Oedenburger Zeitung, 1877. April (Jahrgang 10, nr. 39-51)

1877-04-08 / nr. 42

Sonntag,8.April 1877. Eedenburgerzei.­­vormals „Wedenburger Nachrichten‘“. Organfürz politischgen der Industrie und Landwirtt­schaft dann für sociake Interessen Motiv­»Dem Fortschritt zanhk’—Bedeückten zur Wehr’—Der Wahrheit einwi­sse.« Das Blatt erfeint jeden Mittwoch, Freitag u. Sonntag- FPränumerations-Preise, Sür Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 Fl. 50 kr., Bierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Sür Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Bierteljährig 3 fl. Alte für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme v.Inseraten, BPränumerations- u. Insertions:­gebühren sind an die Redaction portofrei einzusenden. I­X. Jahlgang. Redaktion: Administration, Verlag, Expedition: Grabenfunde Nr. 121. [Hotel „Rose“ Nr.19, 2. Stock. Einzelne Nummern Kosten MED Kreuzer. Nr. AR. überhaupt. I Inserate vermitteln: die Herren Hanfenstein , Basler Baltfishhgasse 10, Wien, p. A. Oppelit, I. Stus­benpartei 2, Wien, Heinr. Schale, 1. Singerstrasse 8, Wien. 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Alle Blätter, fast ohne jegliche Ausnahme beschäf­­tigt sest vorgestern der Rücktritt des „eisernen Kanzlers“, des kaiserlich deutschen Premiers Fürsten Bismarc. Man kann si leicht vorstellen, welche Sensation ein Ereigniß von jo imenfer Tragweite für den Weltfrier­den nicht nur im deutschen Neic­e, sondern im ganz Europa­ hervorrufen mußte. Man war im politischen Kreisen au förmlich starr vor Erstaunen und fast möchten wir sagen: Bestürzung als die Berliner Kochoffiziöre „Provinziale Korrespondenz“ in beglaubigt­­ster Form wie folgt schrieb: „Der Reichskanzler, dessen Gjundheit in Folge der Anstrengungen und aufreibenden Thätigkeit in der legten Zeit von Neuem schwer angegriffen wurde, gab dem Kaiser seinen dringenden Wunsch zu erkennen, von seiner amtlichen Stel­lung im Reiche und Preußen entbunden zu werden. Obwohl eine endgültige Beschlußnahme des Kair jerd no nicht vorliegt, darf doch als wahrscheinlich gelten, daß dem Heid­ekanzler ein längerer Ur­laub unter volständiger Entbindung von aller Betheiligung an den Beschäf­­ten ertheilt wird, demzufolge die volle Ver­­tretung desselben, einerseits für die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten, andererseits für die Ober­­leitung der inneren Reicheangelegenheiten zugleich in deren Zusammenhänge, mit der preußischen Staatsres­gierung, geordnet wird. Der­­­eichekanzler wird si voraussichtlich baldigst nach Lauenburg begeben. Das»­selbe Blatt bestätigt, daß der Kaiser am 24. April dem Jubiläum dem Großherzog von Baden beiwohnen werde.* Aus Obigem geht hervor, daß Fürst Bismarc vor der Hand zwar noch nicht gänzlich beseitignt aber, daß er aus dem Sreije seines so hochwichtigen MWirkend für längere Zeit entfernt werde. Die Frage seines Wiedereintrittes in sein früheres Amt ist mithin eine bip jet mod offene und hängt innig mit der Ur­­sache des Enthebungsgesuches zusammen. Wenn er wahr ist, wo von verschiedenen Seiten gemeldet wird, daß Fürst Bichard jegt oder vor drei Monaten dur den Konflikt mit dem Marineminister Storch, für den der Kaiser Wilhelm Parther ergriff, getranft wurde und aus Merger darüber seine Entlassung gegeben, dann ist allerdings die Beurlaubung nur die Einlei­­tung zur Pensionirung. Denn die maßgebendste Pers­­önlichkeit am preußischen Hofe ist jedenfalls ebenso balsstarrig und unbeugsam wie Fürst Biömard­el ber. Sit es aber wirklich nur Kränklichkeit, was den Blut und Eisenmann aus dem Amt treibt, dann kann er wieder gesund werden und wieder die Bürde der Neid­kfanzlerschaft übernehmen. Wir fürchten indeß es gelang einer gewissen Schwarzen (!) Parthei am Hofe zu Berlin den Mann, dem Preußen seine ganze heutige imponirende Größe zu danken hat, für immer von einer Höhe hins abzustürzen und er sei für alle Zeiten­­ ge­fallen! Klarer jedoch nochh­ald die Mrsachen des Falles, liegen die Folgen des Schrittes zu Tage. Soweit sich die­ Zukunft überbliden läßt, wird zwar Alles, einige Zeit wenigstens, Alles beim Alten bleiben, Deutschland wird auf dem Wege seiner Entwickklung nicht stehen bleiben und dab D diese von Außen nit gestört werde, dafür sorge nach wie vor die Armee. Etwas Anderes wäre es allerdings, wenn sich das Ges­­ücht bewahrheiten sollte daß Bismarc aus Per­druß darüber, daß der Berliner Hof gegen seinen Wil­­len eine kräftigere Unterftügung der rufes fi­hen Politik in der Orientfrage be­schlossen habe, seine­ Demission gegeben. Dann würde der Nachtritt des Kanzlers, eine Verschiebung in der Stellung der Mächte zu Ruhland bedeuten, welche die Möglichkeit eines loyalisirten Krieges nahezu auschließt. Aber auch in dem entgegenlegten — wie wir glauben wahrsceinlicheren — Falle, wenn nämlich die­­ Kanzlerkrise außer jedem Zusammenhang mit der Orientfrage steht, bedeutet der Urlaub des Fürsten Bit­­mard noch nicht den Frieden. Die englischen Blätter, welche auf diesem Ereigniß ihre Friedenszuversicht bas fi­en, haben auf Sand gebaut. Deutschland hat zu wie­­derholten Malen feierlich erklärt, dab­ei in den russisch" türkischen Krieg niemals thätig eingreifen wird. Nun ist aber Bismarc, der der Träger dieser Idee war, weg und nun liegen andere Tendenzen in dem Ber­­eiche der Möglichkeit, dann jedoch ist der Rücktritt des preussischen Kanzlers auch für und Ungarn von schwerwiegender Bedeutung, denn das kaum halbwegs gebannte Kriegsgespenst taucht dann wieder vor unsern Augen auf und die will und natürlich ganz und gar nicht­s gefallen! Als eventuelle Nachfolger Bismarc’s nennt man viele Namen, am meisten schwankt die Hofpar­­thei zwischen Neuß und Moltke, auch der Prinz Hohenlohe ist in Frage genommen. Wer aber auch immer kommen möge, ein Bismard­ ist es feined« falls, denn derlei Größen erzeugt ihr Jahrhundert nur Eine Auch die Börse ist sehr aufgeregt über Bi­s­mards N­üchtritt und inmpft schlimme Befürchtungen für die Ruhe Europa’s daran. Ungarische Blätter: „Pl“ — „P. I" u.f.w sehen ebenfalls in der Demission Bismard’s fatale Anwartschaften, deren bedrohlicher Charakter immer nä­­her an uns heranrüht. So viel steht fest: Bismard’s Politif wird bis heute Deutschland der orientalischen Frage gegenüber die strengste Neutralität an, welche Jeuilleton. Die Liebesabenteuer der schönen Denise. Aus dem Französischen von Alexander Fräntl. (Fortlegung.) As er die Thüre seiner Hütte öffnete, und selche leer fand, da blieb er wie vernichtet stehen. Er befand si in einem Zustande von stumpfsinniger Geistesver­­wirrung, der fast eine totale Geistesabwesenheit genannt werden konnte ; er zeigte weder Werger, noch Zorn. Seit diesem Tag unterlag er dem Schmerze, nichts vermochte mehr sein Leiden zu lindern. „Nun denn, sagte er betrübt, si gegen den Ort neigend, wo seine Tochter lag, bier an diesem Orte, welchen ihr Blut färbte, „hier will ich sterben.” Den ganzen Tag und die ganze Nacht verschloß er sich in seiner Hütte, und betete. Endlich gelangte er wieder zu­m Verstand, ging den nächsten Morgen aus, um seine Tochter entweder lebend, oder wenigstend ihre Leiche zu finden. Am Abend kehrte er zurück, ohne aber auch nur die ger­­ingste Entdeckung gemacht zu haben. Lange, lange suchte er vergebens, und er war schon der Verzweiflung nahe, als er das Schloß de Mercy erbliche, ohne seine Tochter gefunden zu haben (denn das Schloß lag Ihn am Ende des Waldes.) Hier bemächtigte sich feiner ein Gefühl, das ihn nicht vom Schloffe weichen ließ; und ein geheimes Ete was sagte ihm, daß er seine Tochter hier finden wird. Geräuschlos näherte er sich dem Schloffe, und ver­­barg ei in einem Gebüsc­e, das in der Nähe des Schlosses war, und wo er alles deutlich sehen, und hören konnte. Er wollte Denise nochmal ihren Ber­­ührer entreißen. ' Plöglich hielt der Wilddieb inne, seine Tochter am Hofe erblidend. Seife ging sie, gefragt am Arme Zuftins, träumte der unglückliche Vater nicht? — * = ® Denise war no bleich, aber troßdem sah sie besser aus. It die Zeit der Wunder wo nicht vorüber ? Der Alte bezähmte seine Aufregung und horchte: — „Nicht wahr meine Liebe, sagte Zuftin, „du fühlst di schon besser, und schon der erste Spazier­­gang scheint dir wohl zu thum 2" „Sa­h mein Yuftin, ich fühle es, daß die Wunde­n zu heilen beginnt und daß in mich neues Leben am." — „Du liebst mich wo immer nicht wahr... . 2“ ‚Ah Zuftin tagtäglich mehr, deine Liebe ist es ja, die mich errettet. Ich liebe meinen Vater aus vollem Herzen; an seiner Seite bracht’ ich doch meine Jugend­­jahre zu; seitdem ich von ihm getrennt bin, wäre ich schon gestorben, wenn du nicht neben mir wärest, und mir alle Kopffiffen gedient hättest, wenn du mich mein Geliebter hier nicht verfolgt, und geheilt hättest.“ „An diesem glaube ich heilig; denn du siehst ja, daß ich mehr Kraft habe, als früher. Webrigens lieb’ ich dich, und dad Schon gibt mir Kraft". — „Ad thenere Denise !" — ‚Ich liebe dich, sieh mie Eindish ich bin; doch am deiner Seite weiß ich von nichts anderen zu sprechen, ald von der Liebe, die ich für dich hege.” — „Wir werden und von nun an nimmermehr verlassen“. „Nein“, sagte er, „nimmer”.. Der Wilddieb verlor­ von diesem Gespräche sein einziges Wort, denn er war ganz Ohr. Sept wußte er erst, wem er ed zu verdanken hat, daß er Denije no lebend traf, jegt wußte er, daß er sie vom Tode errettete ; daß er ed war, den er so lange verachtend verfolgte, und all das überlegend, murmelte er: ‚Alt wie ungerecht war ich.“ und wo immer horchte er aufmerksam. Er hörte den aufrichtigen, den Harften, Feurcheften und den vornehmsten, Ausdruch der Liebe; er hörte Worte, die ihm bis seht unbekannt waren, und eine Nede, die er noch nie gehört. Der Unglückliche glich einem Steuermanne,der das Erste mal in ein unbekanntes Paradies eindrang. Nach und nach kam in ihn ein neues Leben, sein Herz zitterte,er erhob sich und hatte endlichs das menschliche fühlen kennengelernt.Sein Herz schlug heftiger,er war äußerst aufgeregt,man würde sagen, er wäre aus einem langen und schmerzvollen Schlafe und einer langen Betäubung erwacht.Sein Kopf glühte,er fühlte­ es,daß sein Blut in seinen Adern viel wärmer floß. Indessen horchte er aber mit der­ größten Auf­merksamkeit. „Aber mein Vater, mein Vater !“ sagte Denise, „denkst du nicht an ihn? — Yustin.“ — „Ich vergeffe ihn nicht, meine Theuere“ — „Glaubt du etwa, daß ich ohne ihn leben könnte? Er hat mich ja erzogen, er war mein Wohl­­thäter, der mir stete so liebevoll zugethan war; das wäre Undankbarkeit, ich aber kann ihn nicht verlassen, denn neben ihm wär’ ich noch glücklicher.“ — „Denise”, antwortete der junge Mann, indem er dem jungen Mädigen einen Kuß auf die Lippen drücte, „wenn dein Vater und seine Einwilligung das an gäbe, wäre er glücklich mit und. Wenn Du schon hergestellt, und etwas stärker sein wirft, so wollen wir zu ihm gehen, und ihn bitten, „er möge unsere Heirath bewilligen.“ « Die Aufregung des Wilddiebes verdoppelte si. — „Da jo wollen wir ed thun,­ antwortete Der nife, „und wenn er sehen wird, wie wir einander lies­ben, glaube ich nicht, daß er ed und abschlagen können wird. Ach! hätte er und gehört; er ließ sich nicht lange bitten.® « In diesem Augenblick erheilte sich das Gebüsch, und vor Denise und Justin erschien ein Mann.Das­­­­­ame s «

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