Oedenburger Zeitung, 1878. Januar (Jahrgang 11, nr. 1-13)

1878-01-02 / nr. 1

winden,er wird gesund werden an Geist und eele«für nothwendig hält·Wir unterlassen es vorläufig«in und mit dieser intellektuellen Erstarkung wird and indiad auch die materielle Wohlfahrt ghen.« Das wünschen wir heute an der Schivelle ein eineen Jahres,da nun hinter uns liegt das erstesses, der Kosten des Unterhaltes des Einzelnen steht,genau zentrum der Wiedergeburt, erwogen wird, bevor man Beichlüffe facht, welche nicht im Stande sind, den des Sirupes Bedürftigen wirklich zu Iringen, wohl aber im Stande sein könnten, die Allgemeinheit empfindlich zu bedrohen. Wir sind der Ansicht, daß die goldene Mittelstraße immer und über­­all der beste Weg ist, und so könnten wir uns auch nur mit mäßigen Schußzöllen bd mäßigen Kon« jumtionszöllen befreunden. Mäßigkeit! Wien, am 30. December 18 In der Mähigk­eit liegt die Wohlfahrt,­­ wer mäßig in seinen Ansprüchen oft, darf natürlich­ eher hoffen dieselben erfüll zu sehen und die Selbstbe­­schränkung, die Genügsamk­eit macht reich und glückic. Diese alte Moral geht aus einem Artikel der „Morgen­­post“ hervor, worin dieselbe den Standpunkt beleuchtet, welchen Ungarn, d. h. die ungarische Regierung in der Frage des autonomen Zolltarifes einnimmt. Seitdem — so schreibt nämlich genanntes Blatt — sich der Ausgleichsausschub des österreichischen Ab­ge­ordnetenhauses damit beschäftigt hat, in die Ditaile des Zolltarifes einzugehen, seitdem er insbesonder­er orbitanten Finanzzölle verwerfen zu m­üsen geglaubt, begegnen wir beinahe Tag für Tag in­ den Spalten der offiziösen Blätter der Drohung, das der von Oesterreich für seine Produktion gewünschte Schuß nur dann gewährt werden künne, wenn man die von Ungarn geforderten Finanzzölle bewillige. Nun ist aber auch in den legten Tagen der ungarische Minister­ Prä­­sident in bhödst eigener Person in den ungarischen Zoll. Ausschuß hinabgestiegen und hat zum Benfter hinaus versichert, daß es ohne Finanzzölle keine Schußzölle gebe, daß heißt, daß ein Zolltarif, in welchem böhten Industriezzöle Aufnahme gefunden habe Binanzzölle jedoch nicht, in den Ländern der Suifans­­tzone nie Gefegenkraft erlangen dürfe. Ungefährd der Thatladye, dab der öfterrei Ausgleich-Ausflug die Erhöhung des Einfuhlzolles auf Kaffee und die Greifung des Petroleumzolles be­­reits abgelehnt hat, könnte die kategorische Erklärung Ziszas die industrielle Bevölkerung Detterreiche immerhin mit einiger Besorgniß erfüllen. Allein­ man darf nicht vergessen, daßs das Beharren auf Prinji seineswegs zu den starken Seiten des ungarischen Premiers zählt, und es ist [hon and diesem ] unsere feste Meberzeugung, daß der autome­t wenn auch nicht in der Form, im welcher er ab­ den Berathungen des Ausgleich-Ausschusses des österreichi­­schen Abgeordnetenhauses hervorgehen dürfte. sowohl diesseits wie jenseits der Leitha Gefepenstatt erlangen wird. Der Defterreicher wird sich eben nothgedrungen seinen Morgen und Yaufen­ Kaffee und seine Nacht­lampe etwas vertheuern lassen müssen, während der­ Sohn der Pußta seinen billigen Slibowig und Weir­auch weiter zu sich nimmt, und der Zigeuner das schlägt im Scheine des Mondes, dessen Licht bie der Gebührenbemessung von Seite der Finanzminister noch nicht unterzogen worden ist. Der liebliche des Wortes „Sompromiß" wird wieder an unser Ohr tönen und im Princip und auf dem Papier wir) Ales lichtet in friedlichster und freundschaftlichster Speise­rei ein. Der Babrikant wird feinen Schugzoll, sein Ar­beiter den Kaffee und Petroleumgoll begrüßen die tote Hand gibt, nimmt die linke wieder das ist nun einmal bei uns nit anders. Er fragt si nur, zu wessen Gunsten am Ende die Bilanz schließt. Wir sind allerdings duchdrungen von der Nothb­endig­­keit, der Industrie einen mäßigen Schug zu Theil wer­den zu lassen, allein es fragt N doc, ob der ficht genommene Schuß, der im Grunde genommen auch nichts Anderes ist, als eine imdirekte Besüeterung wie man der ganzen Bevölkerung aufzubürden gesonnen ft und «.der Donsumenten,jene neuen Opfer aufwiegt, die Erörterung­­ dieser Frage näher einzugehen, halten es indessen geradezu für umerläglich, das das Wahre Scheinlichkeitverhältnis, in welchen die Steigerung des Unternehmer und Arbeitergewinnes zu der Erhöhung ganze Hoffnung in das Gelingen seiner Operation sep­­ten — abzuschlagen.­ Er übernahm denn an die Führung und bald waren die Buriden mit Knüttel, Pistolen, Flinten und anderen Vertheidigungswerkzeugen verliehen und­ wende­ten si zu Buße dem großen nahen Walde zu, begleitet von den inbrünftigen Gebeten der Ortsbewohner. Der Waldweg war schmal und schlecht,­­so daßs das Beisammenbleiben der Männer unmöglich­ wurde; sie konnten nur einzeln mit Mühe den Weg paskiren. Endli waren sie in den Wald so weit vorgedrungen, daß auch der Bußpfad sein Ende erreichte, und Sandor ließ seine Leute warten, um allein einen pafierbaren Weg ausfindig zu machen. Er gieng % gut er eben konnte, immer Vorwärts, als ihm plöglich ein donnerndes „Halt“ zugeruf Im selben Momente hatten ihm auc­h feste Aime zu Boden geworfen, die Waffen abgenom­­men, die Hände wurden ihm gefesselt, eine Binde vor die Augen gelegt, und unter Androhung augenblldli­­chen Eischiehens jeder Fluchtversuch oder Hilferuf ver­­boten. Sein Muth half hier nichts, er mußte ei nach kurzer Gegenwehr ergeben. „Siehe auf* sagte Einer barsch­h und folge uns.“ ‚(Fortlegung folgt­) er Lokales. * Schritte zur Herstellung des Fri­dens werden nun energisch von Seite der englis­chen Regierung beim russischen Hofe unternommen. Die hohe Pforte hat nämlich das britiscche Kabinet ersucht die Mediation in die Hand zu nehmen und England hat sofort diesem Gesuche Folge gegeben, indem es sehr ernstliche Vorstellungen nach P­es­tersburg gelangen ließ. Die Sprache, welche hierbei Großbritannien führt, läßt vorauslegen, dab England, bei etwa ungünstiger Aufnahme seiner Propositionen (vorläufig soi ein Warenstilstand die Friedens­­unterh­andlungen erleichtern) selbst bis zur Kriegs­entschlossenheit gestimmt ist, und so sehen wir denn heute die Orientfrise auf den Punkt, wo sie ent­­weder tat verlöschen oder in einen europäischen Konflikt ausarten muß. Indem England die Frie­­densaktion in die Hand nimmt, engagiert e 8 sich viel­leicht nicht zweifellos für die Türkei, aber ganz ent­­schieden gegen Rußland. In der beregten Interven­­tion liegt ein frittischer Moment von ganz außerordent­­licher Bedeutung. Wird man in Petersburg geneigt sein, auf eine Friedensverhandlung einzugehen, in welc­her England die leitende Rolle spielt? Wird die rufe fn­he Regierung sich auf den bloßen Appell Englands hin der ungeheuren Bortheile begeben wollen, welche sie in gleicher Weise aus ihren militärischen Erfolgen, wie aus der Passivität oder gar der­ Zustimmung der übrigen Mächte geschöpft? Man würde die Mähigung und vielleicht auch die Nüchternheit der russischen Pol­­itit übertragen, solte man diese Fragen einfach beja­­hen, und so dürft er und wahrscheinlicher, dab @ng«­lands Vermittlung eher zur Steigerung als zur Beilegung der Krise führen wird. Und doch ist wenigstens die Möglichkeit eines friedlichen Erfolges der englischen Aktion nicht außges­­­chlossen. Das it, wenn Oesterreich-Ungarn in der englischen Initiative anschließt. * Für Befiger von Ostbahnak­ten r« produziren wir folgende Kundmachung des hohen Königl­­ing. Finanzministeriums: „Mit Rücksicht auf S. 3 des mit der ungarischen Ostbahn-Aktien-Bejelcshaft abge­schlossenen und in dem ©.A. IV. 1876 inartifulirten Vertrages, laut welchem die Aktien unter Last der Ber­­ährung bis Ende des Jahres 1877 zur Einlösung zu präsentiren sind, werden die Befiger von eventuell noch im Umlauf befindlichen ungarischen Ostbahn- Aktien wiederholt aufgefordert, ihre Aktien an den, in der vorjährigen Kundmachung vom 26. Dezember genann­­ten Einlösungsorten umso sicherer zu präsentiren, da sonst alle­ ihre weiteren Ansprüche erlöschen.* * Der Silber-Agio-Zuschlag wurde von der General-Inspektion für Eisenbahnen und Schiff­fahrt pro Jänner 1878 mit 6 p&t. festgeiegt. * Neuer Ausbruch der Viehfeude. Das hohe Königl. ung. Ministerium für Acerbau, Han­­del und Gewerbe hat in Folge der im Hernalier Ber zirte Niederösterreichs neuerlich ausgebrochenen Rin­­derseuce, jub. Zahl 26457 I. Fr. an die­­ Komitate Preßburg, Oedenburg und Wieselburg die folgende telegraphische Verordnung gerichtet: Sernäh erhaltener Berständigung ist in der Ge­­meinde Herwald in Niederösterreich die Rinderpest aus« gebrochen; ed bat demnach die Sub Zahl 19902 be»­züglich der Grenzsperre erlassene Verordnung, neuer­­dings ihrem ganzen Umfange nach sofort, ins Leben zu treten. * Die Oedenburger Sparcassa ist in der Lage, wegen großer Geldzuflüsse, deren Plack­ung heutzutage erschwert ist, vom Beginne dieses Jahres an­ gefangen, eine Herabminderung des Zinsruches, für neue Beldeinlagen eintreten zu lassen , wogegen die bis zum legten December des verfloffenen Jahres (1877) zer­machten Einlagen nach wie vor mit 6 °, verzinst wer­­den. Die näheren Bestimmungen wolle man aus der im Imiperatentheile der heutigen Nummer enthaltenen „Kundmachung“ des Direktionsrathes der Spare Cafja entnehmen. * Das Leichenbegängnis de am Donnerstag entschlafenen Stadtrepräsentanten Hrn. Fer­­dinand Braum gestalte ji zu einem wahrhaft p­o­m­­pösen Zuge. Der löbliche hiesige Magistrat, die städt. Repräsentant, der evangelische Lehrkörper, eine Deputa­­tion vom Wusshuffe der Deden­burger Sparcaffa, der Männergesangverein „Liederfrang“ mit der Bereind­­fahne, die Herren evang. Gymnasial- und Normalk­urs Professoren, Vertreter der hierortigen Humanitätsvereine, die evang. Schul. und Waisenfinder, endlich die Pfründ­­ner des städt. Versorgungshauses und eine stattliche Reihe sonstiger Leidtragender aus allen Ständen, bilden # ten das legte Ohrengeleite des hochachtbaren Greises, der eine Zierde der Oedenburger Bürgerschaft, ein eifri­­ger Gönner und Protestor aller gemeinnügigen Bestrer­strebungen und ein mildherziger Wohlthäter der Armen war. Zahllose, prachtvolle Kränze bedecten den Sarg wie unter einem Blumenhügel und hatte derem einen, die hiesige Stadt» Repräsentang ihrem unvergeblichen Mitgliede gewidmet, die übrigen rührten theild von der Familie des Dahingeschiedenen, theild von seinen zahl« reichen Verehrer und dem „Liederklange“ her. « Die General-Versammlung des ‚„Oedenburger Veteranenvereines“ vom vorigen Sonne­tag war Seitens der ordentlichen Mitglieder gut bed­ruht und hatten sich auch mehrere Ehrenmitglieder ein­ .­ Zum Vizepräsidenten des Vereines wurde Fr­­erdinand Pachhofer gewählt. In den andern Fragen, melde Gegenstand der Verhandlung bildeten und mehr interne Vereinsverhältnisse zu präctiiren bestimmt sind wurde ebenfalls nach kurzer Debatte die angestrebte Einigung erzielt. «­­«Die Saison der Fußkünstler istji in schönsten Btüthe.Schon seit dem ersten Stockenf hender Wassek zu einem Diespiegel hat der gestif Zanz auf dem stählernen Kothurne, genannt: „Hr" in hiesiger Schwimmschule begonnen und die 1 & Mitglieder des Oedenburger „Eislaufverein“ (wir wen natürlich die Damen) ziehen unwi­derstehlich­e stärkere Hälfte dieser Sportbefließenen (die Herr­ an, so dag man si alltäglich Tendenzvous auf der gu­­ten, zum pfeilschnellen Dahinfliegen so einladenden he gibt und ein buntes Gewimmel entsteht, das­­ den des Schittschuhlaufens Unkundigen sehr zu­­ geeignet ist. Der Eissport hat in der That seine B „ techtigung, denn es gibt — ganz abgesehen von hiermit verbundenen Unterhaltung — seine Leibesübu welche dem Einzelnen so viel Gelegenheit böte, in der Jahreszeit, wo die Bewegung im Freien vielfach bek­annt ist, mit einem sehr geringen Kostenaufwande ih der Kraft, Geschich­­eit und edlen Anstand here­vorzuthun und zugleich seiner Gesundheit wesentlich zu dienen. Die Reize der Wintersaison sind indes mit dem zierlichen Evolutionen auf eisiger Fläche no­ch uit erschöpft. Sept erst beginnt die eigentliche Saison für jene Hereschaften, die in der Grazie ihrer Küße, in der Gewandtheit und eleganz ihrer Bewegungen ihrer Triumpf suchen, die fohlenbeflügelnde, luftige Garne­valszeit beginnt, der Choreographie werden Weihe­opfer dargebracht. Ein wonniges Beben geht bereit­­auch die Ballcoben und unsere Damen fühlen je ein menschlich’ Rühren in den Füden. Wenige Ta­noch, und die Zanzparkett werden unter den kleinen­­ Büschen ächzen, die in froher Luft über dasselbe dahin­­­fliegen. Und wie lange sich heuer unsere Schönen des Genußes erfreuen würden, armen Männerherzen im hellstrahlenden Ballsaale F­allstriche vermittelst ihrer Ans­muth, ihren Geist und den Glanz ihrer Balltoiletten, zu legen! Denn das Jahr 1878 bringt den längsten Sashing vom ganzen Jahrhundert. Glüclich jene, denen der Srohsinn und die Mittel gegeben sind, ihn doch tanzen zu können! Es muß zu den schönsten Erinnerungen eines jeden Brauenherzend gehören und noch die Matrone wird davon erzählen, daß sie den längsten Karneval im 19. Jahrhundert mitgemacht, und neidisch werden selbst die Enkelinnen in der Wiege zu ihr aufbliden ! ? Und erst jene, für welche dieser Babhing ein doppeltes Erinnerungszeichen bilden wird. Die dabei ihr Die werden ihn um so weniger vergessen ! Herz verlieren und einen Krauring dafür finden werden ! Neun lange Wochen sol im Jahre 1878 der Karneval dauern. Neun lange Wochen wird der tolle Prinz sein Scepter schwingen um alle die nach der Frende sazenden zu beglühen. Welche Maffe von Tanz toben, welcher Aufwand von Tanzordnungen, welche Unzahl von Csärdajen und Walzern sollen da­vonjus mirt werden. Kein Traum, und wäre er der frühnste, könnte das auszählen, keine Phantasie, und wäre je die überschwänglichste, könnte das im Bilde ausmalen ! Eine unübersehbar lange Kette von Tangparfeis entrollt fi vor dem Auge der Sehenden ; Cimboraljo's von Balltrophäen, verlorene Blumen, zerrissene Spigen thürmen fie vor demselben auf. Und neun lange Woc­hen wird die Welt von ZTangmufii widerhallen, die Welt, die fi die ganze Zeit nur nach ihren Rythmen im Kreise bewegen wird. "Marktverlegung. Der Gemeinde Murat Szsombat (Dlung) Oifenburger Komitates, wurde gestattet statt des am 6. Dezember entfallenen Jahre­marktes, am 7. Jänner 1878 einen Eriagmarkt abhal­­ten zu dürfen. “Die Christbaum-Feier im hiesigen Armen-Versorgungshause. Wie alle Jahre‘ wurde auch heuer der Christtag in soleiner Weise im Armen » Versorgungshause gefeiert. — Nachdem sich sämmt die Pfründner um 4 Uhr Nachmittag im Arbeits­saale versammelt hatten, wo auf einem großen Zi die reichen Spenden so vieler Wohlthäter bei einem prachtvollen Christbaume vereinigt waren, hielt der Präfeb der Anstalt eine, der hohen eier dieses Zagreb ange­­­messene Ansprache an die Pfründner dieser Anstalt, welche mit Rührung dieselbe anhörten. — Hierauf wurde zur Bertheilung der Spenden ges­chritten und es war erhebend zu sehen, mit welcher Freude diese armen, alten Leute die ihnen gewidmeten | I — REN. ° -4 . * ;

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