Oedenburger Zeitung, 1877. Februar (Jahrgang 10, nr. 14-25)

1877-02-02 / nr. 14

-kaixag,2.F-bruac1877. x.Jahrgang. denbunger (Bormakg,,9edenliutgerYachrichteu«.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehre? — Betrüchten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.« . . . . . « ·­u­benpartei 2, Wien, Heinr. Schafer, EM Serteifägeg A TEL Ta­g G­ra­b­enrun­d­e Nr. 12 1. Hotel „Rose Mr. 19, ei Block. Insertions-Heditßr.: Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag u. Sonntag- Pränumerations-Preise. Administration, Verlag, Expedition: Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., vierteljährig 3 fl. Alte für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme vtl. Inseraten, BPränumeration d- u. Infertiond: Gebühren sind an die viedaction vortofrei einzusenden,­­ aaa AAAAMIAIAAnAHannn Redaction: Einzelne Nummern kosten MAD Kreuzer. Nr. 14. Zeitung,­­ Inferate vermitteln: die Herren Haansenstein , Vogler Ballfiihwaffe 10, Wien, ERBE: A. Oppelit, IL &tu­­. Singerstrasse 8, Wien. 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlau­­fende Petitzeile efflusive der Stempelgebü­hr von 30 fr Auskünfte in allen Nichtungen werden bereitwilligst ertheilt. Die P­olitik des Zumwartens. Debenburg, 1. Februar 1877. Ein eigenthümliche­s Merkmal der Septzeit ist, das fast in allen großen staatsrechtlichen, finanziellen und äußeren Angelegenheiten bei uns in Oesterreiche Ungarn s sowohl, wie auch in Deutschland, Neubland und der Türkei — also in jenen Reichen worauf ge­gen­wärtig die Blide von ganz Europa ruhen — nichts Anderes gepflegt wird als die Politik des Zu­wartens. In der bandwurmartig endlos fi dahin win­­denden Bankffrage steht diese Zuwartungspolitik insbesondere obenan. Zwar weilen jegt unsere Minister Ziha, Szel, Trefort und Wentheim in Wien um mit dem jenseitigen Ministerrathe die Lös­­ung der so verfahrenen Bankangelegenheit in Schwung zu bringen, allein wir fürchten, die im Zuge befindlic­hen drehfälligen Ausgleichsverhandlugen werden nur allzu bald wieder in’d Stoden gerathen, da man beiderseits entschlossen zu sein scheint den eins mal angenommenen Standpunkt zu behaupten. Indem nun jeder Theil für sich ( auchh nicht um einen Schritt dem Andern sichh nähern will, so sehen wir nicht ein, wie da eine Vereinigung zu erzielen sein werde. Es geht den beiden Kabineten, dem ungarischen wie dem österreichischen, respektive den Neid­evertretungen beider Monarchiehälften, geradeso wie der Königstoc­hter und ihrem Kicbsten im L­iede: „Sie haben zwar einander so lieb, do können sie beisammen nit kommen, der Fluß ist gar zu tief!” Dieser tiefe Fluß ist zwischen und die Leitha und die friedliche Verständi­­gung, welche gedachten Fluß auch in der Banffrage, seiner gefährlichsten Stelle, überbrücen sollte, sohmt nicht zu Stande, weil seine der Nationen den ersten Balken dazu beitragen will. Was wird die Folge das von sein? Natürlich ein resultatloses Auseinanderges­ben und die neuerliche Zuflucht zur Politik des Zuwartend. Das Wiener „Fremdenblatt“ schreibt: Wir kön­nen es nur billigen, dab die leitenden Organe der un­­garischen Presse, dab die Majorität des ungarischen Parlaments dem Ministerium Tiba ihre helfende Stüge zu Theil werden lasse Man wird eö und aber hof­­fentlich nicht verübeln, wenn wir in Gisleithanien und auf einen Ähnlichen Standpunkt stellen und auch für und an dem Gedanken festhalten, daß eine Lösung im Wege einer Personalveränderung nicht möglich ist. Mit anderen Worten, wir geben nicht zu und wissen un dabei in Uebereistimmung mit der öffentlichen Meh­­nung diede und jenseits der Leitha, dab das Ministe­rum Ziha­dad Nec­ht habe, aus der Banffrage einen Grund zur Krisis zu holen, wir huldigen derselben Anschauung in Bezug auf das Kabinet Auersperg, das ebenfalls unter seinen Umständen in irgend eine Pers­­onalkrise verlegt werden darf, da durch eine solcge ges­rade so wenig erreicht würde, wie durch eine Beseitie­gung des Ministeriums Tiha. Die beiden Kabinete haben der­ Krone und dem Lande gegenüber die Vers­pflichtung, den Ausweg aus der­ schwierigen Situation, in die die­­ Monarchie durch die Macht der Um­stände gerathen ist, zu Juden, einen Ausweg, den sie in Folge ihrer glücklichen Zusammenlegung, auf­grund ihrer bisherigen Erfolge leichter finden können, als irgend­eine denkbare Kombination von parlamentarischen oder gar­ außerparlamentarischen Politikern oder Staats­­männern. Die Moral aus dem Gejagten ergibt sich von selbst, da ein Personenwechsel nicht zulässig erscheint, da weder die Krone, noch die Parlamente, noch die öffentliche Meinung von einem solchen etwas wissen wollen, da aber anderer­­seits8 man, seinem der­ beiden Ministerien zumuthen kann, unter dem Faudinifchen oc der anderen zu passiren, so liegt ed auf der Hand, dab der­ Ausgleich, den man treffen muß, wirklich ein Ausgleich sein muß, das heißt eine BVerführung zweier einander entgegens­­tehenden Anschauungen, ein Kompromiß zwischen­ zwei Regenlagen. — Das sind sehr schöne Worte, aber leider eben nur Worte. Unserer Meinung nach sind nur zwei Bälle möglich:­ntweder es ist die Errichtung einer ungarischen selbstständigen Staatsbank, ohne gleichzeitige Regelung der Baluta­ durchführbar, indem das Land oder sonstige auswärtige Kapitalisten das Geld hierzu­ aufbringen, dann stellt Eure Bank früshhe weg auf und­ rust doch um Gotteswillen seinen Tag mehr verstreichen um Oesterreich zur Liebe der dualistis­chen Bank zu zwingen; — oder.aber, es ist nach Eurer Ansicht, Euren Informationen, die ungarische Bank, Mangels an den nöthigen Fonds, nicht herzustellen, dann seid Männer genug, dies offen zu gestehen, und unterh­andelt ehrlich, mit der dann allerdings­ allein möglichen Wienerbauf, um den ungarischen Einfluß bei deren Verwaltung zu­ sichern und diesem unleidlichen Hängen und Bangen ein Ende zu machen, bei dem Handel und Gewerbe stets mehr finden, ‚dad Land im­­mer mehr verarmt. Aut—aut! nur nicht die Po­lie tild es guwartend — — Ah ja! das ist gar: eine leidige Politis. Wir haben im Eingange zu diesem Aufsage erwähnt, daß auch Nußland und die hohe Pforte sie fept übt. Aus einem Artikel: des „Polit.. Wissblt." erhellt die ganz deutlich. Bemeldeted Journal schreibt: Die Nachricht über die­ Einleitung von Separat- Friedensverhandlungen zwischen der Pforte­ und Wlen­­tenegro wird durch immer neuere Meldungen bestätigt. Ueber die Aufnahme der diesbezüglichen U­nerbietungen der Pforte begegnen wir jedoch verschiedenen, zum Theil einander volltändig widersprechenden Versionen, der Sprache des, Belgrads Organes der serbischen Kriegspartei zu­ urtheilen, dächte­ Serbien an nichts weniger, als an einen Fridenschluß, ja ed wartete bloß auf ein Zeichen Nußlande, um wieder loszuk­las­sen. Nach Wiener und Konstantinopler. Berichten hin­­gegen wäre der Großvezier bereits im D­esige einer­­­ Antwortbepeiche des Fürsten Milan, in welcher Dies­­ter den Wunsch ausdrühkt, die Friedensverhandlungen einzuleiten. Die Majorität des türkisshen Ministerrat the jol aud­ ald DBafid der einzuleitenden Verhande­lungen den Status quo vor dem Kriege acceptirt haben Serbien kann nichts Befjered thun, ald Diese günstigen Bedingungen annehmen, denn mehr würden ihm, selbst nach einem eventuellen Siege Nublands die Larantiemächte nit gewähren, während er jegt dur loyaled­­ Eingehen auf die Anerbietungen der augens­heinlich versöhnlichen Pforte vielleicht noch ‚ein Mehrie­ge8 erreichen kann. Was Serbien übrigens von Ruhe­land zu erwarten habe, dad­­ann Für Milan am besten aus der derben Erklärung der Petersburger­ „Solos“ entnehmen, welcher auf die obige Behauptung des D Bel­­grader­ Blatted­rauh erwidert, Nubland habe die Sere­ben niemand ermuntert, den Krieg anzufangen, und , 4­0 Nah, Seuilleton. Mildfräulein. Original»-Novelle von Anton v. Duaglio. (Forifegung.) „Und was willst du nun beginnen, Karpus Graf Setonoff ?* frun, nachdem, dieser seine Mittheilungen beendet, Tante Kenia mit einem Ausdruce, der die er fühle ihrer Brust zwar nicht offenbarte, aber ihre mädy«­tige Erregung erkennbar machte. Karpus starrte eine Zeitlang Finster vor ich nie­­der. Heftig arbeitete seine Brust und seine Stirne deckte er mit Schweiß. In Gedanken war er bei der,eben jept. stattfindenden Zusammenkunft Darin Enlovna’s mit Forst.­­ Mitleidig blickte die alte Dame auf den Liebling nieder, der in diesem Augenblicke ein wirklich bejam­­mernöwerthes Bild bot. Aber­­ gler darauf birgte in ihrem Auge ein fahler Schimmer auf, die furchtbare Gährung in ihrem Innern verrathend. Hab gegen Maria, vor Allem aber gegen den dreisten Stevler, der es gewagt, ihre Steije zu stören, der Hand daran legte, das Gebäude zu zertrümmern, das sie und Karpus freilich nur als Luftgebilde ihrer Hoffnungen mit so großer Ausdauer errichtet, sprady aus ihren Mienen, die jeit einen harten und grausamen Ausbruch annah­­men. Getäuscht, betrogen von derjenigen, welche sie schon so figer im Nege gewähnt! Ihr Korpus um Ruhe und Frieden, um das Glüd seines Lebens gebracht ! Sie selbst mit dem Verluste des so lange erstrebten Vermör­gens nicht nur, sondern auch mit demjenigen ihres ge­­liebten, vergötterten Neffen bedradht ! — denn dab des­­sen Herz von einer glühenden Leidenschaft erfaßt wor­­den, deren sie ihn nie fähig gehalten und welche dieß' Herz versengen mußte, konnte sie fi­nigt verhehlen. Wie sie seinen Charakter fannte, war allerdings zu bes­­orgen, daß er rücksichtslos sein oder ein anderes Leben opfern werde, soferne Verzweiflung ihn übermannte ! Endlich fuhr Karpus aus seinem dumpfen Brüs­ten empor. Man vernahm Männerschritte die Treppe herab, den Gorridor entlang­kommen. Ber der Thüre von Zenia’d Zimmer grüßte ein Hotelbediensteter den Herabschreitenden. Forst's Name war es, der ertönte: „Die Audienz ist zu Ende! — murmelte Kar­­pus zwischen den fest zusammengepreßten Zähnen , und seine Sanft ballte sie frampfhart, um den wilden Fluch zu bekräftigen, den er jenen Worten folgen ließ. — Damit eilte er gegen die Thüre. Aber Gräfin Setonoff vertrat ihm den Weg. — ‚Wohin so schnell. .., und ohne meine Frage zu beant­­worten? So wiederhole sie: Was willst du nun bes­­innen 2 !“ Mit blutunterlaufenen Augen starrte sie Karpus einen Augenblick an. Dann entrangen sich­ seiner fast röchelnden Brust die Worte: — „Glüh für Glüd... Leben für Leben ! Glaubst du, ich werde mein © lüd, mein Leben — denn ohne Marie giebt es sein Leben mehr für mich ! — dem G­elüften jenes Buben freiwill­lig opfern ?!­ — Und ein hohles, schauerlich­es Lachen folgte seinen Worten: ‚Du willst dich also mit dem... Manne draus den Schlagen ?* — erflang es fast tonlos aus der Grä­­fin Mund. Was sonst ?! Meinst auch du, weil ich ein... ein Schwächling, ein Krüppel bin, ich künne die Waf­­fen nicht führen !" „Das mein’ ich nicht, Karpus, mein Sohn ! Aber du, ein Graf Setonoff, dem unbekannten, namenlosen Menschen, dem Abenteurer gegenüber ?! Dieb Tann, dieß darf nicht sein... . formeine ich !“ Mieder late Korpus "voll; verzweifelter Bittere feit gellend auf. — „Mich dünft, derartige Dinge ges bören nicht in der Weiber Nath, Kenia Setonoff!... Was einem Manne ziemt, weiß ich allein wohl wo zu entscheiden; und, wenn in jenem Clenden nur wenigs­­tens so viel Dram­haftigkeit strdt, als in der nächi­ber­sten Bauernseele, wird der Schritt, den ich thun will, seineswegs ganz erfolglos bleiben. „Er oder ich!" Wieder war ed ein böser, nahezu jüdischer Blog der in Kenia’d Augen aufsprühte. Aber gleichzeitig, vers mochte sie leise zu lächeln. Co trat sie ganz nahe an Korpus heran, umsclang ihn mit­ ihren Armen und sagte: — ‚Ic will ja nicht länger dem entgegentreten, was die Ehre gebietet ! Aber die Ehre fordert auch, daß du Dich mit Niemandem’sclägst,­­der­ seine Glieder nicht völlig gebrauchen­ kann. — Wenn du, an jenem mir noch Unbekannten gegenüber der Schwächere sein magst, so bist du dody unverlegt . . . Deines Sein des Arm aber ist verwundet, wie du selbst gesagt. Ist’s so? Korpus, überrascht durch­ Diesen ganz richtigen Eine wurf, wirfte stumm mit­ dem Kopfe. Er selbst hatte diesen Umstand gar nicht beachtet gehabt. „Nun, mein Söhnchen, so verspreche mir das Eine dich mit jenem ‚Herrn Forst nicht zu Schlagen, ihn auch nicht zu­ reizen ‘oder, herauszufordern, so­ lange sein Arm nicht völlig heil geworden. Das, wenigstens erheilcht die Rücksicht, jo du, deinen ruhmreichen Ahne zu­ tragen hast, erfordert die Ehre... bat für ihn hinzu — „Deine Sicherheit !! — dann sagte sie wieder laut: — A­lso,gelobe mir bei deinem Seelenheile, binnen an Tagen ‚von dieser Stunde an — so lange, mag’d ja währen, ‚bis dein Gegner völlig fampffähbig — seinen Schritt zu unternehmen, der­ zu einem Nowcontre führen könnte! Zurückhaltung, Klug­­heit und diplomatische Feinheit gehören ja doch wohl auch zu den Vorzügen unseres Hauses. Gebe sie . ... und der Himmel wird­ dir beistehen . .... jo oder jo!“ Nicht sofort vermochte er der nody immer stür« mijch Erregte über si, den Wunsc der Tante zu erfüll­len. Indessen entsprach derselbe immerhin den Geboten der Ehre. Und so gab Korpus der Gräfin denn endlich Hand und Wort darauf, während der nächsten acht Tage jeden Gonflictt mit dem BVerhaßten zu vermeiden, ihm und“ .— fegte sie undere BR - . ,- ; ya 1 } le u: NS . er SE ER RE N er } {

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