Oedenburger Zeitung, 1880. August (Jahrgang 13, nr. 92-104)
1880-08-01 / nr. 92
»....,«...»«..»» der löblichen Stadtrepräsentanz zu berichten.Wir beginnen denn das schwierige Werk,in dem wir uns des Ausspruches aller jener Betrachtungen enthalten wollen, die sich uns insbesondere bei der Debatte aufdrängten, welche der sechste Programmpunkt,die Umgießung der Pfarrkirchen-Glocken betreffend,entfesselt hat.Man glaubte förmlich einer Disputation im Forum romanum beizuwohnen,so Vieles wurde in dem klassischen Riom der Lateiner über Fragen aus dem kanonischen und dem Gewohnheitsrechte,sowie über sonstige Doktrinen der Jurisprudenz vorgebracht.Namentlich ein Herr Redner, der nach eigenem Geständniße erst kurz vor der Sitzung juridischen Studien oblag,war ungemein darauf er nicht seinen rechtswissenschaftlichen Forschungen Geltung zu verschaffen und diesen möchten wir an die Sentenz des Apellesx»Nesutorustkacrepidam!«erinnern,indem wir beifügen daß es ein sehr schöner Beruf ist,als Rater der Stadt für die Wahrung der Interessen seiner Mitbürger einzutreten,daß es aber diesen Besruf total verkennen heißt,sobald man,sei es nun aus konfessionellen,nationalen oder politischen Beiweggründen,Opposition um jeden Preis macht.Wir schließen hier mit unsere kleine Exkursion in das Gebiet geflügelter Worte aus dem klassischen Alterthume,mit dem Ausspruche:»Sapientisat!« Wenn der beregte(3)Verhandlungsgegenstand nicht zu so erschöpfenden Debatten geführt hätte,so würde die diesmalige,von 34 Herren Repräsentanten besuchte und wie gewöhnlich vom Herrn Bürgermeister Glozer präsidirte Sitzung rasch ihr Ende erreicht haben,denn die meisten Punkte wurden einfach zur Kenntniß genommen wie z.B.eine Art von Rüge, welche der Erlaß des königl.ung.Ministeriums enthält, worin in Bezug auf das am 29. November 1879 von der Stadt aufgenommene Darlehen pr. 25.000 fl. der Herr Minister erklärt, daß seiner endgültigen Genehmigung vorgegriffen worden sei. Ferner wurden nachbenannte Nehnungs-Revisionsergebnige (über welche sämmtlich die Finanz und Kontrollg-Sektion berichtet) zur Kenntnig genommen und zwar: Die Rechnung über das im Jahre 1877 verabfolgte Brennholz. — Die Hundeflugmarkenrechnung pro 1876. — Die Hausiersteuerrechnung pro 1877. — Die Rechnung über Erelutionskosten und Mahngebühren pro 1877. — Die Alziferechnung pro 1877. — Die Rechnung der St.-Michaelispfarrkirche pro 1876 — Die Weinrechnung der St.-Michaelispfarrliche pro 1876. — Die felbe Rechnung, jedoch pro 1877 und endlich die heil. Geistlichen Rechnung pro 1876. — — Angenommen wurde der Antrag der politischen und Nedissektion, wor nach dem Gesuche des biefigen Handelsmannes Herrn Zosef Orof und dessen Miündels gleichen Namens um Zusicherung der Aufnahme in den biesigen Gemeindeverband willfahrt werden möge. Ueber Antrag der Wirthschafte-Kommission auf Fortlegung der Herstellung der Grenzgräben in den städtischen Waldungen, wird — behufs Dedung der Kosten — ein VBhement mit den für berlei Wege vorhandenen Geldmitteln zugestanden. In Angelegenheit der in voriger Sinne vorgebrachten Interpellation des Heren Stadtrepräsentanten Alexander Demy, betreffs einer auf die Ausstellung der Biehpässe bezughabenden Ministerial-Verordnung, entgegnete der Herr Bürgermeister in dem von und bereits im einer früheren Nummer mitgetheilten Sinne, daß nämlich die von Herrn Demy zitirte Verordnung fi zwar allerdings über die Zulässigkeit DE Zusammenfaffens ganzer Triebe von Mauleseln und Borstenvieh auf einen und denselben Pak ausspricht, jedoch, ausdrücklich für jedes Stück Herrnvieh, nach wie vor, je einen Pag verlangt. Der Herrnterpellant erklärt sich mit diesem Aufschluffe zufrieden, führt jedoch zur Rechtfertigung seiner Iinterpellation an, daß er im Erhibitenprotofoll, worin die fragliche Verordnung im Auszuge aufgenommen erscheint, nachgesehen und unter dem Schlagworte „Viebpäffe" folgendes Exihibit gefunden habe: „Bezüglich deren Ausfertigung nicht nur für einzelne Thiere, sondern für ganze Triebe". Herr Demy mußte also glauben, ‘8 handele sich um Viehpäffe überhaupt, und meint, die betreffende Ministerial-Verordnung hätte zur allgemeinen Kenntnis affiniirt werden sollen. Der Herr Bürgermeister erwidert, eben weil die durch die Verordnung bezeichneten Meaulefeldc. ohnedieg nicht zu Markte gebracht werden, wäre die Publikation unterblieben. Nun kam ein sehr interessanter mündlicher Vortrag des Heren Vorfigenden über den Stand der Angelegenheit der in Oedenburg zu errichtenden Borstenviehb-Rontumaz-Anstalt und über die beshufs Realisirung dieser Errichtung von Seite der Stadt-Kommune zu erfüllenden Bedingungen.Beider ist die, den Gegenstand nach allen Richtungen hin bestens beseuchende bürgermeisterliche Auseinanderlegung so weitläufig, daß wir für ihre Wiedergabe hier keinen Raum haben, doch geht aus dem Vortrage unverkennbar hervor, daß sich die Stadt zu dem Resultate der siesbezüglien Verhandlungen nur gratuliren künne, ihre yuterefsen sind vorzüglich gefördert und endgültig gesichert worden. Die zu errichtende Kontumaz-Anstalt kommt an die Günferstrasse rechts vom Bahnkörper der Südbahn, die Südbahn-Gesellschaft überläßt hierzu das betreffende ihr eigenthümliche Grundstück gegen jährlich 100 fl. antizipando; wird vom Bahnkörper eine Raupe zum Kontumazplage herstellen und für das Auf-, ebenso wie für das Abladen je 1 fl. per Heinen Waggon und 2 fl. per großen Waggon bei rehnen. Es wird also (die Anstalt soll schon im Laufe des September ins Leben treten) demnächst bereits der so lästige Borstenviehtrieb über unsere Verkehrsstraßen aufhören und die Stadt weder an ihren bisherigen Tagen für Schweine etwas verlieren, noch Gefahr laufen, daß ihr Lukrativer Borstenviehhandel irgendwie abnehme. Als einzige etwas kortspielige Bedingung, welche die Kommune zu erfüllen haben wird, ist die Tragung der Balken Kosten für die Herstellung eines Weges zu dem Kontumazplage, beziehungsweise Südbahn, was ihr einen Geldaufwand von 610 fl. auferlegen wird. Nun gelangte die ominöse Globen-Herstellungsfrage zur Verhandlung. Es sollte über das Gefüh Sr. Hohm würden des Herrn Abtes und Stadtpfarrers Andreas Poda um Umgießung der zweitgroßen Glode im Thurme der St.-Michaelistirche und über das Gesuch des lath. Konventes um Umgießung der zwei kleinerven Gloden in demselben Thurme, entschieden werden. Erstere höchst nothwendige Herstellung verursacht einen Kostenaufwand von 800 fl., während die Umgießung sämmtlicher 3 Öloden aber einen unverhältnismäßig höheren Betrag erfordern würde. Wir haben schon von vorneherein erklärt, daß wir der mitunter sehr leidenschaftlic geführten Diskussion nit folgen wollen, weil wir sonst die Satyre kaum vermeiden könnten, wir erwähnen also nur kurz, daß mit 21 gegen 19 Stimmen beschlossen wurde, die zersprungene, zweitgroße Glocke auf Kosten der Stadt und mit Aufrechthaltung ihres von früher vor vielen Jahren einmal in dieser Abgelegenheit eingenommenen Standpunktes (wonach die Stadt diese Herstellung nur in benevolenter Weise bewirkt) umgießen zu lassen , wogegen es ebenfalls mit 21 gegen 19 Stimmen abgelehnt wurde, auch den Umguß der anderen beiden Öloden auf Kosten der Stadt zu bestreiten. A sehr überzeugender, trefflich gefeßter Nede trat der Herr Stadtpfarrer v. Broda für die Herstellung aller drei Gloden ein und wurde darin wärmstens und mit gediegenster Beredsamkeit von den Herren Repräsentanten Heinrich Kugler und Dr. Julius Mayer unterstüst, welche sämrtlich meinten, in dieser Gnockenfrage sollten die Herren Belenner der evangelischen Konfession sich ebenso Toulant zeigen, wie im ähnlichen Falle die Katholiken, als es sich damals darum handelte, das Geläute auf dem evangelischen Kirchenthurme herzustellen. Es war indeß, wie gesagt, seine andere Resolution zu erzielen, als die oben angeführte. E.M. den Ausnahmen gehören, thun dies schon und er geschieht dies von den ausländischen, namentlich französischen Fabrikanten allgemein. Natürlich würde sonrtig der Berlauf nach Stüden, unter welchen eine gewisse Quantität angenommen wird, die aber nicht zutrifft, aufhören und würde auch der Preis per Meter nach der richtigen Menge berechnet werden. Diese Modalität ist leicht durchzuführen und würde den Geschäftsverkehr nur im Meindesten behindern, da der Fabrikant das Abmessen jedes einzelnen Stückes ohnehin vornehmen muß. Wurde vollinhaltlich zum Beichluffe erhoben und angeordnet, in diesem Sinne an das h. Ministerium Bericht zu erstatten. Ferner wurde die Erstattung einer Repräsentation an das 5b. f. u. Ministerium für Aderhaus, Gewerbe und Handel, betreff der Anwendung der Vorschriften über das Schanfregale beschlossen, das Hd. Ministerium wolle nämlich dahin wirken, daß ein Verfahren in Streitfällen zwischen Megalienpächtern und Kaufleuten normirt werde, das eine gleichmäßige und gerechte Prozedur ermöglicht und den mit Spirituosen Handel treibenden Kaufmann gegen Verationen hügt , sowie das eine Verordnung an alle Behörden erlassen werde, die ihnen die wahre Intention der bestehenden Vorschriften erläutert. Endlich wurde an noch eine Repräsentation, an das h. vorgelegte Ministerium, in Folge eines Schreibens des Kammersorrespondenten Herrn &. Dorner aus Sümegg beschlossen, dahin gehend, daß wiederholt an die Jurisdiktionen des Landes eine Weisung erlassen werde, welche den Gebrauch de alten Mares und Gewichtes im Verkehrestrenge untersagt. (Salus folgt.) 2ofal-Zeitung. Auszug aus dem legten Situngs - Protokolle der hierortigen Löblichen Handels- und Gewerbe- Kammer. Bei der unter Dorfig des Herrn Handelskammer- Präsidenten Baulin Müller abgehaltenen Versammlung bildeten die im Schnittwaarenhandel vorkommenden Bekürzungen des Publitums den längsten und am ausführlichsten behandelten Gegenstand. Diese Mißbräuche bestehen darin, daß die nach dem Stüde zum Beilaufe fonmenden Webwaaren nicht jenes Maß halten, welches das Publitum nach einer langjährigen Gepflogenheit darin zu erhalten glaubt , daß die Schaublätter der einzelnen Gemebe zumeist schöner sind, als das innere des Stückes, und daß uns nöthig diese und schwere Holzbrethen eingelegt zu werden pflegen, um den Käufer bezüglich des Gewichtes zu tauschen. Das hohe Ministerium verlangt nun Aufklärung darüber, bei welchen Stoffen derartige Mitbräuche vorkomen, wo die Erzeugung und der Ablag derselben geschieht, und wie diesem Leberstande ohne übermäßige Beschränkung des freien Verkehres abgeholfen werden könnte. Die von der Kammer aufgestellte diesbezügliche Kommission bemerkt, daß die oben kurz angedeuteten Uebelstände, wie sie in diesem Berichte aufgezählt werden, leider thatsächlich bestehen ; und muß nur die Kommission anerkennen, daß die Schuld nur für diese Mitbräuche nicht dem Fabrikanten allein angerechnet werden kann, sondern zum großen Theile jenen Zwischenhandel trifft, der die Waare an den Kleinen Provinzs faufmann ablegt, und, um bei der großen Konkurrenz je billigere Waare liefern zu können, beim Fabrikanten selbst die Kleineren Stüde bestellt. Dem könne bloß dadurch abgeholfen werden, das der Fabrikant, der unter allen Umständen allein die Verantwortung zu tragen hat, verhalten werde, auf jedes Stück Wehwaare, welcher Gattung immer, seine Firma sammt dem genauen Metermaße an beiden Enden mittelst Stampiglie darauf zu drühen, jedoch muß diese Bezeichnung auf der vollkommen zum Verkaufe fertigen Waare, wie sie der unmittelbare Konsument, das Publikum, zu seinem Gebrauche zu laufen pflegt, vorgenommen werden, damit jeder Vorwand zu der Entschuldigung fehle, daß die Waare ursprünglich dem angegebenen Maße entsprochen habe, jedoch dur die vollkommene Herstellung eine Einbufe am Mare erlitten hat. Einige die reelle Fabrikanten, aber nur zu Vom Tage. “ Das 50-jährige Geburtsfest des Königs, am 18. August, wird in Wien wieder zu großartigen Festivitäten und Ovationen für den vi fgeliebten Landesvater Autag geben. Der Wiener Demruverath hat unter anderem beschlagen, Namens der Stat Wien, Seiner Majestät eine Adresse zu überreichen, ferner am 22. August im Prater bei freiem Eintritt ein Wolfsfest zu veranstalten in Verbindung mit einer Lotterie, deren Reinertragung den Armen Wiens zufällt. Der Gemeinderath votirt für das VVolksfest fünfzehntausend Gulden, als Vorschuß auf das Meinertragung der Lotterie achttausend Gulden, welche am 18. August zur Bertheilung an die Armen kommen. Zu ewigen Gedächtnis aniese Feier wird ein Asyl für Hundert frece Waisenkinder gegründet, endlich an den Tagen der eierlichkeit die Stadt festlich dekorirt. Budapest wird wohl auch nit urüdbleiben wenn :er gilt einem der Huldreichsten und weitesten Könige von Ungarn, Seiner Majestät Franz Josef I. die hohe Verehrung seiner Unterthanen würdig zu bezeugen. O Boltszählung. Der Minister des Annern macht mittelst Zirkulars Erlasses sänstliche Ausinsbiftionen aufmerksam, daß am 31. Dezember d. h. im ganzen Lande eine Volkszählung durchzuführen ist und die diesbezügliche Verordnung demnächst vom Handelsminister publizirt werden wird. Damit die Durchführung der Zählung seinem Hindernisse begegne, werden die Munizipien schon jeht aufmerksam gemacht und angewiesen, daß bis dahin überall in Gemeinden, Pußten, Szälägen und Kolonien die Nummerirung der Beie in Ordnung gebracht werde, was als eine miterantwortung verbundene Pflicht zu betrachten ist. — Mobilifirungen. Sowohl in Griechenland wie in Serbien werden gegenwärtig ernste Kriegsvorbereitungen getroffen. Die Veröffentlichung der königlichen Dekrete, welche die unvermeilte Mobilifirung der griechischen Armee verordnen und die Kammer für Mitte September einberufen, sind unitttelbar bevorstehend. Ebenso bestätige fr bereits die Mobilisirung der serbischen Waffenmacht. Serbien mobilisirt zwar vorläufig nicht die ganze Armee, aber vier Brigaden, welche an der bulgariscen und albanesischen Grenze aufgestellt werden. OD € Eine Niederlage der Engländer. Der britissche General Sir Burroos erlitt duch Ejub Khan eine ernste Niederlage und große Verslufte. Die englischen Streitkräfte wurden zersprengt, mußten die Flucht ergreifen und wurden vom Feinde drei Meilen weit verfolgt ; sie fangen jegt in seinen Häuflein in Khandahar an. Der Feind erbeutete an zwei Kanonen, Staatssekretär Hartington fügte der gemeldeten Erklärung im Unterhause hinzu: General Phayre steht in Verbindung mit Primrose, da ist der Telegraph Jet abgeschnitten. Bhayre und Sandeman beabsichtigen, sich auf Bolan zurückzuziehen und dort zu fangentriren. Lokikales, Militärisches. Die hier stationirrent f. Truppen werden nun — wahrscheinlich schon von morgen an — die Feldübungen mit gemischten Waffen beginnen. Zu diesem Behufe traf gestern eine ganze Batterie der dermalen in Presburg stationirten Artillerie, und zwar: 3 Oberoffiziere, 80 Mann, 4 Gefhnge und 41 Pferde hier ein. Eine größere Abtheilung Kavallerie aus der Umgebung unserer Stadt wird ebenfalls herangezogen. Später dann geht ein Theil unserer Garnison zu den Herbstmanövern nach Preßburg ab, :