Oedenburger Zeitung, 1880. Juli (Jahrgang 13, nr. 79-91)
1880-07-02 / nr. 79
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Die in Szöreny, Torontal, Krasjó und selbst im Peter Komitat, wel’ Tetteres von jeher als das Musterkomitat des Landes betrachtet wurde, vorgenommenen Defvaudationen haben es wohl Jedermann, ad oculos demonstrirt, daß die Geldverwaltung unserer Komitate den wunderten Fled unserer munizipalen Verwaltungsorganisation bildet. Die wurde auch von Seite des Ministers des Innern anerkannt, da derselbe nicht zögerte, diesbezüglich gewisse palliative Berbefferungen in Aussicht zu stellen. Mit Palliativen ist es aber nicht gedient, es handelt sich um Erforschung und Anwendung von Radistalmitteln. Gewiß hat jedes Komitat ein Synteresse daran, daß seine Geldverwaltung eine Forreste und zweckmäßige sei, allein es ist zweifelhaft, ob jedes Komitat auch das beste System auffinden und anwenden werde. Mit einigenoberflächlichen Abänderungen des jenigen Verfahrens, mit einer gewissen Einschränkung der Geldmanipulation der Stuhlliter ist die Frage noch nicht gelöst und nicht derjenige Grad der Sicherheit und Strenge in der Kontrole erreicht, der erreicht werden kann und unbedingt angestrebt werden muß. Die bisherige Geldmanipulation und Kaffengebahrung basirt auf dem persünsten Vertrauen ; sie mochte ganz gut für jene patriarchalischen Zeiten gepaßt haben, da überhaupt viel weniger Geld zu manipuliren war, als heutzutage, und da „nobiles bene possessionati“, das heißt wohlhabende Grundbesiger, die Komitatsämter innehatten. Es sind seither andere Zeiten gekommen und an die Menschen und die Verhältnisse sind andere geworden. Der Stuhlrichter ist Heute nur selten ein rangirter und vollkommen unabhängiger Gutsbesiger, das Amt ist heute nicht sowohl das Attribut geordneter materieller Verhältnisse, als vielmehr ein Mittel, Frage und Hat mit der Ro Vom Tage. Vom Alerhögdsten Hofe Ein Wiener Berichterstatter meldet aus angeblich guter Duelle erfahren zu haben, daß Mitte August Se. Majestät der König einen längeren Aufenthalt in Baden nehmen wird, um die dortigen Quellen zu gebrauchen. — Am legten Dienstag fuhr der Monarch nach Sichl, an welchem Tage auch ihre Majestät aus Feldaffing dort eingetroffen ist. Deformrte Damen. Seine Majestät der König hat der ehrw. Schulpräfektin im Sonvente der Ursulinerinen in Wien M. Karolina Nothmiüiller in Anerkennung ihres vieljährigen verdienstvollen Wirkens auf dem Gebiete des Unterrichtes und der Erziehung das goldene Oberdienstkreuz verliehen. Dieselbe Auszeichnung verlieh der Monarch dem Olga Hörmann in Anerkennung der Verdienste, welcher diese Dame um das Zustandekommen und die Erhaltung der weiblichen Lehranstalt in Serajewo erworben. Oberföhnt und verbrüdert Der Ervatische ungarische Ausgleich ist durch die weite Mäßigung des Banus Pejahevich zu Stande gekommen. Syn Agram berrfht hierüber lebhafte Befriedigung. Die nationale Partei ist in der Auflösung begriffen. Da der ungarische Straffeder laut des Einführungs-Gefeges am 1. September d. h. ins Leben tritt, sind im Justizministerium jene beträchtlichen Vorarbeiten bereit im Zuge, welche so vor der Einführung des Kodex erledigt werden müssen, wenn derselbe ohne Störung angewendet werden sol. Dieses Vorarbeiten beziehen sich auf die Einrichtung der Gefängnisse, auf die Geschäftseintheilung derBezirkgerichte, auf die Regelung des Verfahrens und des Geschäftskreises der Stuhlrichter-Aemter und anderer Verwaltungs-Behörden erster Instanz. Hinsichtlich der legteren im Einvernehmen mit den Ministerium des Innern. Die hierauf bezüglichen an die Gerichte und an die Jurisdiktionen zurichtenden umfessenden Ministeral-Verordnungen werden — wie "Egyetertes" erfährt — um die Mitte des nächsten Monats erscheinen. u ME ER OR EN 7 = Lokales, um derangirte Verhältnisse in Ordnung zu bringen. Demoralisation und Schwindel haben sich an vielen Orten der herrschenden Klassen bemächtigt, das Vertrauen in die persönlichen Eigenschaften der Angestellten bildet heutzutage seine ausreichende Garantie einer foriellen Gebahrung. Unsere Zeit erfordert fachliche, in den Institutionen liegende Garantien, welche nur nur die Schädigung des öffentlichen Vermögens durch gewissenslose Beamte unmöglich machen, sondern gewissermaßen auch die einzelnen Beamten gegen ihre eigenen Schwächen fügen, weil sie jeden Mißbrauch von vorne herein — soweit dies durch menschliche Einrichtungen erreicht werden kann — ausschließen. Eine gründliche Reform der Geldmanipulation in den Komitaten ist also nöthig, und zwar eine Reform nach einheitlichen Prinzipien, welche in allen Komitaten gleichmäßig zur Geltung gelangen müssen. Die im vorigen Jahre erschosfene Verordnung des Ministers des Armern an die Komitate, in welcher diese aufgefordert werden, durch ein neues Statut die Geldmanipulation derart zu regeln, daß Geldsummen nicht lange bei einzelnen Beamten bleiben sollen, genügt zur Erreichung des Erwünschten Bieles keineswege. Nach unserer Ansicht haben wir es hier mit Verhältnissen zu thun, welche unbedingt eine Legislative Regelung erheichen. Nicht Munizipaltatuten, sondern ein allgemeines, für das Land geltendes Gefeg f soll die Geldmanipulation der Komitate regeln und gerade jet wäre es Zeit, daß sich das Ministerium mit dieser eminent praktischen und technischen Frage eingehnd beschäfftige, damit es in der Lage sei, im nächsten Herbste einen Gelegentwurf über die Geldgebahrung der Komitaste vorzulegen. Eine Vorlage über die Einführung der Qualifikation der Komitatsbeamten hat Herr dr. Tiga bereits ausdrücklich in Aussicht gestellt. Es wäre der beste Vorgang, wenn er gleichzeitig auch einen Entwurf über die Geldgebahrung der Komitate vorlegen würde. Die Frage müßte durch Fachmänner gründlich berathen werden, welche die Mängel der bisherigen Manipulation aus Erfahrung kennen. Es ist undenkbar, daß bei ernstlichen Willen nit die praktisierte und zweckmäßigste Modalität der Geldverwaltung gefunden werden sollte. Es würde sich vielleicht bei gründlicher und vorurtheilsloser Berathung des Gegenstandes herausstellen, daß den Komitaten die ganze Bürde der Geldverwaltung abgenommen werden kann, ohne hiedurch irgend ein berechtigtes Interesse zu schädigen. Warum sollten nicht die Steuerämter als Kaffiere der Komitate fungiren können? Warum sollten die S Komitatsbeamten überhaupt Geld verwalten müssen ? Prinzipielle und unübersteigliche Schwierigkeiten sehen wir in der Sache nicht. Wenn die Bank von England, eine Aktiengesellschaft, der Kaffier des britischen Staates sein kann, ohne daß dies die Souveränetät desselben beeinträchtigen wide, so muß wohl an nicht jedes Komitat und außerdem wo separat jeder Stuhlrichter unbedingt seine eigenen BumSchuge gegen die Phyllovera vastatrix wurde bekamtlich vorigen Sonntagvormittag in hiesige Turnhalle eine Konferenz abgehalten, die von hiesigen Weinfultivateuren sehr zahlreich besucht wurde. Herr Martin v. Szily&188y senior, der aus dem, während seiner jüngsten Weise nach Buddapest gesammelten reichen Erfahrungsimage in dieser Nichtung (er wohnte den DBerhandlungen des Landesvereines zum Schuge der Weingärten bei) einen wahrhaft gediegenen Vertrag zusammengestellt hatte, wies an der Hand authentischer Daten die furchtbaren Verheerungen nach, welche das genannte Anfekt den Weingärten zufügt und dadurch nur allzu rasch ein ganzes Land um seinen gesammten Hebenbefig bringt. So vernichtete die Phylloxrera beispielsweise in Frankreich 800.000 Joch Weinpflanzungen gänzlich und infiszirte außerdem noch weitere 665.000 odl. Gleichzeitig gab Nedner aber auch die genauesten Nachweisungen, welche Erscheinungen das Vorhandensein der Phillorera an den Weingärten verursacht, wie man also erkennen könne, ob die genannte Landplage einen bestimmten Bezirk angehänfelt habe oder nicht, und welche Schulmaßregeln ergriffen werden müssen, den entseglichen Schaden abzuwenden, welcher den Weinbau total zu Grunde richten kann. Es wurde sodann ein engerer Ausschuß gewählt, um die nöthigen Maßnahmen zu bewathen und durchzuführen, damit Dedenburgs Weinkulturen thunlic gefiltert werden und tagte derselbe bereits vorgestern Mittwoch. Zu dieser letteren Versammlung wurden vier Subkommissionen gewählt, welche die hiesigen vier Weinbezirke zu begehen, ihren Zustand genau zu untersuchen und bei nur einigermaßen Besorgniß erregendem Befunde sofort mit aller Energie zu interveniren haben. Im anderen Falle haben sie binnen 14 Tagen zu reaktioniren. Bis jegt ist Gottlob! Hier noch seine Erscheinung aufgefallen wodurch die Philiorera-Yuifektion konstatirt worden wäre; dennoch aber ist die allergrößte Vorsicht und Behutsamkeit strengstens geboten und wird — obschon die Staatshilfe im ausgiebigsten Maße zugesichert wurde — Dies falls auch in unserer Gegend eine gewissenhafte Selbsthilfe und die besten Dienste leisten. Insbesondere hüte man sich vor der Einschleppung der Bhilloxreradur fremdes Weinlaub, frisches oder auch dürres Mebenholz, Zweige oder Triebe und werden vom 15. Juli ab, alle Waaren [chonungslos behördlich vernichtet, die in Weinlaub verpacht hier eintreffen sollten. Ebenso werden sonstige, ander importirte Bestandtheile de Weinstodes (mit Ausnahme der Trauben, die vorläufig noch eingeführt werden dürfen) ohne Weiters behördlich konfiszirt und vertilgt. * Meber das Festfliegen auf hiesiger Bereinschießstätte, welches — von der Witterung ziemlich begünstige — sehr animirt und genußvoll ausgefallen ist, haben wir nachstehende interessante Daten Kaffe haben, Die Geldmanipulation in in erter Linie zu verzeichnen. Der Besuch war ein glängender, 47 ges üchte Schügen erwiesen ihre Geschieligkeit und Trefffcherheit ; unter ihnen befanden si werthe Gäste aus Wien, Raab, Wiener Neustadt und Baden. Unsbesondere hat auch eine Dame aus Wien durch ihre erfolgreiche Thätigkeit an den Schiefständen viel Bewunderung auf sich gezogen und das Kontingent an fremden Schügen wesentlich verschönt. Diese Schüteniäweter leistete vorzügliches in der Behandlung ihres Scheibenfrugens. Abgegeben wurden 7780 Schüsfe. Gewinner der „Zielschußbefte" waren am 29.D. M. Herr. Hölzberg aus Oedenburg 10 Stüdiuraten für 15 °, Theile — Herr Franz Toffan aus Raab, 6 Stüd Dukaten, für 18 Theile — Herr Aerander Langsteimer aus Wien 4 Stüd Dukaten, für 21 Theile: Hr. Jäger-Hauptmann Baron Schmidtburg aus Dedenburg 30 Francs in Gold, für 22 Theile — Herr Franz NReti aus Raab 2 Stüd Dukaten, für 22 Theile — Herr Johann Hönig aus Baden 1 Stad Duraten, für 28 Theile — Herr Karl v. Sterzinger aus Wien 5 fl in Silber, für 29 Theile — Herr August Friedrich aus Oedenburg 4 fl. Silber, für 30, Theile — Herr Viktor Graf aus Oedenburg 3 fl. Silber, für 32 Theile und Herr Leopold Korb aus Wien 2 fl. Silber, für BUISIN 32 Theile. ebentreffer schogen finaus: 1 Stüd 2a De ne g F“ in As a Wien, für 22 „Zweiferbeft“ und Herr Leopold Korb .Si für = „Sreisbeft.“ : Nach aluf der Industriescheibe errangen folgende Shogen die nachfolgenden Preise: In Ran Müller aus Wien 10fl. — Herr Höffner aus Baden Sf. — Herr Fröhlich aus Wien 5 fl. — Herr Wannerer aus Oedenburg 3 fl. und Herr Sterzinger aus Wien 2 fl. — Herr B. Lange aus Baden endlich gewann ebenfalls einen Dukaten in Gold für 58 Xheile. Alle diese „Belt“ waren in geschmadvoller Dekoration. * Passage-Hindernisse. Häufig sind unsere frequentirierten Strassen, doch verschiedene Gerathschaften, welche förmlich den Verkehr hindern, verstellt. Namentlich die Neustiftgasse, der Szehengsplag, und die Dominikanergafse sind während des Tages und auch in der Nacht dur dort aufgestellte Privatwagen verrammelt. Auch vermittelft einzelner Wagenbestandtheile werden die Fahrstrasfen verstellt. In der schmalen Spitalgasse nächst dem Polleythore lagern fortwährend Bauhölzer, welche den Raum in halber Gafsenbreite einnehmen, und durch Diefe enge Paffage müffen sich die Städt. Wägen, welche das Wasser je 2—3 mal durchwinden. Die Fußgeher aber werden dann regelmäßig an die Wand gebrüct. Es ist ein Wunder, daß bis jegt nor ein ernsterer Unglückfall sich ereignet hat. * Unglücksfall. Am vorigen Dienstag fuhren in den ernen Nachmittagsstunden einige offenbar etwas angetrunfen gewesene Landleute aus dem Eisenburger Komitate beim Micaelerthor frohesten Muthes hinaus, da stürzte plöglich einer der Wageninsassen aus dem Gefährte und ein Rad desselben ging ihm über das Bein, so daß dieses brach. Der Schwerverlegte wurde sodann in das städt. Spital überführt. * Straffe mu Unfug. Vorgestern gegen 11 Uhr Nachts verfolgten zwei, der Kleidung nach scheinbar den besseren Ständen angehörende Männer, eine hiesige bereits in weiteren Jahren stehende Frauensperson, die sich noch dazu im vorgerückten, gesegneten Umständen befindet, mit unziemlicen Anträgen auf offener Strafe. Umsonst wehrte die Angegriffene ihre Bedränger ab, so daß sie endlich sich doch die Flucht, laut nach Hilfe schreiend, zu retten suchte. Endlich befreite sie ein Stadtgardist von den zudringlichen jungen Männern. Solche Auftritte sind empörend und sollten die Urheber empfindlich bestraft werden. 5 xy. Zurnsteuerwehr-Verein Samstag den 3. Juli findet der übliche Vereinsabend des ZurnfeuerwehrsVereines statt. Die p. t. Mitglieder werden zu zahlreicher Theilnahme eingeladen und verständigt, daß der Verein für Sonntag den 11. Juli zu einer Schauübung der 1. Nöpczevids der freiwilligen Feuerwehr nach Sajtoskal und einem sich daran anstnüpfenden Zanzvergnügen freundlichst eingeladen wurde Da Samstag Abends eine Zusammenstellung der Theilnehmer geschehen und die Art und Zeit der Fahrt bestimmt werden soll, werden insbesondere diejenigen Vereinsmitglieder, die nach Sajtoskäl fahren wollen, aufgefordert, sich zuversichtlich einzufinden. *Die Generalversammlung de Kasinovereined wurde am legten Dienstag in den Speiselotalitäten unter dem Vorsige des Direktors Heren Emil Lened eröffnet. Nachdem derselbe die Beschlußfähigkeit konstatirte, wird vom Herrn Sekretär Dr. Degfusy ein Schriftstüc verlesen, welches von 16 seinerzeit zur Ausarbeitung delegirt gewesenen Mitgliedern verfaßt, nunmehr zur Begutachtung der Generalversammlung, resp. zu deren Durchberathung vorgelegt wurde. Nach längeren Debatten, an welchen sich namentlich die Herren: Advokat Montag, Dr. Nicolaus Schwarg, v. Tomfrih, kön. Rath Kurcz, c. betheiligten, wurden folgende Beschlüsse dur das Präsidium publizier : Zunächst spricht die Versammlung die Lostrennung des Vereines von dem bisher bestandenen Verhältnisse zur Kasino-Aktiengesellschaft aus, dieselde statt der beantragten 10, nur auf 6 Jahre lautenden Pachtvertrag mit dem Jahrespachte von 6000 fl. abzufliehen, mit ferner wünscht einen Br A Wh