Oedenburger Zeitung, 1880. September (Jahrgang 13, nr. 105-116)
1880-09-01 / nr. 105
h« . EZJE x & URL ET FRETTEN ERTERER, das Negieren erschwert wird, wenigstens zum größeren theile in die Opposition zu treiben. So ist denn die Hoffnung auf den Sturz Koloman Ziga’s nicht so dinnerisch, wie man meint. Wenn die Könige bauen, haben die Härner zu thun. Wien, am 30. August 1880. Dort, wo unser Landesvater vor 32 Jahren den Thron seiner erlauchten Ahnen bestieg, in Olmüg, weilt während wir diese Zeilen schreiben, der Monarch um nach kurzem Aufenthalte, nämlich morgen schon Alterhöchst seine Reise durch ganz Galizien und über die Bulowina nach Ungarn anzutreten. Wie seither fast immer beiderlei Kaiserreisen sollt es auch diesmal wieder blos um eine militärische Smnslizirung und nicht um irgendeinen weiter tragenden politischen Zweck handeln. Dasselbe wurde offiziell anverkündet, als eine Majestät zulegt in Böhmen und Mähren war, man weiß aber genau wie viel leeres Stroh auf der Mühle der journalistischen Plappermäuler bei diesem Anlage gedroschen wurde, um durchaus politische Konjunkturen aus der militärischen Exkursion des obersten Kriegsherren abzusteiten. Mithin wird man diesmal ebenso wenig wie damals verfehlen dem Könige ganz besondere, tief in das Miejen der Monarchie einschneidende und selbst das Ausland nicht unberührt lassende politische Tendenzen anzudieten, und es nicht an Demonstrationen fehlen lassen um 3. 3. den Monarchen als Beitrüger des Polenthums zu feiern, womit ihm zugleich waffenfeindliche Tendenzen imputirt werden dürften. Wir würden die polnischen Ilusionen mit feinem Worte zerstören, oder auch nur beschädigen wollen, wenn wir nicht befürchten müßten, daß ihre Dämagogen sofort wieder si bemühen werden, die Gemüther in die ertreffte, föderalistische Richtung „hinein zu reiten“ und den Besuch des Landesfürsten gleichsam als Beleg für die Stichhaltigkeit ihrer Aspirationen auszubeuten. Bei den Polen bedarf es ja nur eines Leichten Anstoßes um sie in eine Gasse zu drängen, die von den Gedanken eines Neichszentrums weit abseits liegt. Die meisten ihrer streben ja darnach fi thmlichst rash und gründig von allem Deutschtribum frei zu machen und von der Reichszusammengehörigkeit ihr „noch nicht vers lornes“ Polen loszutrennen. Sie unterfrügen in gleichem Streben die Ezehen und Süboklaven und — gestehen wir e8 ehrlich — an die Partheien der Linken in Ungarn, die ihre mit Oesterreich eingegangene, Che je eher, je lieber nur eine friedliche Trennung von Tusch und Bett geschieden sehen möchten. Was für eine prächtige Gelegenheit also jegt für die Kärner, die mit nationalen Mitt där die Zeitungsspalten fahren, dem harmlosen Stärkung der Reichswehrkraft bauen, den Monarchen, zur Seite zu bleiben und seine Kundgebungen nach ihrer Weise auszubeuten. Wie sehr diese journalistischen Kärner auf dem Stolzwege sind, wenn sie von der Wiederherstellung Polens schwärmen, braucht wohl kaum aufs Neue definirt zu werden. An förderalistisch aufgelöstem Defterreich, das natürlich dann als von Ungarn losgetrennt wäre, müßte ja die Führung der flavischen Stämme den „Ländern der böhmischen Krone“ naturgemäß anheim fallen, denn in ihnen lebt der stärkste Bruchtheil der flavischen Bevölkerung der Monadie. Ein über die Polen gefegtes Brechenreich das wäre der Schlußpunkt des föderalistischen Alfabets hier bei uns, dieseits der Leitha und ob ein solches Mei geneigt wäre, den rufsischen Panflavismus, dem erbittertsten Feinde der Polen entgegen zu treten, das ist eigentlich gar seine Frage mehr, das ist ichon per se eine geharnischte Bereinung, was selbst der optimistische Sohn des weißen Adlers einsehen muß. Damit aber der polnische Chauvinismus, traß der sich Jedermann im ihrem Bande aufdrängenden Beschenken, dennoch gehörig entflammt werden, Lömmt noch „Petti Naplo“ mit dem ungarischen Schreifen und berhauptet unverfroren, man plane zwar weder in Wien noch in Krakau etwas gegen Rußland, bereite sich aber für die Zukunft vor, in welcher das Haupt des Hauses Habsburg und der apostolische König von Ungarn, die polnische Krone feierlich in Krakau empfangen werde. Alo eine Krönung in Galizien, natürlich auch eine in Prag und wenn das sofort geht, so erzählt man und wo von einer bevorstehenden jolernen Baretceufregung Franz Lofef al Schulherr von Jerusalem. Weld’ Hochflug der Phantasie erhigter Zeitungssäreiber ! — Wir sagen es ja: „wenn Könige bauen, haben die Kärner zu hun“. Der nationale Wahnwig kann wahrlich nicht besser gesteigert werden. Diese Leute verpuffen Sonne, Mond und Sterne, um ihr Lieben, den Chbanpiinigmus damit zu verklären. Er ärgert uns als aufrichtige Patrioten wirklich allen Ernstes, daß die eigenen Landesfinder dem Auslande das Beispiel geben, wie die gegenwärtig in unserer Monarchie auf der Oberfläche schwimmenden Volkselemente Ideen huldigen, welche nichts Geringeres bezweden, als die Zerstühlung ud Zerbröd lung des Vaterlandes und die zugleich die tiefste Feindseligkeit gegen Rußland, ja selbst gegen Deutschland athmen. Uns kommt dieß vor als wollten rasende Fanatiker sich vor wilder Luft jubelnd das eigene Fleisch zerreigen. Hoffentlich aber wird das ernste, allem Utopischen abgeneigte Wesen des Monarchen die Polen ein wenig ernüchtern und sie zu einer Haltung bewegen, welche uns alle neuen Beunruhigung und ihnen selbst aber neue Enttäuschungen ersparen wird. Sie, die szehen und selbst die geliebten Herren Brüder jenseits der Leitha mögen Eines nit vergeffen: „Nur Einigkeit macht starr". Österreichs Ungarn ist nicht von lauter so freundlich gesinnten Nachbarn umringt, als sich diese es zu fein den Anschein geben, es gilt viel mehr tapfer seiner Selbständigkeit und Machtstellung, Mann für Mann gegen schädliche Einflüge von außen zu wahren und dazu bedarf es »einem ehrlichen, treuen Testhalten an der Devise unseres Kaiser und Königs : „Mit vereinten Kräften.” E. M. an NER EELTEESTEENTT SEEN einige Waffen durchschritten hatte. Ohne Ziel wankte sie weiter, geraden Weges, als sie plöglich am Donauufer fi befand. Wilde Ifreude erfaßte sie, jegt oder nie, sagte sie si, kann ich meiner felbst [08 werben. It denn nit die ganze Welt ein weites Grab für mich? Was sol denn ich unter den Menschen ? Unwillführlich richtete sich ihre Blid nach Oben und über den Wolfen glaubte sie drei ihr winkende freundliche Gesichter zu sehen und mit dem freudigen Rufe: Mutter! Oskar! Mein Kind! warf sie fig in den Strom. Zwei Tage später fand man ihren Leichnam. Al die Nachricht in den Blättern erschien, erkannte Leg an der Beschreibung die Entwichene und eilte si Gewißheit zu verschaffen. In aller Stille, aber ihres Standes würdig, ließ er sie begraben, die Unglückche, die das Gespenst selbstgeschaffener Gewissenschiffe bis zum Tode verfolgt. Längst ist die Seele zum Schöpfer aufgestiegen, der sie nun abermals zu sich berufen hat. Welt, Mensch, Natur, die hartnädig zu ihrem Kummer schwiegen, sie stimmen an, verschiedenen Grabgesang. Dort stehn sie nun die weisen Splitterrichter und sprechen Recht ob der Geschiedenen, o laft sie ruhn. ne ew’ge weise Richter, hat sie gerufen, ja, sie mußte geben. SERIES tiefe Kundmachung: Die von Kaufleuten und Gewerbetreibenden nach den aus ihrem eigenen Geschäftsbetrieb stammenden Forderungen untereinander oder für andere Personen ausgestellten Nennungen, Auszüge, Preisverzeichnise (Fakturen), u. s. w. unterliegen im Sinne des Punktes 2 der Pot 84 der Gebührenbemessung, einer Stempelgebühr von 5 Kreuzer per Bogen, beziehungsweise wenn die Summe der Forderung geringer als 10 Gulden, einer Gebühr von 1 Kreuzer per Bogen. Die Verabräumung dieser Stempelleistung zieht im Sinne des S. 241 des Gebührenthemas strafweise die Bezahlung des zehnfachen Betrages der Stempelverkürzung nach sich. Nachdem die bei Stempelung der erwähnten Urkunden zum Schaden des Stempelgefälls massenhaft beobagteten Bersäumnisse die strengsten Verfügungen erheifhen, wird kundgemacht, daß die, bei ungestempelten Rechnungen und ähnlichen Urkunden strafiweise festgelegte erhöhte Gebühr von nun ab unter gar seiner Bedingung erlassen oder ermäßigt werden wird. Ueberdies wird erklärt, daß die erwähnte volle Strafe in erster Linie stets dem Empfänger gegenüber wird geltend gemacht werden, wenn nicht bes wiesen wird, daß der Empfänger des Dokumentes die abschwebende Gebührenverkürzung der Finanzbehörde angezeigt hat. Vom Zuge. O Erzbischöfliche Spende. Seine Eminenz der Herr Kardinal und Erzbischof von Kalocda Dr. Ludwig Haynald hat, wie ein dortige Blatt berichtet, für den Wiederaufbau der eingeäscherten Kirche in Sarajewo 2000 fl. gespendet. Veränderungen von Ortsnamen. Das Ministerium des Innern hat gestattet, daß die Gemeinde Windten im Wieselburger Komitate von nun an den Namen Safon führe, ferner hat terfelde angeordnet, daß die durch Hochwasser verwüstete und an anderer Stelle neuangesiedelte Gemeinde Tipa-Halap im Heveser Komitate fortan Lőrincfalpa genannt werde. ON derhöchste Auszeichnungen. Dem f, f. Major des Ruhestandes Karl Kratochwill ist der Adelstand mit dem Ehrenworthe „Edler“ und dem Prädikate „Bensenheim“, dem Wagenmeister der privilegirten Südbahngesellschaft Martin Fell in Wien das silberne Verdienstkreuz mit der Krone, und dem in den bleibenden Nahestand verlegten Postkondukteur, Johann Peterlini in Bozen in Anerkennung seiner vierjährigen, treuen und belebten Dienstleistung das silberne Berdienstkreuz mit der Krone verliehen worden.Militärärztlicher Kurs. Der Budapester Magistrat gibt bekannt, daßs behufs Ergänzung des militärärztlichen Offizierskorps der militärärztliche Kurs für vierzig Aspiranten zum normalmäßigen Termin eröffnet wird ; derselbe beginnt mit 1. November d. %. und dauert bis 30. April 1880. Bewerber, welche den Grad eines Doktor der gesammten Heilkunde erworben haben, höchstens 32 Jahre alt und ledigen Standes sein müssen, haben ihre gehörig instruirten Gesuche bis Ende September beim gemeinsamen Kriegsministerium, und wenn sie dem Militärstande angehören, im vorgeschriebenen Dienstwege einzureihen. Die Aspiranten erhalten ein monatliches PBausdab von 50 fl. und per Monat 30 fl. Quartiergeld im Vorhinein. O Bermehrung der Handelskammern. Die Erbtung einer Handels und Gewerbekammer in Szegedin gehörte ihon vor Jahren zu den Wünschen des dortigen Handels- und Gewerbestandes, und wurde von der Szegediner Kommune bereits vor zwei Jahren eine Eingabe an das Handelsministerium gerichtet, in welcher in Hinweis auf die Bedeutung des Handels und des Gewerbes der Stadt und ihrer Umgebung, die Errichtung einer Handels- und Gewerbekammer angeregt wurde. Wie "Gyorsf." erfährt, beschäftigt man sich gegenwärtig im Handelsministerium mit dem Studium dieser Angelegenheit, und sol Hoffnung vorhanden sein, daß an für Szegedin und Umgebung eine neue Handelskammer freirt wird. Die Stempelung von Rechnungen, Buchauszügen und Frakturen. Das Fön. ungar. Finanzministerium publizirt jüngster Tage im Wintsblatte nacstehende vom 24. August da . Der Dedenburger Comitats-Landwirtschhafts Verein eröffnet heute Mittwoch den 1. September 1880 sein Bureau in Dedenburg : Sz6 henyiplag ro. 20, 2. Stod und wird der Sekretär Herr Josef Emdolpy in den Amtsstunden von 9—12 Uhr Vormittag und von 3—6 Uhr Nachmittag daselbst fungiren. * Der Verklärung - Christi-Markt, der am vorigen Sonntag hier begann, unterscheidet ss nur jeder wenig von allen seinen Vorgängern, seit einer Reihe von Jahren wieder gab es mehr Schaulustige als Käufer und wieder überreichnen die Fieranten betrübt ihre großen Auslagen bei Beschiedung des hiesigen Marktes mit allerlei Waaren, und finden, indem sie den erzielten Gewinn entgegenhalten, daß sie ein fehlechtes Geschäft gemacht haben. Da, wenn nur ein Zehnttheil der Marktbesucher auch zugleich Käufer wäre, dann allenfalls hätten die Liefanten weniger Ursache zur Klage, so aber sind die Duden zwar von vielen Umstehenden umlagert, aber die Börse zieht selten jemand um einen Marktartikel zu erwerben, es ist dennoch immer fein Geld unter den Leuten und die wenigen Auserwählten, welche noch Geld befigen. laufen erst nicht am Markte, sondern beziehen ihren Bedarf aus fashionableren Etablissements. Noch am meisten Abtag war bei den Schustern und Esismenmachern zu finden und auch der Geschirrmarkt wies einen etwas günstigeren Verkehr. Kleider, Konfektion und Kurzwaaren sind in großer Menge vorhanden und wären auch darnach, die Kaufluft anzuregen, allein die eine gute Ernte, welge heuer den Landmann in Ungarn gesegnet hat, reicht so immer nit hin, den erlittenen Ausfall in den vorhergegangenen 3 bis 4 Jahren zu deden und so muß sieder noch immer möglichst einschränken. Am Hornviehmarkte ging es sehr lebendig zu; an die 1048 Stüd schöner Waare wurden aufgetrieben und gingen zu festen Preisen ab, wogegen der Pferdemarkt diesmal minder schön (mit 1360 Stüd) besdhert war. Wirklich Hervorragend schöne Wirthschafte und Luruspferde kamen nur sporadlish vor und mithin konnte sich auch die Kaufluft nicht besonders erwärmen. Zugsverspätung. Der aus Raab laut Fahrordnung um 9 Uhr 54 Minuten Vormittag hier einzutreffen habende Personenzug hat fi gestern nahezu um eine Stunde verspätet. Ebenso ist der legte Zug der Südbahn vorgestern, Montag, statt um 10 Uhr 21 Minuten Nachts, erst nach °,11 hier angelangt. * Marktverlegung. Laut ministerieller Verordnung, wird der nächte Egydimarkt in Güns, statt am 6. September, Montag den 13. September abgehalten. * Herr Dr. jun Andreas Bahn, Redakteur des „Sopron“, eröffnet am heutigen Tage (1. September) seine Advokaturstanglei. Wir wünschen dem jungen, strebsamen Rechtsgelehrten, daß er in seinem neuen Wirkungstreife sich durch zahlreichen Zuspruch der Klienten eine seinen Kenntnissen und seinem Steige entsprechende Stellung gründe. Tagesneuigkeiten. ae Sport. Wieder einige bedeutende Siege, die die ungarischen Pferde im Auslande errungen haben. Der Ajährige Hengst "avaliero" des Grafen Anton Szapäry trug im Badn-Badener Turfe den Präsidialpreis von 3000 Mark in Silber gegen 7 Konkurrenten davon, während der 7jährige „Balvany" Nikolaus v. Blassovic ®’ den Zukunftspreis (10.000 Mark in Silber), den höchsten aller Preise für Zweijährige gewann. „Balvany” trug übrigens schon Endeuni in Hamburg das Kriterium der Zweijährigen (5000 Mark), dann in Hamburg den Preis des Louisen- Rennens davon, und da auf Csapodar" Ernst v. Blaskovics’ den Thüringer 5000-Mark-Preis errang, so sind die größten vier Preise Deutschlands für Zwei-