Oedenburger Zeitung, 1878. August (Jahrgang 11, nr. 92-104)

1878-08-02 / nr. 92

war­ eben seit Jahrhunderten Oesterreichs Dienst,Oesters­teichs Mission! Wir haben diesen Dienst bis her ehrlich und treu gethan,der Menschheit zu Deink gethan!Wir werden uns demselben auch in hinkunft nicht entziehem wir schreiten mit der festen Zuversicht an’s Werk,wie biss her unserer Mission gerecht zu werden,als die Pion­iere der Civilisation.­ ­ An der Urne.­­ Wir meinen jene Urne nicht, an der trauernd Hinterbliebene über der Ace eines theueren Zoden weinen, wir meinen im­ Gegentheile jene „Urne”, die bestimmt ist zur Wiege die Lebendigen zu die­nen, der „Lebendigen” den die Nation ficy selber zeugt, kraft des schönsten Bürgerrechtes in konstitutionellen Staaten: ds Wahlrechted; die Urne, von welcher hier die Nede sein sol ist die Wahlurne, von der und nur mehr wenige Tage — zehn im Ganzen — trennen und zu der wir bhintreten sollen, zielbe­wußt und mit besonnenem Ernste. Zehn Tage! eine geringfügige Spanne Zeit im Leben des Einzelnen, um wie viel geringfügiger im Le­­ben einer ganzen Stadtbevölkerung, aber Die je Spanne Zeit, jo unbedeutend sie in ihrer Ausdehnung ist, so ausschlaggebend ist sie für die Zukunft. Trefort oder Helfy, dad sind Namen l­­eerer Schall und nur dad Prinzip, dad durch die Träger dieser Namen vertreten wird, kann hier in Ber­trat gezogen werden. Ein Bisschen mehr, ein Bisschen weniger an Befähigung, an politischer Reife, war viel­­leicht nicht immer, nicht bei jeder Wahl entscheidend für die Zukunft des Baterlandes und der Monarchie. Jedoch heute liegen die Dinge anders. Heute halten wir nicht mehr mitten auf einer, wenn auch dornigen, aber doch unmandelbar vorgezeichneten Heerstraße, — heute sind wir an einem Wendepunkte, an einem Scheidemwege angelangt. Es gilt zu reiten, was noch zu reiten alt, mit Gro­ßsprechereien ist und nicht gedient, mit dem Umsturze des Bestehenden ohne Mittel und Kraft etwas Besseres an seine Stelle zu fegen, erst recht nicht; wir müssen uns vielmehr bestreben einen Mann zum Ver­­treter unserer S Interessen zu erhalten, der — abgesehen von dem redlichen Willen, den wir bei beiden Kandida­­ten vorausiegen — auch die Mac­t hat, so viel als in dem Rahmen der einmal bestehenden Verhältnise zu erlangen ist, für und an wirklich zu erreichen. Die allgemeine innere Landespolitik wird der Der­denburger Deputirte, wenn er au) noch jo gewiegt, noch jo eloquent, ein noc jo begeisterter Patriot ist, kaum in neue Bahnen lenken, denn wir haben einmal ein Provisorium von zehn Jahren und in­ zehn Jahren sind wieder ganz andere Anschauungen als die heutigen maßgebend, so dob vielleicht da­s, was wir heute glüs­hend wünschen, nach Ablauf der von Ausgleichsperiode unsern, inzwischen eingetretenen Interessen jehnurftrads zuwider laufen kann. Was also hätten wir davon, wer­ spräche und heute ein Deputirtens Kandidat, er werde die oder jene ® unterminiren und stürzen, am Ende ha­­ben wir allen Grund dasselbe gewaltsam aufrecht zu halten, was und gegenwärtig werth des Verfalles Scheint. Das „N. P. Volksblatt" — welches wir häufig anzuführen in der Lage sind — ist genau derselben Ansicht, er meint an, daß wir während der nächsten zehn Jahre an der Kräftigung des inneren Wohlstandes zu arbeiten haben. Unsere gegenwärtig so traurigen Ges­chäfteverhältnise müssen gebessert werden, alles andere tritt davor in den Hintergrund. &8 sind in legter Zeit mehr als hundert Reden«­chaftsberichte und Programmreden, Abgeordneter und Kandidaten der Regierungspartei in allen Theilen des Landes gehalten worden und Ale haben unummwunden betont. Der Ausgleich ist mangelhaft, ja­ allein abgeschloßen mußte er dennoch werden, angesichts der leider nicht zu bannen gewesenen Wirren. Wenn aber einmal die Verhältnisse minder ungünstig sein werden, dann können wir nach zehn Jahren an einen günsti­­geren Ausgleich schließen. Bon wen hängt ed nun ab, da­ß die Verhältniße nach zehn Jahren bessere seien? Etwa vom lieben Un­­gargotte allein? Nicht doch. Wir geben gerne zu, daß von seinem Segen sehr viel abhängt, wenn er und den Frieden erhält, wenn er und in den nächsten zehn Jake­ten eine Neihe guter Ernten gibt, — dann ist ja sehr viel geschehen für eine bessere Zukunft. Sehr viel — aber nicht Alles. &8 ist ein altes, aber wahres Spingwort: Hilf Dir selbst, so wird Gott Dir helfen. Wir — das heißt im konstitutionellen Sinne gesprochen — unser Parla­­ment müssen auch dazu thun, müssen uns selber helfen. Unsere Schulen heben, (und wer vermöchte dieß besser, als ein geistvoller, thätiger, erfahrener Unterrichtsmint» fter ?) unsere Zustizpflege regeln, unsere Landwirthsschaft in $ler bringen, unserer Industrie auf die Beine helfen, unseren Kredit festigen, der zivilisirten Welt den Beweis liefern, dab wir in der That ein Staat sind, der in ihren Reihen würdig Plag nehmen darf, — alled das thut sein Herrgott für und, Alles dad müssen wir selber, dad heißt, dur unser Parlament thun. Thun wir ed, das heißt, thut ed unser Parlament, so weit e8 in zehn Jahren eben gethan werden kann, in­­nerhalb der nächsten zehn Jahre nicht, — dann haben wir die jegigen Opfer vergebens gebracht, dann haben wir auf eine bessere, ja selbst ur eine gleich gute Zuk­­unft selber resignirt. Das Parlament aber, welches Alles das fjchyaffen sol, — haben wir zu machen. Brauchen wir mehr zu jagen, um jeden Wahlbür­­ger davon zu überzeugen, daß die diesmalige Parlaments­­wahl eine der wichtigsten ist, welche in diesem Lande wo jemand vollzogen wurde ? &3 war nicht unsere Absicht, oft Gesagtes zu wie­derholen. æ æ genügt, wenn jeder Wahlbürger, der diese Worte erwogen hat, mit dem lebendigen Bemwußtsein zur Wahl geht, daß sein, jederzeit hochmichtiges politisches Recht noch niemald schwerer in die Wagshale fiel, als eben jegt, und­­ hoß gegen Herz und Kopf, meine Augen erweis­terten si, ich jab Mar und helle und mit dem Aus­­ruf: Dear, der Tod, der Tod, stürzte ich auf meinen Freund zu, und zog ihn von dem Plape fort, wo er ge­­standen. Ja, sag mir doch, bist Du verrückt ? Diese Worte Decard brachten mich wieder zur Bes­­innung. Kennst Du Deinen langjährigen Zimmergefährten nicht mehr, diesen armen Plapper dürren Gesellen, der so ruhig und gemüthlich jahraus, jahrein an der Wand lehnt ? fuhr mein Freund fort. Schon jo­mancyem Jahr stand das Todtengerippe an der Stelle, wo es no­c im heutigen Kanes steht, ich be­­merkte es gar nicht mehr und es gal­ mir gerade nur so viel, wie jeder andere Gegenstand meins Arbeitd« immers, da an jenem Tage war ed für mich die Urs­­abe eines wahrhaft entseglichen Schrecens. Damals schämte ich mich meiner aufgeregten, allzu lebhaften Phantasie und wollte sogar darüber lachen, baute Schäme ich mich nicht deshalb, aber ich lache auch nit darüber und muß wieder auf den Saß der Schul«­weißheit zurückkommen. (Bortregung folgt.) TEE TFTRERRUER VER: X ofalese. "Vlerhöhste Spende. Se. Majestät der Stönig hat den dur ein Scadenfeuer beschädigten In» laffen von Bölschke eine Unterftügung im Betrage von 300 fl. zusommen lassen. xy. Lurn-Feuerwehr-Berein. Mor« gen Samstag, den 3. August, Abends 8 Uhr wird in Bruchbauer’8 Saale der übliche Vereinsabend des Oeden­­burger Zurn Feuerwehrs Bereined abgehalten. Derselbe dürfte Diesmal für jedes Vereinsmitglied von besonder­­em Interesse sein, da Herr Feuerwehrkommandant Hösch eingehende Mittheilungen über seine Wahrnehr­mungen und Ohrfahrungen auf dem Feuerwehrtage zu Igl6 machen wird und das für den 11. August geplante Gründungsfest verbunden mit der hundertjährigen Ger­burtstagsfeier des Turnvaters Jahn Gegenstand der Besprechung sein wird. Das Innere der Turnhalle wird bis zum genannten Tage in einem neuen Gewande prangen. Die p. t. Bereindmitglieder werden zu recht zahlreicher Theilnahme hiemit freundlichst eingeladen. "Zur Beier bed Geburtdtage d­er... Hoheit des Erzherzogs Albrecht wird den kommenden Sonntag in Baden bei Wien ein Parkfest gefeiert werden, dessen Reinerträgniß den Mobilisirten von Baden und Umgebung gewidmet ist. *BomWetter 8 ist ein jämmerliches Kapitel, das vom heurigen Wetter, so trostlos wie der wolfengraue Himmel so trostig wie leider die Tempe­­ratur. Der Monat Juli ließ si auch nicht viel günsti­­ger an, als der verregnete Inni. Auch im Juli suchten und böse Tage heim. Weit mehr Megen und fühle Witterung als Sonnenschein und Wärme, dadurch er­­litt auch die Ernte eine Verspätung um einige Wochen und wird an manchen Orten sogar erst fept in Angriff genommen. Ja, noch lagern viele Garben, welcher ihrer Heimführung barren, auf den wasserdurchtränften Feldern. Die Zufuhren von neuen Früchten haben bei uns seit vorigen Freitag begonnen, und es entwickelt si auch eine regere Kaufluft auf kiesigem Plage. Im allge­­meinen war jegt hauptsächlic Weizen und Gerste bloß in mittleren Qualitäten zu finden, sobald aber end­­lich doch einmal günstigere Witterung eintreten sollte, wird man auch zwischen prima Qualitäten eine größere Wahl treffen können. Desonomen berichten und: Die divergirenden Berichte über Qualität und Quantität der einheimischen Ernte und über die Grnteresultate im Allgemeinen halten die Käufer und Verkäufer in Span­­nung und waren daher an die Umlage der vorigen Woche leblod und die Preise nicht besonders verändert. Für den Export zeigen sich Käufer vorerst sehr reservirt, während die Anbote häufiger waren. Leider hat auch der vorige Dienstag und Mittmod und bloß Regen und Sturm gebracht, festerer beschä­­digte viele Bäume der Anlagen vor den Thoren. Der Regen wieder und die Kälte legten ihrerseits dem Ein­­beimsen der Frucht abermals Hindernisse in den Weg. "Noch einmal das sogenannte Manifest“ d­er Nichtwahlberechtigten. In der vorii­gen Nummer brachten wir im knappen Auszuge einen in Budapest erschienenen, leider auch hier, wenn auch nur in wenigen Gremplaren kolportirten „Aufruf“ an die Wahlbürger Ungarns. Wir sind genöthigt auf diesed wo nicht von den Redern eingeführten ! Ihmachvolle Schriftstüd no einmal zurück zu kommen, weil die Absicht, die und bei Abbruch des Auszuges ges leitet hat, vielseitig mißverstanden wurde. Ein Seil uns­­erer geirägten Leser fand nämlich das fragliche „Mas­nifest“ jeder harmlos und konnte sich wit erklären, weßhalb er jeden Bessergesinnten indigniren sollte. Wir haben eben die Stellen, welche die Petroleums­flasche meilenweit riechen lassen, nicht den Abbruchs werth gehalten, weil sie frevelhaft an der geießlichen Ordnung, die in jedem Staate herrschen muß, rütteln­­ und geeignet sind, das sonst so besonnene Bürgertum in unserer Stadt in einer Richtung zu inflammiren, welche — wenn sie eingeschlagen würde — und in die Schweden, der Anarchie, oder der einstigen­­ Pariser „Sommunards“ verlegen müßte. Denn die beregte Pro- Mamation gipfelt im den Worten: „Nieder mit den Privilegien ! — „Nieder mit den Karten “" — „Nie­der mit dem Wahlzensus !" — ,„&6 lebe das Vort !“ Das heißt doc so viel, als rohester Communismus, als Plünderung des Befiged nach Prougthons fruchwürdiger Theorie: „Cigenthum ist Diebstahl“ — und bezwect offenbar nichts anderes als, wenn es sein müßte, in Per­troleum die geiegliche Ordnung zu erlaufen und die Staatsbürger wider einander aufzuhegen. Die Leute, welc­he dieses Pk „Manifest“ herausgegeben und gezeich­­net haben, sind ein verkommener, unzufriedener Deden­­burger Anton Ihrlinger, ein Slientenloser Advok­t Dr. Sigmund Schillag, ein aus Paris verwiesener Petroleur und berüchtigter Umsturgmann Namens Leo Franzel und ein sonst ganz obscuted Subjekt: Alexander Szabo. Sie nennen sich selber „Nichtwahlberechtigte,“ sind also offenbar Leut, die entweder ihre Steuern schuldig blei­­ben, oder zu sehr zum Proletariat gehören, als daß sie überhaupt Steuerträger sein könnten und solche Indi­­viduen, haben die Stine an die ritterliche ungarische Nation „Manifeste (!)“ zu richten. “ Die Singspiel-Gesellschaft des Herrn Kofler produzierte sich vorgestern im Speisesalon des Gasthofes zum „König von Ungarn“ und gestern — Donnerstag — in der Börsenhalle unjes res Lafino’8 gegen 30 kr. Entree. Das Publikum bil­­dete größtentheils Herren Offiziere und Mitglieder der ersteren Bürgerstaften Oedenburgs und im Allgemeinen war man von den Leistungen der Sänger und Sängerin­­nen vollständig befriedigt. Das Programm der Vorträge ist reichhaltig, amüsant und hält sie durcwegs in den Schranfen des Unstandes und zuläßiger Pikanterie ; dabei sind die Gesellschaftsmitglieder unermüdlich im Vortragen, so daß nur sehr kurze und wenige Intervalle zwischen den einzelnen Gesfangspiecen und fomischen Szenen gemacht werden, welche überdieß Hr. Din ft, der Pianist der Gesellscaft, angenehm auszufüllen vere­itelt. Den besten Erfolg errangen die aus beliebten Opperetten-Motiven zusammengestelten Qu­od­libets, welche Frau Kofler mit gut pointirtem V­ortrage und kräftiger Stimme tet gut zur Geltung brachte. Einen besonders kräftigen Bariton besigt Herr Pfeiffer, der seine Gouplets mit viel Verve vorträgt. Der Chef der Gesellschaft, Herr Kofler ist ein tüchtiger Komik fer und versteht es ebenfalls die Pointen seiner Lieder wirksam hervorzuführen. Frl. Emilie endlich scheint die „prima Donna assoluta” der Gesellsschaft zu sein. Ihre Stimme nähert sich, obgleich eigentlich ein „mezzo“ Sopran”, stark der „A Lt"-Lage und hat jo nach einen ziemlich bedeutenden Umfang, so wie nicht minder kräf­­tigen Klang. Die äußere Erscheinung der so sehr jungen Dame ist vortheilhaft und ihr Vortrag recht decent. Im Ganzen genommen lohnt Ko­fle­r’s Gesell­­schaft immerhin den Besuch. "Die Situ­ation wird immer einun fer. Die amtliche „Wiener Zeitung” veröffentlicht eine vom Sesammt-Ministerium contrasignirte faiserliche Ver­­ordnung, welche die berittenen Schügen der dalmatinic­hen Landwehr zur Verwendung in Bosnien heranzieht. Die Verordnung fragt si auf den Paraphen, nach wels dem die Landwehr im Kriege oder in besonderer Gefahr auch zur Dienstleistung im Ausland herbeigezogen wer­­den kann. *" Abermalige Beschränktung der Bewegungsfreiheit. Unsere vaterländisce Journalistit ist wieder auf den Punkt, auf den sie schon einmal stand, nämlich angesichts der wichtigsten Vorgänge schweigen zu sollen, ministeriel hingewiesen worden. Wir lehnen uns beileibe nicht dagegen auf, denn wir erkennen «b­ald unsere patriotische Pflicht, den höheren Staatsinteressen Rechnung zu tragen, wir führen das und zugenommene „Abras­chen“ von der Veröffentlichung der auf die Truppen­­bewegung in den offupirten Ländern Bezug habenden militärischen Maßnahmen, bloß aus dem Grunde hier an, um unseren geehrten Lesern zu erklären, wehcrhalb wir die Ertheilung genauerer Aufschlüße über die uns zum Theile wohlbekannten militärischen Vorgänge in Bosnien und der Herzegowina wenigstend vorläufig uns terlassen. Das an die Organe der ungarischen Presse ges­­angte ministeriele Eriuchschreiben lautet : Geehrter Hr. Redakteur! die „vaterländischen Blätter ertheilten im anerkennend werther Weise, betreffs der Mobilisizmng und Fortifikationen insolange Feine Nachrichten, bis nicht Wiener Blätter in neuchter Zeit die­­ Veröffentlichung deratiger Mitheilungen begannen. Nachdem wegen Bes­eitigung­s­ieses für das Vaterland auch gegenwärtig­ nachtheiligen Vorgehens in Oesterreich bereits die nöthi­­gen Maßnahmen getroffen wurden, erneuere ihy biete , mit meine an Gie, geehrter Hr. Medasteur, früher spon einmal gerichtete Bitte, und zwar in der Hoffnung, dak \

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