Oedenburger Zeitung, 1873. Februar (Jahrgang 6, nr. 10-17)

1873-02-02 / nr. 10

· .·«hollständi«ge;Publicität die Berechtigung derer sein, die die­­ pflicht haben, ihr Votum über diese Angelegenheit auch« zu sprechen. Klären, sichten, belehren und vejumiren auch wir. In eine meritorielle Besprechung lassen wir und je» doch nicht heute ein, dazu ist no Zeit, ed wird si auch noch Gelegenheit hierzu bieten. Bi - Dedenburg, 1. Februar. Nachdem heute über Anordnung des Hın. Obers gespans v. Mercy eine außerordentliche General­ver­­sammlung des Munic­ipal-Ausschußes stattfindet, behalten wir und das Referat über die Communal-Angelegenh­eiten für die nächste Nummer vor und erwähnen nur feit, das Rep. Dr. Schwaig in Folge einer vom Rep. Adv. Wukanich geschehenen Anregung den selbstständigen Antrag: die Rechtssektion möge ihr Gutachten über die Aufhebung der Institution der Obergespanne — nie eine nicht zeitgemäße und nur unnüge Zaften verursachende — der nächsten Repräsentantenversammlung ‚zur Ber­ichtußfassung — eventuellen Absendung einer diesbezüg­­lichen Petition an den Landtag — vorlegen. Dieser Antrag, allgemeine Unterftügung finden, wurde angenommen, was all ein diesbezügliches Aviso für die Schweizerstädte Günd und Gifentnbt — betreff des gemeinsamen Obergespanns betrachtet werden möge­­liche Drama „Dunkle Wege“ oder „Die Große mutter“ in Szene. 8 wäre nur wünscenswerth, daß das Publikum seine mehrfach bewiesene Sympathie für benannte Schauspielerin an an jenem Abende durch zahlreichen Besuch der Vorstellung neuerdings do­­kumentire­­s — Um den böswilligen ausgestreuten Gerüchten, das Frl. Möller Soubrette am hiesigen Theater kon­­trastbrüchig wurde und sie heimlich entfernt hätte, zu begegnen, theilen wir die, und von amtlicher Seite zugenommene Nachricht mit, dah Frl. Möller laut ein­­gelangtem ärztlichem Zeugnisse in Wien wegen eines Kehltopflarb­ars in ärztlicher Behandlung stehe. Wir bringen diese Notiz mit der Bemerkung, da hoffentlich jene Personen, welche vermut­lich aus N­ancüne derartige ehrenrührige Gerüchte zu verbreiten suchten, durch die amtliche Nachricht über die Genesis der Abwesenheit des Sräuleind aufgeklärt sein dürften. Es wäre wünschens­­werth, daß man im Allgemeinen mit der Erfindung In Golportage derlei Gerüchte etwas vorsichtiger sein ollte. 5“ o 2 ’ Nach Local-Nachrichhten­­ * (Shle That.) Fr. Katharina Rosenfeld eb. Eidlig, Witwe ded an den, bei dem bei Srohns ‚ fen in Bayern stattgefundenen Eisenbahnunfalle er» Itenen Verlegungen verstorbenen Hern Sat ob Rosenfeld bürgerlicher Handelsmannes in Deden­­burg widmete für Wohlthätigkeiterwede ein Capital von Zwanzigtausend Gulden öfterr. Währ., bezüglich dessen Verwendung und Sicherstellung folgende Bestim­­mungen zu gelten haben. Fünfzehntausend Gulden er­­haltet die Dedenburger innelitiiche Gemeinde, von wel­­chem­­ Capitale 10.000 fl. zum Ankaufe des hierorte in der inneren Stadt fub. Nr. ©. U. gelegenen Hauses und 5000 fl. zu dem auf diesem Plage herzustellenden Baue eines Schulhauses und Chortempeld für die hie­­sigen Iraeliten zu verwenden kommen. Des Widmungs- Capitals zeitlicher Betrag per 5000 fl. ist zur Untere­rnügung zweier an der Dedenburger Stadt. Oberrealschule studierenden armen braven Knaben derart bestimmt, daß diesen die 5%, Interessen dieses unter dem Titel Jakob R­osenfeld’shen eh bei der i­r. Kultusgemeinde zu ab­etrenden, pfandrechtlic­hicherzustellenden und unaufe kündbar zu verbleibenden Gapitales zu gleichen Theilen zugewendet werden.­­ Das Belegungsrecht dieser zwei Stiftpläge steht dem Dedenburger stadt. Magistrate auf Grund des Vors­chlages der städt. Schulkommission dergestalt zu, dab einer derselben an einen Israeliten (falls qualifications­­fähige concurriren) der andere ohne Unterschied der Gon=­feiften u. a. in beiden Fällen nur an arme, mit guter Fortgangsklasse versehene Studierende, bei gleicher Dürf­­tigkeit an den Vorzüglicheren in jedem Jahre vor Be­­ginn des Schuljahres vergeben werden. Die Oedenburger St. Gultusgemeinde ist verpflich­­tet, die Zinsen des Stiftungsfapttales halbjährig u. a. am 1. April und 1. Oktober jeden Jahres bei der tädt. Kammertafja zu beraten. Wir registieren diesen Akt der Grokmuth von Seite der Frau Katharina Nofenfeld mit inniger Freude und eben nur der Stimmung jener, welche bereits von Dies Akte in Kenntnis geregt sind, Raum, wenn wir der hochherzigen Spenderin, welche durch die Br nur die stets für das öffentliche Wohl begeisterten Absichten ihres seeligen Gatten verwirklichen wollte, auf diesem Wege den tiegefühltesten Dank ansprechen. “ Möge ein derartiges humanitäres Wirken Nachahmung finden. *Gisenbahnunglüd. Um 5 Uhr Mor­end der 31. Männer stiehen bei der Station Marz Kohrbach zwei Raftzüge mit solcher Vehenenz zusammen, daß außer den beiden Lokomotiven moch 16 Waggons volständig zertrümmert wurden. Die Hauptfracht des einen Zuges bestand aus Schweinen, meist Srü­hlinge von welchen der größere Theil zu Grunde ging, die anderen die Freiheit suchten, weshalb eine große Jagd nach ihnen veranstaltet wurde. Der Unglüdsplag bot einen gräulichen Anblick und nur als ein wahres Slüd ist es zu betrachten, da mit Ausnahme von leichten Beilegungen, die zwei der Begleitungspersonales erhiel­­ten, sein sonstiger Unglüdsfall vorkam.­­­­ Der Schaden dürfte sich nach vorläufiger Schop­­ung auf über 200.000 fl. belaufen.­­ " Nobheit. Vorgestern Abends befand sich ein bei 60 Jahren alter, u. Mann in einer der Bujhennhänte der Vorstadt Wieden. Nachdem er sich einige Zeit mit einigen der Anmesenden in ruhigster Weise unterhielt, verließ er das Lokal und wurde wer­nige Schritte vor der Thüre desselben, von einem jun­­gen Burschen angefallen der ihm eine bedeutende Wunde Kopie beibrachte. In g Parere kann sich durch das Alter die Verwundung zu einer lebengefähr­­det ee­lichen gestalten, um an der höchsten Zeit die Burschenschanze überhaupt zu sperren; denn zu wiederholten malen boten sie Anläße zu bedauerlichen Brcefjen. * Benefice-Vorstellung. Zum Bortheile der Schauspielerin Frl. Treumann, welche duch­ ih­ ren Fleisch wie schauspielerische Routin vortheilhaft be­­kannt ist, geht Dienstag den 4. Februar dnc gesellschaft« Arztlihem­i I r­­­u, Nach’«Hinunterwaraus«­des­ ersten­«D·iiends·cHllt unglückliche an eine Knie und bittet Rl­ech auf und ich, oder ich fchieße!“ Heult der Ehemann. Und das Opfer muß weiter essen. Zwischen die Zähne zwängt­ er den zweiundzwangigsten Ziniebad, Und an diesem zweiundzwangigsten Stud Hartgebäd erwirgte ich, der unglückliche Liebhaber und mar so tobt, als der Held einer Mordgeschichte es nur sein kann. ” de­r « Vermischte Nachrichten. — (Heberdie neueste Gabri­el»Affaire) schreibt man der „N. Fr. Pr.“ aus Znaim: Die tele­­graphisch gemeldeten Vorfälle bilden wie noch immer das Tagesgespräch, und ist die Entrüstung eine allge­­meine, um so mehr, als der betreffende Kooperator auch Religionslehrer in den Schulen war und nunmehr bei seinem Sceiden und dem Bekanntwerden der Ursache desselben den in zartester Jugend stehenden Schülerinen einen nicht zu erschöpfenden, die GSittenreinheit kaum fördernden Stoff zur Diskussion gibt. Der Sachverhalt wird folgender Weise erzählt: Eine hiesige Witwe sen­­dete Samstag gegen 10 Uhr ihre noch nicht fünfzehn­­jährige Tochter Anna in die Pfarre, um die totu­rante Großmutter der Lepteren versehen zu lassen In der Bes­gleitung der Anna — nebenbei bemerkt, ein hübisches und lebhaftes Mädchen — befand sie die Tochter des resigen Handelsmannes Michael St., Julie, die mit ihrer Freundin in ungefähr gleichem Alter stehen mag. Die Mädchen gingen vorerst in die Pfarre „zum heil­ligen Kreuz”, wo ihnen von Pater Gonstanz bedeutet wurde, sie mögen das Dersehen in der St. Niklas-Pfarr anmelden, da die Kranke dorthin eingepfarrt sei. Am legteren Orte angelangt, trat Anna in den Pfarrhof, während Julie St. auf der Straße die Junhfrift der Freundin abwartete.. Nachdem sich Julie St. nach fast halbstündigem Warten bereits entfernen wollte, erschien Anna mit wirren Haaren, den Mantel nur rofe zus­­ammengesmöpft, und verstörtem, vor Aufregung ges röthetem Antlige. Der Zustand der Anna fiel natürlich t­hmn auf, und Diese forschte nach der Ursache ' ne a­­ aD desselben. Anna erwiderte es sei ihr ein „Schredliched Malheur“ parlirt, und erzählte nun, daßs sie von Geste des diensthabenden Kooperators, Pater Stanz, beinahe das Opfer eines unsittlichen Attentates geworden wäre, daß dieser sie eine halbe Stunde zurückgehalten habe und sie nur von ihm dadurch losgenommen sei, daß sie die List vorfhügte, ihm morgen, d. i. am Sonntag, wieder zu besuchen. Die empörte Mutter des Mädchens machte mit ihrem Schwager in der Dechantei die An­­zeige. Dechant Müller, ein sehr rechtlicher Mann, war ebenfalls auf das äußerste entrüstet und brach in die Worte aus: „So sind diese Gleikner, von denen­ man meint, sie könnten sein Väterchen trüben. Machen Sie nur die Strafanzeige.” Gestern Nachmittags endlich­ wurde Pater Franz vom Decanten in Gegenwart des Mädchens, ihrer Mutter und ded Bormunden vernom­­men, beichtete diesen seine gethane Unbil, indem er zug­leich die Versicherung gab, von Bnaim abzureisen und da dem Bischof von Brünn persönlich vorzustellen Dem Mädchen und der Mutter leistete er Abbitte. Die Fa­­milie dürfte sich mit dieser Satisfa­tion zufrieden ge­­ben ; nicht so die Bevölkerung, welche eine Untersuchung dieses Notfalles verlangt. Pater Franz ist al­richtig nach Brünn abgereist.­­ Wie sich ein betrogener Ehemann rädhen kann. Das Sujet von „Babel a Bab“, dem Schauer­­­drama, welches im Wiener­­ Künstlerhaufe zur Aufs­führung­ gelangte, hat ein würdiges Lettenftüd gefunden. Wird dort die Katastrophe, Dank dem glücklichen Eins­falle eines begabten Dichters, durch ein Paar Stansfur­­ter herbeigeführt, so find­en hier zwei Jugend harter Zwiebade, welche das Werkzeug der rächenden Nemesis bilden. Pariser Blätten bringen folgende Geschichte: Ein französischer Offizier hatte Mißtrauen in seine reizende junge Gattin gefaßt. Er stellte sich, ald hätte er eine längere Reise anzutreten, nahm Abschied, kam nach drei Stunden wieder und fand seine Frau in Gesell­­schaft eines jungen Banflommis. Der Eifersüchtige riet seine Gattin aus den Zimmer und wendet ji dann an den jungen Mann, der bleich und zitternd ji auf einen Zieh ftügt, auf welchem ein Zeller mit zwei Dupend Bee Smiebade steht. Schredlichen Antliges­­ und den Lauf eines Revolvers auf die Brust des jungen Sünders richtend, beobachtete der Offizier eine Weile stumm sein Opfer; dann spricht er mit den Tone der Unerbittlichkeit auf die Zmiebade wetjend : „In das.’ — Der junge Mann, der alles Andere erwartet hatte, als diese Einladung, zögert. — „Ich, oder ich schiehe Dich nieder." Was ist zu thum ? Der junge Mann ist einen Zwiebad. — „Weiter!, — Gribt den zweiten, dritten und vierten Zwiebad, immer vor der Mündung der Mordwafte. Nach dem festen Stüd wollte er Wasser­­ trinken, aber­ der Grausame litt es nicht. Der trockene,­­ spröde Zwiebac mußte weiter gefaut und geschluht werden. | | N 8. CR­­.-, i T­­ Vereins-Nachrichten. Dienstag den 4. Februar veranstaltet der wis­­senschaftliche gesellige Verein „Immergrün* einen musie­faltsch belletristischen Damen-Abend, Ben Seite des Comité’s des Bürgerballes wurde bekannt gegeben,daß sich die Ausaben auf 921 fl. 50kr.—­die Einnahmen auf 839 E bezifferten. Das entstandene Defizit mit 62 fl. 50 fl. wurde von den Komite-Mitgliedern gedeckt. n­­on Seite des Comites des Armen-Versorgungs­­­baus-Balles kommt und die Nachricht zu, ‚dab vom 1. Februar an, bis zum Ballabende im Lofale des „Lies derfranges" (Casinogebäude) die Exposition der am Ballabende zur Verlosung gelangenden Gegenstände, er­­öffnet ist, u. zw. Vormittag von 9—12, Nachmittag von 2—5 Uhr gegen den geringen, zu Gunsten der Ar­­men abzugebenden Obolus von 10 Si­. Kunst und Literatur. Die abgelaufene Woche brachte­ von Rosen zwei Lustspiele: „Unter dem Mikroskop und Kanonenfutter. Der Name des Autor bürgt unbedingt für einen ans­­tändigen Succeß seiner Arbeiten, welchen auch erst ge­­nanntes Luftspiel für hier eine Novität, erlangte. Sind Rufend Arbeiten auch mehr oder minder nach einer Schablone, so weiß er gefchtet das Interesse rege zu erhalten , theils durch seinen eine fundige Hand ver­­rathenden Szenenbau, theils durch geistreichen Dialo In dem Luftspiele „Unteren Mikroskop“ ercellerten die Damen dr. Ludwig-Furlani, Br. Löch- Weit und Fr. Durmont duch ihr fein printirtes Spiel und gestaltete namentlich Fr. Löch die „Cäcilie“ zu einer allerlieb­­sten Figur. Von den übrig Mitwirkenden sind Herr Stefan und Hr. Adolfi als „Baron Klamm“ und Her­­mann von Bernau und Hr. Rotter als „Donner “ ein altes Hausmöbel durch ihr verständiges Spiel zu erwähnen. Das Ensemble war bei diesem, wie bei dem­ zweiten Luftspiele von Noten ein gerumdetes. Kepteres hier ohnehin bekannt fand abermals die freundlichste Jenden für ihr begazirtes Spiel durch reichlichen Bei­fall gezollt wurde.­­ Aufnahme, welche fot­ahl dem Shier wie den Blake „Prinzessin Tulipatan“ Operette konnte troß der Anstrengung, von Seite der Mitwirkenden, an ihrer Soige Hr. Lich, nicht über Wasser gehalten werden — das Sujet wie die Mufiz ist zu Schaal, welches auch von dem C­audeville: „Die Verlobung vor der Tom­­mel“ zu gelten hat. Bei derartigen Stüden kann man nur die Aufopferungsfähigkeit der Mitwirkenden be­wundern. Die zweite zum D Benefize der verdienstvollen Schauspielerin Nöpl gegebene Piece, „Das war ich“ fand nur getheilten Seal troß dem Äußerst animir­­ten Zusammenspiel der Damen Ludwig-Furlant, Löch, Weil und Nögl. Die neue Dorfdekoration von Briescht verrathet dessen Meisterhand. — Humoristischer Weltausstellungs-Kalen­der. Unter diesem Titel erscheint das fett mehreren Jahren von dem bekannten Humoristen 3. Weyl herausgegebene „Prot Neujahr." Da Alles auf die große Exposition spe füh­rt, und nicht allein die Kunst, Gier auch der Humor nach Brod geht, so finden wir diesen Titelrum so mehr gerechtfertigt, als der im Buche vertretene Hu­­mor vielleicht nicht zu den schlechtesten Ausstellungs-Ge­­genständen gehört. Die Herren Schulze und Müller aus Berlin erzählen uns ihre haarsträubenden Schicsale vor, während und nach der Weltausstellung, die­­ natürlich erst erleben müssen. Wer sie Darüber noch nicht zu Tode gelacht, der thut es vielleicht über Die anderen Schwaden und Schnurren, von denen einige, namentlich Die „Börse“ (travestirt Schiller'8 „Glode), sich ganz vorzüglich zu Vorträgen in geselligen Kreisen eignen. — Inhalt der „Neuen S­uftr. Zeitung“ Nr. 4 Ilustrationen: Napoleon 3., Prinz Louis Na­­poleon; Eugenie; Napoleon am Todtenbette; Gemächer der ErsKatjerin Eugente in Chijelhurft; Camden«Place ; Autogramm (Handzeichnung von Hand Mafart) ; Portr. Dr. Meitner. — Tert: Wiener Chronik von %. ©.; Eine Begegnung mit Franz Deuf; Der Name, Gedicht nch dem­nglischen, deutsch von Eduard Marnter; ErsRaiserin Eugenie und der Kaiserliche Prinz ; Auf Abwegen, Novelle von B. M. Shapıi; Die Abgründe des Scherzend, von ®. Sigm.. Kemenyi; Kleine Chro­­nik; Biographie Meitner. Kleiner Capitalist. Die neue ungarische Anleihe. Der ung. Actionär schreibt, dab am 21. d. M. von dem für die Begebung der 1873er ungarischen Ze 4 a­ar 57 2 En AL Se % GR ie EB ETSANN N ae re ER

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