven. Werden wir mit eigener Kraft dieses schwierige Werk vollbringen können nit nur ohne Unterfrügung, vielleicht gar wider den Willen . Europa’3? Wir müssen es und darum werden wir | 5 tön­en. Aber furchtbar lastet die Verantwort­­ung auf Denen, welche sehuldig daran sind, daß zehnfache Anstrengungen und Opfer nöthig sind, ein Resultat zu erzielen, welches wir vor einem Donate noch mit Hilfe Europa’s leicht erringen konnten. Budapest, 31. Mai. 5 US Nachtrag, zumt Berichte über, die legten . Situngen der ungarischen Delegationskommis­­sion für die auswärtigen Angelegenheiten schreibt Der Delegationskorrespondent des „WB. Napló", daß zwei in jenen Sibungen zur Sprache gebrachte Fragen in dem den Blättern zugesendeten Berichte unerwähnt blieben. Er füllt nun die betreffende, Lüde durch die nachstehende Mittheilung aus: Bei dem auf das Wiener, dem gemein­samen Min­ister für auswärtige Angelegenheiten untergeordneten Hof und Staats­archiv bezüglichen Bolten erw­ähnte Grengery, daß dieses Archiv Urkunden ent­­hält, die fü­r die ungarische Geschichtsforschung­ sehr wich­ 9 sind. Der Direktor­­ dieses Archivs, Hofrath Arneth, ist zwar den ungarischen Forschern gegenüber, wenn sie sic n ihn wenden, sehr zuvorformend, ferner wurde ein amtergeordneter Boten bei diesen Archiv mit einem Un­­gar besegt, trotzem begegnen die ungarischen Forscher ein Archivbeamtenpersonal einer gewissen Kälte, auc e­ndet sich unter den Beamten Keiner, der das ungarische eihichtsmaterial mit spezieller Vorliebe und Sachsen­u­­­ß ordnen wide und ungarischen Forschern Nachweis­ungen bieten könnte. Csengery sprach daher den Wunsch aus, daß irgend eine höhere Stelle mit einem ungarischen Fachmann beseßt, eventuell ein besonderer Boten systemi­­ert werden möge. — Graf Andräsfy entgegnete, daß er Mittel und Wege ruhen werde, um diesem berechtig­­ten Jöunjde, ohne daß deshalb die Systemisirung einer­­ neuen Stelle nothwendig würde, ‚Genüge zu Leisten. — Die zweite vom Grafen Szecsen angeregte­ Frage bes­craf die offizissen Blätter, die oft widersprechende Mit­­­­teilungen bringen, so daß das Publik­um über die An­­sichten der Negierung nicht orientiet it. Der gemeinsame Finanzm­inister Baron Hoffmann, der mit der Leis­tung des Vreßbureaus betraut ist, entgegnete, daß die Ne­­­­gierung seit einigen Jahren mit dem kostspieligen System ‚Der Negierungsblätter gebrochen hat. Er gibt den Jour­­nalisten, die sich an ihn wenden, gerne die gewünschten Auk­lärungen, dafür aber, in welcher­ Weise diese die erh­­­altenen Wittheilungen verarbeiten, kann das Breßbureau Nicht verantwortlich sein. Spezielle Organe der Regierung s­ind nur die „Wiener Abendpost” und Die , politische Korrespondenz”. Die auswärtigen Angelegen werden in einer der nächsten Blenarjikun­­heiten [4 — — ERS x · i­ tal. einer öffentlichen Debatte gemacht werden. Es dürfte gen der ungarischen Delegation zum Gegenstande dies am nächsten Sonntag oder Montag der Fall sein. Zwischen den Anträgen der österreichischen und ungar­­­igen Delegationsausschüsse bestehen einige größere Differenzen. So haben die Oesterreicher vom Erfor­­dernisje ver Artillerie eine Million­ gestrichen, Die Un­­garn nicht. Dagegen strichen Die Ungarn die für den Bau eines neuen Kriegsschiffes beanspruchte erste Mate, während die Oesterreicher sie bewilligten. Man hofft übrigens, daß es gelingen wird, Diese Differenzen Be den Wechsel einiger Nuntien auszugleichen.­­ In der heutigen Situng des­­ österreichischen Abgeordnetenhauses fand die Abstimmung über das Duotengeseh statt; dasselbe wurde mit großer Mar­jorität als Grundlage der Spezialdebatte angenommen.­­ Ueber militärische Vorbereitungen liegen heute Die folgenden­ Meldungen. vor: Generalstabs-. Oberst Hilleprandt, durch lange Jahre Adjutant des Feldmarschalls Baron Heh, gegenwärtig Chef des „Generalstabs-Bureaus für Eisenbahnen und Dampf­­schiffwesen“, ist in Begleitung mehrerer Generalstabs-, Genie- und Pion­ier-Offiziere gestern von hier an die rumänische Grenze gefahren, um die Kommunikationen, sowie die für die Bewegung größerer Heereskörper und­­ ihrer Traing nöthigen Herrichtungen zu unter­­suchen. Vor seiner Reife nach Siebenbürgen hatte er sich in Budapest aufgehalten, um auf der Werfte Der Donau: Dampfschifffahrts-Gesellschaft die Adaptirung und Einrichtung von sieben Oberbau-Schleppern zu Kranten- und­ Verwundetentransports Zweden. zu ver­­anlassen. Diese Oberbau-Schlepper, in Convois zu 2—4 BViecen zusammengestellt, und von Nemorqueurs mit den stärksten Maschinen geführt, sollen auf der Save und Donau den Krankentransport vermitteln und die rasche Evakuirung der eventuell in Slavonien, im Banate, in Syrmien, Bosnien oder Serbien zur Er­­richtung gelangenden Feldlazarette erleichtern. — Die Sanitätschefs des Generalkommando’s zu Agram und der Militärkommanden zu Zara, Temesvár und Herz­mannstadt sind aufgefordert worden, Berschläge zu hygienischen Maßregeln zu unterbreiten, die sich für den­ Fall empfehlen würden, als im Hochsommer größere Truppens­ronzentrirungen in den betreffenden Grenzgegenden stattfinden würden. — Eine soeben ers­chienene­­ „Instruktion zur Stonfervirung und Bes­chienung der Mitrailleusen” übermerst diese Ge­schüße gänzlich der Festungs - Artillerie, so daß deren Verwendung im freien Felde und Damit auch die Be­­spannung nunmehr entfallen... — Für den Fall einer partiellen Mobilmachung werden vorderhand­ keinerlei Beförderungen in der Armee stattfinden, nachdem sich die Mobilisierung vorläufig auf die Ergänzung des­­ Mannschaftsstandes einzelner Truppenkörper auf den normirten Kriegsstand beschränken wird und die Auf­stellung neuer Abtheilungen, also eine Vermehrung der bestehenden Gadres, nicht in Aussicht genommen ist. & Gegenüber dem auch von uns, erwähnten Dementi­des , Hon" hält „Berti Napló" seine Mit­teilung in Betreff gewiisser Schritte der Regierung,­­­­ um stimmberechtigte Staatsbeamte bei den bevor­­stehenden Abgeordneten zunhlen zu kontraliven, nicht nur aufrecht, sondern fügt auch noch hinzu, daß die Berordnung hinsichtlich der Konskribirung der Buda­pester Professoren vom Kultus und Unterrichtsmini­­sterium erlassen wurde, vom 19. Mai I. 3. Datirt it und die Präsivial­zahl 573 trägt.­ ­ Budapest, 31. Mai, Zur Tagesgeschichte. Die dem Grafen­ Andrasfy nahestehenden Blätter geben sich alle Mühe, die Erklärungen, werde derselbe in den Delegationen gegeben, als den Ausz­­­bund der politischen Weisheit und V­oraussicht Hinzu­zustellen. Hört man diese „wohlinformirten” tim e­ men. Dann­ befindet sich Oesterreiche Ungarn in wahre­haft beneidenswerther Situation... Anders gestaltet si aber das Bild in der Wirklichkeit. Die von London, Berlin und St. Petersburg einlaufenden Nachrichten geben der ernstlichen Befürchtung Raum, daß wir auch auf dem Kongresse mit unserer Politik auf den Siolivschemel gestellt sein werden. Die heute so red= seligen Versicherungen und Betheuerungen, des­­ sonst überaus wortlargen Leiters unserer auswärtigen Boz ütt, aus welchen Dm­igrationen man gleichwohl nur ein Minimum positiver Aufklärungen über die Ziele und Mittel der Orientpolitik Oesterreich - Ungarns schöpfen kann, diese mwortreichen, aber inhaltsmageren Aeußerungen­ befunden weit mehr ein Gefühl der Schwäche und Verlassenheit, als das erhebende, aus­versichtliche Bewußtsein der Kraft und des wahrschein­­lichen Erfolges. Graf Andrásfy hat nur die „Impression“, aber nicht Die­ Gewißheit, daß in­ den englisch-ruffic­hen Abmachungen nichts festgestellt werden dürfte, wodurch, unsere Interessen geschädigt würden. Nun meldet der , Globe" in einer Urtraausgabe vom 31. 5. M., daß nicht blos Grund­­ vorhanden wäre, zu glauben, daß Der Zusammentritt des Kongresses endgültig­ beschlossen worden, sondern das ges­nannte Journal bringt zugleich interessante Enthüllun­­gen über jene Punkte, welche zwischen den Negierun­­gen von England und Rußland vereinbart worden seien. Diese P­nk­te, die sodann der Entscheidung des Kongresses vorgelegt werden­­ sollen, sind folgende: 1. Die Herstellung zweier bulgarischer Provinzen, einer nördlich des Balkans unter einem Fürsten und einer anderen fürich, der 904 das Megäische Meer nicht berührend,, mit einem christlichen Gouverneur an der Spike und einer der den englischen Kolonien ähnlich eingerichteten Negie­­rung ; der Kongreß bestimmt den Namen der letteren Provinz. 2. Die türkischen Truppen räus­men die legte Provinz und werden nicht dahin zurückkehren. 3. England bedauert die retro­cefften Bessarabien, tritt derselben aber nicht entgegen. 4. England behält sich das Recht vor, auf dem Kongresse internationale Ab­machungen betrefft Der Donau, zu disfusiren. 5. England betrachtet Den Befik B­az­zume nicht al Grund zu feindseligem Einschreiten ; Rußland verspricht aber, seine Grenzen in Asien nicht weiter vorzurüden. 6. Rußland­ tritt auf Englands Eriugen Bajazid an die Türkei. Diese aber dafür die Provinz Kotur Oan Bersien ab. 7. Rußland verspricht, die Geldentschächt­ung nir mittelst Gebietes zu deden, noch sich in Englands Ansprüche an Gläubiger der Tür­kei zu milden; der Kongreß wird­ die 3 ah Lu 23­3 frage disfusiven. 8. Der Kongreß trifft Vorkehrungen, um Epirus, Thessalien in andere griechische Provinzen,der Türke zu reorganisiren. 9. Naßland, erklärt sie ein­­verstanden, daß bezüglich der Dardanellen- Durchfahrt der status quo aufrecht bleibe, glanzvolle, herrliche werden. Arabella wird Ministe­­rialräthin und Yduna Eisenbahndirektorin; er kann ja gar nicht anvers­tommen, als dosn die erklärten Ver­­ehrer der Beiden, obgleich der Eine erst Honorar-Kon­­zipist, wer Andere Eisenbahnbeamter in sehr bescheide­­ner Stellung war, es bald zu hohen Aemtern und Würden bringen werden. Nicht nur, weil Beide unge­­mein begabte junge Leute waren — das galt als Nebenjahe , sondern weil der Taufpathe des Einen regierungsfreundlicher Abgeordneter, der Großoheim Des Anderen sogar Domherr war. Er verfloß eine Saison um die andere; bei Fenyacıy’3 hatte dieses Wort die bürgerliche Bedeu­­tung der Jahreszeit verloren, man rechnete nach Ball, Collitjäuhr, Regatta-Saisons, was ja dem hauptstäd­­tischen Leben weit eher entspricht. Es wäre aber ein bedauerlicher Irrttum, wollte man glauben, es sei in Toiletten, Amusements und Möbeln außerordentlicher Aufwand gemacht worden. Beileibe­ nicht! Ein is . Jauffortiie, eine Balrobe, ab und zu ein neues Strabenkleid, einige Konzerte, einigemal eine Loge in Dem einen oder anderen Theater, sonst nichts. Auch Die Wohnung war während der beiden Jahre blos einmal mit frischen Tapeten belegt. Die Möbel waren nur einmal umgetauchht worden. Aber was erbge­­fr­­­­iessenen Bewohnern der Hauptstadt mit bescheidenen Drütteln zu erreichen, möglich war, das Tam Fenyvary’s auf b­eige Summen zu stehen und das Allerschlimmste: andn bemerkte Irok Der ungeheure Auslagen weder wm den Zimmern, noch an den Dansen die fostbaren Sachen. . Entweder wurde die Farbe der Möbel von den Tapeten gänzlich ervrübt, oder stand eine Cour jeuse am unrechten Blat, kurz, e8 fehlte der ordnende, igöpfertige Evnn, welcher selbst Das­ Unbedeutende zur Geltung zu bringen vermag. Und gerade so ging 23 mit den Toiletten­ gefehrter. Er verfiel zusehends. Seine einst so geord­­neten Vermögensverhältnisse waren zerrüttet. Die nächste Ernte war noch in den Halmen verkauft worden und die Beritsung nicht mehr schuldenfrei. Er raffte seine ganze Energie zusammen, schilderte seiner Frau Die Lage ohne Beschönigung und stellte ihr vor, wie es bereits höchste Zeit sei, zu einem einfachen, bescheide­­nen Leben zurückzukehren, wenn sie nicht gänzlich zu Grunde gehen wollten. Frau v. Fenyvary war um die Antwort nicht verlegen. Gerade weil es abwärts gehe, müsse man — meinte sie — um jeden Preis den bis­­herigen Glanz aufrecht­erhalten, damit Niemand mas­serte und das Glüd der Kinder nicht zerstört werde. Und um auch dem geringsten Verdachte in dieser Rich­­tung die Spike abzubrechen, mußte die Familie bei den nächsten öffentlichen Festen mit größerem Colat auftreten, ala sonst. Ein Majalis bot den besten An­­laß hinzu: „Die reizendsten jungen Damen der Haupt­­sradt — wir citiren wörtlic das mit Ballveferaten so gründlich versehene Blatt — Knospen und Blüthen, reimende Jugend und üppige Reife Hatten sich zus­­ammengefunden,, um als Heben, um die uns des Olymps Bewohner beneiven könnten, den fröhlichen Menschentindern aufzumarten.” In der allerersten Reihe fanden in Zosetten Kostümen Arabella und Spung, während Marie abseits im Schatten einer Linde träu­­nend sah. Erinnerte sie der Duft der Lindenblüthen an die einstige schöne Zeit daheim oder war sie nicht ver wohl — sie fühlte ihr Herz unendlich beflemmt, von unaussprechlicher Wehmuth erfüllt. Das Fest war im besten ange. Da stürzte mit Schredensbleichen Wangen ein Mädchen in den Garten und eilte auf Frau v. Fenyvary zu, um ihr etwas mi­t Dhr zu flüstern. Wenige Sekunden später verließ die Familie unter dem V­orwande, der Vater sei plöglich­­ sehr unwohl geworden, von arten und fuhr nach Hause. vary lag mit Blut bedeckt auf seinem Nuthebette, neben ihm fand ein Arzt, welcher ihm den ersten Nothver­­band angelegt hatte. Die Kugel, die der unglückliche Fam­ilienvater sich in die Brust gejagt hatte, stecte so in der Wunde und nach der Versicherung des Arztes war Rettung nur unmöglich. Als Fényváry die Augen wieder aufschlug, sah er die Leinen schluchzend vor fi auf den Knien. Marie bewedte seine blutbespriste Hand mit heißen Küften. Aerztliche Kunst und liebevolle Pflege und Sorgs­falt retteten den armen Mann, für den nun ein neues eben begann. Er hatte den verzweifelten Schritt ges­ehen, weil sein Gut am nächsten Tag unter den Hammer kommen und er seine lechte Habe verlieren sollte. Fest nahm­ er Alles mit stiller Ergebung hin. mn Hause wurde es einsam und traurig. Die Freier kamen nicht mehr — sie hatten fröhlichere Gesellschaft aufge­fuhrt; bei Jényvárya, dessen Vermögensverhältnisse aufs gehört hatten, für die Welt ein Geheimniß zu sein, war ohnehin auf seine Mitgift zu hoffen. Von den früheren Freundinen ließ sich nur höchst selten eine bilden — sie hatten seine Zeit, waren fast für jeden Abend versprochen. Tiefe Trauer senkte sich auf Das ganze Haus; man hörte oft stundenlang in den Stäumen, wo sonst so lebhaftes Geräusch herrschte. sein einziges Wort. Aber nach und nach wurde aus der Trauer Traulichkeit, aus dem Kummer stiller Friede. Nariens Gesicht leuchtete wieder hoffnungsfreudig und flößte allen Herzen Vertrauen in die­ Zukunft ein. Die große Wohnung wurde verlassen. Die theue­ren Möbel wurden verkauft, und weit Draußen in der Borstadt fanden sie­ in einem bescheidenen Häuschen, vor dem schattige Linden standen, wie einst vor ihrem Herrenfize, eine stile Wohnung, die bald zu einem Tempel des Friedens wurde, dom frühen Morgen bis zum späten Abend fiten Die Diädchen bei der Arbeit Die Tas , Fenyvary wurde immer verstimmter und in Ti! Dort bot sich ihnen ein furchtbarer Anblick dar, Bery= und erwerben dur ihrer Hände Aleik, was

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