Oedenburger Zeitung, 1873. Februar (Jahrgang 6, nr. 10-17)

1873-02-02 / nr. 10

Sn ; \ 4 -.« ". ir # 2% *i er i s. ss 3. I- ’x» («z.-.. ««.Sonnt«c«tg2. Februar 1873, Pranumerationd-Preife­­Für Koco: Ganzjährig..6.kr. Halbjähxig..-3——kk­­.Vierte1jäh1ig" 1 ft. 50 Er. swunjjsähkiq Vierteljährig Monatticy — fl: 80. Fur Auswä­Hl | ’ Halbjährig ..: = 3.1. 80, kr ’.· »Hutt» Dr mn Hinzelnes Nummern postim wär. Organ für Handel, Industrie und Landwirthschaft dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zurf&hr: Betrachten zur Wehr’ Der Wahrheit eine Gaffe.“ Zeitung „Pe­ter Lloyd“ Raufens­­teingaffe Nr. 7 in Wien. Hau­­fenstein & Vogler in Wien, Neuer Markt 11, Hamburg, Berlin, Leip­­­ zig, Frankfurt a/M. Bajel, für die zweispaltige, 15 Nfr. für die dreispaltige und 20 Nfr. für es die durchlaufende Petitzeile eye va Das Blatt erscheint jeden Donnerstag am Sonntag. Verlag, Expedition uns Novak- D ° zlom befindet sich auf der Graben- 02 runde Nr.1%1 in Deydenburg. — Alle für das Blatt bestimmte Sen­­dangem mit Ausnahme von Prä­­num.r«ations-und Infettionsges­cühken,sind­ an die Revaktion partffrei einzusenden. Im Auslande übernehmen Pränumerationen auf Inserate Die General- Agentschaft der i - Insertions-Gebühr: HEN. fire die einspaltige, 10 Nr. HUusive der Stempelgebühr von 30 fr. Auskünfte in allen Rich­­tungen werden bereitwilligst ertheilt. OF » za ua ==­ « s­s­0 RW. Vorschlag zur Regelung der Bankfrage und Baluta. I. Mit dem größten Unrechte macht man in Gislei» thantenden Ungarn den Vorwurf,daß sie die Bankfrage bemufs beschworen haben,während thatsächlich der Druck, den die Nationalbank in beiden Hälften des Reiches aus­übt,überall gleich schwer empfunden wird. Der Unterschied, der zwischen beiden Reichshälften obwaltet, besteht darin, daß Die jenseitigen Provinzen seit Jahrhunderten an Drud gewöhnt, alles über ich ergehen lassen und geduldig ‚ich und Joh schmiegen ; während Ungarn das konstitutionelle Leben mit der Druts­termild; einjaunt, und konstitutionelle Geiege nur Tennt, darum auch jeden Alt der Willführ Schnöde von sich weist. Die cisleithanischen Erbländer werden bald den Ungarn Dank wissen, daß sie Die despotische Macht, welche — nicht die Regierung — Sondern eine privile­­girte Handelsgesellschaft, in ihrer Aufblähung, zum Scha­­den der Millionen Staatsbürger ausübte, gebrochen hat. Bei eingehenden Studium der Bankfrage finden wir, das die Nationalbank zum „Staat im Staate“ sic­­ulurpatorisch erhoben hat, und daß die österreichischen Finanz und Handels-Minister von der ‚Laune des ersten Beamten der Nationalbank abhängig sind. Und damit dieser Allgewaltige im Trüben su­chen könne, d.h. im seiner Alleinherrschaft nicht behindert werde, läßt er durch sein Leiborgan, seine Geschäfte­ Grundlage zu politischer Bedeutung hinaufschrauben, um ein „noli me tangere‘‘ zu erzielen. Das ewige Aufheben in der Bankfrage gegen Uns gan i­ machiavellistische Hinterlist, damit nicht von allen Seiten zugleich gegen die Zwingburg Sturm ge­­laufen werde.­­ So wenig für Ungarn die zum Escompte bestimm­­ten 25 Millionen genügen, ebenso wenig können alle Österreichischen Erbländer — Wien abgerechnet — mit 35 Millionen ihre Handelsbedürfnisse befriedigen. Bei einer Vergleichung der Verhältnisse der Zen­tralgettelbauten, Englands, Frankreichs, Preußens, mit denen Oesterreichs springen die Widersinnigkeiten der Lep­­teren in die Augen. In Millionen Gulden gerechnet. Wenn nun trug dieses Mikverhältnißes­­ der Zirk­­ulationsmittel in Oesterreich dennoch immer eine No­­tenreserve von 20-30 Millionen Gulden rückbehalten wird, obgleich seine Umwechselung von Banknoten gegen Metall stattfindet, so ist es eine sinnlose Nachäfferei an­­derer Banken, die seinen Zweck hat und unsere beschränk­­ten Zirkulationsmittel, zum größten Schaden des Han­­dels und der Industrie, auf ein Minimum herabdrücken. — Nicht minder wiedersinnig ist die Nachahmung der jeweiligen Erhöhung des Zinsfußes der österreichi­­schen Nationalbank. Diejenigen Banken, die so glückkich sind, klingende Münze in Zirkulation zu haben, sind manchmal gene­­m­igt, dem Abfluß ihrer Metallschäge nach den Nachbar­­ländern der Pfontoerhöhung einen Danım zu fegen. Unser Papiergeld aber wird ‚von feinem Nachbar begehrt , wenn mir wir nun für diese Noten, die wir in Folge des Zwangsfortes annehmen müssen, 6 Pero­zent anstatt 5 Perzent Zinsen zu zahlen, genöthigt wer­­den, so hat D diese Mairegel seinen andern Grund, als dab die Baufastionäre eine fettere Dividende zu erwer­­ben wünsten. Gesteigert noch wird unsere Geldarmuth durch die in­folge des Zwangswurfes stets Schwanzende Baluta, weil die Neichthümer des Auslandes für uns verschlosfen blei­­ben, da auch, die reichsten Banquierd und Banken ihren ausländischen Kredit nicht bemühen können. — Volständige Heilung unserer finanziellen Leiden kann und nur die Wiederherstellung der Daluta, doch die Wiederaufnahme der Baarzahlungen in Klingender Münze, Seitens der Bank, bringen. Der Ausführung dieses­­ Heilverfahrens stehen 2 Hindernisse im Wege. 1. Die 375 Millionen Staatensten; 2. die 80 Millionen Schuld des Staates an die Bant. Gelänge es und, diese beiden Hindernisse aus dem Ende zu schaffen, so wären unsere Geldverhältnise ge­­wesen. Jede rationell und ehrlich verwaltete Zettelbant ist so lange gut, als sie vom Staate nit in Kontribution genommen wird, und die Vermehrung ihrer Noten alterbrt nicht ih­ren Werth, weil sie nur eine Note ausgibt, ohne den Gegenwerth dafür zu empfangen, es ist somit jede zirfüh­rende Band­note bededt. Und die Erfahrung hat und gelehrt, dach alle Ban­ken, Spartasten und Escompte-Anstalten, die solid und mit Borsicht operiren, nicht nur gedeihen, sondern si immer mehr und mehr befestigen und kräftigen. Die Nationalbank hat seit einem halben Säfulum die Ueber­­zeugung gewonnen, daß das GBrompu­ten der Wechsel und das DBelehnen der Efferten immer Gewinn brachte, und wenn auch hie und da ein Posten verlustig wurde, so war dieser Abgang an Proportion des großen Ber­­fehtes so verschwindend klein zu nennen, daß er gar nicht in Betracht zu ziehen ist. Lediglich die Inanspruchnahme Seitens des Staates wird für die Banfen verhängnisvoll, weil die Banf in diesen Fällen Noten abgibt, für welche sie einen nur problematischen, weil von politischen Konjunkturen ab­­hängigen, Gegenwerth empfängt. So lange Oesterreich ein absoluter Staat war, ist­ die Nationalbank ein Regierungsinstitut, eine Hof­­bank gewesen. In Konstitutionellen Staaten, in deren Reihe jebt auc­hesterreich gehört, bewegen sich auch die Zettelbanf­­ten eben­so frei, wie jedes andere Geldinstitut, da sie ohne vollständig genügende Garantie aush dem Staate seinen Kredit zu geben bemüssigt werden können. Wenn wir nun die 80 Millionen £ Schuld und­­ England Frankreich Breusen Oesterreich *) Indem die 150 Millionen Metallgeld ver httert. Natio­­nalbant todi liegen, so künnen sie nicht als Zirkulationsmittel gehalten werden, Feuilleton. Nach langem Kampfe. Lovelle von Lusie Gmeinwieser. (Hortfegung.) " Acht Jahre vor dem im ersten­ Abschnitt Erzäh­l­­ten wareg gewesen,daß Johanna,die talecrtvolle Schul Eflerin des Malers Mischensky,bei Gelegenhert eines Aus­fluges in die herrlichen Gegenden Oberost Frretchs den jungen Freiherrn Alfred v. ©. kennen und lieben lernte. Noch unbek­annt mit dem Range des Geliebten hatten ‚Herzen sich gefunden, um bald gegenseitig die Webez­eugung in sie aufzunehmen, daß sie für einander ges­chaffen nur vereint glücklich sein könnten. Freilich mußte 8 manch harten Kampf zu sümpfen geben; denn mit unbeugsamen Sinn hielt deer d­er Alfred’«gandemlan­­­gen Ahnenreihen seines Stammes­ und würde,»das stand zu erwarten, einer Verbindung mit einer Bürgerlichen gewiß nicht geneigt sein. Doc hoffte Alfred, daß es ihm gelingen werde deö Raterd Herz seinen’ Bitten,seinen Vorstellungen zugäng­­lich zu machen, und er wide ihm das endlich auch ge=­lungen sein, da er den alten Herr durch den Namen, welchen die junge Dame durch ihre künstlerische­­ Bega­­bung bereit errungen mit dem Unterschied des Stan­­des zu versöhnen suchte, wäre nicht zu jener Zeit ein Mann in den Lebensweg der beiden, jungen Menschen erreten, dessen Intriguen es gelingen sollte, das zarte Bebesglüc für immer zu zerstören. Ein Priester war ed, dessen läufevoller List er mit leichter Mühe gelang den alten Baron dur­ verschleie­­rte Verdächtigungen, den Charakter des Mädchens be­­­­treffend, dahin zu bestimmen, daß er entschieden seine Einwilligung zu dem Bündnisse des jungen Paares ver­weigerte. Und bald brachte der schlaue Priester es so weit, daß er im Hause des Freiherren für unentbehrlich galt und der alte Herr mit jedem Tag seinen Plan Baron Alfred duch, die Verbindung mit der längst ver­­blühten, aber ahnenreichen Comtesse Arabella von seiner „tindischen Ziehelei“ zu heilen, gemeigter ward und den Bitten und Vorstellungen seines Kindes nicht achtend, für seinen Sohn um die Hand der reichen Erbin warb, eben zu der Zeit, wo dieser inniger al­le seine Johanna beschwor, die Zeit der Prüfung treu auszuharren; er könne und müsse noch gelingen, das Herz des Vaters­­ zu erweichen. Und wie gerne versprach­ sie Das nicht dem Geliebten ! Doc nur wenige Tage vergingen und die Zeitung der Stadt brachte die offizielle Verlobungsanzeige des Barons Alfred mit Comtesse Arabella. — Was in jener unreichen Stunde Johanna empfand, kan­n nur mitgefühlt, nimmer in Worten wiedergegeben werden. Noch hielt sie das verhängnißvolle Blatt in der Hand, als mit verstörtem Blic Alfred in’s Zimmer trat. „Johanna, meine Johanna­ tönte er von feinen tippen; man will dich mir entreißen und er, der Uche­­beined Unglücks, er will zugleich mein Henker sein! In acht Tagen soll die V­ermalung stattfinden; und er, der Berhabte, will die Trauung vollziehen ! — . Gebrochen, vernichtet Jan der junge Mann auf den Sessel nieder und barg das bewegte Antlig in den von fieberhafter Erregung zitternden Händen. Unbeweglich eine leblose Statue entschlosfenen, schweigenden Schmer­­ren stand Johanna vor ihm. Seit der bestimmten That­­jadhe gegenüber, erwachte all der Stolz ihrer Brust und als sie ihn ohnmächtig der Wucht der Verhältnisse ge­­genüber jah, da fühlte sie, daß der Augenblick gekommen sei, wo sie scheiden mußten für immerdar. Eine geraume Weile blic­e­te die starre Künstlerseele konnte nicht erliegen. Und jet trat sie auf ihn zu mit einfachem, feierlichen Gruff und die Hand auf seine Schulter legend, sprach sie mit rue­biger, klarer Stimme: „Leben Sie wohl, Herr Baron "— Und der, Zag brach an mit feinem Sarbenzlühen, feinem Lichterklang, der Trauungstag des Barond. Die ganze Nacht hatte Alfred Fein Auge geschlossen. Wild und stürmisch wogten die Gedanken durch sein fieberheis Bed Hirn, ald wollten sie die Wände ihres Kerkers spren­­­­gen und als glühende Lavafluten ausströmen all das, was er an namenlosen Weh, an verzehrendem Schmerz in fi trug. Er fühlte, das ihn etwas Großes, Unges beureö bevorstehe, er fühlte, ernahm das Gespenst des Wahn­­sinned, wie er seine finsteren Krallen einhadt, in seinen todtwund gefolterten, todtmüde geheßten Geist; er fühlte dad und bebte zurück. Da mit einemmal raffte er sich auf; noch einen, den legten ,Versuch wollte er wagen. Wie der Ertrine­fende nach einem Strohhalm­­en in der eitlen Hoff­­nung ji zu retten, so stürmte er aus dem Zimmer und trat in das Gemach, in dem sein Vater mit der Toi­­lette zu je Teit beschäftigt war. Wild und ungestüm trat er ü­ben Tod oder eben, jubelnde Befreiung oder nachtene bed Derderben bringen. Und so wie der zum Tode Ver­ urtheilte, gejagt von allen Schrednisfen des Grabes hin­­stürzt zu den Züffen seiner Richter, so fanf er zermalmt, vernichtet, den irren Blid flehend erhoben, die zitterns­den Hände wie zur Bitte gefaltet nieder, ein Bild des maßlosesten N­ammerd; und so floßen jegt Worte glüs­hend, von Thränen begleitet über die bleichen Lippen. — „Vater, tödte mich, aber verlange dieses Opfer nicht, er die Schwelle. Die nächsten Minuten muß= rief er aus in ungeheuerm MWeh ;* binde mich nicht mit ewigen Fesseln an ein Weib, das meinem Herzen fremd ist, ewig fremd bleiben wird. Lerne mich, nicht ! mich selbst verachten, indem du mich zwingst die Erde schmeigend hin auf | den Mann, den sie so innig geliebt und wen sie nun | verlassen sollte. &8 war ein bitterer, herber Kampf; doch | zu brechen, die ich dem MWeren geschworen, das die Er­­gänzung meines Seins, dad meine Seele, mein Leben, mein Alles ist! Lab mich dem Tag nicht fluchen, der mich das Licht der Welt ald dein Kind erbliden lie ; in Eh Bande, ehe er zu spät, ehe Entreßliches ges­­­chieht !" — · » & lag die Allmacht des wahrsten Schmerzes ‚das Ungeheuer einer wahnsinnigen Leidenschaft in jedem Zug 0

Next