Oedenburger Zeitung, 1877. April (Jahrgang 10, nr. 39-51)

1877-04-08 / nr. 42

Eine Enunziation österreichischer Arbeiter. Wien, am 6. April 1877. Es sei mir gestattet Ihren geehrten Lesern einen Auszug aus jenem Manifeste vorzulegen, welcheö der Ausschuß österreichischer Arbeiter, anläfllig der Einberuf fung des Jahresfangresses erlassen hat und woraus sich ein ziemlich rares Bild über den dermaligen Stand durch­ die feindliche Haltung Frankreichs bedingt ist, gewährte in dessen Rußland alle moralische Unterstützung. Die Bierbanks Politiker werden nun sofort fragen­ ist etwa am deutschenhofe beschlossen worden,das bishe­rige freundschaftliche Verhältniß zu Rußland zu lösen oder aber,Bismarcks Willen entgegen,sich in eine Aktion einzuhan Andere werden die Vermithung hegen,daß die­spekföhnungsversuche,die in den letzten Wochen zwischen­ Deutschland und dem päpstlichen Stuhl angebahnt wu­rden,einen mehr als platonischen Char­­akter gewonnen und die Erschütterung der Stellung des deutschen Reichskanzlers nach sich gezogen haben. Wie der Andere dürften dem kleinlichen Konflikt zwis­­chen Bismarck und deutschen Marineminister Storch eine zu große Tragweite beimissen,indem sie darin den Grund der Be­stimmung Bismarcks suchen wer­­den.Der Ansicht des vorerwähnten»P.J.«anolge liegts jedoch die Ursache des Zerwürfnisses ganz wo anders: Bismarcks Bestrebungen in letzter Zeit ging­en dahin,eine immer größere Konzentrirung verdeut­­en Bundesverfassung herbeizuführen. Er stah damit in ein Wespennest und provocirte alle partikularistischen Parteien und Fraktionen. Bismarck ist nicht der Mann, der sie durch Hindernisse auf dem Wege, den er einschlägt, abschieden und von seiner Bahn ablenk­ten läßt. Er arbeitete weiter. Cody brachte ihm das viel Berdruß und Xergernich und jüngst sagte er im deutschen Bundesrath gelegentlich der Verhandlung von Verfassungsfragen, „die Arbeit, die er bewältigen soll, sei zu groß und man mache ihm zu viel Schwierig«­keiten”. Wir legen dieser Aeußerung höhere Bedeutung bei. Er ist des Kampfes müde und will seinen Plan verlassen, wenn man ihm nicht verstehen, wenn man seinem großen Streben entgegenarbeiten will, statt er zu fördern. Nun meint auch die „Morgenpost” dürfte das deutsche Neb­y seine Haltung bedeutend mehr in ruffis­cchem Sinne accentuiren, der Berliner Hof dürfte seine Sympathien für das Grafenreich viel kräftiger beshäti­­gen. Kaiser Wilhelm liebt und webt so ganz in jenen Traditionen, da das kleine Preußen seinen Rück­halt in St. Petersburg suchte und fand, er will die alte Allianz mit neuen Opfern festlitten und jeden Preis ein Rev an der Bedürfuig zwischen F­rankreich und Rußland verhindern, man kann also ohne Übertreibung behaupten, daß der Rücktritt Bismarc’s eine Beschiebung der Weltlage hervorgerufen hat. Was seit der Dritte im Drei-Kaiser-Bunde, das schwanfende Oesterreich-Ungar­n beginnen, welche Entschlüsse Graf Andrasfy fallen wird, der bisher gewohnt war, sich an den großen norddeutschen Staatsmann anzu­­lehnen, ist sch­wer zu entscheiden , und doc­hcheint Die Lage rasche Entschließungen zu fordern. Die Orient­frage foigt si immer schärfer zu, die Türkei macht Miene, das Protofol als eine Antastung ihrer Würde und ihrer souveränen Selbstständigkeit zurüde­zuweisen, man f­pricht bereit von einer identis­chen Note, in welcher­ Savfet Paida den Kabineten jedes Recht zur Einmischung in ihre in­ne­ren Angelegenheiten absprechen würde. Kurz die MoB­­lims sind heute wie zur Zeit der Konferenz weit ent­­fernt, die Bedingungen „Europas“ mit einem stummen DBüdling entgegenzunehmen bloß den Großmächten zu Gefallen, der Arbeiterfrage in Europa entwickeln läßt. Die Arbeiterfrage ist unbestritten eine der Brennendsten der Gegenwart, sie wird in Ungarn so gut wie sonst überall ventilirt und beschäftigt die gewiegtesten Bollsmänner, also mögen hier die markanteren Stellen der gedachten Verlautbarung Raum finden : ‚Das Bewußtsein, das die österreichische Arbeiter­­partei mit frischer Kraft und erhöhter Energie an der Förderung ihrer Aufgaben arbeitet, daß trennende Misch­­verständnisse geklärt und eine nachdrückliche und einheit­­liche Aktion möglich geworden sind, befähigt uns, die Hindernisse und Schwierigkeiten des Kampfes leichter zu überwinden. Indem wir Dieb außsprechen, künnen wir mit Senugthuung darauf hinweisen, daß die Nich­tung, welche der allgemeine österreichische Arbeiterverein durch die­ heftigsten Stürme und Wirren hindurch uns erschütterlich verfolgte, jene Richtung, die der sozialen Bewegung bei Begründung der deutschen Arbeiterpartei vorgezeichnet wurde, überall da, wo die Arbeiterbewe­­gung Wurzel geschlagen hat, siegend vorgesah­rten ist. Die antiestaatlichen Doktrinen, welche in der or genannten anarchiischen Gruppe der Arbeiterbewegung eine Verkörperung erhielten, sind wissenschaftlic durch die hervorragen­dsten­­Bertreter der Arbeiterflosse und praktisch duch die Ereignisse widerlegt worden. In Belgien und Italien hat sie deshalb ein toller Um­­schwung in der Agitationsweise der Arbeiter vollzogen und an in Frankreich ist die soziale Bewegung in ein neues Stadium getreten, indem man nach dem Bei­­spiele Deutschlands und Oesterreich zur Organisation einer selbständigen Arbeiterpartei schreitet. Im deutschen Reiche haben die legten Wahlen das bedeutende Wachsthum der Arbeiterbewegung ziffer­­mäßig konstatirt. Vergeblich sucht man diese Thatsache die an­chuch die Vermehrung der Arbeiter-Organe und eine Reihe anderer Erscheinungen bekräftigt wird, abzuschwächen. Die wirtscchaftliche Krise, deren Verlauf auf unserer Seite schon vor einem Jahrzehnt mit der Bemerkung vorhergesagt wurde, „sie werde der Bour­­geoisie Dialektif einpaufen,“ hat thatsächlich im Lager der herrschenden Klassen eine Revolution in den Meder­­zeugungen hervorgerufen. Als nach den Erschütterungen der großen franzö­­sischen Revolution der soziale Inhalt­­ derselben eine bleibende Errungenschaft geworden war­ und die b­e­rühmte Koalition als Wiederherstelerin und Schülerin der „Ordnung“ auftrat, da wurde Rußland die Rührer­­rolle zuerkannt. Heute, wo der mit der französischen Revolution eingeleitete Zeitabschnitt im Ablaufen begriffen ist, se­hen wir aber bald Rußland im V­ordergrunde des euro­­päischen Völkerkonzerts stehen. Das chauvinistische Stanfred­ träumt von der Allianz mit Rußland und dieser Traum erlaubt es nicht dem deutschen Empire, die auf dem gemeinsamen Haffe gegen die Revolution baff­te, schon zur Zeit der Heiligen Allianz bewährte Freundschaft mit Rußland zu vernachlässigen. Im Beis­ein mit Italien und den slavischen Stämmen Oester­­reichs wird Deutschland daher die österreiche Neutralität unterjrügen. Wir können mit Ruhe der Abwiclung des Dra­­mad entgegensehen, dessen Schlußart fr vieleicht dem­ nächst Schon vor den Augen der Welt entrollen wird. Wir vertreten feine Sonder-Interessen, feine Priviles­gien, wir vertreten die Sache der Menschheit. Die jenige Epoche des Niedergangs ist an ihrem Ausgangs­punkte angelangt. Die Krankheit des gesellscaftlichen Organismus hat einen Grad erreicht, der unmittelbar zur Katastrophe führen muß. Wirtsch­aftliche Stodung in Permanenz, steigendes Massen-Elend, Demoralisation, Haltlosigkeit und Verzweiflung, epidemisches Auftreten von Gelbstmorden und schauderhaften Verbrechen, so lautet die Signatur­ der Zeit und alled died inmitten einer maßlosen Verblendung, welche jede ernste Kritik als Anmakung, Schmerzsihrei und Entrüstung, jedes en nach einer anderen Aenderung für utoposiisch erklärt. Aber mit der Gewißheit, mit welcher die Fluth der Ebbe folgt, naht eine Periode des wirklichen Auf­schwungs, wo der Verzweiflungsschrei der Bedrohten nicht ungehört verhalten wird, wo vie­l Wölfer wieder freudig bewegt zu einem neuen sittlichen Ideale empor­ bliden und die Auferstehung der verjüngten Menschheit feiern werden. Mit einer hochwichtigen Eingabe des Herrn Re­präsentanten Dr. Schreiner wurden die Debatten der ziemlich start besuchten und wie gewöhnlich vom Herrn Bürgermeister, fin. Rath Kurcz eröffneten ©eigung begonnen. Der betreffende schriftliche Antrag des Herrn Dr. Schreiner ging dahin, daß Die schon wiederholt angeregte, aber immer wieder fallen gelassene Angelegenheit des Nathbhausbaues in unserer Stadt, neuerdings im ernstliche Verhandlung gezogen werde. Die Baufälligkeit de gegenwärtigen Rathhaused sei evident, die Stadt Oedenburg sollte einen ihrem Range angemessenen Neubau je eher in Angriff nehmen, denn zumal gegenwärtig sei die Eni« von dem Baue günstig, die erforderlichen Geldaufnahmen ziemlich leicht zu bewerfstelligen und, was die Hauptr­­adge ist, der allgemeinen Geschäftsnoth könnte durch joldy' eine, so vielen Dentschen verdienst er hg Unter­­­­nehmung wenigstens einigermaßen abgeholfen werden. Diese Eingabe trug vielseitige Ichhafte Elsenrufe dem Herrn Antragsteller ein, welcher die Aufstellung Kommunal-Reitung. Aus der Generalversammlung des löbl. hierftädt. Munizipalausschuses vom 4. April 1877, einer Speziellen Commission für den gedachten Ratha bausbau empfahl. Troß der von dem größten Theile der Versammlung erhaltenen Zustimmung konnte aber dennoch vorläufig auf eine nähere Berathung dieses Gegenstandes nicht eingegangen werden, weil laut Sta­­tut derlei Anträge von so bedeutender Tragweite stets 24 Stunden vor dem Zusammentritt der Generalver­­sammlung angemeldet werden müssen, um sie noch im Sigungsprogramm aufnehmen zu können. 8 wurde Jonady beschlossen diesen, der größten Beachtung würdie gen Gegenstand in der nächsten Sigung des Munis­zipalausschusses in meritorische Verhandlung zu ziehen. Mit obiger Angelegenheit im Zusammenhange brachte man eine Zuschrift des löblichen Verwaltungs­­ausschusses, laut welcher zu einer höchst nothwendigen­­ Verbesserung des gegenwärtigen desolaten Zustandes der städtischen Gefängnisloyalitäten aufgefordert wurde. In der That sollen die Gefängniszellen­­ auf das kläglichste beschaffen sein. Der Magistrat wurde demnach angewiesen, vorderhand wenigstens die gründ­­liche Reinigung und Lüftung dieser ofalitäten zu ver­­anlassen. Laut einer Rundmachung der Ofner Berghaupt­­mannschaft wird die hiesige Commune davon verstän­­digt, daß auf Unruhen Seiner Durklandt dem Herrn Fürsten Nikolaus Echterházy am 7. Mai 1877 in Riging eine Verhandlung wegen der vom Herrn Bürsten dort beabsichtigten Eröffnung eines Soplenwerfes stattfinden werde. Da die Kommune Dedenburg (als nächster Nachbar) bei gedachter Verhandlung,­­ fuf welche die Verleihung eines Grubenterrains angestrebt wird, zur Intervention berufen ist, so wird sie eingelas­sen ihre Vertreter dahin zu entsenden. Die Versamme­lung wählte hierzu den Herrn Stadtfisial Josef G­eb­­hardt, dann den Herrn Forstmeister Robert Scherf­fel, den Herrn städtischen Ingenieur August Hase­nauer und den Repräsentanten Herrn Dr. Karl Kebler, endlich wurde allc besschlossen den Herrn Brennberger Bergverwalter Josef Hamberger zur Theilnahme an der in Nede stehenden Kommission eine zuladen. Es­ wurde sonach das Pizitationd-Protokoll über das Ergebniß der Verpachtung der Jagd und Fischerei am städtischen Seegrunde vorgelegt. Die Versamme­lung nahm mit großer Befriedigung das überaus gün­­stige Resultat zur Kenntnis. Während nämlich bei einer früheren Verhandlung nur 90 fl. Pachtk­illing per Jahr angebot­en worden sind, welchen Anboth der Munizipalausschuß damals aber nicht genehmigte, hat d­iesmal der Herr Andreas Ehr aus Mohacd dad Pactobjet gegen 500 fl. jährlich, auf drei Jahre er­­standen. Der Herr Präsident der Naabs Regulierungsgeselle : Schaft Graf Geza Batthbyány wendet sich mittelst eines schriftlichen Besuches an die hiesige Commune, die bittend dem briefbezüglichen Reservefond beitreten zu wollen, indem die Beträge für die beregten Arbeiten so spärlich einfließen, daß nicht nur nicht weiter gebaut werden­­fönne, sondern sogar das bereits Hergestellte dem Beifall entgegen zu geben droht. Der Munizis palausichuß leitete diesen Art an die Finanz- und S Kon­­trollsjeftion zur Begutachtung und Antragstellung. In Solge­schriftli vorgelegter Entscheidung des Herrn Stadthauptmanne de Glozer (als Gewerbebe­­hörde erster Instanz) wird dem hiesigen bürgerlichen Seifensieder, Herrn Karl Kummert die Ausübung seines­ Gewerbes in der „heiligen Geistgasse Nr. 1“ gestattet. Dagegen erhob sich nun einiger Widerspruc, man wendete mit Recht ein, hab eine Seifenfabrikation in der Nähe bewohnter Häuser für die Nachbarn, des widerlichen Geruches wegen, ebenso lästig, all im all­­gemeinen auch gesundheitsschädlich wäre, indem Die ganze Atmosphäre auf einen ziemlich großen Umkreis geradezu Dadurch verpestet wird. Man sucht in allen Städten, wo auf Neinh­efeit und Sanität gesehen wird, derlei Gewerbe, welche einen penetranten Geruch verbreiten, außerhalb des Weichbildes dieser Städte zu verweilen und selbst hier haben die drei im unserer Stadt ihr Gewerbe treibenden bürgerlichen Seifensieder die Talgschmelzung außerhalb der Stadt bislang vor­­nehmen müssen. Nun, weil Herr Kummert aus dem Konsortium getreten ist und die Laune gefaßt hat, den ihm erforderlichen Zalg im eigenen Hause schmelzen zu lassen, nun soll ein Theil der Bürgerschaft unter der mephitiischen Ausdünstung seiner Seifenfabrikation leiden. In diesem Sinne sprach auch der Herr Bürgermeister, als Vertreter der Commune, und forderte, das Hr. Ku­m­­mert nach wie vor angewiesen werde, die Talgschmelzung außerhalb der Stadt bewirken zu lassen. Die Ver­sammlung entschied es jedoch mit Stimmenmehrheit dahin diess als nicht zu appelliren. Nun folgten erst die Programmgegenstände und zwar : Ein Erlab des F. ung. Gultus- und Unterrichtd- Ministeriums, in Angelegenheit der nachgesuchten Ab­­änderung der Lehrstunden an der hiesigen königlichen Staats-Oberrealschule, nebst Vorlage des hierauf bezugt habenden Gutachtens der Unterrichts- Section. Der Lehrkörper der Oberrealsschule stellte nämlich das Verlangen, daß nur Vormittagd unterrichtet werden sol und zwar im Winter von 8—1 Uhr und im Sommer von 7—12 Uhr. Der Herr Minister für Kultus­ und Unterricht richtete nun die Frage an die Commune ob old’ eine Stundeneintheilung den hiesi­­gen Totalverhältnissen entspreche oder nicht, welche Frage laut Gutachten der Unterrichtsression verneint wor­den ist und worüber dem Herrn Minister berichtet wer­­den wird. Einfach zur Kenntnis genommen wird der Erlas bed­ien­­ung­ Ministeriums des Innern mit ,welchem die Amtliche Meittheilung gemacht wird, daß zur teuer junge Mädchen stieß einen Schrei des Entjeßens aus, und drühte jenen an ihre Brut, den sie liebte. Bald fachte sie Muth, da «6 doch ihr Vater war, der vor ihr stand. Ihre erste Bewegung war, dab sie sich ihm um den Hald warf. — „Meine Tochter !“ sagte er mit lauter Stimme: „ich hörte alles, denn ich war hier verborgen. Don dies­­em Zuge an, bist du Iuft ins Braut, in kurzer Zeit aber schon seine Frau.“ Dies jagend neigte er verwirrt den Kopf zu Bo­­den, und ein Seufzer entwand in seiner Brust. — „Denije!“ rief er. Das junge Mädchen lief zu ihm, und beide wein­­ten vor Schmerz und Freude. — ‚Mein Kind, sagte der Wilddieb, wiederhole es mir nochmals, daß du mir verziehen.* „Da — mein Vater, und ic liebe Sie aus vol­­lem Herzen,“ rief Denise voller Freude. — „Umarmen Sie mich auch mein Zuttin, und verzeihen Sie mir auf verzeihen Sie mir, denn ich war ein Narr. Mein Kind behorchend, und Ihr scher ned Gespräch belauschend, gelang ich zu­ menseligem Beistande.* Hernach Führe er Denise und Justin. — „Ach meine Kinder,” sagte der Alte, im Traume wär’ er mir nicht eingefallen, daß ich nach so viel Uns glüh, welches mir daß menschliche Fühlen, Verstand, Hoffnung, Muth und Kraft raubte, noch je glühlich, wie ich ed jegt bin, sein soll.* Und jet betrat er die Schwelle der Haufe, rechts von Iustin und links von Denise geführt. Evrtfejaa nolgtx « .

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