Oedenburger Zeitung, 1879. April (Jahrgang 12, nr. 40-52)

1879-04-02 / nr. 40

f u - zo . « = - - —,.».---. « F - »H­­ . . .’»’4·r «.·.,",-.’-(-,I,--f·«--s« ES « T«—-')!«s«--’ .. H s ER ar z ? ER ERNTTE vo 7 FREE RER, Mittwoch, 2. April 1879. XI. Jahlgang, O rdenthumer Zeitung, (vormals „Wedenburger Nachrichten.“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forts­ritt zur Uhr? — Betrachten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe,*­­ NEO Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag.­­ Administration, Derlag, Expedition , Pränumerations-Preife: ie Loco, Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 Er., Bierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. ür­auswärtsd: Ganzjährig 12 fl. albjährig 6 fl. ierteljährig 3 fl. Mile für das Blatt Seen­ers mit Ausnahm­e von Inseraten, Pränumeratione- u. Infertions­­gebühren sind an Die Nedaction portofrei einzusenden. nn Lv­ Redaktion : Grabenrunde Nr. II. | Kirchgasse Nr. A, ebenerdig. Einzelne Nummern fosten MAD Steuzer. ne Nr. 40. ASTEREBEEENBTERREFUNCHEIE SEP EBTEEEEN ET EITSETHRRTE Snserate vermitteln: Die Herren Hanfenstein , Vogler, Wal­­fn­ggasse 10, Wien, Budapest. #. Oppelit, I. Stub­npafei 2. Wien. Heinrich Schaler, I. Gingerstraffe 8, Win. Snfertions-Gebühr : 5 fr. fü­r die einspalti­e, 10 fr. für die naja e, 15 fr. fü­r die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Wetitzeile in­­celusive der Stempelgebühr von 30 fr. Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwillig­ erteilt. Mit 1. April 1879 beginnt das 2. Quartal auf Die „Devenburger Zeitung.“ (Früher „Devenburger Nachrichten”.) In Boco: vierteljährig 2 fl. 25 fl., halbjährig 4 1. 50 kr., ganzjährig 9 fl. Auswärtige: vierteljährig 3 fl., halbjährig 6 fl., ganzjährig 12 fl. Die P. T. Abonnenten, deren Pränumeration de zeit mit Ende März abgelaufen ist, werden um rechte zeitige Erweiterung ihrer Pränumeration ersucht, wie auch in weiteren Streifen um zahlreichen Abonnements » Bei­­tritt gebeten wird. €, Rommalter, Berleger. Ernst Marbach, Redakteur. u j vr ! , Sympathieen für Ungarn. Oedenburg, 4. April 1879. Noch immer ist die Signatur der gegenwärtigen Zeit die Wohlthätigkeit. Ungarn kann mit­tet stoly, fein auf die Liebe und Achtung, melde: ganz Europa seiner Nation zollt und wäre die Veranlahung nicht eine gar so traurige, wir mußten und über die glänzenden Beweise von Theilnahme freuen, welche und von allen Seiten entgegen gebracht werden. In der Roth erkennt man feine Freunde und unser theures Baterland, befißt deren, allenthalben; „allüberall auf Wegen und auf Gtegen ® fommen sie hilfbereit mit offnen Armen die herzerhebenden Sympathieen für Ungarn. Diese erfreuliche Wahrnehmung­ leuchtet in der Nacht unserer Niedergesplagenheit wie ein heller Son­­nenstrahl der Schwarzes Gewöll, denn sogar über das MWeltmesr it die Kunde von Szeged und Unglüc gre drungen und in Minerifa sogar, ja biß in die entle­­gendsten Legenden der Welt, wo nur irgend zivilisirte Menschen ihr Heim gegründet. Spricht sich die Theils­nahme für Ungarn nicht bloß in leeren Worten, nein! in vollen Thaten aus und der harte Schickalösschlag, der und betroffen, hat seinen Wiederhall in der gesamm­­ten gebildeten Welt gefunden. Am herzlichsten, theilnehmendsten und zugleich am nobelsten hat si die französische Nation benommen ; sie hat es sofort erklärt, daß «­ sie nicht bloß drängt, und in der Noth beizustehen, sondern zum großen Theil jene Adhe­tung und Zuneigung zu zeigen, welche die grobe Borkämpfe­­rin, der Bölferfreihheit für den aaderen Mitkämpfer hegt. Um Schroffiten zeigten sich verhältnismäßig uns gegenüber noch die Russen. In dem Augenblice, wo ab­schredliche Walten höherer Mächte jede Meinliche Nancine ausschließt, und seine Theilnahme, wenn auch nur sehr spärlich auszudrücken. Über ed wurde ja auch in Rußland für Szege­­din eine, obgleich allerdings höcht bescheidene Summe aufgebracht und wie wir stolz sind auf die so reichlich fi manifesiirende Freundsihaft Frankreichs, ebenso stolz macht und die dürftige Spende der Neußen, denn sie beweist, daß selbst unsere Feinde und ihre Achtung nicht versagen. Kurz eine so allgemeine Bereitschaft zu­ beru­fen, um den unglücklichen Szegedinen ihr Jümmerliches 2008 vergessen zu machen ist noch nicht dagemeten, diese alleinige, die­ edlen Spender, ebenso wie und ehrende Begeisterung für Ungarns Unglück ist geradezu bewunderungswürdig und liefert und den erfreulichen Beweis, daß wir mehr Sympathien in Europa h­aben als öwires im Entferm­testen geahnt. Die legten Jahre und Gescehnisse waren nicht dazu angethan, unser Selbstvertrauen zu steigern, und mit Mannesmuth und Lebendfreude zu erfüllen. Und wir thaten auch nichts dergleichen. Wir liegen schlaff die Flügel hangen, versanken in sträfliche Apathie und­ gaben und selber auf. Da stimmt die Szegediner Unglücksnacht und wir erleben das­ erhabene Schauspiel, das ganz Europa wie ein Mann vor und hintritt und uns der feine Freundschaft das Unrecht vor Augen hält, das wir dadurch begeben, daßs wir sel­­ber und aufgebend, an unsere Zukunft zu­ verzweifeln. Und Ungarn versteht und­ würdigt diesen Freundesruf, der aus ganz Europa zu und herüberhallt. Diese alle gemeine Theilnahme an unserem Mißgeshid hat Ungarn sich selber wiedergegeben. Sie hat seinen Lei­bensmuth gehoben und seinen Wertb­und erkennen lassen. Eine Nation, die in so hohem Maße die Sym­­pathien Europas befigt, deren Mißgeshhd in der gans­zen zivilisrten Welt so warm empfunden wird, eine solche Nation hat eine Zukunft. Sie muß leben und wird leben. Sept tritt die Aufgabe an uns heran, und dieser hochshäßbaren Freundhaft Europas würdig zu zeigen. L Ludwig Koffuth, dessen patriotisches Herz was türli dur das Unglück Spegedind eine noch weit schmerzlichere Wunde erlitt, als jene, selbst mancher direkt Betheiligten — treibt : „Ohne Spegedin, wäre das Baterland gleich einem verstümmelten Körper, wir müssen «8 wisder herstellen und ich selbst steue er nach Mafregeln meiner böcht bescheidenen Kräfte 350 Brandd zum Hilfsfonde der Bedürftigen bei. Die Thräne die der Monarch vergoffen, als er Zeuge der Verwüstung war, wird der Thau­fein­der den Boden befruchtet, aus welcher Szegedin neu emporsprießen wird, und Kosjuth — obgleich nicht royalistisch ges­en sesasareen nase ensuens BU SEE En ee ern­ee ce Seuilleton. Handwerkfergefdidten. *) Bon P. K. Rofegger. Eine ledberne Ster (Schluf.) Sch trat bin zu dem Weibe des Müppel und sagte: „Sept, Nüppelin, thäten wir ihn jhom brauchen.” Die bob den Kopf und fragte: „Wen ?“ „Den Bodzwirn.“ „Bodzwirn? Was für einen Bodzwirn 9“ „Ihr werdet doch einen Bodzwirn in Bereitschaft haben !" sagte ip mit entsprechender Lebhaftigkeit, „Ihr werdet dody wissen, da der Mensch ohne Bodzwirn sein ledernes Gewand machen kann !“ „Du erschredst mich, ‚Schneider," sagte sie, „ic hab feinen andern Zwirn, ald den, der vor Euch auf dem Tu­dge liegt. Ich fand wie sprachlos da. Endlich sagte ich leise: „Was machen mir nachher? Der Zwirn da drinnen ist nur für Lodene und Tucgewand. Zum Leder gehört der Badzwirn und den fliegt man nur beim Lederer zu­ Wien." „Was Du sagst!“ verfegte sie und ihre Knie zitterten, daß­ etliche Bohnen vom Brette kollerten. ‚Wir stehen It da und haben seine Arbeit !" sagte ich vorwurfsvoll. Da stand sie auf, ging in die Stube. „Was Eins aber aushalten muß auf der Welt,“ wimmerte sie, „das Kopfweh alleweil und die Schneider dazu. Wenn der Bwirn nicht wer ist, müht'’s halt heimgehen, bid wir einen Bodzwirn fliegen.“ „So weit bertappen im Schnee,“ brummte ich, ‚und beinah die Sachen nicht finden, wie man sie braucht.­“ Sie bat und um Berzeihbung und dann waren wir frei und konnten geben. Der Meister wendete ich an mich: „Was Du eigentlich für ein durchtriebener Schlingel bist ! — Mir ist8 vet, daß wir jegt heimgeben, aber dab Du’s weißt, unsere Arbeit laffen wir beswegen nicht im Stich. Die nehmen wir mit; vielleicht geht's daheim besser und wenn nicht, so gebe ich sie auf Ummwegen zum­ Kürschner und [hide sie dann fertigerweise dem Bachrüppel zu. &o machen wirs.* Dann ging er zur Rüppelin: „Sa, wir gehen heim und dad Zugeschnittene nehmen wir mit, werden [den einen Badzwirn finden.“ „Wenn’s ihm recht ist," sagte die N Rüppelin. Der Bachrüppel aber Schaute und mit seinen ents­zündeten Augen scharf an und rief: „So sauber! da kommen sie Einem hell ungeheißen in’ Haus, machen nicht b­ald wie alleweil ein finsteres Gesicht und wollen am End’ noch das ganze Zeug davonschleppen.“ „Hell, ungeheißen in’ Haus?“ fragte mein Meister, als hätte er nicht recht verstanden. „Hast uns nicht einladen lassen :" „Wer, ich? Weib nichts davon. Ic brauch! seinen Schneider. Meine Belle hätte ich zum Kürschner geben. Na meil ihr schon selber zugesprochen habt, so hab ic mir gedacht s Heifel bin ich nimmer und ganz ver­schneidern werden sie mir die Häut’ da nicht.“ Das war genug. Dad war mehr ald genug. Wortlos, aber im Innern bebend, räumte der Meister seine Sachen in die Zaid­e, ich folgte sein.m Beispiele. Als das geschehen war, als wir die Zaide Icon an der Seite hängen hatten und die Elle in der Linken Hand hielten, trat mein Meister festen Schrittes hin vor den Bahrüppel, hob die Rechte gegen Himmel und Sprach : „So wahr wir zween einstmald zu @olt kommen wollen, Müppel, ich bin zu Dir geladen worden. Wenn .. nichts weißt davon, so hat mir das ein Beind ge­­than. Dann gingm wir und ließen die zwei Leutchen zurück im Waldhäuslein bei ihren zerschnittmenhäuten und bei ihrer Gicht und Gall. «Das hat mir der ungarische Schneider anges than!«sagte unterwegs mein Meist­n.Wenn ich’s nur gewißwüßte,dim thät ich’s heimzahlen.« Der Bote,der uns zum Bachrüppel beschieden hatte­,war nirgends mehr zu findem Mein Nath war, wir könnten einen andern Boten schicken,der den un«gai­­rischen Schneider zum Bachküppel auf die Sie­ laden sollte,in der Art und Weise,wie er diese Eins ladung aufnehme,müsse er sich verrathen. Mein Meister sagte zu­ mir: „Wenn Du für die Arbeit an so viel Wig im Kopf bättest, als wie für Schelmenftüde, so könntest Du der erste Schneider im Lande sein." — Der erste Schneider im Land, das­ war ihm der Inbegriff aller Volk­ommenheit. Inde handelte er diesmal nach meinem Mathe. Der Bote wurde geschi­t und kam bald vom ungarischen Schnei­­­der zurück. „Na, was hat er zu der Einladung gesagt 2" „Wasgesagt hat er mich und sollt’ schauen, daß ich weitersäm’,” berichtete der Bote. 2 „8 ist richtig,“ sagten wir, „der Ungarische hat's gethan. Der weiß d’rum, sonst lehnt dieser Ster- Bettler als feiner Tag keine Arbeit ab." — „Aber halt!“ rief mein Meister und hielt den Zeigefinger an die Nasen­­foige, „juft weil dieser Paprifatreffer glaubt, er hätte uns mit der Lederarbeit was angethan und weil er meint, ein Schneider, wie etwan er selber, kunnt damit nicht fertig werden, so wollen wir es ihm beweisen, daß «­­..­­ *) Aus der Tepten Nummer des Heimgarten, ..

Next