Oedenburger Zeitung, 1878. Mai (Jahrgang 11, nr. 52-65)

1878-05-01 / nr. 52

-·i di _ZI. Jabrgang. _ Mittwoch, 1. Mai 1878. Hedenbn Das Blatt erscheint jeden M­ittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preife: Hr Boca: Ganzjährig 9 f., Halbjährig 4 fl. 50 fr., er a PM en 1 « e ür Auswärts: Sensikberg 12 f., Halbjährig 6 fl., terteljägrig 3 HM. Alle für das Blatt bestimm­ten Sendungen, mit Ausnahme von Intferaten, Brünmueratione­ u. Infertiond­­sebitgren und an die Nednction portofrei einzusenden. (Vormals „Hedenburger Nachrichten“.) er Bil Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interessen überhaupt: Motto: „Dem Bortschritt zur Ehr? — Betrachten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.* Redaktion : Administration, Derlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 124. |Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stock, Einzelne Nummern Torten MED Kreuzer. RETTET RETTEN SEELE­nserate vermitteln­ die Herren Hansenstein,­­ Vogler, Wall­­i­s­er 1. Grub a affe 10, Wien, Budapest. #. Oppe­­npartıei 2, en. Heinrich Schaler, 1. Singerstraffe 8, Wir. Infertions-Hebüpr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Peritgeile els celusive der Stempelgebühr von 30 Er.­­Auskünfte in allen Nichtungen werden bereitwiligk ertheilt, in Die entfesselte Kriegslhnp der. Dedenburg, din 30. April 1878. Die legten Depeichen bestätigen in offizieller Weise, was und duch Privat-Mittheilungen über Die Theilnahme regulärer türfischer Truppen an der mohamedanischen Infurrention schon seit zwei Tagen zugekommen ist. Offenkundig liegt er da und wird auch freimüthig eingestanden, daß ein höherer Offizier des türfischen Seraskierats, auf Andrängen der rufsischen Kriegsleitung, den Auftrag erhielt, die nicht offiziell Krieg gegen Rusland führenden Truppen, im Namen des Sultans zum Niederlegen der Waffen aufz­­ufordern. Wie aufrichtig diese Ordre gemeint ist, das muß allerdings dahin gestellt bleiben, denn fhwer hält x8 im legten Augenblicke erst bändigen zu wollen die entfesselte Kriegshyder. Jedenfals gewinnt der Aufstand, an nach den heutigen Nachrichten des „P. 8.“ wieder so kolossal an Umfang, daß die Russen sich bereits gendm­igt siehen, auch Armenien Truppen nach Rumelien hinüber zu schaffen. Eiserne Männer fahren rings um sie her aus dem Boden heraus und wohin si die Truppen des Grafen wenden, stoßen sie auf Konflikte. Soeben wird von einem neuerlichen, sehr ernsten Zusammenstoß mit dem Festungskommandan­­ten von Shumla Meldung erstattet, weil Krpterer den­­ Ginlaß begehrenden, russischen Befaßungstruppen die Aufnahme­ verweigerte. Ueber diesen Zwischenfall geht den Blättern näm­­lich folgende, telegraphische Mittheilung zu:­­„Us am legten Freitag, 26. April, über Anord­­nung des Generals Wanowski der kaiserliche Flü­­geladjutant Th­ermeteff, begleitet von einer ziem­­lich starken Kavallerie-Bedeckung, von Rasgrad abgehend, vor dem detachhirten Fort Strandza bei Schumla ans­langte, wurde er dur einen Avischuß zum Halten ge­­bracht­­ und er mußte auch bald erfahren, dab die Bes­itung den Rufsen unnahbar sei. Es erschien ein Kaval­­lerie-Regiment mit zahlreichen berittenen Sc­erkerten als Borhut, das ihn auf Ummegen bis unter die Kas­nonen des Nordwerfes von Belonit «stortirte, wo seine Begleitung unter starker Bededung nächst dem dortigen Zaaritdan zurückblieb und der russishe Stabsoffizier mit verbundenen Augen in den Kanal de Komman­­danten von Schumla geführt wurde. Der Befehlshaber Sazly Palıa eröffnete dem N­uffen, daß bis zu die­­sen Zage seine wie immer geartete Drdre behufs Räu­­mung der Seitung eingetroffen sei,­und daß Alles, so auch ein Park von 300 Gebhngen der Festungsartillerie, si auf dem alten Plage befinde. Eine Besichtigung der Festung könne er, der Kommandant, nicht zulassen, auch müsse er mittheilen, daß die eventuelle Räumung der befestigten Stadt, wenn wirklich ein Befehl dazu eintreffen sollte, wenigstens vierzehn Tage in Anspruch nehmen würde. Am Samstag führte Flügeladjutant Tihermetefs unverrichteter Sache zu seinem­­ Trup­­penkörper zurück.“ Das Ales zeigt denn doc­h unzweideutig von der Sprungbereitschaft der entfesselten Kriegsbyder. Dem Tenor der heute von allen Seiten uns zu­ fommenden Nachrichten paßt ji denn au harmonisch die im offiziösen Ton gegebene Meldung des Bu­­dapester „Ellener“ an, dab die österreichiscru me­­garische Mobilisirung in die Reihe der „nahe bevorstehenden Eventualitäten getreten­ei, daß ferner ein Theil der rumänischen Armee durch die russis­che Ossupation sich bereits dicht an die si­ebenbür­­gische Grenze gedrängt jede —, woran­fi dann..noch eine Gzernowiger Privats Depeiche: schließt, welche als­­ bestimmt zur Kenntnis bringt, daß die Generals Direk­­tion dee Lemberg. &zernoviger Bahn die T österreichischen Baggond — nicht mehr auf die rumänische Linie übertreten läs­st, s­ondern dann an der Grenze umgefliegen und umgeladen werden muß. Man besorgt also offenbar Er­­eignisse, in Folge deren die Waggons in Rumänien zu­­rückbehalten werden könnten als willkommene Beute der entfesselten Kriegshyder. Endlicy, und das rechtfertigt ebenfalls unsere Be­­sorgnisse, sind auch die Spalten der englischen Blätter sämmt sich vor von Meldungen über Kriegs­vorbereitu­ngen des Kabinetes. Der „Standard“ namentlich­­ berichtet : „Das Kriegdamt trifft umfassende Vorkehrungen für die sofortige Absendung großer Duantitäten von Schrapnel-Granaten nach dem mittels­tändischen Meere uls eine Spezialzufuhr für den Ge­brauch der Flotte an­­ dieser Station. Die Regierung hat Uniformen für etwa 10.000 Mann der lottenr­er­serve bestellt. In Woolvic erwartet man, ‚daß je­des Infanterie-Regiment in Kurzem auf seine volle­ Kriegsstätte von 1090 Mann­­ gebracht werden wird, und zwar tbheils durch die Armees$reserven, thrils durch thä«­tiges. Neurefeutiren. Zur Niederführung des 6000 Mann starken indischen Truppens Stontingentes hat die indische Regierung im Gangen 13 Dampfer und 12 Segelschiffe bereits segeltüchtig gemacht. &8 zweifelt in Großbritan­nien, Niemand mehr an dem blutigen Zusammenstoße zwischen England und Ruhland und alle Ausgleichhvere juche dürften scheitern an der lange unterdrücken, nune mehr, aber nicht mehr zurück zu dammenden Wuth, der entfesselten Kriegshyder. Der Wapst Leo XII. Hat gesprocen. &8 ist erfreulich was Seine Heiligkeit der Papst in dessen Encyclica zum Anspruch bringt. Wir­ sagen erfreulich, denn es geht ein Zug der­ Vers­­öhnung, der Milde und der A­nnäherungen, an­ die Anshnungen ‚unserer, modernen Zeit und ihrer intellek­­tuellen­ Bedürfniße, dur diese päpstliche Kundgebung. Allerdings, au & eo XIII. fordert Gläubigkeit, Unterwür­­­figkeit, unter die Sagungen der heiligen Kirche, Schug und Förderung der katholischen Interessen, aber solches zu verlangen ist von k­einem Standpunkte aus Pflicht. Berner protestirt au­er, gegen­ die Kostrennung , der weltlichen, Herrschaft vom­ päpstlichen Stuhle, welche Herrschaft allein dem Pontificate­ die Freiheit und Unabhängigkeit sicherte. Kann man jedoch füglich ers­tarten, daß der Statthalter Christi nicht für die mögliche, größte Machentfaltung des Kirchenstaates eintrete­n , würdiger Priester Gottes ist, ernst,­ aber ohne Leidens­­chaft, gebietend, aber maßvoll, seine gerechten Ansprüce, wahrend, aber ‚nie und nirgends siberschreitend. Er ere­fennt die Tragweite der Herrschaft des­ Zeitgeistes und trägt ihr, billig Rechnung., 5.00­2 an os. Das „N. BP. DB“ schreibt: Chat. vieleicht, viele gegeben,die erwarteten, eo XIII werde die seinem Vorgänger entrisfene weltliche „Herrschaft, des Pontifikates stilichweigend übergeben, und so den Mo- Was und Seine Heiligkeit eröffnet beweist, daß er ein, Seuileton. Berrätherischer Glanz. Eine alte Seihichte wie­se täglich auf's Neue passiren ann. (Bortregung.) Ei, ei, erwiderte der Mann, das ist do recht traurig, ist mir’d doc, als ob mein eigenes Kind Fran wär — Mutter weißt Du was, geh bin, — thu’s Gott zu lieb, und dem Herrn Rudolf — eine fremde Hand läßt ihn vielleicht verderben und sterben. — 3a, aber die Kinder. — Mutter, hob das älteste Mädchen an, für bie werde ich sehen sorgen, aber wachen Sie nur, daß der gute Herr nicht stirbt, und die Kinder hingen sich an den Tad der Mutter, und baten, die Mutter möge den Heren nicht sterben lassen, der ihnen den Zehner und die Bilder schenkte. Nührendes Bild eines dankbaren Herzens ! Nun, so will ich denn gehen in Gottes Namen ; aber betet fleißig daheim, daß Gott au­f ein Gedeihen dazu gebe. — Die Kinder versprachen es, und die Mutter be­sprengte die Kinder beim Fortgehen mit Weihwasser aus dem Meinen Kessel neben der Thüre, und ficy selbst, drüdte ihrem Manne die Hand, und nachdem sie alle Kinder geküßt hatte, ging sie hinaus, und zu Rudolf.­­ Der aber lag, und wußte nichts von dem, was um ihn vorging, sein eilt war irre, er lag in Fieber träumen. Die Schneideröfrau wartete und pflegte ihn fur vierzehn Tage unermüdet, sie sah während dieser Zeit nur einige Male ihre Kinder, aber sie war dennoch so willig, so unermüdet, al ob sie niemand daheim hätte, und sie — Nudolf genab. — Sobald sein Leben außer Gefahr war, verließ ihn auch seine Wärterin, und fehrte heim in ihre Stube, die erbärmlic­h war, aber doch ihr lieb war, denn ihre Mann und ihre Kinder bewohnten sie. — Sie waren an bessere Tage gewohnt, Krankheit und Unglücksfälle hatten bewirkt, daß sie vor einigen Monaten Schulden halber gepfändet worden; die beiden Gatten murrten nicht, sie arbeiteten thätig, und hofften sich wieder empor zu helfen. Ach, wie mancher Vater arbeitet so die Gesundheit seines Leibes, oder die Kraft seines Geistes hinweg von einem Tage und von einem Jahre zum andern!­­— und er ist doc hart, in all diesem Jammer seinen Kroft zu besigen, als das Bewußtsein, unverschuldet zu darben, seine Freude, ald das Lieblosen eines sterbenden Kindes, dad dadurch sich irgend einen Lederbissen erschmeicheln möchte, den seine Erzeuger ihm leider nicht zu geben vermögen —­ (Drittes Kapitel.) "Pauline hatte Rudolf verkauft,­­ verrathen. Sie hatte in dem Hause, das sie bewohnte, öfter einen Mann aus und eingehen gesehen, der ihre Aufe­merksamkeit­ auf fi zog. Er war groß, schlanf, und­ hatte ein hübisches, einnehmendes Aeußere — leider, daß­ sein Charakter zu seinem Gesichte gerade den Gegentug bildete. Pauline war dur das Unglück nicht geläutert worden — sie hatte noch nit die ganze Wucht ded­­selben gefühlt, die Tage der Noth hatten zu jurge, Zeit gedauert, «8 ging mit ihrer Seele wie­ mit Stahlfedern, werden sie lang und star beschwert, so schnellen sie nicht mehr in die Höhe, nach einem leichten Druck schwingen sie nur noch stärker. Dieser Mann war Gatte. Pauline wußte es Anfangs nicht. Der Schöne, elegante Mann gefiel ihr, und sie war immer am Fenster, wenn er sichte­bar wurde. Derlei Dinge werden leicht, und glei bee­merkt ; vom Sehen kam es zum Grüßen, vom Grüßen zum Sprechen, vom Sprechen zur Leidenschaft, sie­ ward undankbar und treulos, und sie umgarnte den Mann, und fesselte ihn, und ließ ihm nicht mehr loß ; er raffte Geld und Gut zusammen, und ging mit ihr auf und davon. Dir finden Paulinen in Paris nieder. Wir wollen ihr auf ihrer Laufbahn nicht Schritt für Schritt folgen — genug, wenn wir sagen, hab. ihr Verführer durch seine Berachwendung nach Verlauf von acht Fahren tuinirt, und von Gewissenebiffen gefoltert, physisch und moralisch zu Grunde gegangen, im­ Lazarethe starb, und Pauline jammt­ ihrer Tochter, die damals elf Jahre zählte, in einer­ ‚Auberst - traurigen Lage zurückließ. Pauline arbeitete mit,ihrer Tocter,­ und­ leistete fümmerlich ihr Leben. So vergingen vier Sabre, Sie

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