Oedenburger Zeitung, 1877. Januar (Jahrgang 10, nr. 2-13)

1877-01-05 / nr. 2

Be a4, 5. Zänner 1877. - Organ für Politik, Handel, Indu X, Sabrgang. edenfuner Zeitung, Arte und Landwirtschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. (Bormals „Oedenburger Nachrichten“. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr’­­— Berrüstten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gasse.“ Idmilligration,vertag,Expeditisv: Grabenrunde Nr. 121. Hotel „Rose“ Nr.19, 2. Stock. Redaktion : AAAN­HAH TAN Einzelne Nummern: kosten LED Kreuzer. Das Blatt erfgeint jeden Mittwoch, Freitag u. Sonntag­­« präuuuerationispreisa sinkst­­anlöhcissil»öq1billhtiq4fl.50!t« stauktlichtiqLil.2«r.,oeonatlichtil. »IstIsssjktsxsqszjshkiqjssl·,Hillbishkichsbs visettellshrisssbUllefiitIns stattbeuim­mte Summqu »Nichts­ isVisusetsmy Präminttrationssu.Jui­ktious Oseiliceaiind an die Reduktion nett-freiein«-»Mein­e Nr. R. I Inserate vermitteln : die Herren ennenßein & Bogler Ballfishhgasse 10, Wien, erg 8. Oppelit, I.­­ benpafei 2, Wien, Heinz. Gäntek, I. Gingersirafie 8, Wien. 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Oedenburg, 3. Jänner 1877. In unserm geliebten Vaterlande besteht bekannt­­li der Brauch, daßs die einzelnen parlamentarischen­­ Gruppen ihre Bartheiführer zu Neujahr im festlicher Weise beglückwünschen und die Lepteren diesen Anlaß zu einer politischen Kundgebung benügen. So geschah ed natürlich auch heiter. Geführt vom Klub-Präsidenten &oronos, begaben sich die Liberalen zu unserem Herren Ministerpräsidenten Koloman v. Zipa und dieser beantwortete die Ansprache des Erstern mit bei­­läufig jenen Worten, die wir weiter unten anführen wollen, und aus denen hervorgeht, hab Herr v. Tiba sowohl unsere äußere als auch die innere Lage des Landes gleich frei.von Optimismus wie von Pessimismus be­­trachtet ; und namentlich was die innern Schwierig­­keiten betrifft, zeigen die Auslaßungen unterm Minister­­präsidenten, das er mit Maier, besonnener Fertigkeit an das Werk einer gedeihlichen Lösung gehen wolle und dieses beim unverbrüchlichen Festhalten an die Ges­­einsamkeit des Doppelreiches finden zu können glaubt. Besondern Eindruck aber und stürmischen Beifall rief jener der Rede Tißcks hervog welcher sich auf die auswärtige Situation beog­ Jaehobenem Tone und selbstbewußtkiefde Ministerprätd 5111,die Regierung befolge eine eminent friedliche Politik, sei aber zugleich fest entschlosem die Interessen der Gesammtmonarchie mit allen Titeln zu vertheidigen. Wir lassen nun unsern Premierselbst sprechern .Geehrte Freundel«—redete er die Deputation an ‚empfangt für­ die zum Herzen sprechende Bes­prüßung unseren tiefgefühlten Dan. Ic würde gegen die Wahrheit verstoßen, wenn ihh die Berechti­­gung jener Besorgnisse leugnen wollte, wel­chen unser geehrter Freund Ausdruck gegeben hat; aber ebenso muß ich mit voller Entschiedenheit die Ueberzeugung aussprechen, daß diese Besorgnisse, wenn auch nicht hier, doch an vielen Orten zu Schwarz wie­­dergegeben sind. Ich habe aus unserer Geschichte ger lernt, daß dieses Land nie von großen Hebeln gekrofen wurde, wenn es einerseits so glücklich war, in seinen Gefühlen mit feinem B­ürsten Eins zu sein, und wenn am andererseits die Patrioten entschlosfen was­sen, für das Baterland, wenn nöthig, allen Schics jalschhlägen entgegenzutreten.” „Was die Regierung betrifft, so betrachtet es dieselbe nach wie vor als ihre Aufgabe, die Interessen des Landes so zu wahren, daß auch der Frieden des Landes gewahrt bleibe, denn es ist meine Welterzeugung, daß man das Blut und das Ver­­mögen einer Nation nur dann in Anspruch nehmen dürfe, wenn die Mechte und die Interessen des Staa­­tes­ auf andere Weise nicht geshüßt werden können. Diese Zeit ist, Gott sei Dank, noch nit gekommen, und wir hoffen auch, daß ed und gelingen werde, Dies selbe fern zu halten. Sollte sie aber eintreten, dann werden wir in dem Bewußtsein, Alles zur Abwendung derselben gethang zu haben, mit vollem Vertrauen an die Nation appeliren. ‚Was die andere Verwidelung betrifft, so ist das Vorgehen sowie das Ziel der Regierung bekannt. Dieses Ziel ist kein anderes,als alles Mögliche zu thun,damit die schwebenden fragenden Jnkeressen des Landes entsprechend gelöst werden,ohne daß jene«von unserem geehrten sceuade(Gorove)betonte Lockerung des Gefühls der Zusammengehörigkeit eintrete.Diese Fragen müssen in kürzester Zeit in der einen oder der andern Nichtung gelöst werden und ich hee die Hoffnung, daß in dieser oder neuer Form eine le­ichtung wird gefunden werden, welche den Reiten und Interessen unseres Baterlandes ent­spricht, ohne, wenigstens auf längere Zeit, die Völker RR­ah Staaten der Monarchie einander zu ent­­femden.“ Diese, sowie die Schlußworte der Ti­ha’schen Rede, in welchen der Ministerpräsident die Hoffnung auf ein ersprießlicheres Zusammenwirken der Partei ausdrückte, wurden mit stürmischen Zelten’s aufge­­nommen. Was der Herr Ministerpräsident über den Aus­gleich mit Oesterreich gejagt hat, enthält «den« soviel beruhigende, wie beunruhigende Momente. Ents­chieden mit Genugthung muß und die Bereicherung des Herrn v. Ziha erfüllen, daß die Lösung der Aus» gleichöstagen in nl Frist erfolgen wird. Pfühl der Erleichterung bei dem Gedanken empfinden, da der leidige Ausgleichöjammer endlich definitiv aus der Welt geschafft werden sol. Nun denn wir stimmen vollstän­­dig mit dem Tenor überein, der hell aus unseres Herrn Kabinetschefs Rede hervorflang und den auch der „P. 21.” als das Bemerkenswerche in den ministeriellen Offenbarungen hervorhebt: „Es& muß eine Lösung ger­­unden werden, welche den Interessen und Nechten unserer Nation entsprnt ohne, dab wenige­­stens nicht auf längere Zeit, Entfremdung zwischen den beiden Staaten der Monarchie plaggreifen ; bei diesen goldenen Worten hat Tipa gewiß nicht daran gedacht, daß man eine Lösung fuhhen müsse, welc­he wohl Oesterreich befriedigt und und bdessen fernere Gewogenheit fiert, aber Ungarn unbefriedigt läßt. Neber diese konkreten Momente hinaus hatte der Neujahrs-Empfang im allgemeinen die­se volle­kommenen Hinverständnissee zwischen der Regierung und der Partei in den hochwichtigen Fragen. In dies ·So oder so wird gewß«eder Patriot ein ’ __ un nn run Een in BEER ‚‚Jeuilleton. Wildfräulein. Original-Novelle von Anton v. Duaglio. ‘{Bortfegung.) Bon der Höhe des Unteräberges waren die Beiden auf dem Heimwege nach Salzburg begriffen. — Da die junge Augustionne die Nebel verscheuchte, waren sie heute von ® laned, bis wohin sie ein elegantes Gefährte ges­pracht, aufgebrochen, den geheimnißvollen und­ sagenreic­hen Berg zu ersteigen. Ohne Führer hatten sie — eis­ner. Laune Ferdinand's folgend — das Wagni unter­nommen, doch die Rositten empor über die wilden und Schaurigen Abdachungen zum Hochplateauu der Ber­geb, zu einer von dessen höchsten Spigen, dem Geiered, zu bringen und die wundersame Skolowrat’d » Höhe zu befuchen. Und nun die Wagnik gelungen, nun die muthigen und rüftigen Steiger Wißbegierde und Schön­­heiterinn in reichem Mahe befriedigt, fehrten sie in ein­ brechendem Abenddunkel frohsam und wohlgemuth zur Stadt zurück, in der sie nun Schon so manche Woche gastlic­heweilt. Und in der That brach das Dunkel des Abends sept mächtiger herein. Nicht sonderlich mit dem Wege, kaum mit der einzuhaltenden Richtung bekannt, trat die Gefahr des Berirrend den späten Wanderern näher. Ganz abgesehen von den Fährlichkeiten, welche die überall niedergehenden Schluchten, die drohenden Abgründe, Geldgeh­ummer, Wildwasser und steile Schroffen boten! Aber was fümmerte dad die jugendmuthigen und feuerteäige Männer, die in der Heimath Ferdinand’s,­m gebirgreichen Normeges, schon jo­mandy gefährlichere Bergfahrt glücklich unternommen ! Auch jept erreichten sie glüclich den Waldgürtel, der den Bergriesen Fuß grünend umgränzt. Aber tiefer­­ ward das Dunkel, unerkennbarer der Pfad, unheimlicher die Wanderung über Gerölle und wild zerklüftete, vom Bergquel und Regenbady glatt gespühlte Zellflächen, deren oft jähen Abitur, verworrener Gestrüpp der Krums­­holzed trügerisch überdect. — Längst war die Sonne niedergegangen, deren nachglühender Abglanz auf den Firmen der Berge erloschen . Nacht­dechte und Grauen die fernen Grab­e und Kämme, den von Feld­waffen eingeengten Pfad. — Plößlich hielt Ferdinand seine Schritte an. Ein tiefer Ruf der Mederraihung entrang sich sei­­ner Brust, während seine Rechte des Freundes Arm fast frampfhaft drücke. Wieder waren die Beiden ein gut’ Stüd Weges en Thal gekommen. In eine Art von Klamm" waren­­ gerathen, bald "zwischen gigantischen Wänden und s­chroffen Abstürzen bin, bald zwischen mächtigen Bäu­­­men den Pfad verfolgend­­ b­­ald Ferdinand jenen Ruf audgestoßen. Dabei deutete er mit der den Bergstod haltenden Hand nach einem aus der Finsterniß empor­­ragenden Gegenstande, der bleich und schemenhaft auf einer Felgwand thronte. Auch Kuno blieb verblüfft stehen. Der erste Bolmondstrahl fiel duch Baumwipfel und zwischen Felsen hindurch auf jenes silbernidhime mernde &twad, geffen Umriffe, vom Dunst der Nacht umwoben und sceinbar leicht bewegt, sich wo nicht völig erkennen ließen. Zu weit waren die nächtlichen Wanderer wo von dem Schemen entfernt. »Wahrlich . . . ein seltsamer Anblick !" — rief Kuno, unwillührlich mit unterdrückter Stimme. — „So iet für Romantiker gemacht, zu welchen nun ja auch du zahlst, Fernando? Möchte man nicht wähnen, eine der gespenstigen Wildfrauen zu sehen, die in monder­­bellten Nächten, von argen Gnomen geleitet, den Saie jers Saal verlassen, um auf den Ylpentriften zu wan­­deln und unglückliche Sterbliche zu verblenden?!? — „Und sie bewegt si... fürwahr, ich täusche mich nit“ — hauchte Ferdinand, von der Erscheinung mädge­tig und seltsam ergriffen. „Unsinn ... das ungemisse Mondlicht und aufe wallende Nebel brechen die Formen und lassen sie bel­iebt erscheinen. Ein schroff emporfteigendes Marmor» Riff its, phantastisch gestaltet .... in dieser Beleuch­tung auch phantastisch wirkend“ — fegte er mit lächeln« dem Blick auf den Gefährten hinzu. Aber der ftierte mit heftig wogender Brust nach dem befremdlichen Gegenstande. Sept Nhiensi derselbe wirklich zu bewegen, Ki feine age zu verändern. Das verursachte auch Kuno Kopfshütteln. Dennoch spielte er den Ungläubigen. — „Eine Wild­­frau... ! Bei meinem, oder vielmehr des Starters drei« einhalbmal den Tisch umspannendem Bart: das fehlte gerade noch, um unsere Bergfahrt interessant zu gestal­­ten!› — Tadete er übermüthig. Aber dabei strengt er mit Macht als seine Sehkraft an, um das denn doch unheimliche Räthiel zu ergründen. „Bessere Augen hab’ ich, als du!“ — flüsterte Ferdinand. — „Und ich will d’rauf schwören, dak «8 goldene, lichtflimmernde Haare sind, die des Wildfräu­­leind Antlig umwallen. Und auch­ dieß erkenn’ ich nun ... 05, Wildfräulein.... es ist unmöglich . . . aber ed find ihre Zügel! — ‚Plagt dich der Satan?!“ — mußte da Kuno erichrecht rufen, als er den Freund in jäher Haft dem steilen Pfad hinabeilen sah. — „Beben! da die Schlünde und Abstürzge!“ — Über Ferdinand hörte nicht , und mit Grund zürnend,­­prang Kuno selbst nun dem Gefährten nach, nicht achtend das unter seinem­­ Fuße zur Tiefe fahrenden und dort mit Poltern aufe fallenden Gerölles. “ Was Kuno nicht gelungen, bewirkte ein über­­raschendes Ereigniß: Ferdinand blieb jählings, wie er starrt, stehen. Von unten herauf, wo — nicht mehr allzuferne — die gespenstige Gr­einung auf der Seidwand ragte, tönte ein feier, fremdartig singender, aber wunderbar melodischer und raki Selang. Beide junge Männer lauschten . . . athemlos, mit Be. 2 . a . Ds 2­­ 3 - —- . ’.»-- . - ES _

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