Oedenburger Zeitung, 1877. Dezember (Jahrgang 10, nr. 145-156)

1877-12-02 / nr. 145

dann?dann zerplat wie eine Seifenblase die mit so pomphafter Zuversicht in die Welt geblasene Ver­­kündigung,daß ohne Oesterreich-Ungarns Aus­stimmung keine endgültige Gestaltung der Dinge im Süden des Reiches vor sich gehen könne(?)und wenn dieser Fall denn doch eingetreten sein wird,dann allerdings kann man sich auf einen»panslavis­­chen«Hexensabbath gefaßt machen,dann wird Russ­land wieder das große Wort in Europa führen,Oester­­reich-Ungarn aber schon demüthig schweigen müssen.Ja, ja!das ist unser Los,sobald d­ einmal gefallen sein wird das Troja der Osmanlis. Kommunal-Zeitung. Aus der General-Versammlung des Löblichen hier­­städtischen Munizipal-Ausschusses vom 28. Novem­­ber­ 1877. Der Herr Bürgermeister, königl., Rath Kurcz, als Vorsigender, eröffnete den diesmal zahlreich erschie­­nenen Herren Repräsentanten mündlich, daß der Vorans­chlag des städtischen Budgets für das Jahr 1878 be­­reits vollendet sei und das betreffende Operat zehn Tage lang im städt. Kammeramte zur Einsichtenahme aufgelegt werden wird. Mit Hinweis auf die außerordentlichen Ausstat­­tungstosten, welche der hierortigen Theaterleitung die bevorstehende Vorführung der neuesten Operette: „Prinz Methusalem* von Johann Straus verursacht, wird der hiesige Herr Theater-Direktor Em. Raul bittlich, zu den ersten drei V­orstellungen der genannten No­­vität, das ist am 1., 2. und 3. December, die Preise so weit erhöhen zu dürfen, wie das in derartigen Fäl­­len hier üblich ist. Die Generale­versammlung ge­währte das vorliegende Ansucen. Meber Antrag der Communal» Waldkommission wird genehmigt, daß der von früher hier angestellt ge­wesene städt. Sorftadjunft, Herr Gzibulkia, welcher aus dem Grunde ausgetreten war, um seiner Militäre Dienstpflicht, dur Ablegung des Sreimilligen-FJahres Genüge zu leiten, wieder als städt. Neiner-Adjunkt, jedoch vorläufig auf ein Probejahr eingefegt werde. Meiner Bitte der Frau Magistratsrathe-Witwe Kr­er­no werden derselben drei Klafter hartes Büttelholz zum Gran­d-Bezuge zugestanden. Der nächste Punkt des Programmes betraf den Erlaß deö­ hohen F. ung. Ministeriumd des Innern in Angelegenheit des beschlossenen Grundverlaufes an Frau Franziska Bauer und Michael Kreiß, wegen nach­maliger Verhandlung und individueller Abstim­­mung. &3 wurde nämlich als dieser OBerlauf seiner Zeit einstimmig beschlossen worden war, die für Ber­laufsfälle von Gejege vorgeschriebene namentliche Abstimmung unterlassen und geschah die mit Hinblick auf die, damals einhelig erfolgte Zustimmung. Im Sinne des obigen Erlasses, mußte aber nun dennoch der Beihlu durch Namensaufruf erneuert werden und wird, da wiederum die löbliche Repräsentanz in den fraglichen Verkauf willigte, dieses Resultat öffentlich fundgemacht und dann bis nach Ablauf von 30 Zagen Zedermann dagegen apeliren. In ganz gleicher Weise mußte auch in Befolgung des hohen Erlases des Königl. ung. Ministeriums­, in Angelegenheit des von Seite der Sommune beabsichtigten Anlaufes des dem Heren Gott»­lieb Bauer gehörigen Wah­schaders, vorgegangen wer­­den und kann man in legterem Falle, zehn Tage nach erfolgter Kundmachung, dagegen apelliren. Der Herr Borfigende ließ hierauf die ungarische Mederlegung des französischen Danfschreibens verlesen, welches der türkische Herr General-Consul zu Budapest, für Medersendung der hier gesammelten 1500 fl. (für die fürfischen Verwundeten) an unsern Herrn Bürger­meister gerichtet hat. Obiger Betrag wurde mittelst einer dem Herrn städt­ ersten Bicenotär v. Szigethy, ebenfalls in französischer Sprache verfaßten Zuschrift an den Herrn General­ Gonful geleitet und lautet dessen Erwiderung im Originale wie folgt: „Monsieur le Maire! J’ai eu l’honneur de recevoir la lettre que Vous avez bien voulu m’adresser au nom de la congregation generale de Votre ville pour me transmettre la somme de 1500 Florins, produit d’une collecte faite par Vos soine en faveur des blesses et emigres victimes de la guerre. En Vous presentant & cette occassion mes plus vifs r&merciments, je Vous prie d’etre aupres de Vos coneitoyens |’ interprete de ma profonde reconnaissance. Veuillez agr&er Monsieur le maire l’assurancee de ma consideration tres distingue. Le consul general Halil m. p.“ In Folge Amtlichen Berichtes der Raab-Regulie­rung­ und Neusiedler-See-Entwässerungs-Commission werden die Herren ftädt. Filial Josef Gebhardt und Stadtingenieur August Hasenauer zu der in obiger Angelegenheit am 11. December in Raab abzu­­haltenden Sigung mit der Weisung deligirt, für Aufs­tehthaltung der Regulirungsarbeiten zu stimmen. In Anbetracht, dab der Antrag der Sicherheits- Section, wegen Genehmigung einer dem soich­en Munis­zipalausschuß zur Annahme vorgelegten Beuer­eihordnung und Einführung der Pflicht­­feuerwehr in Oedenburg, mehrere prinzipielle Nechte­­fragen enthält, deren Entscheidung vom juridischen Standpunkt erfolgen muß, wurde der Gegenstand vor­läufig der politischen und Nechtesection zur Begutache­tung und­ Antragstellung zugewiesen. Genehmiget wurden­­ hierauf der Antrag der Fie­nanze und­ Controld-Section, wegen Einführung eines ‚neuen Zarifed für feinere Spaldungnießungen und der Antrag derselben, über das Gesuch des städtischen Leh­­rers Heren - Ferdinand Maurer, um Anweisung der ersten. Duinquenn als Zulage. Ein weiterer Antrag derselben wegen Einführung von Legitimationsscheinen, bei Auszahlung der Arbeis­terlöhne wurde in den Wirkungskreis des Magistrates, als eine interne Administration d­e Angelegenheit, ges­wiesen. Endlich ist­ man dahin schlüßig geworden,­­ über das eingereichte Gesuch des Diurnisten Herrn Großmann, um Erhöhung des­ üblichen Diurnums, abweislich zu entscheiden.­­ Wegen­ vorgerückter Abendstunde Fronnte die am Programm­ gestandene und vorzunehmen gewesene Wahl des aus 12 Mitgliedern bestehenden Central Wahl-Aus­­schusses, auf die Dauer von 3 Jahren (Mitglieder des­selben können nur nur Repräsentanten ,­ sondern auch einfache Wähler sein) nicht mehr vollzogen werden, sondern wird­ das R Resultat des Skrutiniums erst in der nächsten Sipung bekannt gemacht. Zu ger dachtem­­ Skrutinium sind die Herren­repräsentanten Garl Christan Bergmann und d­ef von Reichenhaller ermittirt worden und sind zu­folge Resignation des Heren Dr. Karl Töppler, bekamntlich a) ein Mit­glied des Berifications-Ausschußes, b) ein Mitglied des Sandidation­s-Ausschußes, c) ein Mitglied des Verwal­­tungs-Ausschußes, d) ein Mitglied der Ausgleichs-Kom­­mission, in Betreff der fath. Schulen und Regelung der Patronatd-Verhältnisse zu­ wählen. BEENDEN Seufzend, weinend irrte Giovanni dur die Nacht. Di­ versagte ihm die Kraft zum Weitergehen,­­ so tief hatte ihn sein Unglück erschüttert. Endlich befand er sich in seiner Bedoutung. Selbe war die Rumpelfanmer eines Milchmeiers. Erschöpft warf er sie auf das morsde Strohlager und ents­lief. , Der Morgensonne erste Strahlen wedten ihn und seine Leiden. Er s­chritt hinaus aus seiner düstern Zelle und richtete das thränenfeuc­hte Auge gen Himmel. Bald schien es ihm auch, als ob leise Zrosted- Hänge ihn ummehren und des entschlafenen Vaters legte Worte: „wie Unglück selbst in Gottes Hand zum Segen werde," bauchten neuen Muth in seine Seele. « Jehr durchfuhrer ihn wie ein Blitz.Ergriff in feine Rocktasche.——­—»Wenn die drei Nummern­­-solliches wagen—-zehn Kreuzer sind mein ganzes Vermögen—wenn es so im Gottes Rathschluß läge­—wenn des grausamen Mannes That mein Glück begründen-sein Spott mit zum Entzücken werden sollte!« Giovanni kämpfte einen­ furchtbaren Kampf.— Endlich entschloß er sich­ ging in die Lotterie und fegte die Nummern. Fünf Tage muhte er ausharren — fümmerlich fristete er sein Leben — überlegte, was zu thun, wenn das Leute verloren — verzweifelte und hoffte. — Da — er glaubte, sich selbst mißtrauen zu müssen — — er las und biebte — auf der schwarzen Tafel vorm Lottogewölbe — standen unter den gezogenen Nummern — die feinen! Er hatte gewonnen. Sein Streben ging nun dahin, den Glaces nicht unwürdig zu sein. Einen Theil des Gewinnfres fhicte er alsbald seiner Mutter zu. Das Hebrige verwandte er für seinen Handel. Durch Äußerste Sparsamkeit und regiten Eifer vermehrte er sein Eigenthum — später trat er in eines Kaufmanns Somptoir und nach dreißig Jahren war Giovanni­­ einer der reichsten Handelsherren der Stadt. Nie vergaß er seiner armen Verwandten. Jährlich feierte er den Tag des Unglücd, das der Grundstein seines Glüced gewesen und erreichte an der Seite eines treuen Weibes, im Kreise trefflicher Kinder ein boheß, heiteres Alter. Dem wüsten Robert ist er minder gut ergangen. Das große Vermögen, welches ihm sein bald darnach verstorbener Diater hinterlieh, dauerte nur wenig Jahre aus. Ein fiecher Bettler, zog er durch die Straßen, verhöhnt von Senen, die ihn einst zum Gott erhoben und mit sich selbst im Innersten zerfallen. Zulegt ging seine Spur verloren und Niemand weiß, wo er geendet. ENGENENSDRPRREEENEEENENEBNSTERNERESEENBEEEEREEREEE Lofales. * Im Finanzmini­sterium sind mehrere Ernennungen und Avancements von höheren Beamten in Aussicht, welche zu Neujahr publizirt werden. Es werden einige Sektionsrathd- und Sekretärs-Stellen, sowie auch, durch die den Tod,des Ministerialab­es Andres anpry erledigte Stelle neubefegt. * Unerfreulich für Eisenbahnbeamte. Der Herr Ef­­ung. Kommunikationsminister hat bei sämntiichen unserer, im Genisse einer Staatsgas­tanttie stehenden Bahnen alle neuerlichen Ernen­­nungen und jedes Apvancement insolange ein­gestellt, als die mit Nächstem im benannten Mini­­sterium zu beginnenden Verhandlungen in Betreff der Reorganisirung, respektive Festelleung des Personal-Stans ded, nicht beendigt sein werden. * Dad hiefige löbl. Stadth­auptmann­­amterläßt nachstehende Kundmachung- Womit die Befiger von Hunden im Sinne de­­m­ 10-ten November 1867, unter 3. 2197 verlautbaren Beschlußes der diesstädtischen General-Versammlung aufgefordert werden, ihre Hunde behufs B Versteuerung für das Jahr 1878 — biß 3teten Dezember d. h. beim Stadthauptmannamte eintragen zu lassen, und für dann im städt. Kammeramte gegen Erlag der Zahren­­gebühr von 2 fl. DO. W. die neue Schugmarfe für das­ Jahr 1878 um so gewißer zu lösen, weil Derjenige, der bei der so im Laufe dieses Monats behördlich vor­­zunehmenden Hunde­konscription einen Hund verheim­­lichen, oder anzumelden unterlassen würde, mit dem ee Betrage der Jahiesgebühr bestraft werden wird. * Zur Berbetterung der Straffen­beleuchtung. Wir haben in diesen Blättern schon einmal über die unzureichende Straffenbeleuchtung nächst der biesigen Bahnstation der „Raab-Dedenburg-Abens­further Bahn“ Slage geführt, ohne daß deshalb von Seite dieser Bahngesellshaft bis jegt irgend eine Ab­­hilfe getroffen worden wäre ; — im Gegentheile ! die frage iche Straffe­ift des Nachts jegt noch gefährlicher zu passieren, als je. — Auf der Strecke vom Bahnmwächter- Gebäude, außerhalb der Neu­schule bi zum Stations­­plag, in einer Länge von über 100 Starter befinden sich bloß 2, jagen zwei Petroleums S Kandelaber, wovon der eine den Eingang der Strasse, der zweite in unmittel­­barer Nähe das betreffende Stationsgebäude zu erhellen bestimmt ist. Was dazwischen liegt, ist aber in eine egyptische Pfiasterniß gehüll. Bekanntlich geht täglich schon um 6 Uhr Früh (im Winter also, noch zur Zeit der Dämmerung) ein Variagierzug von hier nach Raab ab, und um 9 Uhr Abends kommt ein Zug von Naab hier an, da es aber um diese Zeit natürlich shhon wieder ganz dunkel ist, und nicht alle Passagiere die 10 fr. zur Omnibusfahrt ernschwingen künnen oder wollen, so wandern die Fußgeher mit großer Mengstlichkeit den weiten, finftern Weg entlang, neben melden hart die Fahrtstrasfe führt, und also die­ Gefahr des Heberfahrenwerdens nahe liegt. Zu dieser Uns­­icherheit gefehlt fi­nody der fatale Umstand, dab auf dem bezeichneten schmalen Gehwege eine unzählige Menge von Schotter und Sandprismen aufgeschichtet fi befinden, die ebenfalls die Dunkelheit dem Auge der Passanten verbirgt und worüber er mithin leicht straucheln und si verlegen kann. Wir stellen daher das Ansuhen an die löbliche „Raab-Dedenburg- Ebenfurther Bahngesellschaft, sie möge in der Station Dedenburg eine bessere Strassenbeleuch­tung eintreten lassen, da er der Würde gedachter Ge­­meinchaft angemessen erscheinen dürfte, den zweiten Hauptstationsplag dieser Bahn: Dedenburg, so ein­­zurichten, daß sich die Passagiere, welche Abendzüge be­nügen, meiigstend nicht der Gefahr auch gegen den Hald zu brechen. * Aus Dedenburgs Kunfttreifen. Die am vorigen Donnerstag abgehaltene Soirde des hiesigen Vereines „für ungarische Literatur und Kunst“ hat abermals einen glänzenden Erfolg errungen. Sämmtlie Piegen wurden rauschend applaus dirt, die Musikstüme (allerliebste Etüden von Chopin, und Schubert’­ „Ave Maria“ für Violine, Harmonium und Klavier, erstere vom Herrn Dr. Zul. Mayer, legteres von den Herren Kalman­end, Su. Kayy und ©. Arnbold mit­ bewundernö werther Präzision­­ vorgetragen) mußten wiederholt werden. Der­ Meine Gasinosaal war wieder ganz voll; besonders zahlreich war unsere schöne Damenwelt vertreten. Die Gallerie nahmen die vorzüglicheren Schüler der hiesigen höheren Schulen und der beiden Erziehungsinstitute ein,­­ wel­chen bie durch Gelegenheit geboten wird, Geist und­ Herz auszubilden, Anstand und Sitte in seiner Gesellschaft zu lernen, und si angenehme Erinnerungen für ihre reiferen Jahre zu sammeln. So wie der Bereinspräses, von dem diese Idee der Einladung ausgegangen, als auch die resp. Schulvorstände, welche derselben bereits willig zugestimmt haben, verdienen hiefür die wärmste Anerkennung von Seite der Eltern, deren Söhnen schon frühzeitig das Nügliche mit dem Angenehmen zu ver­binden gelehrt, und sie dadurch von vielem unnügen und s­chädlichen Zeitvertreib abgehalten werden. * Ehre wem Ehre gebührt! Durch Un­achtsamkeit bei Benügung des Theaterzettels hat ficy in unserem legten Bühnenreferate ein und sehr unliebsa­­mer Irrthum eingesclichen. Wir haben nämlich in der „Hafemann’s Töchter" betreffenden Recension die Regie­führung des Herrn Rösgen, in der falsschen Vorauss­­egung gelobt, daß Herrn Nösgen das Verdienst der­­

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