Oedenburger Zeitung, 1880. Dezember (Jahrgang 13, nr. 144-157)

1880-12-01 / nr. 144

»Es- "—.,­­Mis- Mittwoch-s1.7-s3?ekmb7E-:1880O Organ für Politik, Handel, Indu strie[cie"iatist-INCL inJteking und zeuulag. Yräm­merations-Preise : Kar­koce: Ganzjährig 9 fl., mt “fl. so fl., „Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Ihr Auswärts: Ganzjährig 12 fl Halbjährig, 6 fl., Vier­teljährig 8 fl. Alle für das DBlatt bestimmten Ta mit Ausnahme von Inseraten, EN und Insertions­­gebühren sind, an die Redaction portofrei einzusenden. Ists-«­­xIII. Jahrgang. Motto: „Dem Fortschritt zur Er? — Betrachten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.. .«. »F (vormals „Oedenburger Nachrichten‘“.) flrie und landwirttjschaft dann für sociale Jukereisen überh­aupt Redaktion: Aminifration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 124.­Neugasse Nr. 18, im A. Stock. Einzelne Nummern Toften MED Kreuzer. ·’ BEER EREERTESSEETT REN TIERE­FT Ariane vermitteln: die Herren Hafenstein , Bogler, Wall­­if alle, 10, Wien, Budapest, A. Oppelit, I., Stubenpartei W ien. Heinrich Schalek, I. Singerstrafse 8, Wien. Sufertfions-Gebühr : 5 Tr. für die einspaltige, 10 fr. für­ die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die Sardianienne en­tteile er= elusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. Per ‚Aus dem Parlamente. Budapeft, ;28.: November 1880. Das politische Interesse konzentrit sich momentan nicht in­ den­ Meichstagsverhandlungen, sondern in der neuen Klubsorganisation der gemäßigten Opposition. Daher geht auf die Spezialdebatte über das Budget ziemlich glatt von­statten. Bemerkenswerth war bei Verhand­­lung des Kommunikationsressorts der von­­ Seiten eines Mitgliedes, der äußersten Linken gestellte Antrag auf entschiedene Inangriffnahme der Regulirung der oberen Donau,zwischen Freiburg und Gönyd, da bisher Die­­felde separatistische Anschauung, welche den ganzen Han­­del Ungarns magyarisiren will, auch die Hindernisse der Schifffahrt oberhalb Budapest’8 bestehen lassen wollte, damit nicht zum Schaden der Hauptstadt Un­­garnd, Wien einen größeren kommerziellen Aufschwung nehme. Aus Anlaß der Verhandlung des Ressorts für Acer­­bau­, Gewerbe und Handel mußte er die Negierung gegen sehr sachverständige Angriffe wegen planlosen Vorgehens gegen­ die an in Ungarn an immer zahlreichen Orten auftretende Landesfalamität der Phyllorera vert­eidigen. Bei der­ Bolt-Zentralleitung des Kultus und Unter­­richtsministeriums stellte der Abgeordnete Daniel Jrányi seinen jährligen Antrag auf Beilegung eines Geiäß­­entwurfes­­ über die Einführung der Religionsfreiheit. Aber obwohl er in­ Namen der Ehre der Nation und des guten Mutes, der ungarischen Befeggebung auf ger feglicher Bethätigung der dem ungarischen Wolfe in der That innewohnenden religiösen Toleranz bestand, wehrte sich die in Bezug auf den Ausgang der Neide­­tagswahlen gar sehr vom Wohlwollen des Klerus ab­­hängige, Regierung da auf das energischeste gegen den Antrag, wobei Meinister Trefort stolz ausrief, dar bei der von ihm und dem ganzen Wolfe Ungarns hochge­­haltenen Religionsfreiheit, dieses Land nie Zeuge von Szenen sein werde, wie sie in Frankreich und Deutsch­­land vorkommen, daß aber die Schaffung eines Dies­­bezüglichen allgemeinen Gefeges den Bestand des unga­­rischen Staates zu­ gefährden­ vermöchten und die jeden Landesbewohner anstandelos Freistehende Aufnahme in eine der rezipirten Religioner der­­­eligionsfreiheit vollkommen genüge, und mit 102 gegen 81 Stimmen flog die Majorität sich den Anschauungen des mini­­steriellen Konfraters der p. p. Franziskaner an. Wohl mit Rücksicht auf den nahe bevorstehenden "Hundertjäh­­rigen Jahrestag der Thronbesteigung Kaiser Josef II, der in Ungarn natürlich ebenso wenig gefeiert­ werden darf, wie von­ den Klerikalen in Cisleithanien, befragte sich der Abgeordnete Thaly von der Äußersten Linken, über die V­ernachlässigung des Unterrichts in der un­­garischen Ger­ichte in den unteren Klassen der Ele­­mentarschule, obwohl e 8 geneigen würde, einzig und allein die Geschichte L­eopolds II. zu lernen, um mit Sicherheit jeder Germanisirung zu widerstehen. Uebri­­gens soll das Magyarisirungsprinzip eine ausgiebige Kompensation erhalten, denn der schon so oft an der Schwelle reigstäglicher Beichlußfasfung gestandene Mit­­telschulgefegentwurf soll dem Neihstage nach den Weih­­nachtsferien abermals vorgelegt und wo möglich noch in dieser Session zur Gefegestraft erhoben werden. Natürlich hat diesem­ gegen die Unterrichtsfreiheit der nigtmagyarischen Landesbürger gerichtete Schlag nur den Zweck, die nationalen Ultra’s vor den Wahlen einiger­­maßen mit dem Ministerium Fifa zu­ versühren. E83 sieht beinahe wie ein Triumph gegen die auf morgen angeregte Konstituirung des Klubs der gemäßig­­ten Opposition aus, daß heute die, allerdings im Sinne der Statuten des St. Stefansordens erfolgte Verlei­­hung der Geheimrathswürde an den Ministerpräsidenten publiziert wird. Der neue Klub, an dem sich mit vor­­läufiger Ausnahme des früheren Finanzministers Kolo­­man &zell, des persönlichen Hauptrepräsentanten der Deafistischen Tradition, beinahe alle auf Grundlage des 1867=er Ausgleiches stehenden Abgeordneten, an ihrer Geige Baron Sennyey und der frühere Minister­­präsident Bitte angeschlossen haben, faßt allerdings seine bindenden Beschlüsse, sondern läßt seinen Mitglie­­­­dern freie Hand, ist aber darum umso mehr geeignet, alle Schattirungen der gemäßigten Opposition zu­ einer insbesondere auf die nahe bevorstehende Wahlkampagne fest geeinten Phalanz gegen den Ansturm der äußersten Linken und gegen die voraussichtlich alle bisherigen Di­­mensionen übersteigende Pression des Ministeriums­ zu­­sammenzufassen. PT. Eine Trage des öffentlichen Rechtes behandelt ein Budapester Korrespondent der „Preßb. Big.“ und können wir nicht umhin, diesem Gegenstande ebenfalls unseren geehrten Lesern zur eingehenden Ber­ichtung vorzulegen. Der VI. Gefegartikel vom Jahre 1869­­ verfügt, daß die Handel- und Gewerbekammern aus den nach einem vom M­inisterium für Aderbau, Gewerbe und Handel jährlich zu bestimmenden perzentischen­ Schlüssel der Einkommensteuer der handel- oder gewerbetreiben­­den Personen und Gesellshaften festzustellenden Ge­­bühren ihre Ausgaben zu­­ bestreiten haben. Je nach der Größe und wirthschaftlichen­ Bedeutung der Kam­­merbistritte ist der Schlüssel, nach welchem diese Ge­­bühren ausgeworfen werden, ‚verschieden hoc, indem er von 1—4%, der Einkommensteuer variirte ; diese Un­­gleichheit hat begreiflicher M Weise bei den­ Gebühren» pflin­gen der ungünstiger fituirten Bezirke den Wunsch rege gemacht, er möchte für das ganze Land ein und derselbe Schlüssel festgefegt werden, in einer Höhe, welche der Summe der Anforderungen sämmtlicher Kammern entspricht. Den Kaufleuten und Gewerbe­­treibenden­ der steuerkräftigeren Kammerdistrikte wird dagegen die Berechtigung der Bemuthung, an den So­­rten der Kammern der schwäceren Distrikte mitzus­tragen, bödhft wahrseinlich, nicht einleuchten. Sommer­­hin läßt sich nicht ableugnen, daß sich für­ eine Uni»­fizgirung der­ Gebühren beachtend werthe Momente der Zweckmäßigkeit und sogar der Billigkeit geltend machen lassen können. Kamera Seuilleton. Staffer SIofef II. (Sıruß.) Hofer's Genie zeigte ihm,‘ daß vor Allem die Herrschaft des römischen Stuhles und der katholischen Herarchie beseitigt werden mußte. AmA. Mai 1781 wurden die anspruchsvollen päpst­­lichen Bullen („Unigenitus“ und „In coena Domini“) aus allen Ritualbüchern und Firdligen Sammlungen gestrichen. Bald darauf verfügte Sofer II. die Auf­­hebung der päpstlichen Dispense, der Wekurie, des Bischofseides und der apostolisgen Briefe (Litterae apostolicae), ferner die Einführung des Placet, das erbot der Annahme päpstlicher Aemter und Titel und des Besuches der in Rom befindlichen theologischen Säulen und Anstalten. Sofef II. hob zahlreice Klöster auf — in einem Beitraume von acht Tagen 700 — zog deren Güter ein, bildete aus denselben den Religionsfond und dotirte aus den­ Einkünften der fonfiszirten Kloster­­güter von ihm neu errichtete Humanitäts- und Unter­­richtsanstalten. Auch verließ Zofer zahlreiche, Verordnungen gegen den: „‚Eiriihen Slitterstaat‘‘, gegen Progessionen, Wall­fahrten, Mblapkrämerei, u. s. w. Dabei schwebte ihm aber: immer: nach ‚der­ Gedanke der katholischen Kirche als ‚Staatsliche vor. Damit aber den nichttatho­­lischen Staatsbürgern, Gleiberechtigung­ zu Theil werde, erließ er das berühmte Toleranz- Patent was die Ungarn, bei denen die religiösen Jagen schon längst gejeglich geregelt waren, sehr übel aufnahmen. Am 1. November 1781 hob Josef LII. die Leibeigenschaft und den S­ohndienst der Bauern auf. 1783 kam Papst Pius VI. nach Wien, um Josef II. vom ferneren Fortschreitenn auf der betretenen Bahn abzuhalten. Diese Reife des Oberhauptes der römische katholischen Kirche hatte aber seinen Erfolg. 1783 erwiderte Josef II. den Besuch des Papstes in Rom und erlangte bei dieser Gelegenheit vom dem Oberhaupt der Kirche die Bestimmung zu manchen ir­laffenen Verordnungen. Kosers Plan war, einen staatsgetreuen Klerus zu schaffen und im weiteren Verlaufe sämmt­­liche Briester als Staatsbeamte zu installiren. Iu dies­­em Bestreben stand ihm ebensowohl der berühmte Gottfried van Smwieten, als Fürst Faus­ing (der schon unter Kaiserin Maria Theresia Mini­­ster war) zur Seite. Sofef II. legte den Grund zu einem besseren und gerechteren Steuerfysten, indem er den AdelSngerechten entgegentrat und alte ständische Privilegien beseitigte. Auch schaffte Sofer zeitweilig die Todesstrafe ab und führte dafür die Strafe des Seiffziehens und des Graffenfehrens in Yeffeln ein. Ferner verordnete er die Begrabung der Leichen­waht in Süden in Kalfgruben. — Beide Verordnungen sah er sich genöthigt, bald wieder zurückzunehmen. Auch eine überseeische Unternehmung ist mit des großen Kaisers Namen verknüpft. Zu Ans­­ang ‚der Siebzigers Jahre des vorigen­ Jahrhunderts ‚flatterte die roth-weiß-rothe Kriegsflagge des österreichis­­chen Staates zum ersten Male im Hafen von Fiume. Das Schiff, welches­­diese Flagge trug, führte den­ Namen „Jofef und Theresia“, war­ in London gekauft worden und ging im März 1776 unter Kommando eines Holländers Namens Wilhelm Bolto in­ne, um auf gütlichem Wege Eroberungen auf den Nikobarischen A­nseln zu machen, von allen jenen Ländern im Namen Sr. Majestät des Kai­­sers Sofef II. Befig zu ergreifen, die er von den indi­­gen Fürsten überlassen erhalten sollte. Am 1. April 1778 landete Bolto an jenen fernen Küsten. Aber der Erfolg dieser Expedition entsprach nicht den gehegten Erwartungen und scheiterte vornämlichh an der auf der niedrigsten Stufe der Kultur stehenden, malayischen Einwohnerschaft der Nikobaren. Die erste Theilung Polens , (1772, also zu einer Zeit, wo Sofef I. noch „Mitregent“ war) brachte Oesterreich beträchtligen Gebietszumachl, nämlich­ Galis­zien, Lodomerien und die jegt zu Ungarn gehörende Srafschaft Zips (zusammen 400 SM. mit drei Mil­lionen Einwohnern). 1785 bildete sich gegen Joses II. ein deutscher Fürstenbund, dem auch Friedrich II. von Preußen bei­­trat, weil Kaiser Josef­­ Belgien gegen­ Baiern aus­­laufen wollte Durch diesen Fürstenbund erhielt die Stellung Oesterreichs in Deutschland den erst­en gewaltigen Stoß. Sofef II. führte in seinen Staaten die Prekfrei­­heit ein, und als er sich gezwungen sah, dieselbe wieder zu­ beschränken, regelte er in höchst liberaler Weise die Bücherzensur. v ‘u seiner Äußeren Poltis, sowie in militärischer Hinsicht Hatte Sofer IL entschiedenes Unglückk. Dazu kam noch die Empörung und der Abfall der Nieder­lande, sowie die offene Rebellion der Ungarn, was am 28. Jänner 1790 zur Unterzeichnung jenes merkwürdi­­­­ge ee ee FR­ERIC ER ER ;

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